Читать книгу Kommissar Jörgensen und der Hacker: Hamburg Krimi - Alfred Bekker - Страница 7
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»Verdammt, wohin fährst du denn, Bruno?«, rief die junge Frau. Der Fahrtwind wirbelte ihr blondes Haar ziemlich durcheinander. Sie klammerte sich mit der Rechten an Brunos Rücken, während sich die Linke um den Griff des schmalen Diplomatenkoffers krallte. Der Koffer war zwischen ihr und Bruno eingeklemmt. Er enthielt alles, worauf es ankam.
Hoffentlich ...
Bruno gab ihr keine Antwort. Wahrscheinlich hatte er sie nicht einmal verstanden. Der Fahrtwind und der Verkehrslärm verschluckte alles. Gerade waren sie auf der Nordseite von Hamburg-Mitte gekommen. Die Straße machte eine Art Schleife, bevor sie sich quer durch Hamburg zog.
Bruno nahm die nächste Abfahrt nach Veddel und hielt sich dann in Richtung der Hafenanlagen und Piers. Auf einem Parkplatz bog er ab und brachte die Maschine dann mit einer Vollbremsung zum Stehen. Das Hinterrad der Kawasaki brach leicht aus, aber Bruno hatte die Maschine im Griff.
Das hatte er auf dem Höllenslalom bewiesen, der hinter ihnen lag. An der Ecke Vogeldeichstraße/Rubbertstraße war es wirklich brenzlig gewesen. Bruno war mit geradezu halsbrecherischer Geschwindigkeit zwischen den eingekeilten Fahrzeugen hergefahren. Die junge Frau schauderte noch immer allein bei dem Gedanken.
Sie stieg von der Maschine. Den Koffer behielt sie in der Hand. Die leichte Windjacke, die sie trug, wurde von der Schalldämpfer-Pistole ziemlich ausgebeult. Sie strich sich das Haar einigermaßen glatt.
»Du musst verrückt geworden sein, Bruno!«, stieß sie hervor.
Bruno nahm den Helm vom Kopf.
Er hatte ein kantiges Gesicht mit sehr großporiger Haut. Die Nase sah aus, als wäre sie irgendwann einmal gebrochen worden.
Er sah sie kalt an.
»Was regst du dich so auf, Viola? Bis jetzt ist doch alles glatt gegangen.«
»Glatt gegangen, nennst du das?« Viola atmete tief durch.
Bruno deutete auf den Koffer.
»Ich will hineinsehen!«
Viola zögerte. In der nächsten Sekunde griff Bruno unter seine Lederjacke. Blitzartig riss er einen kurzläufigen Revolver hervor. Die Mündung zeigte auf Violas Stirn. Viola erstarrte.
»Nun mach schon!«, zischte Bruno. »Öffne den Koffer!«
Violas Gesicht blieb regungslos.
»Was soll schon drin sein? Eine Million Dollar in gebrauchten Scheinen natürlich.«
»Ich will es sehen.«
Viola öffnete vorsichtig den Koffer. Bruno starrte auf die Bündel mit Geldnoten. Viola klappte den Koffer wieder zu. Bruno nahm ihn mit der Linken an sich.
»Ich wusste, dass dieser Augenblick irgendwann kommen würde«, meinte er.
»Ich dachte ...«
»... dass wir Partner sind?« Bruno lachte heiser. Er stellte den Koffer auf den Boden.
»Du bist ein Schwein«, sagte Viola.
»Ein anderer wäre wohl kaum der Richtige für diesen Job gewesen.«
Er streckte die Linke aus, während er mit der Rechten weiterhin die Waffe auf Viola richtete. »Gib mir die Automatik, die du unter der Jacke trägst! Ich will kein Risiko eingehen.«
»Was hast du vor, Bruno?«
Er blieb ihr die Antwort schuldig. Zögernd holte sie ihre Waffe unter der Windjacke hervor.
»Mit zwei Fingern!«, mahnte Bruno.
Er trat auf sie zu, näherte sich ihr bis auf einen Schritt. Seine Linke riss ihr dann die Waffe förmlich aus der Hand. Eine Sekunde lang hatte Viola überlegt, sich zu wehren, aber dann entschied sie, dass es zu riskant war. Bruno war ein guter Schütze. Und auf die geringe Entfernung war jeder Schuss, den er abgab tödlich.
Bruno verzog das Gesicht. Er hob die Linke, richtete den Schalldämpfer der Automatik auf Violas Kopf und drückte ab. Die junge Frau taumelte getroffen zurück. Sie zuckte noch einmal und ging dann zu Boden.
Bruno atmete tief durch.
»Sorry, Baby, aber für dich war kein Platz mehr in diesem Spiel«, murmelte er halblaut vor sich hin. Er steckte den kurzläufigen Revolver in die Jackentasche. Dann wischte er mit einem Taschentuch eventuell vorhandene Fingerabdrücke von der Automatik, die er Viola abgenommen hatte.
Bruno trat auf die Tote zu, ging in die Hocke und legte ihr die Waffe in die Hand. Anschließend setzte er die Mündung des Schalldämpfers genau dorthin, wo er Viola getroffen hatte.
Auf der rechten Stirnseite war die Kugel eingeschlagen. Mit dem Finger der Toten zog er den Stecher zurück und drückte ab.
Bis die Cops herausgefunden hatten, dass dies kein Selbstmord gewesen war, würde einige Zeit vergehen.
Bruno drehte die Tote herum. Die Kugel war hinten aus dem Schädel wieder ausgetreten und hatte sich in den weichen Schotter hineingefressen. Bruno grub das Projektil aus und steckte es ein. Dann legte er Viola wieder so hin, wie sie gefallen war.
Er stand auf.
»Tschüss, Kleine! Hat Spaß gemacht, mit dir Geschäfte zu machen!«
Bruno drehte sich herum. Er klemmte sich den Geldkoffer hinten auf seine Kawasaki. Eine Million in gebrauchten Scheinen. Geld, so weiß, wie es niemand hätte waschen können.
Bruno lächelte kalt.
Ausgesorgt, dachte er.