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3. Kapitel: Körperliche Nähe – ganz anders als erwartet.

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Am 14. April 2013 geschah dann etwas, das ich nicht erwartet hatte und das war genau richtig so, denn ich ließ diesen Tag völlig offen. Es war ein Freunde-Tag und so traf ich Nina und Josipa an diesem Sonntag, der uns die Sonne versprach, die sich allerdings noch nicht zeigte. Wir hatten verabredet den Nachmittag im Hamam zu verbringen, jenem Dampfbad, das ein wichtiger Bestandteil der islamischen Bade- und Körperkultur ist. Josipa hatte bereits einige Male dort verbracht und uns davon vorgeschwärmt. So ließen wir uns dorthin treiben, denn Sonntags war Frauen-Tag. Ich war neugierig auf dieses neue Erlebnis und freute mich auf das Unbekannte.

Der Hamam empfing uns bereits im Entrée mit seinem wunderbaren, orientalischen Flair. Verzierte Mosaik-Wände in Blau-Tönen, kleine Holztische mit silbernen Tabletts, bunte Kissen mit orientalischen Mustern ließen der Fantasie viel Raum sich aus der realen Welt zu katapultieren und in ein Reich der Sinne zu versinken.

Mit uns fand eine größere Gruppe von etwa neun Frauen, die ausgelassen miteinander plauderten, auch den Weg dorthin. Am Empfang reichte uns die Dame des Hauses diverse Utensilien und erklärte uns den Ablauf des Programms, das wir ausgewählt hatten. Es hieß „Royal“ und sollte später seinem Namen mehr als gerecht werden. Wir nahmen das Handtuch (Pestemal), die Olivenseife und den „Kese“, einen rauen Handschuh für das Peeling, entgegen und gingen zu den Umkleideräumen. Von dort führte uns der Weg weiter hinunter in die eigentlichen Räume des Dampfbades. Die Luft war warm und feucht und die Räume glänzten voller Marmor und Mosaiken an den Wänden. Frauen jeden Alters und vieler Nationen hielten sich bereits dort auf. Josipa hatte ja schon Erfahrung mit dem Ablauf und führte uns in einen Raum des Dampfbades, in dem wir dann etwa zwanzig Minuten verweilten, schwitzten, schwiegen oder manchmal plauderten. Darauf folgte das Übergießen mit warmen Wasser. Wir rieben uns mit der Olivenölseife ein und reinigten danach abermals den Körper mit Wasser. Nochmals begaben wir uns nun für fünf Minuten in den dampfenden Raum. Nach einer kurzen Dusche empfingen uns schon die Bademeisterinnen im nächsten Bereich, die mir wie Sirenen vorkamen, die uns anlockten, um den süßen Tod zu erfahren. Und da jeder Moment zu Ende geht, stirbt, war der Vergleich nicht abwegig.

Sie luden uns ein uns auf die Steinbänke zu legen und begannen mit ihrem Ritual. Meine Sirene nahm den Handschuh und fing an meinen Körper abzuschrubben. Ich schloss die Augen, ergab mich dem Erlebnis und genoss jede Berührung meines Körpers. Von den Fußspitzen bis zum Scheitel wurde ich abgerieben und nach der fertigen Vorderseite drehte ich mich um, so dass dieses Ritual von neuem beginnen konnte. Ich war völlig im Moment aufgelöst und fühlte wie mein Körper und meine Seele eins wurden. Die absolute Zufriedenheit machte sich breit und ich fühlte pures Glück. Als sie ihre Tätigkeit beendet hatte, erhob ich mich und wurde wieder mit Wasser gereinigt, nicht ahnend, dass diese Reise noch nicht zu Ende war. Sie bat mich zum zweiten Mal sich auf die Steinbank zu legen. Dann nahm sie einen Baumwollsack, füllte in mit flüssiger Seife und schwenkte ihn in großen Bewegungen hin und her, so dass er mit Luft gefüllt wurde und eine unglaubliche Menge Schaum entstand. Diesen verteilte sie dann auf meinen Körper und reinigte diesen sanft von unten bis oben. Ich war im Paradies angekommen und ich glaubte, dass es nicht besser werden könnte. Wie sehr sollte ich mich doch irren.

Nach einer erneuten Reinigung mit Wasser nahmen wir ein kurzes Fußbad und gingen von dort in den Ruheraum, in dem uns heißer, schwarzer Tee gereicht wurde. Dort warteten wir dann auf den letzten Programmpunkt. Die 25-minütige Ganzkörper-Entspannungsölmassage mit anschließender 5-minütiger Kopfmassage.

Die Masseurin forderte mich auf ihr zu folgen und ich legte mich in einem kleinen Raum auf die Massageliege. Sie legte eine CD mit sanften Klängen ein und begann mit der Massage. Ich kann kaum mit Worten beschreiben, wie ich mich in diesem Augenblick fühlte. Nach sehr langer Zeit fehlender körperlicher Nähe hatten Menschen in dieser intensiven Form meinen Körper berührt. Ihm Gutes getan. Es war für mich eine unvergleichliche Wohltat, die nicht besser in meiner Vorstellung hätte sein können. Ich bekam an diesem Tag ein Geschenk, mit dem ich nicht gerechnet hatte. Ich wurde berührt und das nicht nur körperlich, weil dieser Dienst dieser Frauen auch die Seele berührt.

Nachdem die Massage beendet war, erhob ich mich und streifte meinen Bademantel über. Ich sah die Masseurin an, um mich zu bedanken und sie antwortete mir: „Schauen Sie in den Spiegel. Sie müssen sehen, wie glücklich Sie aussehen.“ So schaute ich hinein und sah die Liebe. Die Liebe zu mir selbst. Als wir den Hamam verließen, zeigte die Sonne ihr strahlendes Gesicht. Es war der perfekte Moment.

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