Читать книгу Die Teufel - Flüsterin - Alina Frey - Страница 3
Die „Teufel-Flüsterin“
Оглавление„Taufrisch bist du auch nicht mehr, altes Mädchen“, stellte Mary Reinhold fest als sie vor dem Badezimmerspiegel stand. Ihr dunkles Haar wurde an der Stirn etwas heller, oder besser gesagt… wunderschöne graue Haare umrahmen das Gesicht. Aber mit 70 Jahren konnte sie sich das schließlich erlauben! „Die Haare könntest du dir auch mal färben…siehst aus wie eine alte Schreckschraube“, klang es an Marys Ohr. Entsetzt drehte sie sich um: „Wer ist da?“ Mary fühlte ein leichtes Zupfen an ihrem linken Ohr: „Ich bin es, dein guter Freund Lucifer!“ „Lucifer? Was willst du von mir!“ Lucifer hüpfte auf Marys Schulter und lachte: „Ich bin deine innere Stimme, Mary. Ich meine es gut mit dir!“ „Na ich weiß nicht, dann sagst du mir so schlimme Dinge?“ „Das ist nur ehrlich gemeint… Freunde sagen immer die Wahrheit!“ Irritiert zog Mary den Gürtel ihres nicht mehr ganz taufrischen Bademantels fester um die Taille, nahm die Tasse mit Kaffee vom Tisch und ging hinaus auf den kleinen Balkon. Gelangweilt sah sie den Vögeln zu, die auf der Wiese eifrig nach Futter suchten. Ihr Rentnerdasein hatte sie sich spannender vorgestellt. Piet, ihr verstorbener Ehemann und sie hatten noch so viele Pläne wenn sie endlich in Rente gehen konnten. Aber leider hat er sie viel zu früh verlassen. Vielleicht sollte sie wieder arbeiten gehen…! Ehrenamtlich vielleicht etwas machen? Aber wer nahm schon eine alte Schreckschraube, äh Dame, die zwar noch fit war, aber eben…alt! „Wenn du nicht vor Langeweile sterben willst Mary, dann lass dir etwas einfallen“, gab sie sich selber einen Tritt in den Allerwertesten. Seufzend stand sie auf und machte den PC an. Online - Banking ist eine feine Sache, aber es verleitet dazu, weniger hinauszugehen. Aber so konnte sie ihr Konto überwachen - hat doch was! Trotzdem ärgerte sie sich über ihre Bank. Seit Kurzem gab es keine Kontoauszüge mehr, nur noch einmal im Monat. Sie konnte natürlich Einsicht in ihre Bankverbindungen nehmen, aber was machen die Anderen, die kein Online-Banking machen? Ganz schön blöd! Mary kontrollierte die Abbuchungen und stutzte. Guthaben 1,5 Millionen und fünfhundert Euro? Hä? Hatte sie Hallus? Brille im Eimer oder stand sie kurz vor einem Nerven- Kollaps? Daher auch die Stimme von Lucifer an ihrem Ohr! Jetzt ist er da, der Moment, jetzt heißt es Abschied nehmen von der schnöden Welt. Aber vielleicht war sie ja bereits tot und das war schon der Himmel?! Egal wie oft sie hinsah…der Betrag blieb. Über 1,5 Millionen mehr auf dem Konto! Mary fiel in einen Schockzustand. Lang gehegte Wünsche tauchten vor ihren Augen auf…immer wieder. Schöne Wünsche… verrückte und sorry - auch absurde Wünsche. So langsam tauchte sie aus dem benebelten Komazustand wieder auf und kam zurück in die Realität. Als redlicher Mensch wusste sie, dass sie umgehend die Bank kontaktieren musste. Auf ihrem Konto war ein Irrläufer gelandet! Aber ganz tief in ihrem Unterbewusstsein saß ein kleiner Teufel der die Oberhand behielt. „Was willst du? Ist doch nicht deine Schuld…! Hau die Flocken auf den Kopf und bis die dahinterkommen, hast du schon alles verjubelt!“ Bullschiet, das geht gar nicht. „Klar geht das“, meinte Teufelchen dicht an Marys Ohr. Heiliges Kanonenrohr, was soll ich nur machen, dachte Mary. So ganz gegen ihre sonstige Gewohnheit kippte sie sich einen Whisky hinter die Binde. Der wiederum zeigte bald Wirkung und Mary wurde mutig. Klar, was hatte sie denn zu verlieren? Im Höchstfall würde man sie hinter schwedische Gardinen stecken! Die restlichen Jahre ihres Lebens würde sie auf einer Pobacke absitzen. Egal, aber bis dahin wollte sie das Leben genießen und nichts anbrennen lassen. Und wenn alle Stricke reißen, macht sie einfach auf „gaga“! Ab in die Klapsmühle… na und? Da ist jedenfalls mehr los als hier auf ihrem kleinen Balkon. Nach einer ausgiebigen Dusche warf Mary sich in ihre Klamotten. Erst mal raus an die frische Luft – den Kopf frei bekommen. „Ich komm mit“, flüsterte Luci ihr ins Ohr. Na toll…!