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PROLOG

Kommissar Mühlenbrock streckt sich. Seit Monaten wartet er auf den beantragten, lendenwirbelgerechten Drehstuhl für seinen Schreibtisch und sein Rücken schmerzt höllisch. Die Sonne scheint hell durch die dauerblinden Revierfenster und die Zeiger der großen Bürouhr bewegen sich im Zeitlupentempo. Die Verwaltung hat ein neues Programm zur Berichtserstellung auf die Rechner gespielt und seit der Fortbildung vor drei Wochen versucht er sich damit vertraut zu machen. Nicht zum ersten Mal denkt er: „Ich bin zu alt für diesen Scheiß“, wenn die Berichtsmaske vor seinen Augen erscheint, die Felder sich aber standhaft jeder Eingabe widersetzen. Er öffnet die Schublade und liest zum tausendsten Mal die Anleitung, die er dort sicherheitshalber hineingelegt hat.

Taschendiebe, kleine Ladendiebstähle, der eine oder andere Einbruch, ab und an einen Verkehrsunfall. So hatte er sich seine Karriere bei der Polizei nicht vorgestellt. Er träumte von großen Fällen, sah sich in der Hauptrolle eines großen Kriminalfilms Menschenleben retten und böse Verbrecher der gerechten Strafe zuführen.

Stattdessen sitzt er seit Jahren in dieser Kleinstadt fest, hat sein Häuschen abbezahlt, die Kinder sind groß und seine größte Sehnsucht bezieht sich auf einen neuen Bürostuhl und den baldigen Feierabend.

Ein Klopfen an der Tür lässt ihn aufschrecken. Der Pathologe steckt seinen Kopf zur Tür herein und grinst.

„Noch Lust auf ein Bier nach Feierabend? Heute ist hier wirklich nichts los. Manchmal frage ich mich, wozu ich hier gebraucht werde.“

„Meine Rede, Karl, meine Rede. Lass mich den Mist hier nur kurz fertigschreiben, dann können wir los.“

Karl stellt sich hinter ihn und schaut ihm über die Schulter. „Ach, der Tankstelleneinbruch? Habt ihr den Täter schon?“

„War der Tankwart selbst. Ich musste ihn noch nicht einmal verhören. Er gestand, als ich zur Tür hereinkam. Langweilig.“ Er gähnt und fährt den Rechner runter. „Fertig, können wir?“

Alice sitzt zwischen den Umzugskisten und sucht den Dosenöffner. Die große Hündin und der kleine Welpe stehen winselnd neben ihr, stecken ihre Nasen so tief in die Küchenkiste, dass sie nichts mehr erkennen kann. Sie schiebt die Hundeköpfe zur Seite und wühlt ein wenig hin und her, bis ihr der Küchenhelfer in die Finger rutscht.

„Bingo“, ruft sie erfreut und füttert ihre Fellnasen ausnahmsweise vom guten Porzellan. Die Fressnäpfe müssen in einem anderen Karton sein. Dann macht sie sich an das Einräumen der Küche.

Seit sie heute Morgen mit dem Umzugswagen angekommen ist, sucht sie. Sie kann sich noch dunkel daran erinnern, dass sie sich etwas dabei gedacht hat, was in welchen Karton kommen soll. Leider hat sie diese Gedankengänge inzwischen vergessen. Dass Chaos ihr zweiter Vorname ist, weiß sie längst. Im Allgemeinen kann sie gut damit leben, hat ihr eigenes System entwickelt. Nur Umzüge sind ihr Waterloo.

Sie schließt die letzte Schranktür. Das soll für heute reichen, beschließt sie. Der Korkenzieher ist aufgetaucht, ebenso ihre Zigaretten. Bevor sie den Tag mit einem Glas Wein ausklingen lässt, ruft sie die Hunde noch zu einem Abendspaziergang heran.

Vor der Tür trifft sie zwei Männer in ihrem Alter, die sich offensichtlich nicht ganz einig sind, ob sie bei ihr klingeln sollen oder lieber nicht. Sie stellen sich als Gerd und Olav vor und wohnen mit ihren Frauen ein paar Häuser weiter.

„Kommt doch mit auf eine Runde“, lädt sie sie ein und sie zeigen ihr gerne ein paar schöne Spazierwege.

„Das ist ein ganz ruhiges Städtchen, indem du hier gelandet bist“, erzählt Gerd.

Alice lächelt.

„Wenn hier nur mal was passieren würde“, jammert Mühlenbrock nach dem dritten Bier und stößt mit Karl an.

Mühlenbrock Mörderische Nachbarschaft

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