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VII

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„Kommen sie mit oder wollen sie hier weiter die Stellung halten?“ hatte Mavis den Admiral gefragt, nachdem sie wieder zurück in den Höhlen neben der Kamarulu waren. Lobos hatte ihn zunächst unschlüssig angeschaut, doch Mavis grinste nur kurz und sagte. „Na kommen sie mal ruhig mit! Ein bisschen Abwechslung wird ihnen guttun. Und außerdem sind wir ihnen ja auch noch unsere Geschichte schuldig!“

Ihre Geschichte?“

„Ja!“ Vilo neben ihnen lachte heiser auf. „Wir waren hier nicht gerade auf einer beschaulichen Fahrt durchs Land, als uns das Flugboot unterm Arsch wegexplodiert ist!“

„Das weiß ich doch!“ raunte Lobos gereizt.

Vilo nickte. „Aber den Grund, warum wir nach Kimuri wollten und warum unsere Freunde dort gefangen gehalten werden, den kennen sie noch nicht!“

„Hm!“ brummte der Admiral. „Ist der denn wirklich wichtig?“

„Oh ja!“ rief Mavis und lachte ebenfalls auf. „Und wie!“

Lobos brummte nochmals mit verzogenen Mundwinkeln, dann nickte er. „Aber nicht, weil ich neugierig bin!“

Mavis schaute Vilo mit hochgezogenen Augenbrauen und einem Lächeln an, dann zuckte er in den Schultern. „Sondern?“ Er blickte den Admiral an.

„Weil mir bei dem Gedanken, dass ein Angehöriger unserer Truppen seine Macht missbraucht und förmlich Amok läuft, echt die Galle hochkommt!“

Damit schien Mavis zufrieden, denn er nickte nur und ging dann davon. Der Grund war, dass er Melia ausgemacht hatte. Sie bog gerade um eine Ecke und war rund zehn Meter von ihm entfernt. Sie ging langsam, irgendwie geduckt und hatte ihren Kopf gesenkt, als würde sie nachdenken. Mavis verspürte keinen sehnlicheren Wunsch, als ihr zu folgen. Irgendetwas stimmte nicht mit ihr und er musste wissen, was es war, bevor sie zu ihrer Mission zur Befreiung ihrer Freunde aufbrachen.

Doch er hatte kaum mehr als zwei Schritte getan, als sich ihm Pater Matu in den Weg stellte. „Auf ein Wort!?“ sagte der Geistliche.

Mavis wusste, er durfte seine eigenen Belange nicht über die der Sache stellen. Dazu hatten sie bisher schon viel zu viel investiert und davon hing auch einfach viel zu viel ab. Also nickte er widerwillig.

Matu zog ihn an den Rand des Stollens. Während er sprach, schaute Mavis dennoch immer wieder in die Richtung, in die Melia verschwunden war. „Wenn sie sich auf den Weg machen, um die anderen zu retten, würde ich gern mit dem Jungen…!“ Der Pater nickte an Mavis vorbei und erst jetzt fiel ihm auf, dass Chalek neben ihnen stand. Als der Junge Mavis ansah, lächelte er und nickte. „...hierbleiben und weiter versuchen zu verstehen, was es mit ihm und all dem überhaupt auf sich hat!“

Mavis hörte ihm nicht hundertprozentig zu, doch verstand er die Beweggründe des Priesters und fand sie logisch und gut. Entsprechend nickte er. „Ja! Tun sie, was nötig ist, um aus Shamos Worten am Ende Taten folgen zu lassen!“

Matu war zufrieden. „Das werde ich!“

„Passen sie gut auf den Jungen auf!“ sagte Mavis. „Er ist wahrscheinlich das kostbarste Gut, das wir noch haben!“

„Ich weiß!“

„Und haben sie...!“ Mavis Blick wurde ein wenig traurig. „...bitte auch ein Auge auf Melia!“

„Sie kommt nicht mit ihnen?“ Matu war erstaunt.

„Sie würde wohl bestimmt wollen, aber…!“ Mavis atmete einmal tief durch. „Der Junge wird nicht hierbleiben wollen, wenn sie mit mir geht!“ Er drehte sich zu Chalek und sah ihn mit großen Augen an. „Oder?“

Der Junge lächelte und schüttelte den Kopf.

„Dachte ich es mir doch!“ Mavis nickte mit verzogenen Mundwinkeln und drehte sich zurück zu Matu. „Also nutzen sie ihre Zeit, bis wir zurück sind!“

Es schien zwar so, als wäre er ein wenig traurig darüber, dass Melia jetzt nicht mit ihm kommen würde, doch das stimmte nicht. Eigentlich war er sogar froh darüber, denn er wollte sie nicht schon wieder in einer gefährlichen Situation sehen. Bei sich haben: Ja, am liebsten jetzt und für alle Zeiten. Aber nicht schon wieder in Gefahr. Sie brauchte vielleicht, vielleicht sogar ganz sicher, Ruhe, um alles, was in den letzten beiden Tagen geschehen war, zu verarbeiten. Diese Ruhe wollte er ihr gönnen und ihre Rettungsaktion bot dafür genau den richtigen Anlass. Allerdings hieß das nicht, dass er gehen würde, ohne mit ihr zu reden. Er wollte es, er musste es und deshalb würde er jetzt zu ihr gehen, komme, was da wolle.

„Mavis!“ Er hatte dieses Mal nicht einmal einen halben Schritt machen können, als Vilo neben ihm erschien.

„Was?“ raunte er.

„Du musst mitkommen!“

Er schaute seinen Freund mit finsterer Miene an. „Ich habe jetzt aber keine Zeit!“

„Was?“ Vilo zog die Augenbrauen zusammen. „Was soll das heißen? Wir müssen los, verdammt!“

„Jetzt schon?“

Vilo nickte. „Wir holen uns was aus Lobos Waffenfundus und dann müssen wir raus aus den Höhlen, rauf in die Ebene und Richtung Westen marschieren!“

„Ja, schon gut!“ Mavis nickte säuerlich. „Ich brauche…!“ Er wog mit einem gequälten Gesichtsausdruck den Kopf hin und her. „…zehn Minuten!“

Doch Vilo schüttelte den Kopf. „Wenn Narrix deine Story gefressen hat, ist womöglich schon jetzt ein Flugboot zu uns unterwegs. Und dann dauert es keine halbe Stunde, bis es hier ist!“ Vilo hatte die Augenbrauen hochgezogen und schaute Mavis direkt an. „Je näher wir dann noch den Wasserfällen und der Kamarulu sind, desto größer ist das Risiko, dass man sie entdeckt!“ Er schürzte die Lippen. „Und das willst du wohl nicht, oder?“

Mavis wusste, dass sein Freund Recht hatte, doch schmerzte die Konsequenz daraus sehr. Und so nickte er auch nur zögerlich und widerwillig. „Ich komme ja schon!“ Seine Stimme klang kraftlos.

Vilo nickte zufrieden, doch als er sich herumdrehte und einige Schritte mit Mavis in Richtung Lobos ging, der bereits ungeduldig auf sie wartete, verdunkelte sich sein Gesicht und er blickte immer wieder verstohlen zu Kaleena, die mit Leira und Jovis zusammenstand und an der sie in wenigen Augenblicken vorbeikommen würden. Seine Frau blickte ihn auch schon mit großen Augen und irgendwie erwartungsvoll an. Das versetzte ihm einen Stich in den Magen, denn ihm stand noch eine heikle Angelegenheit bevor, da er wieder versuchen würde, Kaleena davon zu überzeugen, nicht mitzukommen.

Leira hatte sie darauf aufmerksam gemacht und Kaleena hatte sich selbst eingestehen müssen, dass sie keinen Gedanken darauf verschwendet hatte. Das verursachte bei ihr ein schlechtes Gewissen. Doch sie konnte dem Bärenwesen nur Recht geben. Sie brauchte Melia nur anzusehen – und sei es nur aus der Entfernung von einigen Metern – und sie wusste, dass in der Tat mit ihr etwas nicht stimmte. Und das konnte nur wieder mit Mavis zusammenhängen.

Damals, vor sieben Jahren, waren sie und Melia sehr gute Freundinnen gewesen. Mit Ausbruch des Krieges hatten sie sich aus den Augen verloren und eigentlich nur durch einen echten Zufall vor zwei Tagen wiedergefunden. Obwohl Melia offensichtlich ihr Gedächtnis verloren hatte und sich schwertat, sich an ihre Vergangenheit und somit an Kaleena und all die anderen zu erinnern, gelang es Kaleena, diese Lücke sehr schnell wieder zu füllen. Und es dauerte nur wenige Stunden und sie empfand wieder die gleiche Liebe zu Melia, wie schon vor Jahren. Weil sie erkannte, welch wundervoller Mensch diese junge Frau damals und auch jetzt noch immer war, betrachtete sie sie auch weiterhin als sehr gute Freundin.

Das größte Problem hatte Melia mit Mavis, ihrer Vergangenheit mit ihm, ihren Erinnerungen an ihn und seinem veränderten Aussehen durch den schlimmen Unfall in Kos Korros. Allerdings schien dieses Problem allmählich gelöst zu sein.

Jetzt aber, beim traurigen, nachdenklichen Anblick ihrer Freundin, wurde ihr bewusst, dass dem wohl doch noch nicht so war.

Und Kaleena musste sich eingestehen, dass sie nur dann von wahrer Freundschaft zu ihr reden konnte, wenn sie sich jetzt um sie kümmerte – auch wenn das bedeutete, nicht mit Vilo und den anderen nach Kimuri zu gehen.

Sie teilte Leira ihren Entschluss mit und sagte ihr, dass sie dafür gehen konnte. Vilo und die anderen würden sich bestimmt freuen, das monströse Wesen bei sich zu haben. Leira konnte ihnen speziell im ersten Teil ihres Vorhabens sicherlich gute Dienste leisten.

Ihre Freundin fand den Gedanken auch gut und willigte sofort ein.

Um Jovis brauchte sich Kaleena keine Sorgen zu machen, der würde hier genügend interessante Dinge finden, mit denen er sich beschäftigen konnte. Sie würde also ausreichend Zeit haben, sich um Melia zu kümmern.

Kaum hatte sie ihren Entschluss nochmals für sich bekräftigt, da sah sie, wie Vilo mit finsterer, aber auch unsicherer Miene auf sie zukam.

„Ähm Schatz?“ Vilo trat vor sie und wartete, bis sie ihn mit großen Augen ansah. „Kann ich dich mal sprechen?“

Kaleena ahnte bereits, was er wollte und musste innerlich grinsen. „Was gibt es?“ fragte sie aber in forschem Ton und mit ernster Miene.

„Ich…ähm…!“ Er atmete einmal mit säuerlichem Blick durch. „Ich möchte, dass du hier bei Jovis bleibst!“ Er schaute sie wenig hoffnungsvoll an, sofort bereit, ihren herben Protest zu vernehmen.

Kaleena atmete hörbar ein, doch dann sagte sie. „Okay!“ und lächelte ihn an.

Vilo war sofort bass erstaunt. „Okay? Einfach so?“

„Ja, einfach so!“ Sie verzog die Mundwinkel. „Und jetzt mach verdammt nochmal keine große Sache daraus und geh schon!“ Sie beugte sich vor und küsste ihn kurz, aber leidenschaftlich. „Bringt uns unsere Freunde zurück!“ Ihr Blick wurde plötzlich ein wenig traurig und schmerzvoll.

Vilo verstand. Es war allemal ein schwieriges und gefährliches Manöver. Dies konnte wieder einmal der letzte gemeinsame Moment sein, den sie hatten. Und deshalb beugte jetzt er sich vor und küsste Kaleena nochmals kurz und leidenschaftlich. „Das werden wir!“ Er lächelte aufmunternd, aber müde. Dann ging er zu Jovis und forderte ihn auf, auf seine Mutter und Leira aufzupassen.

Doch das Bärenwesen stieß einige Laute aus und Vilo war sichtlich erstaunt. „Echt?“ Er drehte sich zu Kaleena, die jedoch lächelnd nickte. Vilo schob den Unterkiefer vor und nickte jetzt ebenfalls. „Prima!“ Er klopfte Leira gegen die Schulter. „Willkommen im Team!“

Leira grinste kurz, dann folgte sie Vilo.

Kaleena sah ihnen mit einem wehmütigen Lächeln, verbunden mit all ihren guten Wünschen und Hoffnungen, hinterher. Dann aber riss sich förmlich zusammen und wandte sich an Jovis. „Na mein Schatz, was hältst du davon, wenn wir uns hier mal ein bisschen umsehen, was?“ Sie lächelte breit und tätschelte ihm über den Kopf.

Der Junge, anfangs noch fröhlich, protestierte sofort. „Lass das Mama! Ich bin doch kein Kind mehr!“

„Was?“ Kaleena war sichtlich erstaunt und schaute ihren Sohn mit großen Augen an. Dabei verlor ihr Lächeln seine Fröhlichkeit, weil sie erkennen musste, dass er Recht hatte. Eigentlich war er nie wirklich Kind gewesen, der Krieg hatte ihm eine Chance darauf verwehrt. Plötzlich fühlte sich Kaleena schwach und hilflos und hätte am liebsten losgeheult. Jovis war jetzt fast sieben Jahre alt und wandelte bereits seit seinem ersten Atemzug durch den wahrhaftigen Alptraum der grausamsten Hölle, die man sich nur vorzustellen vermochte. Ein unvergleichlich grausamer Krieg, der ihm niemals auch nur den Hauch einer Chance gegeben hatte, Kind sein zu dürfen. Plötzlich aber verspürte Kaleena eine Kraft in sich, die ihr Mut machte. Jovis war genau der Antrieb, der sie weitermachen ließ. Anstatt zu verzweifeln, versuchten sie eine Lösung zu finden, den Krieg zu beenden, ihre Feinde zu vernichten, diesen Planeten und all seine Bewohner zu erretten. Auch damit ihr Sohn am Ende doch noch Kind sein und sein Leben in dem Wissen um das Grauen eines Krieges, aber im Angesicht einer wundervollen Welt verbringen konnte. Kaleena hockte sich vor ihn, sah ihm in die Augen, die sie groß und klar anblickten und gewann ihr Lächeln zurück. „Es tut mir leid!“ sagte sie. „Ich weiß, dass du schon groß bist. Und ich bin sehr froh, dass du hier bist, um auf mich aufzupassen!“ Sie küsste ihn auf die Stirn. „Dein Vater hat großes Vertrauen in dich und ist sehr stolz auf dich!“ Sie wartete, bis der Junge, der sich durch ein paar Geräusche neben ihnen hatte ablenken lassen, sie wieder ansah. „Und ich bin es auch!“ Jovis war sichtlich erfreut über ihre Worte und lächelte, woraufhin sie ihn fest umarmte.

„Mama!“ protestierte Jovis und drückte sie von sich. „Lass das!“

Kaleena standen beinahe Tränen in den Augen, als sie sie schloss und ihren Jungen nochmals ganz fest drückte. Dann ließ sie ihn mit einem tiefen Atemzug los. „Tut mir leid!“ sagte sie. „Aber, wenn ich sehe, was für einen tollen Jungen ich habe, überkommt es mich eben manchmal!“ Sie lächelte entwaffnend. „Kannst du deiner Mutter nochmal verzeihen?“

Jovis verzog die Mundwinkel, nickte dann aber. „Klar!“ Er grinste kurz und ergriff ihre rechte Hand. „Und jetzt komm!“

Kaleena konnte kaum wieder richtig auf die Beine kommen, da zog er sie schon mit sich. Sie musste kurz auflachen und ließ es geschehen. Sie würde jetzt eine Zeitlang bei ihm bleiben, bis er etwas gefunden hatte, dass ihn mehr interessierte, als die Anwesenheit seiner Mutter. Dann würde sie Melia aufsuchen.

Das Waffenarsenal von Lobos Trupp war ziemlich beachtlich. Offensichtlich war alles, was noch brauchbar war, aus der Kamarulu hierhergeschafft worden. Und das war wirklich nicht wenig. Es gab Dutzende von Handfeuerwaffen, von der kleinen Pistole bis hin zum schweren Impulsgewehr mit Granatwerfer. Dazu jede Menge Sprenggranaten und sonstige Explosionsstoffe. Außerdem etliche Hieb- und Stichwaffen.

Lobos erklärte ihnen, dass sie die Waffen vor der Feuchtigkeit im Inneren des Schiffes in Sicherheit gebracht hatten, dass es dort jedoch noch einige größere Waffen gab, wie etwa Kanonen, Lafetten, schwere Granatwerfer, Mörser und Raketenabschussrampen, die allerdings entweder zu schwer waren, um sie hierher zu bringen oder zu groß oder eben einfach fest installiert. Deshalb hatte man sie und die Munition so gut es ging eingepackt, um sie zu schützen – für den Fall, dass man sie irgendwann noch einmal brauchen würde.

Mavis und die anderen waren beeindruckt und sehr zufrieden.

Für ihre Zwecke schnappten sie sich einige Sprenggranaten und Maschinengewehre. Captain Tibak bekam den schweren Granatwerfer, für den Fall einer Begegnung der widerlichen Art. Mavis schließlich nahm sich noch eines der Schwerter zur Hand. Es war lange her, dass er eine solche Waffe in der Hand gehalten hatte und er wog es fast ehrfürchtig hin und her. Als Noni war er – ebenso wie Vilo – meisterlich geschult im Umgang mit einem Schwert. Da jedoch niemand je damit rechnen konnte, fruchterregende Insekten zum Gegner zu haben, die mit einer solch rüden Wucht attackierten, waren Schwerter eigentlich nutzlos gegen sie. Dennoch verspürte Mavis beim Anblick der Waffe so etwas wie Wehmut und ohne noch lange darüber nachzudenken, band er sich die Scheide quer über den Rücken und schob den Stahl hinein.

Vilo beobachtete ihn dabei und als Mavis ihn ansah, verzog er zunächst die Mundwinkel, doch nickte er ihm dann einmal zu. Er selbst allerdings beließ es bei einem schweren Maschinengewehr und einem langen Messer, dass er an den Gürtel befestigte.

Einen Augenblick später waren alle startbereit und machten sich ohne weitere Verzögerungen auf den Weg.

Lobos führte sie schnell und sicher aus den Tunneln hinauf zur Oberfläche, wo sie im Laufschritt den Dschungel Richtung Westen durchquerten. Sie wussten, sie mussten sich beeilen. Wenn ihre Finte funktioniert hatte, würde hier bald ein Flugboot aus Kimuri auftauchen und dann mussten sie auch dafür sorgen, dass sie gesehen wurden. Im Dschungel war das jedoch nur schwer möglich und da sie weder riskieren durften, noch wollten, dass womöglich sogar die Gruppe in den Stollen oder die Kamarulu entdeckt wurden, beeilten sie sich, ihn zu durchqueren.

Sie hatten jedoch Glück, denn ihr Weg ging eigentlich beständig bergab und so hatten sie den Dschungel bereits nach zehn Minuten im Dauerlauf hinter sich gelassen. Dennoch mussten alle erst einmal schwer durchatmen und wieder zu Kräften kommen.

Hinter dem Dschungel sahen sie sich einer eher spärlichen Vegetation gegenüber. Nur vereinzelt wuchsen größere Bäume an den Ufern des Mioli, die aber hatten dann sehr ausladende, tellerförmige Kronen, die auch noch überraschend grün waren und durchaus Schatten gegen die drückende Hitze spenden und ein Versteck bieten konnten. Ansonsten gab es lediglich jede Menge Sumpfgras, das allerdings teilweise mannshoch wuchs. Da das Flussufer auf ihrer Seite sehr flach war, beschlossen sie ihren Weg zwischen dem Wasser und der Vegetation einzuschlagen. So konnten sie sicher sein, aus der Luft gesehen zu werden, gleichzeitig aber genügend Schutzmöglichkeiten vor feindlichen Jägern zu haben und im schlimmsten Fall Schutz vor anstürmenden Bestien im Mioli selbst zu finden.

Alles in allem nicht die schlechteste Ausgangsposition.

Mavis, Vilo, Lobos und Leira bildeten die Vorhut, fünf weitere Männer des Admirals und Captain Cosco blieben in der Mitte. Captain Tibak, Sergeant Dek und nochmals zwei von Lobos Männern bildeten die Nachhut.

„Wie lange denken sie wird es dauern, bis man uns findet?“ fragte Lobos.

Mavis zuckte die Achseln. „Ich weiß nicht. Eine halbe Stunde vielleicht!“

Der Admiral nickte mit ernster Miene. „Sie wollten mir noch ihre Geschichte erzählen!“

Mavis schaute den Admiral an und musste lächeln. „Richtig, das wollten wir!“

„Na, dann schießen sie mal los!“ Lobos schien etwas gelangweilt.

„Okay!“ meinte Vilo. „Aber wir müssen sie warnen!“

„Warnen?“ Der Admiral hob überrascht die Augenbrauen. „Weil sie so langweilig ist, dass ich Gefahr laufe einzuschlafen?“ Er lachte heiser auf.

„Nein!“ Jetzt musste auch Mavis auflachen, doch als er den Kopf schüttelte wurde er plötzlich sehr ernst. „Weil danach für sie und ihre Männer nichts mehr so sein wird, wie es war!“

Genesis VI

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