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02. März 2016: Frühlingsgefühle.
Оглавление„Lieber Freund,
wann hast Du Dich eigentlich das letzte Mal verliebt? Oder bist Du es womöglich gerade? Und wann hast Du das letzte Mal getanzt? Wusstest Du, dass das Tanzen und Musik ein Ausdruck von Liebe ist?
Vor ein paar Tagen hörte ich mir ein Musikstück an, das meinen Körper in Bewegung brachte und es erinnerte mich wieder einmal daran, dass mir das Tanzen ausgesprochen viel Freude bereitet. Das „Musik hören” an sich begeistert mich und alle Lieder, an die ich mich entsinne, sind auch ein Ausdruck der Gefühle des Musikers. Die Liebe ist in den Musik-Texten sehr oft das bewegende Element und dies verwundert mich nicht sehr, da wir Menschen schließlich unsere Gefühle auch über Sprache ausdrücken. In der Musik obliegt es dem Songschreiber und/oder dem Musiker seine Texte auf beste Weise mit der Musik zu verknüpfen. Diese verbindet dann wiederum die Menschen für den Moment, in dem sie sie hören und wenn es um den Zustand des Verliebens geht, dann geschieht es nicht allzu selten, dass ein Liebespaar den einen Song für sich entdeckt, mit dem sie ihre Gefühlswelten verbinden.
Diese Gedanken führen mich dazu Dir von den Erlebnissen der letzten Woche zu erzählen, denn einige Begegnungen in dieser Zeit brachten mich dazu mir einige Gedanken über das „Verlieben” zu machen. Eigentlich begann ich schon eine Woche zuvor in diese Richtung zu schauen, als ich von zwei Menschen aus meinem Umfeld erfuhr, die sich gerade unabhängig voneinander in jemanden frisch verliebt hatten. Für beide freute es mich sehr und in dem einen Fall erwies sich sogar ein besonderer Überraschungseffekt, da sich zwei Menschen begegnet waren, die ich beide zuvor schon kannte, sie sich allerdings nicht. Im Hinblick darauf, dass die Winterzeit sich dem Ende zuwendet, um dem Frühling den Weg zu ebnen, ist es wahrscheinlich nur natürlich, dass sich dieses Phänomen bei so manchem zeigt, der bisher ohne Partner durch die Welt ging. Schließlich ist das Anagramm von „Verlieben” doch „Frühlingsgefühle”, oder nicht? Wenn ich allerdings einen genauen Blick auf die letzten 12 Monate meines Lebens und das meiner Wegbegleiter richte, ist das „Verlieben” natürlich nicht nur an den Frühling gebunden. Im Grunde genommen entsteht dieser wunderbare Ausnahmezustand ja in jedem selbst und zeigt für mich die Bereitschaft dazu an mit offenem Herzen der Liebe zu begegnen.
Letzten Donnerstag ergab sich eine unverhoffte Zusammenkunft mit einer jungen Dame, die ich im letzten Jahr kennenlernte und die eine journalistische Laufbahn einschlägt. Ich freute mich sehr über dieses Treffen, erinnerte es mich doch an ihre Herzlichkeit und einige schöne Momente, die wir schon gemeinsam verbracht hatten. Einmal berührte ich mit einem selbstgeschriebenen Text ihr Herz derart, dass die Worte sie zum Weinen brachten. Ein Umstand, der mich zunächst verunsicherte, jedoch dann zu einer bemerkenswerten Nähe zwischen uns führte. In diesem Jahr waren wir uns bisher noch nicht begegnet und knüpften an den Erzählungen über die Erlebnisse der letzten zwei Monate an. Im Dezember war sie den Bund der Ehe eingegangen und meine Erläuterungen zu den Liebesbriefen an Dich führten automatisch zu weiteren Geschichten über die Liebe, die wir einander preisgaben. Das Verlieben erhielt in diesem Gespräch eine tragende Rolle und so kam eins zum anderen und wir philosophierten wild herum. Wir versuchten näher zu ergründen, was genau hinter diesem Phänomen steckte und so betrachteten wir dieses aus der Sicht unserer Erfahrungen, die das Leben uns bescherte.
Weit zurückblickend erinnerte ich mich daran, dass ich mich mit 13 Jahren zum ersten Mal in einen etwas älteren Nachbarsjungen verliebte. Dieser überraschende Moment, in dem man auf jemanden trifft, der in einem dieses Gefühl hervorruft, begleitet von dem Schlag des Herzens, der plötzlich nach oben schnellt ohne dass man sich körperlich verausgabt hätte. Wärme macht sich breit, weil das Blut schneller durch die Bahnen gepumpt wird und alle Sinne sind auf das höchste Maß vertieft in die Wahrnehmung des anderen, um neugierig zu ergründen, weshalb dieser Mensch in uns auslöst, was wir fühlen. Es ist der Beginn einer neuen Reise mit der Ungewissheit über die Dauer und die Bedeutung, die sie für das eigene Leben hat und genau das macht es zu einem spannenden und aufregenden Abenteuer, das uns viel über die Liebe lehrt und uns einen Einblick in das Seelenleben des anderen gewährt. Sich zu verlieben ist wie tanzen – dieser flüchtige Moment, wenn man sich vollends lebendig fühlt und den man so oft wiederholen kann, wie man möchte. Immer dann, wenn man offen ist für die Musik des Lebens, die ich mit Liebe verbinde.
Damals führte meine Unerfahrenheit in dieser Angelegenheit und meine Schüchternheit gegenüber dem jungen Mann nur zu wenigen gemeinsamen Momenten, in denen der Ausdruck meiner Gefühle nicht über die Fantasie meiner Gedanken und vereinzelter, verlegener Worte und Blicke hinausging. Uns fehlte der Mut daran anzuknüpfen, was wir einander spiegelten und da es kein Unterrichtsfach für Liebe gab, wussten wir nicht, wie wir das Verlieben mit Leben füllen sollten. Der Umstand, dass wir uns, ohne Absicht dahinter, nicht mehr über den Weg liefen, führte sogar dazu, dass ich keinerlei Kummer und Herzschmerz mit dem Erlebten verband. Schlicht verlor sich das flüchtige Gefühl des Verliebens und machte Platz für meinen weiteren Weg des Lebens, den ich mit anderen Erlebnissen und Gefühlen befüllte. Die Schule des Lebens lehrte mich dann im Laufe der Zeit viel darüber, was es bedeutete das Verlieben mit Leben zu füllen und sie beantwortete mir Fragen, wie zum Beispiel: „Was ist der Unterschied zwischen Verlieben und Liebe?”, „Was passiert, wenn nur einer von beiden verliebt ist?”, „Was ist mir wichtig beim Verlieben?”, „Weshalb habe ich mich verliebt?”, „Was geschieht, wenn das Verlieben endet?” und „Wie gehe ich damit um?”. Fragen, deren Antworten vor allem eines offenbarten – ich lernte mich selbst kennen, meine Gefühle, mein Seelenleben und mein Umgang damit. Sie ließen mich weiterentwickeln, Ansichten verändern, Menschen kennenlernen, Neues entdecken, das Hier und Jetzt beachten, Schritte zurück gehen, Schritte nach vorne gehen und sie brachten mich dazu mir selbst nahe zu kommen. Mich selbst zu lieben und meinen Weg zu finden, der mich bis hierher brachte.
Das letzte Mal verliebte ich mich vor 10 Monaten und dies gestaltete sich zu einer der tiefgreifensten und erfüllendsten Erfahrungen meines bisherigen Lebens. Was dies en detail bedeutet, würde den Rahmen dieses Briefes sprengen, doch möchte ich Dir soviel dazu verraten: ich habe mir einen Traum erfüllt, der damit begann, dass ich mit diesem Mann 36 Fragen beantwortete, die einst der Psychologe Arthur Aron entwickelt hatte, um in einer Studienreihe zu erforschen, ob zwei Menschen, die sich bisher nicht kannten, sich mit Hilfe dieser Fragen ineinander verlieben würden. Dieser Mann und ich verliebten uns und es zeigte mir, dass ich bereit war mich vollends dem Leben hinzugeben. Es zeigte mir auch, dass ich mutig bin. Mutig genug, um zu träumen. Mutig genug, um zu zeigen, dass Liebe grenzenlos ist und somit alle Gesetze von Raum und Zeit außer Kraft setzt. Mutig genug, um offen und ehrlich zu sein und auch die Schattenseiten nicht auszublenden. Und mutig genug, den Veränderungen auf dieser Reise ins Auge zu blicken, sie anzusprechen, mir zu vertrauen und gemeinsam mit Achtung, Respekt und Mitgefühl die Dinge zu akzeptieren, die uns den Weg wiesen. Überdies fühle ich mich dankbar für diese Monate, die nun schon eine Weile zurück liegen, denn ich bin in jeder Weise beschenkt worden. Beschenkt mit der tiefen Verbundenheit zu einem neuen Menschen, die mir zeigte, dass man in bedingungsloser Liebe durchaus die Rolle wechseln kann, die wir uns oder dem anderen bisher zugedachte hatten. Beschenkt mit einem reichen Schatz an Erfahrungen, die gefüllt waren mit „Liebe leben” und beschenkt mit der Dankbarkeit und Liebe dieses Menschen, der heute mein Freund ist, der seinen eigenen Weg gefunden hat. Unabhängig und doch verbunden, haben wir uns diese Freiheit geschenkt.
Das Verlieben bedeutet für mich vor allem zu träumen. Es ist der Zugang zur Liebe, die in uns steckt und ausgelöst wird von einem anderen Menschen oder anderen äußeren Umständen. Es beflügelt die Fantasie und gewährt einen Blick in die mögliche Zukunft. Die Liebe ist dann der Gestalter. Wenn wir nach ihr handeln, wird der Traum zur Wirklichkeit und offenbart uns den Menschen, so wie er ist und wir lernen zu lieben. Egal was war oder was sein wird. Bedingungslos.
Die letzten Zeilen an Dich schreibe ich in dem Bewusstsein einer Erkältung, die mich gestern überraschte. Somit kümmere ich mich nun erst einmal um meine Genesung und lasse noch völlig offen, was ich das nächste Mal zu Papier bringe. Dir wünsche ich auf jeden Fall eine schöne Zeit mit viel gefühlter Liebe. Sei mutig.
In Liebe,
Alice
PS. Oscar Wilde sagte einst:
“Sich selbst zu lieben, ist der Beginn einer lebenslangen Romanze.”
Und falls Du Deine Neugierde auf die 36 Frage stillen möchtest:
1. Wenn Du Dich für jede beliebige Person der Welt entscheiden könntest: Wen hättest Du gern als Tischgast beim Essen?
2. Wärst Du gern berühmt? In welcher Form?
3. Hast Du jemals geprobt, was Du sagen wirst, bevor Du jemanden angerufen hast? Warum?
4. Was würde für Dich einen “perfekten” Tag ausmachen?
5. Wann hast Du das letzte Mal für Dich selbst gesungen? Oder für jemand anderen?
6. Wenn es Dir möglich wäre, bis zu dem Alter von 90 Jahren zu leben, und Du ab dem Alter von 30 entweder den Körper oder den Geist eines 30-Jährigen für die letzten 60 Jahre Deines Lebens behalten könntest: Was von beiden würdest Du wählen?
7. Hast Du eine geheime Vorahnung davon, wie Du sterben wirst?
8. Nenne drei Dinge, die Du und Dein Partner anscheinend gemeinsam haben.
9. Wofür in deinem Leben bist Du am dankbarsten?
10. Wenn Du irgendetwas an der Art und Weise, wie Du erzogen wurdest, ändern könntest, was wäre das?
11. Nimm Dir vier Minuten Zeit und erzähle Deinem Partner die Geschichte Deines Lebens, so detailliert wie möglich.
12. Wenn Du morgen mit irgendeiner neuen Eigenschaft oder Fähigkeit aufwachen könntest, welche wäre es?
13. Wenn Dir eine Kristallkugel die Wahrheit über Dich, Dein Leben, Deine Zukunft und alles andere verraten würde, was würdest Du wissen wollen?
14. Gibt es etwas, das Du schon immer mal machen wolltest, aber nie getan hast?
15. Was ist der größte Erfolg Deines Lebens?
16. Was schätzt Du an einer Freundschaft am meisten?
17. Was ist Deine schönste Erinnerung?
18. Was ist Deine schlimmste Erinnerung?
19. Wenn Du wüsstest, dass Du in einem Jahr stirbst, würdest Du irgendetwas an Deiner Lebensweise? Warum?
20. Was bedeutet Dir Freundschaft?
21. Welche Rolle spielen Liebe und Zuneigung in Deinem Leben?
22. Sagt euch abwechselnd, welche positiven Charakterzüge Euer Partner hat. Nenne insgesamt fünf positive Eigenschaften.
23. Wie nah bist Du Deiner Familie? Wie herzlich zueinander? Hast Du das Gefühl, dass Deine Kindheit glücklicher war als die der meisten Leute?
24. Wie ist die Beziehung zu Deiner Mutter?
25. Jeder macht drei wahre “Wir”-Aussagen. Zum Beispiel: “Wir sind beide in diesen Raum und fühlen uns…”
26. Vervollständige diesen Satz: “Ich wünschte ich hätte jemanden, mit dem ich … teilen könnte.”
27. Wenn Du mit Deinem Partner eng befreundet sein möchtest, was wäre dann für ihn oder sie wichtig zu wissen?
28. Sage Deinem Partner, was Du an ihm magst; sei ehrlich mit ihm oder ihr und sage auch Dinge, die Du einer Person, die Du eben zum ersten Mal getroffen hast, vielleicht nicht sagen würdest.
29. Erzähle Deinem Partner von einem peinlichen Moment in Deinem Leben.
30. Wann hast Du das letzte Mal vor einer anderen Person geweint? Wann hast Du das letzte Mal alleine geweint?
31. Sag Deinem Partner etwas, dass Du jetzt schon an ihm magst.
32. Worüber sollte man keine Witze machen?
33. Wenn Du heute Abend sterben würdest, ohne mit jemand gesprochen zu haben, was würdest Du bereuen, nicht gesagt zu haben? Warum hast Du dies nicht schon vorher jemandem erzählt?
34. Dein Haus, mit all seinen Besitztümern, fängt Feuer. Nachdem Du Deine Liebsten und die Haustiere gerettet hast, ist noch genug Zeit, um genau einen Gegenstand zu retten. Was würdest Du retten und warum?
35. Den Tod welches Familienmitgliedes würde Dich am meisten verstören und warum?
36. Erzähle Deinem Partner von einem persönlichen Problem und frage, wie er oder sie mit dem Problem umgehen würde. Bitte Deinen Partner auch, zu reflektieren, wie Du gewirkt hast, als Du ihm von Deinem Problem erzählt hast.