Читать книгу Das unheimliche Horror-Kabinett: Sammelband - Alfred Bekker - Страница 33
27
ОглавлениеDer Butler brachte uns hinaus. An der Tür trafen wir Inspector Rankine und seinen Assistenten.
Rankine sah mich mit angestrengtem Gesicht an.
"Mit Ihnen beiden muss ich auch noch sprechen", sagte er. "Halten Sie sich bitte im Ranby Inn zu meiner Verfügung.“
"Fragen Sie Cornelius, woher die Verwüstungen um das Landhaus herum kommen! Und fragen Sie ihn, was Clyde Ralston hier wollte! Er war hier, Sie können..."
"Schon gut, Mr. Reilly", unterbrach Rankine mich. "Wir sehen uns im Ranby Inn."
Seine Stimme hatte einen deutlich abweisenden Klang.
Ich wusste, dass es keinen Sinn hatte, auch nur noch einziges weiteres Wort zu verlieren.
Eine Wand schien zwischen mir und dem Inspector zu stehen.
"Komm, Reilly!", sagte Tom Brown.
Wir gingen hinaus.
Ich glaubte zu wissen, dass hier der Schlüssel des tödlichen Geheimnisses zu finden war, das Elaine und Clyde Ralston das Leben gekostet hatte.
Und doch gab es nichts, was ich im Augenblick tun konnte.
Der Gedanke daran machte mich halb wahnsinnig.
Wir gingen zu Toms ziemlich ramponiertem Volvo zurück.
Tom Brown setzte sich ans Steuer. Während der Fahrt zog es unangenehm durch die zerstörten Seitenfenster.
Ein steifer Hals - der fehlte mir nach all dem Schlamassel auch wirklich noch!
Als wir den Ranby Inn erreichten, stellte Tom Brown den Wagen unmittelbar vor dem Eingang ab. Der ungepflasterte Parkplatz hatte sichtlich geleert. Offenbar stand den Leuten aus der Umgebung heute nicht der Sinn danach, ein Gasthaus zu besuchen.
Wir stiegen aus.
Dann gingen wir in das Gasthaus. Außer dem Wirt befand sich niemand im Schankraum. Er stand schweigend hinter dem Tresen und musterte uns mit einem Blick, der voller Misstrauen war.
Wir ließen uns von ihm etwas zu Essen machen. Sehr schmackhaft war die Tiefkühlkost nicht, die er für uns in die Pfanne warf. Aber einen Gourmet-Tempel hatte hier auch keiner von uns erwartet. Unser Hunger war im übrigen groß genug, um die Mahlzeit trotz alledem schmackhaft zu finden.
Mein Handy klingelte.
Es war ein Anruf vom Kloster Clairmont.
"Wie geht es?", fragte Bruder Pierre Valjean am anderen Ende der Leitung. Glücklicherweise wartete er meine Antwort gar nicht erst ab, sondern fuhr gleich fort: "Du wolltest etwas über Marcus Cornelius wissen..."
"Richtig!"
"Ich habe tatsächlich etwas über einen Mann dieses Namens gefunden. Es gibt da eine Art Legende, auf die ich bei der Lektüre eines Werkes gestoßen bin, dass der von-Schlichten-Schüler Imanuel Kadaleschy, in dem er sich mit dem Phänomen der Totenerweckung in der Antike beschäftigt..."
"Und?", fragte ich.
"Die Legende stammt aus Cornwall, aber Kadaleschy weist schlüssig nach, dass ihr Ursprung auf der Isle of Wight liegen müsse. Ich will jetzt nicht in Einzelheiten abschweifen, aber..."
"Bruder Valjean!"
"Also gut, Reilly, ich werde es auf den Punkt bringen. Die Legende handelt von einem römischen Legionär des 3. Jahrhunderts, der einen grünlich leuchtenden Stein fand... In diesem Stein wohnte der Dämon Yramkyrr, ein Wesen das lange in diesem Stein eingeschlossen war. Vielleicht Jahrmillionen. Dem Legionär Marcus Cornelius und seiner Geliebten Claudia verlieh dieser Dämons Unsterblichkeit und die Kraft, alles Tote zum Leben zu erwecken. Dafür wurden die beiden zu Dienern dieses Wesens und halfen ihm, den Tag vorzubereiten, an dem es seine Herrschaft über die Welt antreten will."
"Wann soll dieser Tag sein?", fragte ich.
"Imanuel Kadaleschy versuchte, diesen Termin anhand verschiedener astrologischer Gegebenheiten zu berechnen. Da aber die Angaben seines Ausgangsmaterials widersprüchlich waren, kam er zu unterschiedlichen Ergebnissen. Aber einer dieser möglichen Zeitpunkte ist die kommende Nacht..."
Ein kalter Schauder überkam mich.
"Was wird dann geschehen?", fragte ich.
"Alles was tot ist, wird aus den Gräbern gerufen, Yramkyrrs Macht wird immer stärker und schließlich wird es keine Magie mehr geben, die ihn noch aufhalten könnte. Er wird eine Herrschaft des Schreckens und des Todes antreten. So steht es hier geschrieben, Reilly. Kadaleschy will übrigens nachgewiesen haben, dass Marcus Cornelius keineswegs eine Sagengestalt war, sondern mindestens bis ins siebzehnte Jahrhundert hinein gelebt hat... Ich selbst habe übrigens ein paar Berichte aus den zwanziger Jahren in meinem Archiv, in denen es um Fälle von Totenerweckungen geht und in denen dieser Name erwähnt wird..."
Ich atmete tief durch.
Yramkyrrs Herrschaft!
Nach unseren heutigen Erlebnissen konnte ich mir sehr gut vorstellen, was dann geschehen würde. Es war ein Gedanke, der einem das Blut in den Adern gefrieren lassen konnte.
"Aber nun musst du mir auch sagen, was das alles zu bedeuten hat, Reilly! Warum sollte ich über diesen Cornelius Nachforschungen anstellen?"
"Er lebt bis heute", sagte ich. "Ich bin ihm begegnet. Und er verfügt zweifellos über die Kraft, Tote aus den Gräbern zu holen..."
"Mein Gott...", flüsterte Bruder Valjean. "Reilly, hör mir genau zu... Wenn das alles wirklich wahr ist..." Er atmete heftig.
Ich hörte wie sie eine Seite in irgendeinem Buch umschlug.
Papier knisterte. "Es gibt etwas, was du tun musst, um Yramkyrr endgültig zu bannen...."
Es knackte.
Ich hörte nur noch Sprachfetzen.
"Es steht hier... in diesem Buch... Ein Ritual..."
Die Verbindung brach ab.
Von Valjean war nichts mehr zu hören, und im selben Augenblick spürte ich einen Druck hinter meiner Schläfe. Mir schauderte. Es war dieselbe übersinnliche Kraft, die ich auf Cornelius Manor gespürt hatte.
"Was ist los?", fragte Tom Brown.
"Die Verbindung ist weg."
"Der Akku?"
Ich schüttelte den Kopf. "Nein, der würde noch reichen."
Ich stand auf und ging zum Wirt.
"Kann ich mal telefonieren?", fragte ich. Der Wirt sah mich einen Augenblick lang unschlüssig an. "Bitte!", sagte ich dann zur Bekräftigung. "Es ist sehr wichtig, glauben Sie mir!"
Er stellte mir den Apparat auf den Tresen.
Ein altmodisches Gerät mit langer Schnur und einer beinahe schon antik zu nennenden Wählscheibe.
Ich nahm den Hörer ab und wählte die Nummer des Klosters Clairmont in den Pyrenäen. Dann registrierte ich, dass die Leitung tot war.
Der Wirt überprüfte das mit gerunzelter Stirn. "Komisch", meinte er. "Ein Fehler in der Leitung. Tut mir leid."
"Wir werden dann eben irgendwo anders ein Telefon auftreiben", meinte Tom Brown.
Ich schüttelte den Kopf.
"Ich glaube kaum, dass das Sinn hat", murmelte ich.
Es war die Kraft Yramkyrrs, die das bewirkt hatte! Ich wusste es!