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Am nächsten Morgen sahen Roy und ich nochmal im Polizeirevier vorbei. Wagner stellte uns den Kollegen Christoph Kolberg vor, der mit Dieter Mattes gut bekannt gewesen war.

»Wo können wir uns mit Ihnen ungestört unterhalten?«, fragte ich.

Kolberg zuckte die Schultern. »Warum nicht in der Kantine? Um diese Zeit ist da noch niemand.«

»Meinetwegen.«

Fünf Minuten später saßen wir an den etwas schmucklosen Tischen. Sie waren schon ziemlich angejahrt. Aber das ewig überzogene Budget der Stadt Hamburg würde wohl dafür sorgen, dass sie das nächste Jahrhundert noch erleben würden.

»Schlimme Sache, das mit Dieter«, sagte Kolberg dann. Er zündete eine Filterlose auf eine so routinierte Weise an, dass sie den Kettenraucher verriet.

Dann sah er Roy und mich nacheinander an und stockte mitten in der Bewegung. »Meine Güte, ich hoffe, Sie gehören nicht zu diesen militanten Nichtrauchern! Neuerdings darf ich noch nicht einmal im Büro qualmen. Nichtraucherschutzgesetz nennt sich das! Von der Kantine mal ganz zu schweigen. Darauf steht schon fast die Todesstrafe...« Er lachte heiser und setzte dann mit sehr ernstem Gesicht hinzu: »Ich war schon drei Wochen auf Menthol-Zigaretten umgestiegen, aber jetzt, nach der Sache mit Mattes...« Er atmete tief durch.

»Das hat mich schon ganz schön mitgenommen.«

Ich sagte: »Erzählen Sie uns alles, was Sie über ihn wissen.«

»Meine Güte...«

»Jedes Detail kann wichtig sein.«

Kolberg stützte das Kinn auf die Faust und wirkte sehr nachdenklich. »Um ehrlich zu sein, in letzter Zeit ist unser Kontakt merklich abgekühlt. Früher sind wir auch mal zusammen zum Kegeln gegangen, aber dafür hatte Dieter keine Zeit mehr, seit...«

»Seit was?«, hakte ich nach.

Kolberg blickte auf. »Ich will um keinen Preis das Andenken eines toten Kollegen in den Schmutz ziehen...«

»Das ist schon tief genug drin«, kommentierte Roy.

Und ich gab zu bedenken: »Es geht um Mord, Herr Kolberg.«

»Mord an Leuten, die selbst Mörder waren!«, erwiderte Kolberg.

»Das zu entscheiden steht nur einem Gericht zu - nicht uns!«

»Ja, ja...«

»Außerdem war unter den Opfern auch ein junger Kollege.«

»Hören Sie...«

»Nein, Sie hören mir zu: Ich kann verstehen, dass Ihnen der Tod von Mattes nahegeht. Und ich kann auch die Wut darüber verstehen, dass große Haie mehr oder weniger ungeschoren davonkommen und nur die kleinen Handlanger erwischt und verurteilt werden. Aber es ist Ihre verdammte Pflicht, uns dabei zu helfen, weitere Morde zu verhindern! Denn Mattes handelte kaum auf eigene Faust...«

»Ich habe nicht geglaubt, dass er wirklich ernst macht.«

»Womit?«, fragte ich.

»Damit, das Gesetz in die eigene Hand zu nehmen, wie er manchmal sagte. Ich sagte doch, dass er keine Zeit mehr zum Kegeln hatte.«

»Richtig.«

»Er verbrachte seine freie Zeit mit Aktivitäten für eine seltsame Organisation, die sich KÄMPFER DES LICHTS nennt.«

»Was ist das für eine Organisation?«

»Dieter hat mich einmal zu einer der Veranstaltungen mitgenommen. Da sprach ein ziemlich fundamentalistischer Geistlicher. Er sagte, der Einfluss des Bösen in der Welt sei nur durch massive Gegengewalt einzudämmern. Dem Abschaum dürfe kein Pardon gegeben werden. Wenn meine Hand faul ist, so schlage ich sie ab! So ähnlich habe ich ihn noch im Ohr. Ob das in der Bibel steht, weiß ich nicht. Dieser Geistliche verdammte die Justiz als Steigbügelhalter des Bösen. Es seien nicht die Gesetze Gottes, denen vor den Gerichten zur Geltung verholfen werde!«

»Was hielten Sie davon?«, mischte sich Roy ein.

»Ich bin nur einmal auf einer dieser Veranstaltungen gewesen, dann nie wieder.«

»Wann war das?«

»Vor einem Vierteljahr. Für mich war dieser Pastor ein Spinner, den man nicht weiter zu nehmen braucht. Hier in Hamburg gibt es viele religiöse Richtungen. Wozu sich über so etwas aufregen?« Er verzog das Gesicht.

»Ich habe sogar zehn Euro gespendet. Für Verbrechensopfer und deren Angehörige.«

Jetzt fragte ich: »Wie war der Name dieses Pastors?«

»Ich erinnere mich nicht mehr! Wie gesagt, ich habe das alles nicht für bare Münze genommen, sondern mir nur gedacht: Ein Mann, dem das Schicksal so mitgespielt hat, wie Mattes, der braucht irgendwo etwas Halt. Und wenn er ihn dort bekommt... Warum nicht?«

»Hieß dieser Mann zufällig Paul Pietschmann?«, hakte ich nach.

»Pastor Paul Pietschmann?«

Kolberg sah mich erstaunt an.

Eine Falte bildete sich mitten zwischen seinen Augenbrauen.

Dann nickte er kurz und etwas ruckartig.

»Ja«, murmelte er. »Ich glaube, so war der Name. Doch, ich bin mir jetzt sicher. Er hieß Pietschmann!«

»Noch eine Frage«, forderte ich dann. Ich studierte dabei die Veränderungen in Kolbergs Gesicht haargenau.

Jede Kleinigkeit, jedes Zucken eines Muskels.

»Ja?«

»Haben Sie den Namen Albert Kraemer schon einmal gehört?«

»Sie meinen in Zusammenhang mit Dieter?«

»Natürlich!«

»Da war mal ein Albert... Den Nachnamen weiß ich nicht.«

»Erzählen Sie!«

»Das war auf einer unserer letzten Kegel-Abende. Plötzlich tauchte so ein ziemlich großer Typ auf. Eckiges Gesicht, fast grobschlächtig. Dieter stellte ihn mir als Albert vor. Und dann nahm dieser Albert Dieter kurz zur Seite. Worüber sie redeten, konnte ich nicht verstehen. Aber es schien dringend zu sein. Jedenfalls musste Dieter dann plötzlich weg...«

Killer zwischen Hamburg und Ostfriesland: Krimi Paket 5 Küstenkrimis

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