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24. Februar 2016: Der Zugang zur Welt.

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„Lieber Freund,

eigentlich sind es ja die unzähligen, kleinen Momente im Leben, die das sogenannte „große Glück” ausmachen und gerade bin ich hocherfreut, da unverhofft und kurz hintereinander eine Reihe solcher Augenblicke meinen Lebensweg kreuzten. Mit dem Fahrrad unterwegs kam es zu einer kurzen Straßenbegegnung mit einem jungen Mann, die uns für diesen Moment beide herzlich zum Lachen brachte. Im Café angekommen, hielt ich Ausschau nach einem freien Platz, den mir ein Herr an seinem Tisch anbot. Kaum als ich mich setzen wollte, erhob er sich und verabschiedete sich mit den Worten: „Schade, Sie hätten jetzt sicher eine angenehme Gesellschaft gehabt, wenn ich nicht gehen müsste.” Damit brachte er mich zum Lachen, denn ich erinnerte mich nicht daran ein so brillantes Kompliment an sich selbst, auf so charmante Art verpackt, jemals zuvor gehört zu haben. Der Herr selbst war nicht minder überrascht über seinen spontanen Ausspruch und entschwand mit einem Lachen und dem gegenseitigen Abschiedsgruß, der uns noch einen schönen Tag wünschte. Derweil gab mir der Herr hinter dem Tresen, der mich bereits erblickt hatte, mit Handzeichen zu verstehen, dass er meine Latte Macchiato schon in Arbeit hatte. Ich packte mein Buch und meinen Füllfederhalter auf den Tisch und dann richtete sich meine Aufmerksamkeit an das Gesprochene vom Tresen, das meine Ohren vernahmen. Der Herr überreichte gerade meinen Kaffee an die Kellnerin mit den Worten: „Hier ist die Bestellung mit Liebe für die Dame dort an dem Tisch.” Unbezahlbare Momente des Glücks, die in mir ein gutes Gefühl hervorriefen und die noch gekrönt wurden von einem netten Plausch mit zwei jungen Herren. Brüder, wie sie mir erzählten und um präzise zu sein, handelte es sich um 8 Jahre alte, zweieiige Zwillinge. Der eine berichtete, ausgestattet mit einer professionell aussehenden Kamera, dass er Fotograf werden möchte. Der andere beantwortete meine Frage nach seinem Berufswunsch mit: Lokomotivführer, doch auch er drückte gerne mal auf den Auslöser der Kamera.

Rückblickend auf die vergangenen Tage reihten sich viele solcher überraschenden Glücksmomente aneinander und riefen mir abermals ins Bewusstsein, wie wichtig es ist den Dingen Raum und Zeit zu geben, Neues zu entdecken, achtsam für die kleinen Momente zu sein und sich schlicht dem Fluss des Lebens hinzugeben ohne einen Gedanken an die nahe oder entfernte Zukunft zu verschwenden. Stattdessen das Hier und Jetzt im Blick zu haben.

Die letzte Woche begann in diesem Sinne für mich mit der Beobachtung einer Situation, die mich an dem Glücksmoment eines anderen Menschen teilhaben ließ. Ich schrieb gerade die letzten Zeilen zu Deinem Brief über „Bedingungslose Liebe – Teil 2“ an Dich, als ich auf Geschehnisse am Nebentisch aufmerksam wurde. Dort hatte kurz zuvor eine Dame, mit Kaffee und Zeitung bestückt, Platz genommen, um sich dem Lesen zu widmen. Plötzlich trat ein junger Mann an ihren Tisch, der rein äußerlich betrachtet wohl aus einem fernen Land stammte und reichte ihr einen Teller mit süßem Gebäck, begleitet von Worten in englischer Sprache, die wie folgt lauteten: „This is for you. A gift.” Die Dame zeigte sich sichtlich überrascht und etwas irritiert, wollte zunächst das Geschenk gar nicht annehmen. Doch der junge Mann bestand mit freundlichen Worten darauf und so bedankte sie sich für die süße Überraschung. Er verließ die Szenerie, setzte sich abgewendet an einen anderen Tisch, an dem er seinen Kaffee genoss, um ein paar Minuten später dann das Café zu verlassen. Die Dame wendete sich in der Zwischenzeit mit einem strahlenden Gesicht an mich, da sie bemerkte, dass ich all dem beigewohnt hatte und erklärte mir, dass sie an einer Schule als Deutsch-Lehrerin arbeitet. Dort begegnet sie tagtäglich so vielen Menschen, dass sie sich nicht daran erinnern konnte, ob der junge Mann einer ihrer Schüler gewesen ist. Doch nahm sie an, dass es so sei und er so seinen Dank für ihre Hilfe in Form ihrer Tätigkeit ausdrücken wollte. Ihre Freude über das zuvor Geschehene, dieser glückliche Moment, an dem ich teilhaben durfte, übertrug sich derart auf mich, dass sich in mir ebenfalls ein heiteres Gefühl breit machte, das mein Gesicht zum Strahlen brachte.

Wenige Stunden später trat auch an meinen Tisch unverhofft eine junge Dame, die ich bereits kannte. Meine Begegnungen mit ihr erfüllten mich immer mit Freude, da ich sie als einen sehr warmherzigen Menschen empfand und so strahlte ich weiter, als ich sie erblickte. Sie nahm für einen Moment Platz und auch wenn dieses Gespräch nicht ausschließlich von erfreulichen Themen begleitet war, änderte es nichts an dem Ausdruck von Liebe, den wir uns beide entgegenbrachten, indem wir einander zuhörten und unser Mitgefühl für die jüngsten Erlebnisse zeigten, die auch die Schattenseiten des Lebens mit sich gebracht hatten. Es führte erfreulicherweise sogar dazu, dass ich ihr zwei Tage später eine Freude in Form eines Geschenks machen konnte, das mir einst über einen langen Zeitraum hinweg geholfen hatte mich täglich daran zu erinnern, dass ich mein Leben mit Liebe befüllen wollte. Ihr Dank bescherte mir einen weiteren Glücksmoment und an diesem Tag warteten noch einige Überraschungen auf mich, die mein Herz hüpfen ließen.

So traf ich an diesem Morgen meine geliebte Freundin Nina, die gerade den letzten Brief an Dich gelesen hatte, der sie mit Stolz und Dankbarkeit erfüllte und wir teilten etwas Lebenszeit miteinander, tauschten aktuelle Lebensgeschichten aus. Nach der Begegnung mit ihr machte ich mich zu einer weiteren Verabredung auf den Weg, die mich an einen noch unbekannten Ort führte, an dem ich schon von einer weiteren Dame freudig erwartet wurde. Wir inspirieren uns wöchentlich in unseren jeweiligen Tätigkeiten mit Rat und Tat und dieses Mal verbrachten wir die gemeinsame Zeit in einem Lokal, das erst vor kurzem in Düsseldorf seine Pforten öffnete. Wir hatten uns schon eine Weile ausgetauscht, als meine Aufmerksamkeit auf einen jungen Mann hinter der Theke gelenkt wurde, der fragend in meine Richtung blickte und nach einigen rätselhaften Sekunden erkannten wir jeder im anderen eine alte Bekanntschaft, die schon einige Jahre zurück lag. Von angenehmen Erinnerungen begleitet fielen wir uns vergnügt in die Arme und in der nächsten Stunde nutzten wir die Gelegenheit uns etwas über die Erlebnisse der vergangenen Jahre auszutauschen. Besonders beglückend war für mich auch der Umstand, dass er seine Hilfe bei einer Sache anbot, die meine Begleitung betraf und so verbanden sich im besten Sinne drei Menschen für den Moment, der für uns alle unverhofft gekommen war.

Die weiteren Tage gestalten sich dann noch mit einigen unerwarteten und schönen Begegnungen und Ereignissen. Eine Geburtstagsparty, die von fröhlichen Momenten geprägt war, ich ein Geschenk übergeben konnte und unversehens mit Liebe beschenkt wurde. Alte Freundschaften, die wiederbelebt wurden und Aussicht auf zukünftige Treffen boten. Ein Telefonat mit dem ich jemanden eine kleine, freudige Überraschung machen konnte. Ein erhellendes Gespräch mit meinem Schriftsteller-Freund, bis hin zu „The smell of Australia”, als ich einer gebürtigen Australierin, die die Liebe nach Düsseldorf geführt hatte, an meiner aus Australien mitgebrachten Eukalyptus-Frucht riechen ließ, was ihr einen unverhofften Glücksmoment bescherte.

Insgesamt blicke ich nun auf eine erfüllte Woche zurück, die mir den Zugang zur Welt in ihrer Vielfältigkeit präsentierte, wie ich es mir in meinen kühnsten Träumen nicht hätte vorstellen können. Es sind die Gefühle, die uns miteinander verbinden und im besten Fall entscheidet man sich für die Liebe in den Begegnungen mit anderen Menschen. Zudem fühle ich mich abermals dankbar. Vor allem für die reale Zeit, die ich mit den unterschiedlichsten Menschen verbringen konnte und die für mich per se Momente des Glücks sind. Einige Geschichten dazu aus der jüngsten und entfernteren Vergangenheit, werde ich Dir dann beim nächsten Mal erzählen und bis dahin wünsche ich Dir viele Glücksmomente, die manchmal überraschend aufwarten oder deren Schöpfer man auch jederzeit selbst sein kann.

In Liebe,

Alice

PS. Sich für Liebe, Glück und Frieden zu entscheiden, ruft mir ein Zitat des Schriftstellers und Piloten Antoine de Saint-Exupéry ins Gedächtnis.

„Du bist zeitlebens für das verantwortlich, was Du Dir vertraut gemacht hast.”

Liebesbriefe von Alice.

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