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Nicht lange und in Webbs Wohnung wimmelte es von Polizisten.

Wir hatten ein Team der SRD angefordert, das jetzt alles genau unter die Lupe nahm. Vielleicht gelang es uns, einen Hinweis zu finden. Ich sah mir das Telefonregister an. Viele Namen waren nicht darin eingetragen. Die meisten waren dienstlich. Sein Revier, Nummern von Kollegen. Billy Webbs schien tatsächlich jemand gewesen zu sein, der kaum private Freundschaften pflegte. Aus welchem Grund auch immer.

Aber eine Eintragung fiel mir auf.

Reverend Paul Maranero.

Ehrlich gesagt hatte ich nicht erwartet, in Webbs jemanden zu finden, der besonders gläubig war. Irgendwie schien mir seine gesamte Lebenseinstellung zu pessimistisch.

Als ich Lew darauf ansprach, meinte dieser: „Den Reverend sollen wir unbedingt befragen. Wäre doch möglich, dass er ihm Dinge anvertraute, über die er sonst mit niemandem gesprochen hätte. Murray, das war ein Mann, der von der Welt tief enttäuscht war. Er kämpfte gegen das Verbrechen und musste mitansehen, wie viele von denen, die er überführt zu haben glaubte, wieder auf freien Fuß kamen. Und er musste miterleben, wie sein Partner ermordet wurde. Zweifellos hat er sich immer wieder nach dem Grund gefragt. Warum? Wie kann so etwas geschehen? Das sind Fragen, die schon manche Leute geradewegs zu einem Prediger geführt haben.“

Ich nickte langsam.

„Vielleicht hast du recht.“

Eine halbe Stunde später erschien dann eine junge Frau in der Wohnungstür. Sie sah ziemlich fassungslos aus, als sie das Chaos sah, das hier herrschte.

Sie hatte schulterlanges, blondes Haar, das ihr in einer offenen Mähne hinunterfiel. Ihre Züge waren feingeschnitten.

Sie trug Jeans, Pullover und eine Jacke. Aber auch dieses eher praktische Outfit konnte ihre gute Figur nicht verbergen. Mit einer fahrigen Geste strich sie sich das Haar zurück und sah mich an, als ich und Lew uns zu ihr umdrehten.

„Wer gibt Ihnen das Recht...“

„Murray Abdul, FBI“, unterbrach ich sie und hielt ihr meinen Dienstausweis hin. Ich deutete auf Lew. „Das ist mein Kollege Special Agent Lew Parker. Sie sind...“

„Catherine Webbs“, sagte sie gereizt. „Und ich wohne hier.“

„Woher kommen Sie jetzt?“

„Wollen Sie mich verhören, Mister Abdul?“

„Es war nur eine Frage, Miss Webbs.“

Sie atmete tief durch und verschränkte die Arme unter der Brust. Die Reisetasche, die sie bei sich gehabt hatte, stand neben ihr auf dem Boden.

„Ich war ein paar Tage verreist“, sagte sie. „Was ist geschehen? Warum...?“ Sie sprach nicht weiter. Ich machte einen Schritt auf sie zu. Und dann versuchte ich ihr in knappen Worten zu sagen, was mit ihrem Bruder geschehen war.

Sie sah mich völlig entgeistert an.

Ihr hübsches Gesicht wurde totenblass dabei.

„Sagen Sie, dass das nicht wahr ist“, flüsterte sie. „Mein Bruder...“ Sie schluckte und schüttelte leicht den Kopf. Ein paar Haarsträhnen fielen ihr in die Augen. Etwas glitzerte auf ihre pfirsichglatten Wange.

Tränen.

Ich fasste sie vorsichtig bei den Schultern. Ihre Augen waren glasig. Ihr Blick leer. Sie wirkte wie unter Schock.

„Das ist nicht wahr“, murmelte sie immer wieder.

Ich führte sie zu einem der Sessel.

Sie ließ sich darin fallen.

Und dann schluchzte sie hemmungslos.

Eine brauchbare Aussage würden wir heute kaum noch von ihr bekommen.

Killerland: Krimi Koffer 10 Krimis auf 1300 Seiten

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