Читать книгу Mühlenbrock Mörderische Nachbarschaft - Alice Wakenfield - Страница 6
ОглавлениеSONNTAGSKRIMI
Sie deckt liebevoll den Tisch. Heute soll es mal ruhig zugehen, Gerd und Olav kommen zum Sonntagskaffee vorbei. Der Applecrumble duftet verführerisch im Ofen, Schlagsahne und frischer Kaffee stehen bereit. Sie tritt einen Schritt zurück und betrachtet ihr Werk; perfekt. Vielleicht wäre eine Karriere in der Gastronomie doch eine Alternative gewesen.
Noch 20 Minuten. Zeit genug, um kurz zu duschen. Sie lässt die Hunde in den Garten und sucht sich auf dem Weg nach oben frische Wäsche aus dem Korb neben der Kellertür.
Was ist das für ein Geruch? Sie schnuppert und öffnet die Kellertür einen Spalt.
Gas! Alarmiert reißt sie Haustür und alle Fenster in der Nähe auf. Dann schnappt sie sich eine Taschenlampe, drückt sich ein Handtuch vors Gesicht und rennt in den Keller. In Gedanken dankt sie Gott dafür, dass sie die Kerzen im Esszimmer noch nicht entzündet hat. Bei dem ganzen Apfelkuchenduft hätte sie das erst gemerkt als es zu spät wäre.
Der Angstschweiß steht ihr auf der Stirn, als sie den Heizungsraum öffnet. Tatsächlich, sie kann den beißenden Gasgeruch durch das dicke Handtuch riechen. Da sieht sie es. Aus einem winzig kleinen Loch oberhalb des Absperrhahns strömt Gas. Sie schließt den Hahn und öffnet alle Kellerfenster. Dann geht sie nach oben und lüftet gründlich.
Sie lässt sich auf einen Esszimmerstuhl fallen. Wie konnte das passieren? So eine Leitung wird doch nicht von jetzt auf gleich undicht? Und das Loch war wunderschön kreisrund, fast wie eine Bohrung. So klein wie die Öffnung war, könnte es schon länger da sein, ohne, dass sie es direkt bemerkte.
Sie erinnert sich. Gestern Morgen war ein Mitarbeiter einer Wohnungsbaugenossenschaft da. Sie wollen die alten Häuser aufkaufen und abreißen. Auf die Grundstücke sollen große Mehrfamilienhäuser gebaut werden. Sie hatte kategorisch abgelehnt, ihm aber kurz gestattet das Bad zu benutzen. Dann hatte ihr Handy geklingelt. Als sie zurückkam, war er weg gewesen. Sie hatte noch irgendwo die Tageszeitung, in der ein Artikel über das Projekt stand. Während sie sie raussuchte, standen Gerd und Olav in der Tür. „Ich brauche Eure Hilfe“, rief sie ihnen aus der Küche zu, „dringend!“
„Todesursache?“ Mühlenbrock hält sich die Stirn. Er hat wahnsinnige Kopfschmerzen.
„Tja, ich würde sagen, er hat gleichzeig an- und abgegrillt.“ Karl schließt seinen Koffer und tätschelt der rosaroten Leiche noch kurz die Wangen. „Gasgrills sollte man nicht im Keller benutzen, auch wenn es dort viel kuscheliger ist. Mehr…“
„…Wenn du ihn auf dem Tisch hattest“, ergänzt der Kommissar. Er reibt sich die Schläfen und geht zu seinem Wagen.
Im Revier fährt er den Computer hoch und beginnt den Bericht einzutippen. Die Buchstaben verschwimmen geradezu vor seinen Augen. Das Telefon klingelt. Rasch reißt er den Hörer von der Gabel, bevor der schrille Ton seinen Kopf explodieren lässt.
„Ja? Ach du bist es Gerd? ... Unfall? … eindeutig? Was hat die Spusi gesagt?“ Alarmiert setzt er sich aufrecht hin. „Beweise für Anschläge auf die Nachbarn? Geld? Wieviel? …Gib das weiter und lass den ganzen Laden hochgehen.“
Er legt auf und schaut gedankenverloren auf seinen Monitor. Gut, dass niemand zu Schaden gekommen ist bei den Geschäftspraktiken. Sein Kopf tut schon weniger weh…
Sie öffnet die Tür. Gerd und Olav stehen mit einer Magnumflasche vor ihr.
„Ich glaube, du feierst heute noch mal Geburtstag“, sagt Gerd und gibt ihr einen Schmatz auf die Wange. Olav verteilt Applecrumble auf den Tellern und gießt den Sekt in die Kaffeetassen.
„Auf das Leben“, sagt sie und stößt mit den beiden an.