Читать книгу Heißes Pflaster für Killer: 7 Strand Krimis - Alfred Bekker - Страница 49
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Es war kurz nach Mitternacht, als die Eingangstür des Hotels Parrinder zur Seite flog.
Ein Mann in einem hellgrauen Wollmantel trat ein. Das blauschwarze Haar trug er schulterlang. Es war zu einem Zopf zusammengefasst.
Mit weiten Schritten ging er quer durch das Foyer und zog eine Waffe hervor. Es handelte sich um eine sehr zierliche Maschinenpistole vom Typ Uzi.
Der Portier erstarrte und wollte in eine Schublade greifen, aber die Uzi knatterte bereits los. Ein Dutzend Schüsse ging knapp über den Portier hinweg und zeichnete hinter ihm ein Lochmuster in die Wand.
„Wo ist Eileen?“, fragte er anschließend.
„Ich... ich habe keine Ahnung!“, stotterte der Portier.
„Ich pump dich voll Blei, wenn du mir keine Antwort gibst! Ich lass mich nicht länger hinhalten!“
Ein Mann kam die Freitreppe herunter, die ins Obergeschoss führte. Er trug einen silbergrauen Maßanzug. Die Linke war in der Hosentasche verborgen.
„Jack Mancuso, immer noch der alte Hitzkopf! Was machst du hier für einen Zirkus?“, fragte er. „Zerballerst mir die ganze Einrichtung! Was glaubst du, was das alles kostet!“
Jack drehte sich um und richtete die Uzi auf den Mann im Anzug, eine grauhaarigen Endvierziger mit dünnem Oberlippenbart und einem überlegenen Lächeln.
„Ich habe tagelang versucht, dich zu erreichen, Sonny!“
„Und? Hier bin ich! Was gibt es zu besprechen?“
„Es geht um Eileen!“
„Sie hat sich entschieden, Jack.“
„So?“
„Sie will lieber für mich arbeiten. Da wird sie nämlich nicht so oft verprügelt und kann mehr von ihrem Geld für sich behalten. Außerdem kann ich sie beschützen – im Gegensatz dazu bist du eben ein Loser, Jack!“
Jacks Gesicht lief rot an. Sein Gesicht verzog sich zur Grimasse. Er richtete die Uzi in Kopfhöhe auf sein Gegenüber.
„Was ist los, willst du mal wieder durchdrehen, Jack? Wer einen Sonny Ricone bedroht, sollte sich das gut überleben. Ich habe nämlich viele gute Freunde, die du dann am Hals hättest...“
„Wo ist Eileen?“, wiederholte Jack.
Sonny Ricone grinste schief. „Ich verstehe schon, dass es dich ziemlich anpisst, dass Eileen jetzt bei mir ist. Immerhin hast du ja wohl ausschließlich von dem gelebt, was sie herangeschafft hat.“ Ricone zuckte mit den Schultern. „Dann hättest du halt etwas netter zu ihr sein sollen! Das letzte Mal hast du sie so zugerichtet, dass sie fast nicht mehr einsetzbar gewesen wäre! Glücklicherweise kenne ich einen guten Doc, der so etwas wieder hinkriegt! Aber jetzt hat sie von dir einfach die Nase voll! Akzeptier das und verschwinde.“
„Ich will das aus ihrem eigenen Mund hören!“
„Brad hat dir schon gesagt, dass sie nicht hier ist.“
„Wo finde ich sie, verdammt noch mal?“ Er ließ die MPi erneut losknattern. Die Schüsse fetzten in den Parkettboden, dicht vor Sonny Ricones Füße.
Dieser blieb seelenruhig stehen.
Sein Gesicht gefror zu einer eisigen Maske.
„Keine Ahnung, was du genommen hast und auf welchem Trip du gerade bist, aber der Stoff kann nicht gut gewesen sein, Jack! Eileen ist bei einem Kunden und hat jetzt keine Zeit für dich! Du wirst dich also mit meinen Auskünften zufrieden geben müssen.“
Jack atmete tief durch.
Er hatte sichtlich Mühe, sich unter Kontrolle zu halten. Seine Hand zitterte leicht. Mit dem Finger am Abzug einer Uzi war das nicht ungefährlich.
„Wir können über alles reden, Jack“, versuchte Sonny Ricone ihn zu beschwichtigen.
Schließlich senkte Jack die Waffe.
„Wie gesagt, ich möchte es von Eileen selbst hören!“
„Kannst du, sobald sie zurück ist.“
„Außerdem will ich eine Ablösesumme.“
„Was schwebt dir denn da so vor?“
„Mindestens 50 000 Dollar. Eileen ist ein Klasse-Girl. Sie bringt dir doch im ersten Vierteljahr schon mehr ein!“
„Ich werde darüber nachdenken!“, versprach Sonny Ricone.
Aber das war Jack nicht genug. Er hatte das Gefühl, dass Sonny ihn hereinlegen wollte.
Jack hob den Lauf der Uzi. „So nicht!“
Ein Geräusch, das an ein heftiges Niesen erinnerte, war jetzt von der anderen Seite zu hören. Dreimal kurz hintereinander wurde eine Automatik mit Schalldämpfer abgefeuert.
Jacks Körper zuckte unter den Treffern.
Er sackte in sich zusammen und fiel schwer auf den Boden.
Der Schütze trat aus einer seitlich gelegenen, offen stehenden Tür heraus, durch die es in die Zimmer des Erdgeschosses ging. Er war rothaarig, hatte starke Sommersprossen und trug einen eleganten, kobaltblauen Anzug aus einem fließenden, seideartigen Stoff. Die obersten drei Knöpfe seines Hemdes waren geöffnet. Ein kleines Kreuz aus Rotgold blitzte dort auf. Darüber befand sich ein tätowierter Adler mit gespreizten Schwingen.
„Das wurde aber auch höchste Zeit, Norman“, knurrte Sonny Ricone.
Der Mann, der Norman genannt worden war, grinste und begann damit, den Schalldämpfer abzuschrauben.
Anschließend wog er ihn in der Linken und meinte grinsend: „Ich konnte dieses verdammte Ding nicht finden!“
„Mann, das ist nicht witzig! Ich dachte schon, du tauchst gar nicht mehr auf.“ Sonny Ricone trat auf den am Boden liegenden Mann zu und drehte ihn mit dem Fuß herum.
„Ich habe doch gesagt, dass Jack Mancuso es sich nicht so einfach gefallen lassen wird, dass Eileen zu uns gewechselt ist“, meinte der Portier.
„Wie auch immer!“, presste Sonny Ricone zwischen den Zähnen hindurch. Er wandte sich an Norman. „Sorg dafür, dass dieses Stück Dreck auf Nimmerwiedersehen verschwindet.“
„In Ordnung.“