Читать книгу Juwelen, Mörder, Tote - Sechs Extra Krimis Juni 2018 - Alfred Bekker, Frank Rehfeld, Karl Plepelits - Страница 26

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Der Schwarzbart hatte seinen Plan wahrgemacht, hatte den Landrover genommen und war damit in die Stadt gefahren, um einzukaufen.

Elsa war nun mit dem schweigsamen Narbigen allein, der jetzt unruhig im Wohnzimmer auf und ab ging. Die Pistole trug er dabei lässig im Hosenbund. Ab und zu blickte er zu ihr hinüber und musterte sie seltsam. Elsa lehnte sich im Sessel zurück und träumte ein wenig vor sich hin.

Sie dachte an ihre erste Begegnung mit Robert und dann an die Szene am Strand, als er ihr geholfen hatte. Dann wanderten ihre Gedanken zu jener ersten, stürmischen Vereinigung mit diesem Mann, die sich genau hier, in diesem Raum abgespielt hatte, nachdem sie vom Swimmigpool gekommen waren. Es fiel ihr noch immer schwer zu glauben, dass derselbe Mann, den sie so voller Zärtlichkeit und Verständnis erlebt hatte, ein eiskalter Killer war. Und auf einmal erschien ihr das Vergangene so unwirklich, wie aus einer anderen Welt. Die ganze Zeit mit Robert, diese wunderbaren, viel zu schnell dahingerauschten Wochen...

Plötzlich wurde sie aus ihren Gedanken gerissen, und dem Narbigen schien es ganz genauso zu gehen. Jemand öffnete die Haustür.

Es war noch nicht allzulange her, dass der Schwarzbart nach Tanger aufgebrochen war. Wenn er jetzt schon wieder zurückkehrte - und wer sonst sollte es sein? - dann war er wirklich schnell. Aber vielleicht hatte er auch Probleme mit dem Landrover gehabt. Seit Robert weg war, war nicht mehr nach Öl und Wasser geschaut worden.

Elsa blickte zu dem Narbigen hinüber. Sie spürte seine Anspannung. Seine behaarte Pranke griff nach der Pistole im Hosenbund. Er zog die Waffe heraus und lud sie mit einer energischen Bewegung durch. Es schien, als wollte er auf Nummer sicher gehen. Er warf Elsa einen kurzen, strengen Blick zu, der ihr soviel sagte, wie: 'Bleib ja sitzen wo du bist!'

Dann machte er zwei Schritte nach vorn zur Wohnzimmertür und blickte den kurzen Flur entlang zur Haustür.

Seiner Körperhaltung sah Elsa an, dass es nicht der Schwarzbart sein konnte, der ihn dort erwartete.

Ein hässliches, kurzes Geräusch ließ sie dann zusammenzucken - und ebenso den Narbigen. Es hatte 'Plop!' gemacht, und Elsa wusste inzwischen nur zu gut, was das bedeutete.

Der Narbige taumelte nach hinten und feuerte dabei seine Waffe ab, so dass es ein zweites Mal 'Plop!' machte. Der Schuss ging in die Decke und riss dort ein kleines Loch. Der Narbige presste einen unterdrückten Schrei über die Lippen, während er schwer zu Boden stürzte. Er keuchte und versuchte, seine Waffe erneut hochzureißen, bevor es abermals 'Plop!' machte. Die erste Kugel hatte den Narbigen in der Brust getroffen, die zweite mitten in der Stirn. Jetzt lag er der Länge nach hingestreckt und mit starren Augen da.

Elsa hörte Schritte im Flur. Schon bevor diese Schritte das Wohnzimmer erreichten, wusste sie, wer gekommen war. Sie erkannte ihn am Gang.

„Robert!“, rief sie.

Robert war an der Tür stehengeblieben. Er warf einen kurzen Blick zu ihr, bevor er sich zunächst einmal dem Toten zuwandte. Elsa sprang auf und kam zu ihm herüber, während er sich über den Narbigen beugte und dessen Taschen durchsuchte. Er fand einen italienischen Pass, blätterte darin und steckte ihn dann ein.

„Ich dachte, du kommst erst morgen“, sagte sie.

„Es sollte eine Überraschung sein!“, meinte Robert sarkastisch. Dabei steckte er seine Waffe ein.

Elsa berührte seine Hand. Sie fühlte sich kalt an. Elsa schmiegte sich an ihn, und er strich ihr mit der Linken über das Haar.

„Ich bin so froh, dass du wieder da bist“, sagte sie, und sie meinte das auch so. Gleichzeitig aber spürte sie ganz deutlich die Kluft, die plötzlich zwischen ihnen lag. Es war eine merkwürdige Fremdheit. Sie hatte ihren Kopf an seine Brust gelegt und fragte sich auf einmal, was sie dort eigentlich machte. Eine sehr stürmische Begrüßung war das nicht gewesen aber das war beiderseitig.

Elsa löste sich von ihm, schluckte, rieb sich die Hände und strich sich die Haare aus dem Gesicht.

Einen Moment nur streifte ihr Blick die starren Augen des Narbigen. Es war eher Zufall, aber Elsa wandte schnell den Kopf und schaute woandershin.

„Ich bin froh, dass dir nichts passiert ist“, sagte sie - und zwar in erster Linie, weil sie das Gefühl hatte, jetzt irgend etwas sagen zu müssen.

Roberts Blick blieb an ihr haften.

Elsa fühlte diesen Blick fast körperlich und erwiderte ihn schließlich.

„Woran hast du gemerkt, dass hier etwas nicht stimmt?“, fragte sie.

„Ich wusste es nicht“, erwiderte er.

„Aber, wenn du es nicht gewusst hast...“

„Ich habe es eher geahnt. Ich weiß nicht, vielleicht war es irgend etwas an der Geräuschkulisse beim Telefonanruf gestern, was nicht stimmte. Vielleicht auch, weil du so verändert wirktest.“

„Wenn ich dich gewarnt hätte, hätten sie mich erschossen“, sagte Elsa. Und dann berichtete sie in knappen Worten, was sich zugetragen hatte. Sie hatte Mühe, die Tränen zurückzuhalten.

Mit regungslosem, aber aufmerksamen Gesicht hörte Robert ihr zu.

„Sie sind zu zweit“, sagte Elsa. „Der andere ist in die Stadt gefahren, um einzukaufen. Allzulange kann es nicht mehr dauern, bis er zurückkehrt...“

Robert nickte.

„Gut“, murmelte er.

„Was sollen wir machen?“, fragte Elsa. Sie überlegte. Dann meinte sie: „Du bist mit einem Taxi gekommen, nicht wahr?“

„Ja.

„Aber in der Garage steht Aziz' Wagen. Sie haben ihn erschossen, weißt du?“

„Nein, das wusste ich nicht.“

„Seine Frau auch und auch den Mann, mit dem sie gekommen war, um sich nach Aziz zu erkundigen, nachdem er die Nacht über nicht nach Hause gekommen war.“ Sie schluckte. „Sie hätten mich auch erschossen, wenn ich meine Rolle als Lockvogel zu Ende gespielt hätte, nicht wahr?“

„Das ist zu vermuten!“

„Lass uns von hier verschwinden, Robert! So schnell es geht! Ich bitte dich!“

Um Roberts Mund zuckte es. Er schüttelte den Kopf.

„Nein“, sagte er. „So geht das nicht!“

„Aber der Zweite wird zurückkommen! Und er wird dich nach wie vor töten wollen! Und mich wahrscheinlich auch!“

Robert machte eine unbestimmte Geste.

„Wahrscheinlich hast du recht!“, sagte er. „Aber davonzulaufen hat in dieser Situation keinen Sinn. Ich werde hier auf ihn warten.“

„Und dann?“, fragte Elsa.

Er bedachte sie mit einem verständnislosen Blick. Seine Augen hatten sich ein wenig verengt, und Elsa empfand wieder dieses seltsame Gefühl der Fremdheit.

„Was soll das heißen - 'Und dann?'“ fragte Robert zurück.

„Was wirst du tun, wenn er zurückkehrt?“

„Ihn erschießen. Was sonst?“

„Robert, gibt es denn keine andere Lösung?“

Er zuckte mit den Schultern.

„Sag mir eine! Meinst du vielleicht, es wäre besonders intelligent, zur Polizei zu gehen und denen dieses Haus voller Leichen zu präsentieren?“ Er schüttelte den Kopf. „Ich habe keinen Vetter bei der hiesigen Justiz! Außerdem wird dieser Bluthund nicht aufgeben! Er wird versuchen, mich zur Strecke zu bringen. Der Kerl hat es geschafft, mich hier aufzutreiben. Er wird es auch an jedem anderen Ort irgendwann schaffen.“ Robert schüttelte den Kopf. „Nein“, murmelte er. „Es ist das Beste, wenn ich die Sache hier und jetzt zu Ende bringe!“ Er zuckte mit den Schultern. „Zumindest zu einem vorläufigen Ende!“

Elsa taumelte ein paar Schritte zurück und ließ sich auf die Couch fallen.

Robert ging unterdessen in die Küche und holte sich eine Flasche Mineralwasser aus dem Kühlschrank. Er nahm kein Glas, sondern trank gleich aus der Flasche und schloss dabei die Augen.

Elsa sagte: „Es macht dir nichts aus, nicht wahr?“

Es war eher eine Feststellung, als eine wirkliche Frage. Und ihr Ton war sehr ernst.

Er nahm noch einen tiefen Schluck und setzte die Flasche dann auf dem flachen Wohnzimmertisch ab.

„Was?“, fragte er. „Was scheint mir nichts auszumachen?“

„Einen Menschen umzubringen!“

„Willst du mir jetzt eine Predigt halten, Elsa?“

„Nein. Auf diesen Gedanken käme ich nicht. Ich bin kein kein Pastor.“ Und dann, nach einer kurzen Pause setzte sie hinzu: „Ich bin nicht dein Vater!“

Robert atmete tief durch.

„Wenn ich am Leben bleiben will, muss ich ihn umbringen. So einfach ist das.“

„Ich weiß das, Robert!“

„Auch wenn es in deinen Augen hart klingt, so ist es nun einmal. Du brauchst kein Mitleid mit diesen Leuten zu haben. Sie hätten auch keines mit dir gehabt!“

Plötzlich schien es Elsa, als würde Robert sie mit seinem Blick förmlich durchbohren. Verzweifelt schien er in ihren Zügen lesen wollen. Sie erwiderte den Blick, fürchtete aber insgeheim, dass er bei seinem Bemühen, in ihr zu lesen, Erfolg haben könnte.

„Was haben dir diese Kerle über mich erzählt?“, fragte er kühl.

„Einiges“, flüsterte sie. Nachdem sie sich dann geräuspert hatte, setzte sie hinzu: „Und das meiste hat mir nicht gefallen!“

Er lächelte schwach.

„Du bist eine schnelle und harte Richterin“, murmelte er. „Du hast den Stab über mich gebrochen, ohne mich anzuhören.“

Elsa vermied es, ihn direkt anzusehen.

„Sie haben gesagt, du seist ein Killer!“, sagte sie. „Ein Mann, der für Geld Mordaufträge ausführt!“

„So, haben sie das gesagt“, meinte Robert gedehnt. „Und du glaubst ihnen...“

„Ich weiß nicht, was ich noch glauben soll, Robert!“ Sie deutete mit der Hand auf den Narbigen, wobei sie es vermied, die Leiche anzusehen. „Kennst du ihn?“

„Ich habe ihn nie zuvor gesehen.“

„Aber seine Auftraggeber, die kennst du, nicht wahr, Robert? Die Leute, denen der Geldkoffer gehörte, den du dem toten Kurier abgenommen hast!“

„So“, murmelte Robert. „Das haben sie dir also auch erzählt...“

Elsa nickte.

„Ja.“ Und nach einer kurzen Pause setzte sie noch hinzu: „Ist das alles wahr, Robert?“ Es war keine wirkliche Frage, sondern nur ein letzter Rest von Hoffnung. Zumindest die Hoffnung auf eine einleuchtende Entschuldigung.

Robert schwieg und wandte sich ab. Er ging ein paar Schritte hin und her. Er schien nachdenken zu müssen, blieb aber völlig ruhig.

Elsa hatte so sehr gehofft, dass es nur Lügen waren, und er alles widerlegen würde. Sie fühlte ihre Hände sie waren schweißnass.

„Wie viele waren es, Robert? Fünf, zehn, ein Dutzend?“

„Hör auf, Elsa!“

„Hast du etwa schon aufgehört, die Toten zu zählen, Robert?“

„Ich sagte: Hör auf!“

„Wer war es diesmal - in Madrid, in Paris oder wo immer du auch sonst gewesen sein magst!“

„Es war ein Schweinehund“, sagte Robert. „Nicht besser als der dort!“ Und dabei deutete er auf die Leiche des Narbigen.

Das Geräusch eines Wagens ließ sie beide erstarren.

Es war der Landrover. Der Schwarzbart kehrte zurück.

Elsa verharrte bewegungslos, während Robert in den Flur ging. Die Haustür öffnete sich. Der Schwarzbart schien nicht die geringste Ahnung zu haben, was ihn jetzt erwartete - und Robert ließ ihm nicht den Hauch einer Chance.

Er feuerte sofort. Dreimal drückte er ab.

Die Kugeln trafen den Schwarzbart in der Bauchgegend und ließen ihn zusammenklappen wie ein Taschenmesser. Mit schmerzverzerrtem Gesicht und weit aufgerissenen Augen ging er zu Boden. Er hatte noch nicht einmal Zeit dazu gehabt, seine Waffe herauszuziehen.

Robert trat etwas heran und sah zu ihm hinunter. Der Schwarzbart lag zusammengekrümmt am Boden, aber er regte sich noch.

Seine Hand versuchte zitternd, nach hinten zu greifen, wo der Griff seiner Pistole aus dem Hosenbund ragte.

Er hätte es wahrscheinlich ohnehin nie geschafft, nicht einmal, wenn er einen ganzen Tag Zeit gehabt hätte. Robert ließ ihm gerade fünf Sekunden.

Unterdessen war Elsa ebenfalls in den Flur gekommen, und so sah sie gerade noch, wie Robert dem am Boden Liegenden einen Kopfschuss verpasste. Es sah sehr hässlich aus und sie wandte sich ab.

Mein Gott!, dachte sie. Ein Haus voller Leichen. Immer wieder hämmerte es in ihrem Kopf. Dieser eine Gedanke: Ein Haus voller Leichen!

Ihr Mund stand weit offen. Sie schüttelte stumm den Kopf. Sie wollte etwas sagen, aber sie konnte es nicht. Sie brachte einfach keinen Laut heraus. Kurz begegnete sie Roberts Blick, der sie kühl musterte. Er schien ihre Reaktion mit Befremden zu registrieren. Dann wandte Elsa sich um und lief die Treppe hinauf. Sie bewegte sich wie automatisch und gleichzeitig hatte sie furchtbare Angst.

Sie ging ins Schlafzimmer, holte ihre Tasche aus dem Schrank und begann dann, ihre Sachen zu packen. Den Pass und und ihr Portemonnaie steckte sie sich in die Gesäßtaschen ihrer Jeans.

Nur das Nötigste raffte sie zusammen. Dann zog sie den Reißverschluss ihrer Reisetasche zu.

Ihre Hand legte sich um den Griff, sie machte einen Schritt nach vorn. Als sie aufblickte, sah sie Robert in der Tür stehen. Sie erstarrte und schluckte.

„Was hast du vor?“, fragte er, obwohl es offensichtlich war.

„Ich kann so nicht weitermachen“, erklärte sie. „Ich kann einfach nicht.“

„Was willst du jetzt tun, Elsa?“

„Ich werde das nächste Schiff nach Algeciras nehmen.“

„...und dann nach Hause fahren und so tun, als wäre nichts gewesen?“

„Warum nicht? Hier werde ich jedenfalls nicht bleiben!“

Sie sah seine Hand zur Seite gleiten, und dann umfassten seine Finger den Griff der Pistole.

Sein Gesicht wirkte bewegungslos.

„Robert...“, flüsterte sie. „Du willst doch nicht etwa...?“

„Ich fürchte, ich habe keine andere Wahl, Elsa.“

„Keine andere Wahl?“

„Ja. Du weißt zu viel über mich.“

„Ich...Ich würde niemandem etwas sagen!“

„Das sagst du jetzt - aus Angst. Aber woher weiß ich, dass du in zwei Wochen, in einem Jahr, in zehn Jahren noch genauso darüber denkst?“

Er kam näher, Elsa wich zurück, bis sie in ihren Kniekehlen die Bettkante spürte.

„Robert! Ich dachte...“

„Ja?“

„Ich dachte, wir hätten uns geliebt!“

„Die Situation hat sich geändert, Elsa. Daran kann ich nicht vorbeigehen!“

„Es macht dir nichts aus, mich nun zu erschießen?“

„Wer sagt, dass es mir nichts ausmacht?“

„Es scheint so.“

„Es ist notwendig, das ist alles.“ Er zuckte mit den Schultern. „Es tut mir leid. Wirklich.“

„Sehr tröstlich für mich!“, zischte Elsa bitter.

„Ich sage das nicht nur so, ich meine es auch! Wir waren ein schönes Paar. Wahrscheinlich wäre es besser gewesen, wenn ich mich gar nicht erst darauf eingelassen hätte. Es ist also gewissermaßen mein Fehler gewesen, das gebe ich zu. So etwas wie mit dir, das passt nicht zu dem Job, den ich mache... Aber du hast mich eben so verzaubert. Ich konnte nichts dagegen machen.“

Er hob die Waffe, und Elsa schluckte. Sie erwartete jeden Moment, dass es 'Plop!' machte und ihr ein Projektil in den Körper fuhr, um sie zu zerreißen.

Sie schluckte.

Dann sah sie aus den Augenwinkeln die Vase auf dem Nachttisch. Es war ein plötzlicher Entschluss, eine Handlung, die aus der Verzweiflung kam. Sie bückte sich und griff nach der Vase, während Robert annähernd im selben Moment seine Waffe abfeuerte.

Das Geschoss pfiff über sie hinweg und ging in die Wand, während sie die Vase mit voller Wucht Robert entgegenschleuderte. Ein zweiter Schuss löste sich aus der Pistole, aber der war kaum noch gezielt, denn Robert musste gleichzeitig die Vase abwehren, die ihn sonst am Kopf getroffen hätte.

Es war kaum mehr als eine Sekunde, die Elsa dadurch gewonnen hatte, aber die nutzte sie, indem sie sich mit ihrem ganzen Gewicht nach vorne warf und Robert so zu Fall brachte.

Sie hörte ihn fluchen und zu Boden gehen, während sie schon wieder hoch war und aus dem Schlafzimmer lief. Eine Kugel pfiff ihr hinterher.

Sie stolperte die Treppe hinunter und war einen Augenblick später bei der Haustür, die offen stand. Elsa sah die Leiche des Schwarzbarts. Aus dem Hosenbund des Toten ragte ein Pistolengriff.

Nur wenige Augenblicke hatte sie, um sich zu entscheiden. Gleich würde Robert die Treppe hinunterkommen. Sie hatte keine Chance, schnell genug den Land Rover zu erreichen, ihn zu starten und zu verschwinden.

Selbst dann nicht, wenn die Schlüssel noch steckten und sie sie nicht in den Taschen des Schwarzbarts suchen musste.

Sie legte ihre Finger um den Pistolengriff und holte die Waffe heraus. Sie wusste nicht viel über Waffen. Wenn man es genau nahm, fast gar nichts. Als kleines Mädchen hatte sie bei Bekannten einmal mit einem Luftgewehr auf Blechbüchsen geschossen, aber das war auch schon alles.

Sie fühlte mit der Fingerkuppe den kleinen Hebel an der Seite der Pistole. Eine Schusswaffe muss entsichert werden, das war ihr aus Kriminalfilmen bekannt. Und dies musste der richtige Hebel dafür sein und so legte sie ihn um.

Eine Sekunde später blickte sie in Roberts Gesicht, der die Treppe herunterkam, seine Waffe in der Hand.

Elsa zögerte keinen Moment, denn sie wusste, dass sie nur diese eine Chance bekommen würde. Und vielleicht würde auch die ihr nicht mehr helfen können. Sie drückte ab und feuerte einen Schuss nach dem anderen, wobei sie kaum bewusst zielte, sondern die Waffe einfach nur in die Richtung hielt, aus der Robert kam.

Damit hatte er nicht gerechnet.

Er sackte getroffen in sich zusammen und rutschte die Treppe hinunter. Elsa ließ die Waffe fallen, als sie sah, was sie bewirkt hatte. Robert blickte sie mit starren Augen an.

Er war tot.

Juwelen, Mörder, Tote - Sechs Extra Krimis Juni 2018

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