Читать книгу Acht besondere Krimis: Roman-Koffer - Alfred Bekker - Страница 53
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Am nächsten Morgen rief ich in der Praxis von Dr. Dörkheim an. Eine Sprechstundenhilfe säuselte im Sopran ihren Standard-Spruch, und ich stellte mich als Hartmut Werneck vor.
"Ja, bitte, Herr Werneck?"
"Könnten Sie mal nachsehen, ob ich am zweiundzwanzigsten dieses Monats bei Ihnen einen Termin hatte?"
"Das kann ich schon, aber ..."
Ich musste schleunigst meine Süßholzraspelmaschine in Gang bringen, um ihren Einwänden den Wind aus den Segeln zu nehmen, bevor sie sie ausgesprochen hatte.
Und so unterbrach ich sie: "Ja, ich weiß, dass das etwas seltsam klingen muss. Aber, sehen Sie, ich habe an dem Tag etwas Wichtiges verloren, weiß aber nicht mehr genau, wo ich an dem Tag war!"
"Ich verstehe."
"Sie würden mir wirklich sehr helfen!"
Ich hörte sie blättern. "Am zweiundzwanzigsten? Da waren Sie hier. 15.00 Uhr."
"Bis wann?"
"17.00 Uhr."
"Danke. Sie haben mir sehr geholfen."
"Was haben Sie denn verloren?"
"Den Schlüssel für mein Bankschließfach. Aber wenn ich um 17.00 nicht mehr bei Ihnen war, muss ich ihn woanders verloren haben."
"Tut mir leid."
"Sie können ja nichts dafür." Ich hängte ein.
In der Zeit, in der Lammers vermutlich gestorben war, hatte Hartmut auf einer Couch gelegen. Blieb noch der Verdacht, dass er Annette Friedrichs getötet hatte. Dass er zur Tatzeit am Tatort gewesen war, war eine Tatsache, und deshalb sträubte ich mich gegen den Gedanken, dass er nur das Erpressungsopfer, aber nicht der Mörder war.
Es half nichts. Hartmut war mir durch die Lappen gegangen und vermutlich fürs Erste unauffindbar. Leider gab es wohl niemanden, der ihn für mich suchen würde. Diese Spur war tot, solange Hartmut untertauchte − und wahrscheinlich hatte ich ihn so erschreckt, dass es eine ganze Weile dauern würde, ehe er sich wieder hervorwagte. Und falls ich den Super-Pech-Jackpot geknackt hatte, dann pumpte er seinen Vater um ein paar Scheine an und nahm den nächsten Flieger auf die Malediven, ohne dass ich das verhindern konnte. Ich fluchte innerlich.
Ich musste die Sache von einer anderen Seite her angehen, um die losen Enden zusammenzuknüpfen. Viele Wege führen nach Rom. Und einer vielleicht zum Mörder von Annette Friedrichs und Jürgen Lammers.