Читать книгу Die Teufel - Flüsterin - Alina Frey - Страница 4
Ein Stripper ist Helenes Lust
ОглавлениеMorgen hatte ihre Freundin Helen Geburtstag. Da würde sie dem alten Mädchen mal eine Überraschung bereiten. Nicht verzagen, Google fragen - und sie wurde fündig. „Ein Stripper für alle Fälle“ hörte sich doch wirklich gut an und Mary nahm Kontakt zu diesem Adonis auf. Anschließend ging sie in den Ort und hob mit wahnsinnigem Herzklopfen Geld am Automaten ab. Ging alles glatt und schnell machte sie sich aus dem Staub. Alle anderen Dinge konnte sie per Überweisung erledigen. „He, pass doch auf Alte“, wurde sie von einem Schnösel angerempelt. Mary drehte sich um, besah sich diese Figur von oben bis unten und meinte grinsend: „Was willst du Milchbubi…wisch dir erst einmal das Fruchtwasser aus deinen Pobacken…dann kannst du den Bagger aufreißen!“ Milchbubi fiel die Kinnlade runter und sein Blick war auch nicht gerade geistreich. Mary zuckte die Schultern ging schmunzelnd weiter. Ein kleines Geschenk wurde noch besorgt und dann ging es wieder zurück in ihre Rentnerhöhle. Naja, sie wollte sich nicht beschweren, für sie alleine war die Wohnung groß genug. Später besah Mary sich das Mobilar. „Haben auch schon mal bessere Zeiten gesehen“, stellte Teufelchen dicht an ihrem Ohr fest. Naja… nicht mehr ganz jungfräulich…neue Möbel mussten her. Aber alles schön der Reihe nach. „Halt die Goschen, „Luci“, befahl Mary dem Teufelchen. Am nächsten Tag warf Mary sich in Schale. Schließlich waren noch vier andere…na sagen wir mal, „Altertümchen“ anwesend. Alles gute Freundinnen von Helen, aber nicht die ihren. Sie waren Mary zu hochnäsig, nicht ihre Kragenweite. Deshalb fiel Marys Outfit heute besonders supermondän aus. Noch das Geschenk, den Kuchen und dann rief sie ein Taxi. Den Führerschein hatte sie längst abgegeben und bereute es bis heute kein bisschen. Helen empfing sie wie immer sehr herzlich. Mary mochte ihre Art, eine Art die nicht falsch war. Helens Augen strahlten, ihre Bäckchen schimmerten rosig und über eine hohe Stirn kringelten sich lustige, weiße Löckchen. Sie ist die Art von Mensch, mit dem man gerne zusammen ist. Die „Altertümchen“ saßen bereits aufgereiht wie die Hühner auf Helens großer Couch – hochnäsig wie immer. Was für merkwürdige Figuren, dachte Mary. Stocksteif saßen die Grazien nebeneinander, hochgesteckte Frisuren türmten sich über fahle Gesichter mit spitzen Nasen und die Figuren ließen an ein Schlankheitsmittel erinnern: Dünner geht’s nimmer! Wie siamesische Vierlinge! Mary freute sich schon diebisch auf die dämlichen Gesichter, wenn ihre Überraschung auftauchte. „Was ist los, Mary? Du schmunzelst die ganze Zeit!“ Helen sah sie prüfend an, was war los mit ihrer Freundin? „Och nix, Helen…ich bin halt gut gelaunt und heute ist doch dein Geburtstag, dazu noch ein Runder!“ Helen schüttete Kaffee ein und stellte den Kuchen auf den Tisch. „Lasst es euch schmecken, ihr Lieben!“ Man plapperte belangloses und oberflächliches Zeug - wie immer und als es später klingelte rief Helen: „Nanu, wer kann denn das sein?“ „Tja, ich würde einfach mal nachsehen“, riet Mary der Freundin. Die kam etwas später mit einem ratlosen Gesicht und Supermann persönlich im Schlepptau ins Zimmer: „Er…er sagt…er sagte er hätte hier einen Termin?“ Mary erhob sich grinsend: „Hallo Supermann, dann zeig mal was du so drauf hast!“ Das ließ der sich nicht zweimal sagen, stellte ein kleines Aufnahmegerät auf den Boden, machte die Musik an und strippte los. Was die Oldies dann zu sehen bekamen war vom Allerfeinsten. Dieser Mann verstand sein Handwerk und entblätterte sich mit lasziven Bewegungen, wusste wie er seinen Körper einsetzen musste, ließ seine Muskeln spielen – jeden Muskel - und Mary sah mit Genugtuung die entsetzten Gesichter der „Altertümchen“. Die vier Grazien schnappten nach Luft, fächelten sich frische Luft um die spitzen Nasen und sackten zurück in die Couchecken. „Na Helen, ist das nicht ein Leckerchen?“ wollte sie von der Freundin wissen. Die klatschte begeistert in die Hände: „Das ist mal ein abgefahrenes Geburtstagsgeschenk, Mary!“ „Skandalös, skandalös“, kam es röchelnd aus der Couchecke(war es vor Entsetzen oder gar vor lauter Wollust?) und Mary meinte nur: „Seit doch froh, oder habt ihr Zuhause etwas Besseres?“ Der Adonis legte noch eine Nummer drauf und Mary war glücklich. Später gab sie ihm zufrieden den vereinbarten Betrag und brachte ihn zur Türe. Dann knöpfte sie sich die vier Altertümchen vor: „Ihr habt das doch genossen, ihr Heuchlerinnen. Gebt das doch mal ehrlich zu. Da kommen Erinnerungen auf, oder? Ach was solls, mir hat das riesigen Spaß gemacht und Helen auch!“ Die vier Grazien rauschten mit hochroten Gesichtern beleidigt von dannen und Helen und Mary ließen den Tag friedlich ausklingen. „Also wirklich, wie kannst du solche Hühner ertragen?“ fragte Mary. „Zum Lachen gehen die doch in den Keller!“ Helen lachte: „Wir kennen uns schon seit der Schule. Aber die haben sich wirklich sehr verändert, meinen, etwas Besseres zu sein. Aber ich nehme es mit Humor, Mary!“ Mary verabschiedete sich mit einem zufriedenen und guten Gefühl von ihrer Freundin. Sie waren schon viele Jahre befreundet und auch ihre verstorbenen Männer verstanden sich blendend. Obwohl sie und Helen völlig verschieden waren, ergänzten sie sich prima. Helen war ein kleines Hausmütterchen mit roten Bäckchen und einer Vorliebe für Kleider und Röcke. Aber sie liebte Hosen und Hosenanzüge über alles. Gut, so eine Freundin zu haben.