Читать книгу DreiEXBeziehungen - Alina Leitinger - Страница 13

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Natürlich ging die Geschichte weiter…

Wir fuhren nach Tirol. Es war ein Traum. Am zweiten Tag unserer Reise hatte ich eine sechs-stündige Tour für uns herausgesucht. Ich konnte es kaum erwarten, meinem Schatz die unglaubliche Schönheit der Natur in den Tiroler Bergen zu zeigen.

Wir befanden uns bereits auf etwa 2000 Höhenmetern, die Aussicht war wie erwartet ein absoluter Traum, ein Naturschauspiel der besonderen Art. Die Tour war viel herausfordernder, als ich dachte. Für mich war es trotzdem ein wunderschönes Abenteuer, aber mein Herzblatt war die hohen Höhen und Abgründe nicht gewöhnt und verspürte einen Hauch von Höhenangst. Daher waren wir vorsichtig, doch wir kamen nicht drum rum… Wir kletterten an einer ungesicherten Stelle entlang der Felswand nach oben. Ich war vorne und mein Schatz folgte mir. Wir kamen an eine Stelle, bei der ein Sicherheitsseil aus der Felswand gebrochen war und daher suchte ich mir knapp daneben einen anderen Kletterweg nach oben. Ich hatte es auf den nächsten Felsvorsprung geschafft, drehte mich um und sah schon meinen mutigen Begleiter. Er klebte förmlich am Felsen und quälte sich entlang des losen Sicherheitsseils weiter nach oben. Mit seiner linken Hand konnte er sich gerade noch an einem Stein halten, die rechte Hand ergriff bloß loses Geröll. Auf einmal verlor er mit seinem rechten Bein den Halt und rutschte einige Zentimeter nach unten. Ich sah den Berghang unter ihm und für mich war klar, dass ein Absturz in die Tiefe sehr unwahrscheinlich war. Doch er konnte nicht sehen, was ich sehen konnte. Er verlor den Halt. Todesangst und pure Panik stiegen in ihm auf. Ich sah es in seinem Gesichtsausdruck. Ich werde abstürzen und sterben! Das stand ihm im Gesicht geschrieben. Nun wurde ich selbst nervös, denn Angst und Panik lässt die Kräfte schwinden und kann zu unkontrolliertem Handeln führen. Zuerst reichte ich ihm die Hand. Er nahm sie nicht. Ich drehte mich um, suchende Blicke nach einem Hilfsmittel wie einem Ast und… da lag sie - eine AXT. Was zum Teufel hatte diese Axt hier verloren? Auf über 2000 Metern Höhe ohne Bäume. Auf einem Berg aus Steinen und nichts als Steinen? Wie kam die Axt hierher und warum liegt sie noch hier? Wer hatte sie verwendet und für was? Ob jemand mit dieser Axt das Seil absichtlich rausgeschlagen hatte? Ob diese Axt ein anderes Pärchen genutzt hatte? Vielleicht ein unglückliches Paar? Der Mann oder die Frau, der oder die “ungewollt” abgestürzt “wurde”. Mit einer Axt in den Kopf? Finger ab? Hand ab? Was zum Teufel… Ich nahm die Axt an der Schneide und reichte meinem Schatz den Schaft. Er war genauso ängstlich wie vorher, lehnte sie ab und war gleichzeitig genauso verdutzt über die Axt, wie ich. Und da brach es aus mir heraus. Lachen. Ich drehte mich weg. Ich lachte und lachte und lachte. Gleichzeitig entschuldigte ich mich für mein Lachen. Ich konnte gar nicht mehr aufhören. Meine Liebe hing mit Todesangst vermeintlich am Abgrund und ich lachte. Wie schaute das denn aus?! Ich hatte die Kontrolle über meine Gesichtsmuskeln verloren. Das passierte mir immer wieder in eigenartigen Situationen, die mich irgendwie überforderten. Je eigenartiger oder beunruhigender die Situation, desto eher wird aus einem Grinsen ein Kichern und aus dem Kichern ein Lachen bis zum überwältigenden Lachkrampf. Wieder hatte es mein Körper nötig mit Lachen innerliche Spannung abzubauen. Die komische Axt hatte den letzten Rest Verzweiflung aus mir heraus gehackt. Gott sei Dank hatte mein Liebster während meines Lachanfalls seinen Halt wieder gefunden und sich mit letzter Kraft nach oben gezogen. Im Prinzip war es keine Erfahrung zum Lachen, besonders für ihn nicht. Wir haben die Axt dort gelassen und sind weitergewandert. Unsere erste gemeinsame Reise nach Tirol. Unser erster gemeinsamer Aufstieg auf einen Gipfel über 2500 Höhenmeter. Unsere erste Bergtour, die statt sechs Stunden, doch acht Stunden dauerte. Nach dem Urlaub folgte ein schöner Sommer mit wundervollen, gemeinsamen Erlebnissen. Trotz Corona-Krise genossen wir unser Leben in vollen Zügen. Die Zeit verging wie im Flug. Schneller als sonst. Bestimmt war das so, weil wir verliebt waren, doch auch die Krise hatte ihren Anteil daran. Ich weiß nicht, ob du es genauso wahrgenommen hast, aber für mich entschleunigte und beschleunigte sich alles zur gleichen Zeit. Auf einmal war der Sommer vorüber und es war Oktober. Wir waren nun schon über ein halbes Jahr ein Paar und gefühlt jeden Tag noch glücklicher miteinander. Auch beruflich lief es sehr gut für mich. Inzwischen hatte ich sogar eine Praktikantin, die mich bei meinen Projekten unterstützte. Auch gesundheitlich lief es gut für mich. Mein Schatz und ich trainierten weiterhin regelmäßig in unserer Crossfit Box. Meistens fuhren wir in der Früh gemeinsam mit dem Rad in die 8 Uhr Stunde, trainierten und verabschiedeten uns in den Arbeitsalltag, um uns wenige Stunden später wieder in die Arme zu schließen. So war es auch an einem Morgen im Oktober. Wir brachten gerade unsere Räder aus dem Keller, als SIE aus dem Aufzug ausstieg. Was war das für ein blöder Zufall oder doch wieder eine Bestellung beim Universum? Die Stimme in meinem Hirn sprang an. Sie war aufgeregt und wusste nicht, wie wir uns verhalten sollten. Wir begrüßten sie, ich schaute ihr nicht wirklich ins Gesicht, sondern schob mein Rad mit gesenktem Blick an ihr vorbei. In meinem Bauch spürte ich ein leichtes flaues Gefühl, aber zum Glück war mein Körper weit entfernt von Panik und Angstschiss. Was mich besonders freute, war die Tatsache, dass mein Herz irgendwie unberührt an der Situation vorbei ging. Ich erinnerte mich an früher, als ich zufällig die vermeintlichen Affären meiner Partner in der Disco traf. Damals zersprang mein Herz vor Aufregung und es wusste vom Betrug. In der Situation im Stiegenhaus war es so, als würde mein Herz gleichgültig sagen:

Ist eh nichts passiert. Also wen kümmert’s?!

Mein Schatz und ich sprachen während der Fahrt zum Training über die Situation. Wir schmunzelten. Es war halt blöd, dass SIE im gleichen Haus wohnte. Nach meinem Empfinden hatte ich die Mail vom Sommer gut verdaut. Ich dachte nicht weiter darüber nach und lernte weiter das Annehmen der Situation, wie sie nun mal war. Da half sogar ein Spruch von einem meiner Ex-Partner (er gehörte zu den Guten).

It is what it is.

Es musste wohl ein paar Tage nach der Begegnung im Stiegenhaus gewesen sein. Ich saß gerade am Schreibtisch und bereitete die Aufgaben für meine Praktikantin vor. Sie sollte in wenigen Minuten bei mir ankommen. Ich öffnete noch schnell mein E-Mail-Postfach, um offene Anfragen für Ernährungsberatungen zu beantworten. Das war schnell erledigt. Ich hatte noch Zeit die Penisvergrößerungs-Emails aus meinem SPAM Ordner zu löschen. Wie eh und je erwartete ich Mails für “besseren Sex” oder “einen riesigen Penis”, doch ich hatte mich zu früh gefreut. Ich erkannte sofort IHREN Namen und las einen Betreff, der sofort einen Schüttelfrost auf meinen gesamten Körper ausbreitete. Diesmal sendete sie mir sogar ein Bild mit. Ich habe dir das Originalbild mit ins Buch gepackt, damit du besser mit mir leiden kannst. Lediglich SEIN Profilfoto, SEINEN Namen und den Namen der Straße habe ich retuschiert. Du fragst dich vielleicht, warum ihre Nachricht im Spam Ordner gelandet war? Bereits am besagten Sonntag der ersten Nachricht hatte ich ihre Adresse mit dem Label Unwanted markiert. Und jetzt darfst du dich hinsetzen oder zumindest gut festhalten.

27.10 nach einem Quickie in seinem Büro

Davor hatten wir bis zum 27. September regelmäßig Kontakt, nachdem ich euch zusammen getroffen habe war Funkstille… bis letzten Sonntag (er hat sich gemeldet!) - da waren wir nur spazieren und gestern hatten wir wieder Sex.

Vielleicht kannst du ihn überreden aus der XXX-gasse wegzuziehen!?

Lg


Na toll. Diese Frau war ein Naturtalent darin, sich in den denkbar ungünstigen Momenten zu melden. Besser noch, ich war ein Naturtalent darin, ihre blöden Nachrichten in den denkbar ungünstigsten Momenten zu lesen. Die Nachricht traf mich ärger als die erste. Ich zitterte am ganzen Körper und bekam Schweißausbrüche. Und wie konnte es anders sein, klingelte es in diesem Moment an meiner Tür. Meine Praktikantin war gekommen. Ich ließ sie herein und eröffnete ihr sofort, dass gerade “etwas” passiert war, dass mich ein wenig (das war maßlos untertrieben) aus der Fassung brachte. Sie war verständnisvoll und lieb und ging wie immer an ihren Arbeitsplatz. Ich gab ihr die Aufgaben und entschuldigte mich. Ich verschwand mit meinem Handy im Nebenzimmer und hinterließ meiner Freundin Patricia eine zittrige Sprachnachricht.

Ich brauch dich grad dringend. Bitte ruf an.

Patricia wusste bereits von der EX-E-Mail-Geschichte. Sie war eine der wenigen Personen, mit denen ich in den letzten Monaten darüber sprach. Patricia ist der Typ Freundin, der mich mit ihrem Herz auf der Zunge offen und ehrlich berät. Als ich ihr im Sommer das erste Mal von der Geschichte erzählte, war sie schnell der Meinung, dass SEINE EXFreundin einfach nur eine dumme Irre war. Ich teilte ihre Meinung. Patricia hatte an dem besagten Tag im Grunde keine Zeit für ein Telefonat, doch sie zögerte keine Sekunde. Sie rief mich sofort an. Ich erzählte ihr von der Nachricht und von dem Bild. Es war der Screenshot, der mich besonders traf. Das Bild war für mich in diesem Augenblick der Beweis, dass SIE die Wahrheit schrieb. Meine Erwartung an Patricia war Trost und ein positiver Blick in meine Zukunft als Single. Umso mehr überraschte mich der tatsächliche Inhalt unseres Gesprächs.

Alina, du hast keine Ahnung zu was verrückte Ex-Freundinnen in der Lage sind. Du bist zu lieb und kannst dir das nicht einmal vorstellen, aber ich sag dir eines: So ein Bild fälsche ich dir in 2 Minuten. Ruf IHN an, sprich mit ihm. Die Alte ist irre und gehört in die Klapse. Er liebt dich.

Das hatte ich im Leben nicht erwartet. Die Reaktion von Patricia holte mich wieder auf den Boden zurück. Und sie hatte absolut Recht. Im Leben hätte ich nicht daran gedacht, dass das Bild eine Fälschung sein könnte. Paranoia vs. Pronoia - Eins zu Null.Gab es wirklich so schlimme Menschen auf diesem Planeten? Sowas würde mir im Leben nicht einfallen. War ich so naiv? Konnte man so ein Bild tatsächlich in zwei Minuten fälschen? Wie? Wer würde sich die Mühe machen? Wie arg war das??? Nach dem Gespräch mit Patricia ging ich zurück zu meiner Praktikantin und setzte mich zu meiner Arbeit an den Schreibtisch. Das musste ich erst verarbeiten. Ich beschloss meinem Schatz zu schreiben. Ich bat ihn mich anzurufen und leitete ihm gleichzeitig den Screenshot weiter. Wenige Minuten später rief er an. Unser Gespräch startete holprig, weil er erst gar nicht wusste, wovon ich sprach. Ich erwähnte das Bild, das ich ihm gesendet hatte. Er kannte sich nicht aus.

Was ist das für ein Bild? Ich habe mich vorher schon gewundert, was das ist. Ich habe mich nicht ausgekannt. Ich dachte du willst mir was von deinem Tag erzählen.

Ich erklärte ihm, von wem ich das Bild erhalten hatte. Nun wollte er mehr wissen, doch da wir beide mitten im Arbeitsalltag festhingen, beschlossen wir nach der Arbeit darüber zu sprechen.

Nach unserem Telefonat ging es mir etwas besser. Ich konnte jedoch nicht bis zum Abend warten, also schrieb ich ihm sämtliche Gedanken, die mir tagsüber zur Situation in den Sinn kamen. Erst war ich wütend und verzweifelt, danach irgendwie ratlos und letztendlich entschuldigte ich mich bei ihm für mein Misstrauen. Ich wollte unbedingt im Vertrauen bleiben, doch die Nachricht machte es mir nicht leicht. Tatsächlich hatten wir die Nacht, von der sie diesmal schrieb, wieder nicht zusammen verbracht. Du kannst dir sicher vorstellen, dass mein Arbeitstag an diesem Tag gelaufen war. Ich zählte die Minuten. Innerlich startete ich schon den nächsten Emotionscode. Also konnte ich es kaum erwarten, dass meine Praktikantin nach Hause ging.

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