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Auf ins Freizeitcamp

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„Mami!“ Die Stimme kam aus Maries Zimmer und hallte durch das ganze Haus. Es waren Sommerferien und Marie packte gerade ihre Sachen für das Reitercamp. Denn dies war der Preis, den sie gewonnen hatte, als sie mit Rain an einem Wettbewerb teilgenommen hatte.

Rain war eine schöne weiße Stute, ihre ebenfalls weiße Mähne wehte prachtvoll, wenn sie galoppierte. Sie stand in einer Pferdebox mit vielen anderen Pferden auf Tims Reiterhof. Der Umgang mit der Stute war am Anfang sehr schwierig für Marie gewesen, weil sie niemanden an sich heranließ. Marie schaffte es auf ihre Weise, mit viel Einfühlungsvermögen diesen Bann zu brechen und sie zu berühren. Rain hatte ein Fohlen namens Felix, einen kleinen Kerl mit rötlichem Fell.

So hatte alles einmal begonnen: Marie hatte Tim kennengelernt und dann passierte viel Spannendes in ihrem Leben. Manchmal hatte Marie das Gefühl, dass sie durch die anderen Pferde ihr eigenes Pferd namens Blitz vernachlässigte.

Aber darüber machte sie sich nun keine Sorgen mehr, weil sie jetzt eine ganze Woche nur mit ihrem Liebling verbringen würde. Blitz war ein schwarzes Pferd mit ein paar weißen Flecken, einem weißen Strich auf der Stirn, einem weißen Strumpf und drei schwarzen, so bezeichnet man das Fell über den Hufen.

Marie liebte ihn und hatte ihn sofort ins Herz geschlossen, als sie ihn an ihrem Geburtstag im Stall gesehen hatte. Dann gehörten ihr noch Lynn, ihr Hund, der ihr auf merkwürdige Weise zugelaufen war, und Schmusi, ihre Katze. Maries Freundin Selina hatte ihr Schmusi geschenkt. Tim Berger war ihr Freund und ihm gehörte Flocke, eine schwarze Stute. Tims Schwester Hannah hatte den eleganten Wallach Caliban. Er war ein Brauner, er ging so schön mit erhobenem Kopf und hatte einen schwungvollen Galopp. Ihre Freundinnen Paula, Selina und Jana waren immer zur Stelle, wenn Marie Hilfe brauchte.

Marie band ihre braunen, mittellangen Haare zu einem Dutt zusammen, dann hörte sie, wie ihre Mutter die Treppe hochkam und fragte: „Was ist denn?“

„Wo ist mein Handy!?“, rief Marie.

Ihre Mutter schaute sich in ihrem Zimmer um. „In diesem Saustall kann man ja auch nichts finden“, sagte sie und hob eine Hose vom Boden auf. Und was lag wohl darunter: Maries Handy. Die umarmte ihre Mutter und sagte: „Ich räume sofort auf!“

Frau Kaufmann meinte: „Das hoffe ich ja wohl. Du fährst doch erst morgen früh los, bis dahin hast du aufgeräumt und deine Sachen gepackt.“

Marie nickte und schob ihre Mutter aus der Tür. Sie packte alles Weitere ein und ging dann in den Stall zu Blitz. Lynn folgte ihr. Als sie die Stalltür öffnete, drang der Geruch von Pferdeäpfeln in ihre Nase.

„Bähh!“, schrie Marie und nahm die Mistgabel in die Hand. Sie machte schnell den Stall sauber und begrüßte Blitz. Er hob den Kopf und schmiegte seine warmen und weichen Nüstern an ihr T-Shirt. „Morgen ist es so weit“, flüsterte sie. Dann ließ sie Blitz auf die Koppel, damit er sich noch einmal austoben konnte, bevor die große Fahrt losging.

Als sie zurück in den Flur stürmte, weil draußen die Sonne brannte, kam ihr Vater ihr mit dem Telefonhörer entgegen. „Paula, Jana oder Selina! Ich glaube, alle drei sind am Apparat“, sagte er.

Marie nahm den Hörer und ging ans Telefon. „Hallo!“

Am anderen Ende der Leitung stritten sich die Mädchen um das Telefon. Als Jana den Hörer ergriffen hatte, rief sie: „Hi Marie. Wir finden es alle schade, dass du nun eine Woche mit Blitz wegfährst.“

„Ich finde es toll, aber ich werde euch auch vermissen. Seid ihr alle bei Jana?“, meinte Marie und packte gerade ihre Zahnbürste ein. „Morgen wird alles anders!“, schluckte sie und fühlte sich sehr angespannt. Sie schüttelte die Arme und Beine aus und setzte sich auf ihr Bett.

„Nein, wir sind bei Paula. Wir wünschen dir viel Spaß und wir sehen uns bald wieder“, kam es vom anderen Ende der Leitung. „Tschüss!“

„Bis bald“, verabschiedete sich Marie, bevor sie auflegte und den Hörer neben sich aufs Bett legte. Sie überlegte, was sie noch brauchte. Aber sie dachte nur an die schöne Zeit mit Blitz, Tim und Hannah.

An der Tür klopfte es und ihre Mutter schob den Kopf in ihr Zimmer. „Du hast ja immer noch nicht aufgeräumt, stattdessen liegst du auf deinem Bett und machst es dir gemütlich?“, schimpfte Frau Kaufmann, während sie den Blick über ihre Tochter schweifen ließ. Dann verschwand sie wieder.

Marie machte sich an die Arbeit, hob die Chips auf, die überall auf dem Boden verteilt waren, und ihre Kleider. Danach räumte sie ihren Schreibtisch auf und bald schon war alles sauber. Sauber? Na ja, sagen wir mal, es sah jedenfalls so aus.

Es war inzwischen Nachmittag geworden und Marie knipste die Leine an Lynns Halsband. Lynn lag im Garten im Schatten und ließ sich nicht von der prallen Sonne erwischen. Nun musste sie mitgehen. Sie erhob sich mühsam, schüttelte sich und bellte. Marie nahm ihren Hund auf den Arm und schmuste mit ihm. Anschließend gingen sie gemeinsam am Waldrand spazieren. Es war sehr heiß, vielleicht 30°C. Als Marie sich auf einer Bank niedergelassen hatte, machte Lynn ihr Häufchen und zerrte nach Hause, aber Marie wollte an so einem schönen Tag lieber weiter spazieren gehen. Pech für Lynn. Es war sehr angenehm, einfach die Seele baumeln zu lassen und gemütlich durch den Wald zu spazieren. Frei von jedem Gedanken.

Schließlich machten sie kehrt und kurz vor ihrem Zuhause wieherte Blitz ihnen entgegen. Lynn verstand sich prächtig mit dem Wallach. Nun begrüßte Blitz den Hund mit einem Stups seiner Nase. Lynn bellte und wedelte aufgeregt mit dem Schwanz. Marie ging ins Haus und lief in die Küche. Es war nun Zeit, dass die Hündin ihr Fressen bekam. Dies bemerkte Lynn, sie folgte ihr und schlüpfte dann schnell an ihr vorbei zum Küchenschränkchen, weil sie wusste, dass dort ihr leckeres Futter stand.

Marie öffnete die Tür und hielt zwei Dosen in den Händen. „Willst du Gemüse oder lieber …“, Marie schüttelte die Dose und beendete ihre Frage mit: „… Hähnchen?“ Sie hielt die Gemüsedose hin. Lynn schnupperte und schaute sie fragend an. Dann hielt Marie ihr die Hähnchendose hin und schon bellte Lynn aufgeregt. „Also das Hähnchen“, sagte Marie und öffnete die Dose mit einem Dosenöffner. Das ging leider schief und die Hälfte landete auf ihrem T-Shirt. Die andere Hälfte machte sie in Lynns Schüssel, bevor sie sagen konnte: „Mist! Alles daneben. Schau mich doch mal an, Lynn!“ Maries Shirt war überall voll mit Hundefutter. Sie machte schnell das Essen fertig und stellte es Lynn hin. Dann füllte sie noch den Wassernapf und wollte sich gerade duschen, als ihre Mutter mit einer Zeitung und ihrer Lesebrille in die Küche trat.

Sie musterte ihre Tochter über die Brille hinweg und fragte: „Hast du Hunger? Dann iss bitte etwas Vernünftiges.“

Marie fand das gar nicht komisch und antwortete: „Mir ist alles rausgeflutscht und Hundefutter schmeckt mir nicht.“ Ihre Mutter schüttelte fragend den Kopf und spazierte weiter ins Wohnzimmer, wo sie sich dann im Sessel niederließ und ihre Zeitung las.

Marie machte sich auf den Weg ins Badezimmer. Dort nahm sie das Shampoo und duschte sich. Dann zog sie sich etwas Frisches an. Als sie sich abgetrocknet hatte, lief sie in ihr Zimmer und stellte sicher, dass alles in ihrem Koffer verstaut war. Am liebsten wäre Marie jetzt schlafen gegangen, um bald wieder aufzuwachen. Sie war schon etwas aufgeregt.

Es war bereits Spätabend. Marie seufzte und setzte sich vor den Fernseher ins Wohnzimmer. Gelangweilt schaltete sie durch die Kanäle und hielt dann bei irgendeinem Liebesfilm an. Die Sendung machte sie müde. Schon klappten ihre Augenlider zu, dann schlief sie ganz ein. Nach ein paar Stunden wurde sie von ihrer Mutter geweckt mit den Worten: „Wenn du müde bist, geh doch ins Bett.“

Marie schaute sie verdutzt an. Draußen war es dunkel und die Uhr zeigte 22 Uhr. Ihre Mutter schaute sie mit großen Augen an und sprach noch mal: „Geh in dein Bett, dort ist es gemütlicher zum Schlafen.“

Marie erhob sich mühsam und begab sich in ihr Zimmer. Dort zog sie sich nur die Hose und das Oberteil aus und verschwand, ohne Zähneputzen und ihren Schlafanzug anzuziehen, ins Bett.

Am nächsten Morgen kam Maike, Maries ältere Schwester, an ihr Bett und weckte sie. Marie wachte rasch auf und gähnte, schon saß sie im Bett und informierte sich: „Geh ich jetzt? Ist es schon morgen? Habe ich verschlafen?“

Maike beruhigte sie: „Alles okay! Ich habe dich pünktlich geweckt. Wenn du fertig bist, kannst du herunterkommen. Wir haben dein Gepäck schon mit in den Flur genommen.“ Maike verschwand aus ihrem Zimmer. Marie streckte ihre Arme in die Höhe, sprang aus dem Bett und machte die Rollläden hoch. Durch die kleinen Ritzen drang Licht in ihre Augen und blendete Marie sehr. Sie schloss die Augen und rannte ins Bad.

Lynn lag schon unten im Flur und schleckte ihre Pfote ab. Marie eilte die Treppe hinunter zum Wohnzimmer und verabschiedete sich hastig.

„Nicht so eilig!“, sagte ihr Vater und zeigte auf den gedeckten Küchentisch.

„Gut, ich esse erst etwas“, meinte Marie und setzte sich an den Tisch. Ihr Vater, ihre Mutter und Maike folgten ihrem Beispiel und genossen gemeinsam mit Marie das leckere Frühstück. Lynn schaute bettelnd zu, aber sie bekam nichts ab. Als sie alle fertig waren, ging Marie in den Flur und zog sich an.

Alle Teilnehmer wollten sich auf Tims Reiterhof treffen, weil sein Vater, Herr Berger, alles für das Zelten organisiert hatte. Der Richter der Fohlenschau hatte ihn damals gefragt, ob er mit dem Sieger und den Reitschülern seines Hofes die Reiterfreizeit unternehmen möchte. Sofort hatte er eingewilligt und fand die Idee prima. Doch niemand konnte ahnen, dass ausgerechnet Marie den Hauptpreis gewinnen würde.

Schicksal. Glück. Zufall.

Maike und ihre Mutter verabschiedeten sich von Marie. Ihr Vater fuhr mit dem Auto die Koffer zu den Bergers und Marie ritt mit Blitz dorthin, weil der Hof nicht weit vom Haus der Kaufmanns entfernt war.

„Versorgt Lynn“, rief Marie ihrer Familie noch zu. Danach stieg sie auf und ritt los.

Natürlich war sie total aufgeregt und ihre Gedanken kreisten darum, wer wohl mit dabei sein würde. Als sie bei dem Reiterhof Berger angekommen war, stieg sie ab und klingelte. Ihr Koffer stand schon vor der Tür.

Hannah, Tims Schwester, kam ihr entgegen und rief: „Ich freue mich schon so!“ Marie nickte kräftig.

Hinter Hannah kamen Tim und Herr Berger. „Hallo Marie!“, riefen sie schon von Weitem.

„Hallo“, sagte auch Marie und verschwand mit Tim im Stall, um Flocke zu satteln. Hannah versuchte, ihren aufgeregten Wallach Caliban aus der Box zu holen. Sie meinte besorgt: „Mann. Was ist nur mit dem Pferd los? Ich glaube, er merkt, dass der Ausritt heute nicht so wie sonst abläuft.“

Marie grinste: „Könnte sein.“

Als Caliban und Flocke fertig gesattelt waren, gingen Marie, Hannah und Tim auf den Hof zu den anderen, denn es hatten sich schon sehr viele Mädchen und Jungen versammelt, um an der Reiterfreizeit teilzunehmen. Diese wurden von ihren Eltern mit dem Pferdeanhänger zum Reiterhof gefahren und waren nun startklar zum Ausritt.

Marie erkannte ein Mädchen aus ihrer Schule, lief zu ihr hin und sagte: „Hi, ist das dein Pferd?“

Das Mädchen hieß Nina. Sie hatte blonde lange Haare, eine super Figur und war sehr hübsch. Kein Wunder, dass ihr alle Jungen hinterher schauten.

„Hallo Marie, schön dich zu sehen. Ja, das ist mein Pferd Lucky.“ Lucky war ein hellbrauner Fuchs und wirkte auf Marie ruhig und ausgeglichen. Er stand da und schaute gelangweilt auf den Boden.

Marie freute sich und antwortete: „Toll! Ich schau mich mal um, wen ich noch so kenne.“ Nina nickte und Marie ging zu einem Haflinger, der gerade an der Mauer stand. Sie betrachtete ihn. Er war circa 1,85 Meter groß und ein Wallach.

Ein Stück weiter kam ein kleines, etwas pummeliges Mädchen herbei und gab einem Pony einen Eimer Wasser. „Hallo“, rief sie Marie zu. Marie lächelte ihr zu und ging weiter.

Bei einer weißen Araberstute kam sie aus dem Staunen nicht mehr heraus. Sie war so prächtig. Araber sind eine sehr teure und elegante Pferderasse. Sie wirkten auf Marie aber eher stur. Die Schimmelstute sah einfach nur wunderbar aus. Sie stand in einer Ecke und ließ sich von der Sonne den Rücken kitzeln. Dann kam ein zierliches Mädchen herbei und gab ihr einen Apfel. Marie lief vorsichtig zu dem Mädchen und rief: „Hallo!“

Das Mädchen erschrak, sagte dann aber mit einem freundlichen Lächeln: „Hi.“

„Du hast ein sehr schönes Pferd“, behauptete Marie und streichelte es sanft an den Nüstern.

„Danke! Sie heißt Luna.“

Marie lächelte und fragte: „Ist sie leicht zu reiten?“

Das Mädchen schaute verwirrt und antwortete dann: „Manchmal ja und manchmal nein. Sie kann sehr dickköpfig sein.“ Marie nickte und bewunderte die Stute. „Ich heiße Susi“, sagte das Mädchen.

Marie stellte sich vor: „Und ich Marie.“

Susi gab Luna einen Klaps auf die Kruppe, damit sie vorbeikam, und nahm ihren Hufkratzer. Marie verabschiedete sich und kehrte gelassen zu Blitz zurück. Der wieherte ihr aufgeregt zu und scharrte mit den Hufen.

Tim nahm ihren Koffer und meinte: „Ich gebe ihn meiner Mutter.“

„Warum?“, fragte Marie.

Tim antwortete: „Sie nimmt alle Koffer mit und fährt sie zu dem Platz, wo wir die Zelte aufschlagen werden.“

„Ach so“, meinte Marie und gab Blitz einen Eimer voll Wasser. Sie krempelte ihre Ärmel hoch. „Boah! Ist das warm heute“, dachte sie.

Herr Berger, Tims Vater, der die Freizeit leiten würde, rief alle Reiter zu sich und erklärte, dass sie die Pferde satteln und sich neben dem Partner, der in der Liste vermerkt war, aufstellen sollten. „In dieser Liste sind auch die Regeln für die Reiterfreizeit aufgeschrieben“, meinte er und teilte die Zettel aus. „Wir wechseln dann immer die Reihen, sodass jeder jeden kennenlernt.“

Marie nahm den Zettel entgegen und las:

An Marie Kaufmann:

Du reitest zuerst mit Tim Berger.

Regeln:

- immer zusammenbleiben

- wenn etwas Außergewöhnliches auffällt oder

passiert, zuerst bitte den Betreuer informieren

- genug Abstand zu dem Vorreiter halten

- Frühstück um 8:00 Uhr

- Nachtruhe ab 22:00 Uhr einhalten

- Campingplatz sauber halten

- keine MP3-Player, Radios oder andere

elektronische Unterhaltungsgeräte

- Handys werden nur bei Notfällen benutzt

Marie grinste, das war das Werk von Tim. Es war doch klar, dass er neben ihr reiten wollte. Sie lief wieder zurück zu Blitz und machte ihn fertig, denn sie hatte ihn nach der Ankunft auf dem Reiterhof Berger abgesattelt, damit er bei der Wärme nicht so schwitzte. Mit großer Anstrengung hob sie nun den Sattel auf den Widerrist und schob ihn dann ein Stück zurück. Dann legte sie noch schnell die Trense an, dann war sie fertig. Tim kam schon mit Flocke neben sie geritten. Marie packte schnell ihre Putzsachen weg und brachte sie Frau Berger. „Wer führt unsere Gruppe eigentlich?“, fragte Marie Tim.

„Unser Reitlehrer Herr Kröger und eine Reiterin, die ich noch nicht kenne.“

Marie steckte eine Trinkflasche in die Seitentasche des Sattels und stieg auf. Sie nahm die Zügel auf und machte ihrem Pferd klar: „So, jetzt bin ich der Boss“, denn ein Pferd muss auf seinen Reiter hören. Marie lenkte ihn einmal herum und gurtete nach. Dann versammelten sich alle Reiter bei Herrn Kröger und der Reitbegleiterin namens Laura.

„Jetzt geht es los!“, rief Herr Kröger. Er war sehr groß und ritt einen dunkelgrauen Schimmel. Meistens hatte er eine Schildkappe auf, die er immer wieder herunternahm und nach einem Kopfschütteln wieder vom Nacken nach vorne aufsetzte. Er hatte eine große Nase und kurze, stoppelige schwarze Haare. Sehr muskulös sah er nicht aus, aber er hatte den aufgeregten Schimmel gut im Griff.

Marie musterte Laura genauer. Sie war ein paar Jahre älter und etwas größer als Marie. Sie hatte stufig geschnittene, mittellange blonde Haare mit braunen Strähnchen. Sie ritt ihr eigenes Welsh-Cob-Pony. Laura hatte ein großes Lachen auf ihrem Gesicht.

Marie schaute ein Mädchen genauer an, dann rief sie aufgeregt: „Jenny!“

Jenny drehte sich verwirrt um und winkte Marie dann freudig zu. Als Marie einmal von Blitz heruntergefallen war, sich das Bein gebrochen hatte und im Krankenhaus lag, hatte sie Jenny kennengelernt. Jenny ritt Sun, ihre Fuchstigerin. Die Stute war nicht sehr groß, aber sehr eigenwillig. Sie schlug mit dem Kopf wild umher und Jenny versuchte mit aller Kraft, sie davon abzuhalten.

Marie und Tim ritten hinter Nina mit ihrem Pferd Lucky und hinter Susi mit ihrer Araberstute Luna. Tim musterte Nina genauer und lächelte verlegen. Als Tim merkte, dass Marie ihn beobachtete, tat er so, als müsste er sich voll und ganz um Flocke kümmern. Marie drehte sich herum und sah Hannah auf Caliban und einen Jungen mit einem Rappen. Sie atmete tief ein und beobachtete dann die schöne Natur um sich herum.

Bald waren die Reiter auf einen Weg gekommen, der an einen Bach grenzte. Die Hufe der Pferde klackerten auf dem Weg. Herr Kröger rief, damit es alle hörten: „Die Pferde haben sich nun eingeritten. Wir halten kurz an, damit alle ihren Sattelgurt nachziehen können.“ Alle parierten durch zum Schritt. Blitz ließ sich leicht reiten. Darum machte Marie die Zügel etwas lockerer und genoss den Ausblick.

Nach einer Weile ging es weiter. Laura unterhielt sich laut mit Herrn Kröger und rief dann: „Wir reiten jetzt im Trab. Achtung! Fertig! Los!“

Schnell nahm Marie die Zügel kürzer. Blitz gefiel das überhaupt nicht, er wollte lieber weiter faulenzen. Marie gab ihm mit Unterschenkel und Fuß Signale, sich in den Trab zu bewegen und forderte ihn auf: „Na komm schon, Süßer.“ Langsam bewegte er sich in den Trab.

Tim brauchte nicht viel zu machen, Flocke ließ sich einfach von dem vorderen Pferd leiten. Marie mochte es ganz und gar nicht, wenn ihr Pferd einfach das tat, was das vordere Pferd machte, sondern sie wollte, dass er auf ihre Signale hörte ... und das tat Blitz auch. Sie trieb ihn mehr an und schon war sein Trab schön schwungvoll. Ihr kam die Strecke durch den Wald ewig vor und die Sonne ließ sich auch nicht mehr blicken.

Nun ritten sie wieder Schritt. Blitz senkte den Kopf und Marie ließ ihm seine Freiheit. Sie wickelte sich die Ärmel wieder herunter, schaute Tim an und fragte: „Weißt du, was wir alles machen werden?“

Tim antwortete: „Nur ein paar Sachen, aber lass dich überraschen.“

Marie lachte. Sie fand ihn einfach süß. Sein schnuckeliges Lächeln, einfach seine Art. Er hatte so wuschelige Haare und war für Marie anders als andere Jungen. Diese fanden Beziehungen total kindisch.

Marie dachte nicht weiter über ihn nach, weil Blitz plötzlich unruhig wurde. Sie merkte, dass jemand vor ihr stehen blieb. Als sie genauer hinschaute, sah sie, dass Lauras Welsh-Cob-Pony unruhig hin und her trat und Laura es mit aller Mühe halten musste. Herr Kröger sprach auf sie ein, dass sie ganz ruhig mit dem Pferd umgehen solle. Marie wusste nicht, was passiert war. Alle blieben stehen und beruhigten ihre Pferde. Dann hörte man ein Wiehern und einen heftigen Aufschlag. Marie sah voller Entsetzen, wie das Pony ohne Laura wegrannte. Niemand konnte es aufhalten. Herr Kröger stieg mit weit aufgerissenem Mund von dem Schimmel ab und beugte sich hinunter.

Da erkannte Marie auf einmal, dass Laura zusammengekrümmt auf dem Boden lag. Alle redeten durcheinander. Ihr schwirrten viele Gedanken durch den Kopf, denn Marie war selbst schon einmal heruntergefallen und wusste, wie schrecklich sich das anfühlte. Herr Kröger hielt ein Pferd fest, dessen Reiter in die Richtung lief, in der Lauras Pony verschwunden war. Alle waren hibbelig und wollten sehen, wie es Laura ging.

Kurze Zeit später sah Marie den Jungen mit dem Ausreißer zurückkommen. Sie sah auch, dass Laura Nasenbluten hatte und aufstehen wollte, doch sie sackte wieder in sich zusammen. Herr Kröger half ihr, sich auf einen Baumstumpf zu setzen. Laura sah sehr bleich im Gesicht aus und zitterte am ganzen Körper. Alle stiegen ab und versammelten sich um Laura herum.

Marie band das Pferd an und ging hinüber zu Tim. Sie setzte sich neben ihm auf den Boden und ließ Blitz gemütlich neben sich grasen. Sie unterhielten sich darüber, warum sich Lauras Pony so verhalten hatte.

Herr Kröger rief laut: „Laura geht es wieder besser. Ihr Pony ist wohl sehr aufgeregt.“ Es dauerte noch ein paar Minuten, dann konnte der Ausflug weitergehen. Zum Glück war Laura nicht mehr passiert. Sie war noch einmal mit dem Schrecken davongekommen.

Von da an ritten sie nur noch im Schritt weiter, denn Herr Kröger hatte zu viel Angst, noch einmal mit der Gruppe schneller zu reiten. Diesmal ritt Marie neben Susi, dem Mädchen mit der weißen Araberstute. Sie lachte dem Mädchen zu, doch als sie sah, dass Tim mit Nina redete, verschwand ihr Lachen. Sie beobachtete die beiden die ganze Zeit und achtete nicht auf Blitz, der gerade dem vorderen Pony in die Kruppe schnappte. Sie ließ etwas Abstand. Blitz gefiel das nicht und er schüttelte den Kopf. Sie klopfte ihn sanft.

Susi fing ein Gespräch an: „Du hast ein schönes Pferd.“

Marie antwortete schnell: „Ja, das ist er und sehr lieb, aber Luna ist echt unglaublich.“

„Manchmal aber auch richtig stur, aber ich komme gut mit ihr zurecht“, bedankte sich Susi.

Marie nickte und wollte noch etwas antworten, doch Herr Kröger rief: „Wir machen eine kurze Pause, denn ich muss schauen, welchen Weg wir jetzt nehmen müssen.“

Susi bedrängte sie mit Fragen: „Bist du mit Tim eigentlich zusammen?“

Marie nickte und schaute zu ihm hinüber. Er sprach immer noch mit Nina. Sie streichelte Blitz und redete mit ihm.

„Alles in Ordnung?“ Die Stimme erschreckte Marie, und als sie sich umdrehte, sah sie Hannah hinter sich, die nun Caliban näher zu Blitz lenkte. „Was ist denn los, Süße?“

Marie antwortete: „Was ist mit Tim los? Er hat nur noch Augen für Nina und übersieht mich förmlich!“

„Das glaub ich nicht. Er liebt dich und er spricht nur mit ihr, das ist doch nicht schlimm!“

Marie war sehr unsicher und streichelte ihren Liebling.

Herr Kröger richtete sich auf und rief: „Es geht weiter!“ Diesmal ritt Marie neben Jenny. Sie hatten sich viel Neues zu erzählen und genossen das traumhafte Wetter. Überall zwitscherten Vögel und die Blätter raschelten leise im Wind.

Maries neues Glück auf vier Hufen

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