Читать книгу Killer zwischen Hamburg und Ostfriesland: Krimi Paket 5 Küstenkrimis - Alfred Bekker - Страница 30
Оглавление26
Mit ziemlich gemischten Gefühlen fuhren wir hinaus nach Wandsbek, in die große Schlafstadt Hamburgs. Hier lebten die, die nicht reich genug waren, um bewundert zu werden und nicht arm genug, um Mitleid zu erregen. Statt dessen wurden sie die Zielscheibe des allgemeinen Spotts: Die Mittelschicht.
Der Tod von Mattes und die Fingerabdrücke von Kraemer.
Beides zusammen gab dem Fall eine völlig neue Richtung.
»Für mich sieht das sehr nach einem Feme-Mörder-Komplott aus«, meinte ich und Roy stimmte mir zu.
»Polizisten, die das Gesetz in die eigene Hand nehmen.« Er schüttelte mit grimmigem Gesicht den Kopf. »Außer Misserfolg gibt es nichts, was unserem Ruf so sehr schadet!«
»Das ist leider wahr!«, erwiderte ich.
»Immerhin scheint die Variante mit dem unbekannten Syndikat jetzt vom Tisch zu sein!«
»Ich weiß nicht, ob ich mich wirklich darüber freuen soll«, erwiderte ich. »Im Übrigen scheint der Gegner, mit dem wir es zu tun haben, ebenfalls hervorragend organisiert zu sein...«
Mattes und Kraemer hatten nicht allein und auf eigene Faust gehandelt. Das war uns beiden klar. Es gab zumindest noch einen dritten Mann...
Und die Tatsache, dass sie so außerordentlich gut informiert gewesen waren, sprach eher dafür, dass die Killer, mit denen wir es bislang zu tun gehabt hatten, nur die Spitze eines Eisbergs darstellten.
Die Eigentumswohnung, die Mattes zusammen mit seiner Schwester bewohnte, lag im fünften Stock eines ziemlich anonymen Appartmenthauses, das sicher schon einmal bessere Zeiten gesehen hatte.
Wir klingelten an der Haustür. Aber wir brauchten nicht zu warten, bis uns jemand öffnete. Eine junge Frau kam uns entgegen, als sie gerade das Apartmenthaus verließ. Sie sah uns etwas erstaunt an und Roy hielt ihr den Ausweis hin.
»Das geht schon in Ordnung«, sagte er dazu.
Die junge Frau nickte.
Wir hatten für alle Fälle Mattes Schlüsselbund bei uns, den wir am Tatort an uns genommen hatten.
Allerdings hoffte ich, dass wir Mattes' Schwester Katharina in der Wohnung antreffen würden. Vielleicht konnte sie uns mit ihrer Aussage weiterhelfen.
Wir nahmen den Aufzug.
Dann ging es einen langen, recht kahlen Flur entlang.
Als wir dann vor Mattes' Wohnungstür standen, stockten wir mitten in der Bewegung.
Die Tür stand einen winzigen Spalt breit offen.
»Frau Mattes?«, fragte ich laut. »Frau Katharina Mattes? Hier ist die Kriminalpolizei!«
Keine Antwort.
Mein Instinkt warnte mich.
Und dann hörten wir ein Geräusch. Schnelle, hektische Schritte. Dann herrschte Stille.
»Frau Mattes!«, rief ich noch einmal. »Hier spricht die Kriminalpolizei!«
Lautlos zogen wir unsere Waffen aus den Gürtelholstern.
Ich wechselte einen kurzen Blick mit Roy.
Dieser nickte dann.
Im nächsten Moment holte ich zu einem gewaltigen Fußtritt aus, der die Tür zur Gänze aufspringen ließ.
Mit der Waffe im Anschlag stürmte ich vorwärts, während Roy mich von hinten sicherte. Innerhalb von Sekundenbruchteilen glitt mein Blick durch einen Raum, der die Form eines Halbrunds hatte. Ich sah eine Garderobe, an der ein Mantel hing. Eine etwas hausbacken wirkende Kommode mit einem ultramodernen Telefon darauf. Daneben das Hamburger Telefonbuch, das wie ein riesiger Backstein aussah.
Niemand war zu sehen.
Von diesem halbrunden Empfangsraum aus, führten Türen in die anderen Räume der Wohnung.
Die Tür ganz links stand halb offen.
Licht brannte dort.
Ein schabendes Geräusch drang an mein Ohr, wie von einem über den Boden schlurfenden Schuh.
»Hier ist die Kriminalpolizei! Kommen Sie mit erhobenen Händen heraus!«, rief ich und bekam eine postwendende Antwort in Form eines Geschosses. Es krachte durch die halb geöffnete Tür hindurch und pfiff dicht an meiner Seite vorbei. Irgendwo hinter mir blieb es in der Wand stecken und ließ die Tapete von der Wand herunterblättern.
Mit einem Sprung war ich neben der Tür ganz links und presste mich gegen die Wand. Die nächste Bleiladung krachte derweil durch das dünne Holz der Tür hindurch und riss ein weiteres, beinahe handgroßes Loch hinein.
Dann hörte ich Schritte.
Ich stieß die Tür mit einem Tritt auf.
In dem Raum dahinter herrschte ein einziges Chaos. Es war eine Art Wohnzimmer. Schubladen waren aus den Schränken gerissen und auf den Fußboden entleert worden. In einer Ecke stand ein Schreibtisch, dessen verschließbare Fächer aufgebrochen worden waren. Einer der klobige Sessel war umgestürzt.
Ein kühler Luftzug kam durch das offene Fenster herein.
Niemand schien im Raum zu sein.
Ich durchquerte das Chaos. Aus den Augenwinkel sah ich, dass Roy jetzt an der Tür war.
Ein paar Schritte und ich hatte das Fenster erreicht. Ich blickte hinab. Feuertreppen führten hinunter. Und irgendwie erwartete ich, ein paar hektische, metallisch scheppernde Schritte auf den aus Rosten gefertigten Stufen zu hören.
Aber da war nichts. Ich lauschte in die Nacht. Ein Gemisch aus Straßenlärm und einigen anderen, undefinierbaren Geräuschen drang an mein Ohr. Aber nicht das, was ich erwartete.
Mein Blick ging forschend über den Hinterhof. Dort herrschte schlechte Sicht. Es war ziemlich dunkel. Und in den großen, dunklen Schatten konnte der Kerl, den wir hier auf frischer Tat erwischt hatten, sich sehr wohl verbergen.
Aber ich glaubte nicht daran.
Mein Instinkt sagte mir, dass er so weit noch nicht geflohen sein konnte. Es war unmöglich.
Ich wandte mich kurz zu Roy herum und sagte leise: »Er muss noch auf der Feuertreppe sein. Ich bin mir sicher...«
»Wenn wir ihn kriegen, kann das der Schlüssel zur Lösung dieses Falles sein...«
»Ich weiß. Versuch, mir Feuerschutz zu geben, okay?«
»Okay, Uwe!«