Читать книгу Mordfenster in Aurich: Tjade Winkels ermittelt 3 - Alfred Bekker - Страница 8

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Tjade Winkels hatte das Gefühl, gerade erst eingeschlafen zu sein, als er von einem langsam vorbeirumpelnden Lastwagen aufgeweckt wurde. Draußen war es noch dunkel.

Als er auf seine Armbanduhr blickte, musste er feststellen, dass es erst zehn Minuten nach sechs war. Winkels setzte sich auf die Bettkante und atmete tief durch. Er wusste aus Erfahrung, dass er jetzt nur schwer wieder einschlafen würde. Er ging ans Fenster und riss es auf. Kalte Luft strömte ein – sie roch nach Schnee.

In den letzten Tagen war zwar keine Flocke vom Himmel gefallen, aber er ahnte, dass sich das bald ändern würde. Winkels sog genüsslich die frische Luft ein, die seine Sinne augenblicklich belebte.

Der Schnee hing bereits drohend in den Wolken, die an der Unterseite etwas dunkler waren, als oben drüber an den ausgefransten Spitzen.

Winkels schloss das Fenster wieder, weil es im Raum jetzt sehr frisch wurde.

Als er sich wieder ins Bett legen wollte, um vielleicht doch noch etwas zu schlafen, bemerkte er, dass der Seiteneingang des gegenüberliegenden Gebäudes langsam geöffnet wurde und eine Gestalt auf die Straße trat.

Winkels hätte die Person gar nicht beachtet, wären da nicht die Ereignisse der vergangenen Nacht gewesen.

Das Gebäude auf der anderen Straßenseite wurde mehr und mehr zu einem Haus der Geheimnisse, und jeder Vorgang, der damit in Verbindung stand, erregte seine Neugier. Die Straßenbeleuchtung war sehr schummrig, deshalb konnte er die Gestalt nicht besonders gut erkennen. Den Bewegungen nach zu urteilen, musste es sich um einen Mann handeln.

Es sah so aus, als würde er sich verstohlen aus dem Haus schleichen. Mehrmals blickte er die Straße rauf und runter. Dann schaute er zu Winkels Fenster empor. Offenbar hatte er den heimlichen Beobachter bemerkt. Er zog sich den Hut tiefer ins Gesicht, steckte beide Hände in die Manteltaschen und entfernte sich mit schnellen Schritten.

Nachdem er aus seinem Blickfeld verschwunden war, legte sich Winkels wieder ins Bett. Einige Minuten dachte er noch über den geheimnisvollen Fremden nach, dann fiel er in einen tiefen Schlaf.

Aufgeregte Stimmen sorgten dafür, dass er bald wieder wach wurde. Sie kamen aus der Hotelhalle. Winkels kletterte schwerfällig aus dem Bett, öffnete die Tür und ging zum Treppenabsatz. Mehrere Menschen hatten sich unten in der Halle versammelt. Einige gehörten ebenfalls zu den Hotelgästen, andere schienen aus der Nachbarschaft zu stammen.

Auch die Stimme des Empfangschefs erkannte Winkels. Langsam stieg er einige Stufen hinab.

„Ist was passiert?“, fragte ein Mann.

„Das kann man wohl sagen“, erwiderte eine Frau. „Im gegenüberliegenden Gebäude hat es einen Mord gegeben.“

„Einen Mord?“, fragte ein anderer Mann überrascht.

„Wer ist denn ermordet worden?“

„Keine Ahnung. Es soll sich wohl um einen der Mieter handeln. Ich habe ...“

Die letzten Worte hörte Winkels gar nicht mehr. Er lief in sein Zimmer, zog sich hastig an, nahm die Leine, hakte sie in Harms Halsband und schloss die Tür hinter sich.

Harm war sofort begeistert dabei, dachte er doch, dass es sich um eine frühe Gassirunde handelte.

Mit dem Lift fuhren er und sein Hund nach unten. In der Hotelhalle herrschte immer noch große Aufregung. Der Empfangschef versuchte, die Leute zu beruhigen, doch es gelang ihm nur unzureichend. Während Winkels das Hotel verließ, sah er die Polizeifahrzeuge, die um die Ecke bogen.

Vor dem gegenüberliegenden Gebäude hatte sich eine große Menschenmenge versammelt. Die Fahrzeuge hielten an. Ein vierter Wagen folgte. In ihm befanden sich die Mitarbeiter der Spurensicherung. Türen wurden geöffnet. Männer und Frauen stiegen aus. Einige trugen Polizeiuniformen, andere Zivilkleidung. Unter ihnen entdeckte Winkels Kriminalhauptkommissar Uwe Dröver.

Die Beamten drängten sich durch die Menschenmenge hindurch und verschwanden im Gebäude. Winkels folgte ihnen. Er gelangte in die Vorhalle. Auch hier standen einige Schaulustige. Winkels nahm seinen Hund auf den Arm. Während er die Treppen nach oben stieg, bereite er sich auf den Anblick einer in ihrem Blut schwimmenden Frau vor.

Oben angekommen sah er mehrere Menschen mit bleichen erschrockenen Gesichtern in einer kleinen Gruppe zusammenstehen. Winkels entdeckte zwei Türen, von denen eine offenstand. Zu seiner Überraschung führte sie zu keiner der beiden Wohnungen, in denen er die nächtlichen Auftritte bemerkt hatte, sondern zu einer nach hinten hinaus liegenden.

Winkels blieb am Eingang stehen und schaute sich um. In einer Ecke sah er Farbtöpfe und Tapetenrollen. In der Mitte des Raums standen mehrere Männer und starrten auf einen am Boden liegenden Menschen. Winkels war überrascht, dass es sich nicht um eine Frau handelte, sondern um den Körper eines großen Mannes. Wie er so mit ausgebreiteten Armen auf dem Rücken lag, machte er den Eindruck eines sinnlos Betrunkenen. Sein Alter betrug dem Anschein nach etwa dreißig bis vierzig Jahre.

Eine Wunde oder ein sonstiges Zeichen von Gewalttätigkeit war nicht sichtbar. Er hatte einen schwarzen Oberlippenbart. Seine Kleidung bestand aus einem weißen Hemd, einer schwarzen Krawatte, einer schwarzen Hose, schwarzen Strümpfen und Lackschuhen.

Die Kleidung war aus feinen Stoffen gearbeitet, aber abgetragen. Die Knöpfe seines Hemdes wirkten jedoch neu, ebenso die goldenen Manschettenknöpfe. Am linken Ärmel befanden sich zwei, am rechten jedoch nur einer. Winkels registrierte dieses Detail, ohne ihm jedoch allzu viel Bedeutung beizumessen.

Ein Arzt untersuchte die Leiche, stellte die Todesursache fest und sprach in sein Diktiergerät. Ein Fotograf schoss Aufnahmen von der Leiche. Die Leute von der Spurensicherung schwärmten aus und untersuchten den Raum auf Fingerabdrücke. All die vielen kleinen Handgriffe wurden getan, die in so einem Fall nötig waren.

„Nun, Doktor Eisinger?“, fragte Dröver. „Was denken Sie?“

„Etwas Genaues kann ich noch nicht sagen“, erwiderte der Arzt, während er sich aufrichtete. „Aber ich bin davon überzeugt, dass er seit mindestens vierundzwanzig Stunden tot ist. Vielleicht auch schon länger.“

„Sind Sie sicher?“

„Nun, wenn ein Mensch stirbt und normale Kleidung trägt, verringert sich die Körpertemperatur in der ersten Stunde um ein Grad“, erklärte der Arzt. „In der darauffolgenden Stunde sind es etwas weniger als ein Grad. Ich habe die Lebertemperatur des Toten gemessen. Also dürfte meine Schätzung relativ genau sein.“

„Na, habe ich es nicht gesagt“, rief ein Mann, der weiße Arbeitskleidung trug. „Ich wusste, dass er nicht heute Nacht gestorben sein konnte. Ja, nicht einmal gestern am Tag.“

Ein kleiner rothaariger Mann löste sich aus der Gruppe der Schaulustigen.

„Aber das ist doch gar nicht möglich“, rief er. „Wo hätte er denn herkommen sollen?“

„Darf ich fragen, wer Sie sind?“, wollte Dröver wissen.

„Mein Name ist Werner Stollberg. Ich bin der Hausbesitzer.“

Dröver holte seinen Ausweis hervor. „Mordkommission.“

Stollberg zuckte unwillkürlich zusammen. „Dass so etwas hier in diesem Haus passieren muss“, jammerte er. „Ich nehme nur die vornehmsten Leute als Mieter auf. Jawohl. Und die werden nun alle ausziehen. Das sollen Sie mal sehen. Das Haus kriegt einen schlechten Ruf. Und das bei der Arbeit, die ich hineingesteckt habe.“

„Wissen Sie, wer der Mann ist?“, fragte Dröver.

„Nein“, antwortete Stollberg. „Das weiß keiner von uns.“

„Wie kam er denn hierher?“

„Keine Ahnung.“

„Was wollen Sie damit sagen?“

„Tja, die Sache ist so: Die Wohnung wird gerade renoviert. Fünf Männer arbeiteten gestern bis fünf Uhr. Als sie fortgingen, haben sie die Tür verschlossen. Sie brachten mir den Schlüssel, den ich sofort in meinen Tresor legte. Heute morgen um acht kamen sie wieder. Ich öffnete den Tresor, holte den Schlüssel heraus und gab ihn dem Mann da.“

Stollberg zeigte auf den Handwerker, bei dem es sich offenbar um die Vorarbeiter handelte.

„Er ging rauf, und ein paar Minuten später hörte ich ein riesiges Geschrei. Gleich darauf kamen die Handwerker und sagten, oben würde ein Toter liegen. Wie der Mann hier reingekommen ist, kann ich mir nicht erklären. Den muss wohl der Teufel gebracht haben. Und nun behauptet der Doktor, der Mann sei schon seit mindestens zwölf Stunden tot.“

Der Arzt nickte, kniete sich wieder neben den Toten und setzte seine Untersuchung fort. Nicht die geringste Kleinigkeit entging seinem scharfen Blick. Sogar die gestopften Stellen an den Strümpfen schienen ihm beachtenswert. Dann drehte er die Leiche vorsichtig um und deutete mit dem Zeigefinger auf einen Blutfleck in der Nierengegend.

In der Mitte des Flecks war ein Loch im Jackett sichtbar. Der Mann war zweifellos ermordet worden, und zwar mit einem spitzen Gegenstand.

„Starb der Mann als Folge einer Auseinandersetzung?“, fragte Dröver nachdenklich.

Der Arzt schüttelte den Kopf.

„Ich glaube nicht. Zumindest kann ich keine Abwehrverletzungen feststellen. Doch festlegen tue ich mich hier jetzt nicht.“

Er deutete ein knappes, aber müde wirkendes Lächeln an und drehte den Toten wieder auf den Rücken.

Dröver hatte sich inzwischen ein Paar Gummihandschuhe übergestreift und untersuchte die Kleidung des Toten. Er entdeckte jedoch keine besonderen Merkmale. In der linken Hosentasche befanden sich sechs Euro und sechsundachtzig Cent in kleinen Münzen, außerdem ein Klappmesser, aber keine Uhr. Eine Brieftasche und ein Personalausweis waren ebenfalls nicht vorhanden. Dröver holte eine kleine Lupe hervor und begann seine Untersuchung noch einmal von Neuem. Ob er irgendetwas Besonderes dabei entdeckte, wusste Winkels nicht.

Der Kommissar behielt sein Wissen für sich. Nachdem er jeden Zentimeter des Fußbodens überprüft hatte, wandte er sich dem Fenster zu und untersuchte es ebenfalls. Dann öffnete er es und blickte auf die Straße hinaus. Nachdem er sich gründlich umgesehen hatte, wandte er sich wieder an den Arzt.

„Wissen Sie inzwischen, woran der Mann gestorben ist?“

„Ja, er starb durch einen Stich in die Nieren mittels eines sehr dünnen Messers. Und er hat keinen Widerstand geleistet. Vermutlich, weil er unter Alkoholeinfluss stand.“

Einige Sekunden herrschte Schweigen.

„Dann ist es also unmöglich, dass sich der Mann die Wunde selbst zugefügt hat?“, meinte Dröver schließlich.

„Das ist vollkommen ausgeschlossen.“

„Vermutlich wurde er während der vorletzten Nacht ermordet und in dem Zeitraum von gestern Abend fünf Uhr bis heute morgen acht Uhr in diese Wohnung gebracht“, fuhr der Kommissar fort und wandte sich an den kleinen rothaarigen Hausbesitzer. „Nun, Herr Stollberg, wie ist es denn möglich, dass der Leichnam hier hereingebracht werden konnte?“

„Keine Ahnung. Sie denken doch wohl nicht etwa, ich hätte es getan?“, rief der Hausbesitzer erregt. „Ich habe diesen Mann nie in meinem Leben gesehen. Und außerdem habe ich ein Alibi. Jawohl, ein Alibi.“

„Regen Sie sich nicht auf, Herr Stollberg. Niemand klagt Sie an. Aber wenn diese Wohnung gestern verschlossen war, wie konnte der Leichnam dann hineinkommen? Das Schloss ist nicht beschädigt. Existiert vielleicht noch ein zweiter Schlüssel?“

„Natürlich. Aber er befindet sich ebenfalls in meinem Tresor.“

„Ist einer von diesen Schlüsseln jemals verlorengegangen?“

„Nein, sie befanden sich immer in meinem Gewahrsam. Und zwar seit Mai letzten Jahres, als die vorhergehenden Mieter ausgezogen waren, bis zu dem Zeitpunkt, als die Maler hier anfingen zu arbeiten. Seitdem haben sie tagsüber den einen Schlüssel behalten und ihn mir wieder zurückgegeben, wenn sie abends fortgingen.“

Dröver wandte sich an den Handwerker. „Sind Sie hier der Vorarbeiter?“

„Ja.“

„Gut. Wurde der Schlüssel jemals vermisst, seitdem Sie ihn benutzen?“

„Nicht, dass ich wüsste. Wir lassen ihn den ganzen Tag über in der Tür stecken und ziehen ihn erst abends ab, wenn wir fortgehen.“

„Dann wäre es also durchaus möglich, dass jemand den Schlüssel genommen und ihn einige Stunden behalten hat, ohne dass Sie es bemerkten?“

„Ja, möglich ist es schon, aber wahrscheinlich ist es nicht. Ich habe niemanden vorbeikommen sehen, solange wir hier arbeiten.“

„Könnte die Leiche auf einem anderen Weg als durch die Wohnungstür hereingebracht worden sein?“

Der Vorarbeiter überlegte einen Moment und schüttelte dann den Kopf. „Also, ich wüsste nicht ...“

„Sie wird ja wohl kaum durch das Fenster hereingeflogen sein“, gab Dröver zu bedenken.

„Vermutlich nicht.“

„Ist es denn möglich, unbemerkt in das Haus hineinzukommen?“

„Die Haustür wird um sieben Uhr geöffnet und um elf Uhr abends geschlossen, antwortete Stollberg. „Nach elf öffnet der Nachtportier den Hausbewohnern die Tür.“

„Verlässt der Portier hin und wieder die Halle?“

„Ja, aber er entfernt sich nie sehr weit von seinem Posten.“

„Dann könnte doch wohl jemand zwischen elf Uhr abends und sieben Uhr morgens unbemerkt das Haus verlassen. Aber es wäre nahezu unmöglich, dass jemand unbemerkt hineinkommt.“

„Ja, ganz recht“, sagte Stollberg. „Das ist auch meine Meinung.“

„Und wie verhält es sich mit der Hintertür?“

„Sie wird um sechs Uhr aufgemacht und um zehn Uhr abends geschlossen.“

„Tagsüber ist die Tür aber unbewacht, nicht wahr?“

„Nun ... Augenblicklich ja. Wir haben am hinteren Eingang ebenfalls einen Aufzug, aber während des Winters, wo das Haus beinahe leer steht, ist dieser nicht in Betrieb.“

„Dann kann also tagsüber jeder das Haus ungesehen durch diesen Eingang betreten oder verlassen.“

„Ja.“

„Nun, Sie sind also sicher, dass der Verstorbene nicht zu den zeitweiligen Hausbewohnern gehörte, dass er nicht bei einer von den anwesenden Mietparteien zu Besuch war?“

„Ganz bestimmt nicht.“

Kommissar Dröver überlegte einen Augenblick. Dann fragte er: „Wie viele Familien wohnen zurzeit in Ihrem Haus?“

„Unsere Mieter sind augenblicklich fast alle abwesend in ihren Sommerhäusern in San Tropez oder Nizza“, antwortete Stollberg mit einer kreisrunden Handbewegung, womit er, wie es schien, alle übrigen von ihm nicht erwähnten Urlaubsorte zusammenfassen wollte.

„Zurzeit sind nur zwei Parteien im Haus.“

„Dürfte ich wohl um die Namen bitten?“

Stollberg zögerte einen Moment, bevor er antwortete. „Nun, da wäre zum einen Herr Tomke Rabener mit seiner Pflegerin, die im ersten Stock rechts wohnen und dann Herr Helmer Otten und seine Frau Fenja. Ihre Wohnung befindet sich im Stockwerk über uns, aber auf der anderen Seite des Gebäudes.“

„Wohnen diese Leute schon lange hier?“

„Herr Rabener ist schon seit fünf Jahren bei uns. Er ist Junggeselle. Herr und Frau Otten sind erst im September letzten Jahres eingezogen. Sie haben vor Kurzem geheiratet.“ Abermals zögerte Stollberg. „Habe ich gehört“, fügte er dann hinzu.

Tjade Winkels runzelte die Stirn. Wenn die Aussage des Mannes stimmte, wer waren dann die beiden Personen, die er in der anderen Wohnung beobachtet hatte? Verschwieg der Hausbesitzer etwas oder wusste er nichts von ihrer Anwesenheit in seinem Haus?

„Sind Sie sicher, dass sonst niemand hier wohnt?“, fragte Dröver.

„Natürlich“, antwortete Stollberg. Doch dann hielt er inne und schien sich an etwas zu erinnern. „Oder ... Nein. Frau Faut ist zwei Nächte hier gewesen. Aber sie will heute früh wieder abreisen.“

Dröver nickte. „Sorgen Sie bitte dafür, dass keiner der Mieter das Haus verlässt, bevor wir nicht mir ihm gesprochen haben. Sagen Sie ihnen, es habe sich ein Unglück ereignet.“

„Aber, Kommissar“, rief Stollberg. Sein Gesicht wurde beinahe so rot wie seine Haare. „Sie wollen doch bestimmt nicht Frau Faut in diese Sache hineinziehen. Sie würde in Ohnmacht fallen und ihre Mutter ...“

„Jeder“, unterbrach ihn Dröver. „Auch Frau Faut.“

„Aber ...“

Widerstrebend ging Stollberg hinaus, um die Mieter zu unterrichten. Als er wieder in der Wohnung erschien, fuhr Dröver mit seinen Fragen fort.

„Wer ist Frau Faut?“

„Frau Nele Faut“, sagte Stollberg in einem Ton, als ob ihm die Unwissenheit des Mannes leid täte, „ist die einzige Tochter von Elisabeth Faut. Sie kam ganz unerwartet am Dienstagabend hier an. Sie hatte den Flug verpasst, wie sie sagte, und ging deshalb in ihre Wohnung, um hier die Nacht zu verbringen.“

„Schlossen Sie Frau Faut die Wohnung auf, oder hatte sie ihren Schlüssel dabei?“

„Ich ließ sie allein.“

„Hatte sie Besuch, während sie hier war?“

„Nein, nicht dass ich wüsste.“

„Kommt es Ihnen nicht sonderbar vor, dass eine an Luxus gewöhnte Frau in eine Wohnung geht, in der sich seit Monaten der Staub angesammelt hat, und dort zwei Nächte verbringt, ohne jemanden zur Hand zu haben, der das Notwendigste für sie erledigt?“

„Zum Essen ging sie aus“, warf Stollberg schnell ein. „Und junge Frauen, besonders die reichen, halten es manchmal für eine spaßige Abwechslung, sich selber zu behelfen.“

„Und sonst befindet sich niemand im Haus?“

„Nein.“

„In Ordnung.“ Dröver wandte sich an einen der Polizisten, die vor der Wohnungstür standen. „Schicken Sie die Leute nacheinander herein.“

Der Mann nickte und verließ die Wohnung.

Mordfenster in Aurich: Tjade Winkels ermittelt 3

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