Читать книгу Fire&Ice 5 - Brandon Hill - Allie Kinsley - Страница 6
2 Wiedersehen
ОглавлениеBRANDON
Das leise Schnarchen einer Frau weckte ihn. Blinzelnd öffnete er die Augen und versuchte zu verstehen, wo er sich befand.
Kleines Schlafzelt. Nicht seins. Okay, Abend rekonstruieren …
Dave hatte ihn zum Auftritt gerufen. Sie waren alle zusammen nach vorn gegangen und hatten die Show in gewohnter Routine absolviert.
Julien, Mats kleiner Bruder, hatte sich bereits gut in die Gruppe integriert. Er konnte Chris recht gut ersetzen. Auch die Verhaltensweisen von Fire&Ice im Lagerleben hatte er sich sehr schnell angeeignet ... nun ja, er war ja nicht umsonst Mats kleiner Bruder.
Brandon bereute es, keine Geschwister zu haben. Er selbst wollte daher viele Kinder. Mindestens vier Stück, die dann zusammen aufwachsen konnten. Vier kleine Racker, die seine Farm unsicher machen würden.
Zurück zum Ursprung deiner Gedanken!, ermahnte er sich selbst. Wo befand er sich eigentlich?
Also: Show, Party auf dem Marktplatz. Celine, die auf seinem Schoß Platz nahm. Ja genau, Celine! Blonder Lockenkopf!
Vorsichtig und ohne den Kopf zu bewegen, da dieser grauenvoll dröhnte, schielte er nach links.
Ah ja! Genau Celine. Puh. Erstes Rätsel gelöst.
Also, Party im Fire&Ice Lager, wie jeden Abend. Die gesamte Partygesellschaft war wie eine Meute zurück zum Lager gezogen. Party, Feuer, Alkohol, Musik.
Irgendwann kam Taylor, einer der Setarips, aus dem großen Schlafzelt und verkündete, dass Alexa und Jack angekommen waren, aber schon tief und fest zusammengekuschelt schlafen würden.
Das Gelächter war groß. Brandon konnte nicht mitlachen.
Verdammte Scheiße!
Er hatte nur diesen Geier auf seinem Schoß. Kichernd hatte sich Celine wieder an ihn geschmiegt. Und Bran hatte genommen, was sie ihm bot. Eine schöne Nacht, unverbindlichen Sex und ein wenig Ablenkung von den Gefühlen, die in ihm tobten.
Wiedersehen wollte er sie aber nicht. Der Sex war zu farblos gewesen. Im Nachhinein wünschte er sich, er hätte es gelassen. Aber so war es nun einmal. Im Nachhinein war man immer schlauer!
Langsam zog er seinen Arm unter ihrem Kopf hervor.
"Gehst du schon?", fragte sie verschlafen.
"Ja", antwortete er knapp.
"Und du kommst nicht wieder", sagte sie.
"Ja, hatten wir gestern besprochen. Erinnerst du dich?", fragte er sanft, weil er kein Arschloch sein wollte.
Sie nickte traurig.
"Bye", sagte er lächelnd, küsste sie auf die Stirn und verließ dann das Zelt.
Er lief direkt zu den Duschen und wusch sich den Schweiß vom Körper. Da er nichts bei sich trug als die Hose, die er anhatte, schlüpfte er nass und unrasiert wie er war wieder hinein.
Gott sei Dank war es Ende Juli und warm genug für solche Aktionen.
Im Lager angekommen, hätte er sich am liebsten sofort wieder verzogen. Tys Hochzeit war großes Gesprächsthema am Lagerfeuer.
Alexa lag, ihren Kopf auf Jacks Schoß gebettet, auf einem der Strohballen.
Nein, weder auf dieses Thema noch auf diesen Anblick hatte er Lust, also verzog er sich auf direktem Weg in sein Zelt und schlief noch eine Runde.
ALEXA
Sie war immer noch furchtbar müde und ausgepowert, als sie am Morgen erwachte. Also legte sie sich nach dem Frühstück auf Jacks Schoß und beschloss, noch das ein oder andere Nickerchen zu halten.
Einige Zeit später trudelte Brandon in das Lager. Er schien frisch von den Duschen zu kommen, denn das Wasser lief seinen gebräunten, stählernen Oberkörper entlang.
Leider hatte sie noch nie die Gelegenheit gehabt, ihn kennenzulernen. Er gefiel ihr ausnehmend gut! Diesen Typ würde sie als eine Mischung aus Surferboy und Farmarbeiter beschreiben.
Blonde, recht kurze Haare. Blaue Augen, eine gerade Nase und schöne volle Lippen, die unendlich weich aussahen.
Er war gut trainiert und Alexa würde in diesem Moment wirklich gern die Wassertropfen, die über seinen Oberkörper rannen, mit ihrer Zunge folgen. Alternativ würde sich auch das Tribaltattoo anbieten, das seitlich an seinen Rippen verlief und irgendwo südlich seines Hosenbundes endete.
Sex mit Brandon musste atemberaubend sein. Er sah unglaublich sinnlich aus wie ein absoluter Genießer, der sich stundenlang Zeit nehmen konnte.
Das Muskelspiel seines Sixpacks lenkte Alexas Blick immer weiter nach unten bis zu der dünnen Spur blonder Härchen, die unter dem Bund seiner extrem tiefsitzenden Gauklerhose verschwanden. Gott, dieser Mann war einfach nur heiß!
Jacks Hand, die ihren Rücken zu streicheln begann, zog sie zurück in die Realität und zu der Unterhaltung, die sich vor ihr abspielte.
Immer fortwährende Wiederholungen von Ninas Hochzeit. Urrgg! Alexa hasste Hochzeiten. Sie standen für all das, wovon sie fest der Meinung war, dass es das eigentlich nur in Filmen gab.
Große Liebe? Leidenschaft für immer? Wer es glaubt wird selig!
Natürlich liebte sie. Sie liebte ihre Eltern, ihre Freunde, ihre Tiere und Jack! Die Liebe, die sie für Jack empfand, war etwas ganz und gar Besonderes!
Er war ihr Seelenverwandter. Ihr bester Freund, ihr Bruder, ihr Verbündeter, ihr Trainingspartner, ihr Lebensgefährte, ... Alexa könnte die Liste beinahe endlos fortführen.
Nur eines war Jack leider nicht für sie ... ihr Sexpartner.
Nicht, dass sie es nicht versucht hätten. Ja, das hatten sie, mehr als einmal. Und jedes Mal mussten sie aufs Neue feststellen, dass es einfach nicht funktionierte. Sie waren bereits zornig auseinander gegangen. Beschämt oder lachend...
Sex mit Jack löste eine ganze Menge Emotionen in ihnen beiden aus, nur die, die es auslösen sollte, eben nicht.
Weder Lust noch Leidenschaft noch Befriedigung brachte es einem von ihnen, daher hatten sie es einfach aufgegeben.
Warum auch? Wenn es doch genauso gut mit anderen funktionierte. Eifersucht war nie ein Thema zwischen ihnen gewesen. Ihre Beziehung, wenn man es denn so nennen wollte, war alles in allem auch viel zu speziell, um Platz für solche Kleinigkeiten zu lassen.
Sie waren Jack und Alexa, das immer gleiche, niemals richtige Paar.
Nicht für jeden verständlich, aber für sie doch klar definiert. Was sollte man also mehr wollen?
"Alles in Ordnung?", fragte Jack leise.
"Alles gut. Danke. Ich bin noch ein bisschen müde."
"Mike feiert heute Abend wieder seinen Geburtstag", warf Maya in die Runde.
"Äh, ich geh nicht mit", sagte Sky, die mit ihrem Rücken an Ryans Brust gelehnt da saß, und lächelte sanft zu Ryan auf. Seit ihrer Verlobung war Sky deutlich weicher geworden. Als hätte sie aufgehört, dagegen anzukämpfen. Es war gut so. Alexa wünschte ihr wirklich, dass es funktionierte. Sky hatte es mehr als verdient.
"Ich auch nicht, ich geh heute nochmal früh schlafen, bin immer noch fix und fertig", sagte Alexa.
Die Runde diskutierte noch ein wenig und ehe sie sich versah, war es bereits Mittag und die ersten Fire&Ice Jungs krochen aus ihren Zelten. Auch diese waren vollauf begeistert, auf Mikes Party zu gehen.
Der Nachmittag verlief im üblichen Lagertrott. Jeder suchte sich ein Plätzchen, an dem er sich vom Vortag erholen konnte oder für den heutigen Abend vorschlief.
Auch Brandon kam irgendwann wieder aus seinem Zelt gekrochen. Er streckte sich, gähnte und verstrubbelte sein sowieso schon kreuz und quer stehendes Haar noch mehr, als er sich mit den Händen hindurch fuhr.
Kurz trafen sich ihre Blicke und Alexa lächelte ihn an. Auch seine Mundwinkel zuckten, dann runzelte er aber seine Stirn und wandte sich Richtung Versorgungszelt ab.
Okay. Das war dann wohl eindeutig, dachte sie, schloss die Augen und genoss die warmen Sonnenstrahlen.
Schade, er hätte ihr wirklich gut gefallen.
Als sich am späten Nachmittag alle bereit machten, um auf den Marktplatz zu gehen, schnappte Alexa sich eine Decke und legte sich in die Nähe des Lagerfeuers. Sie genoss die Wärme und den Geruch des verbrennenden Holzes.
Jack drückte ihr noch einen Kuss auf die Stirn, bevor er mit der Gruppe los zog.
BRANDON
Ihr Lächeln war einladend gewesen, da war Bran sich sicher!
Aber warum? Oder hatte er sich das nur eingebildet?
Um sich nicht schon wieder in etwas zu verrennen, das sich dann doch als aussichtslos erwies, versuchte er sich abzulenken.
Klappte nur leider nicht. Er ging ins Versorgungszelt und stolperte als erstes über eine Box, auf der groß und breit Alexa & Jack stand.
Gott, hatte dieser Mistkerl ein Glück! Sie war eindeutig eine der schönsten Frauen, die er jemals gesehen hatte. Obwohl sie eigentlich überhaupt nicht in sein gewöhnliches Beuteschema passte. Er bevorzugte Frauen wie Maya, die ein wenig runder waren.
An Alexa war nichts rund. Im Gegenteil. Sie war bestimmt 1,75 m groß. Alles an ihr war schlank aber muskulös. Lange, schlanke Muskeln eben. Sie hatte einen kleinen Po und kleine, sehr straff aussehende Brüste.
Ihre langen schwarzen Locken waren meist zu einem Pferdeschwanz zusammen gebunden. Sie war sehr sportlich, das hatte er in Boston gesehen. Einen Nachmittag hatte die Gruppe ein paar neue Tricks ausprobiert und sie und Jack hatten ihnen ein paar tolle Parts beigebracht. Sie hatte Hotpants getragen und ihre straffen, durchtrainierten Schenkel hatten Bran das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen.
Sie war stark, hatte Ausdauer und war überaus beweglich ... mit ihr konnte man im Bett bestimmt endlos langen Spaß haben.
Ihr Gesicht war wunderschön. Fein, weich. Augen, die unglaublich viel Wärme ausstrahlten. Eine kleine Stupsnase und schön geschwungene Lippen.
Lippen, die sich immer zu diesem atemberaubenden Lächeln verzogen.
Nein, Mann, schlag sie dir endlich aus dem Kopf!, ermahnte er sich selbst.
Doch sobald er einen Moment nicht achtgab, schlich sich ihr Lächeln wieder in seine Gedanken. Sie war die mit Abstand größte Versuchung, seine Moralvorstellungen über Bord zu werfen, die er jemals gehabt hatte.
"Du bist die letzten Tage ziemlich oft in Gedanken, Bran", sprach Tom ihn an. Brandon fuhr herum. Er hatte ihn nicht kommen hören.
"Ja, stimmt wohl", antwortete er ausweichend und schnappte sich Brot und Wurst aus seiner Truhe.
"Jemand bestimmtes?", fragte Tom weiter.
"Nein."
"Wenn du meinst. Wir gehen heute Abend noch auf die Geburtstagsfeier von irgendeinem Mike. Kommst du mit?"
"Klar."
"Warum sprichst du nicht einfach mal mit ihr?"
"Mit wem?"
"Der Frau, die dir nicht mehr aus dem Kopf geht?"
"Wie kommst du darauf?" Tom lachte auf.
"Weil du immer so bist, wenn du dich wieder in eine verguckt hast."
"Ich hab mich in niemanden verguckt", brummte Bran, erstens, weil er es sich selbst nicht eingestehen wollte, wie gern er tatsächlich einfach zu ihr gehen würde.
Zweitens, weil er keine Lust hatte, dass Tom, die Dorftratsche, gleich wieder die Runde drehte. So gern er seine Freunde mochte, sie waren allesamt alte Klatschweiber!
Der Einzige, der bislang von seiner Vorliebe für Alexa wusste, war Chris. Der war nur leider nicht hier und im Moment auch absolut nicht der richtige Ansprechpartner für Herz-Schmerz ... oder irgendetwas anderes. Seit dem Unfall hatte Chris sich mehr und mehr zurückgezogen. Von dem smarten, lebenslustigen, jungen Mann war nicht mehr allzu viel übrig.
Bran befürchtete, dass Chris noch eine ganze Weile nicht aus diesem Loch herauskommen würde. Er konnte nur hoffen, dass er ihn eines Tages wieder würde lachen sehen.
"Du kannst mich nicht belügen, Bran, dafür kenn ich dich zu lange", sagte Tom nur grinsend und verließ dann das Versorgungszelt.
Der Nachmittag verging Gott sei Dank schnell. Länger hätte er nicht mehr dabei zusehen wollen, wie seine Traumfrau sich an Jack kuschelte. Es war kaum auszuhalten. Er wäre am liebsten zu den beiden gelaufen und hätte sie von ihm weg gezerrt.
"Aha!", sagte Dave neben ihm.
"Was?", fragte Bran abwesend, da er Jacks Hand beobachtete, die Alexas Rücken streichelte.
"Du hast dich in die Schlangenfrau verknallt", sagte Dave grinsend.
"Nein", wehrte Bran ab. Auch wenn Dave nicht ganz so schlimm wie Tom und Shane im Klatschen war, so hatte er doch keine Lust, seine Gedankenwelt vor ihm auszubreiten.
"Genau, du starrst nur einfach so wie ein wütender Stier seit Stunden zu den beiden rüber", gab Dave zurück
"Und wenn schon. Sie sind zusammen und gut", antwortete Brandon und hörte selbst, dass er ein klein wenig frustriert klang.
"Na und, ist doch ihre Entscheidung", sagte Dave und zog die Augenbrauen zusammen.
"Nein, ich mach sowas nicht."
"Bei Maya hast du es doch auch getan."
"Das war doch etwas ganz anderes! Erstens waren sie nicht zusammen, also ist es doch mein gutes Recht, es zu versuchen. Shanes eigene Schuld, wenn er sich nicht festlegen wollte. Und zweitens hatte er sich ihr gegenüber so beschissen verhalten, dass ich sie ein wenig wachrütteln wollte. Sie muss sich vom dem Idiot doch auch nicht alles gefallen lassen!"
"Wer bist du? Ein Samariter? Denk lieber mal an dich selbst, anstatt Heil über die ganze Welt bringen zu wollen!"
"Du bist doch der Arzt, Dave. Solltest du nicht irgendwas von wegen Nächstenliebe und so geschworen haben?"
"Nein, ich habe nur geschworen zu helfen. Soll ich dein gebrochenes Herz nähen?", lachte Dave und stupste ihn mit seiner Schulter an.
"Lach du nur. Ihr seid alle nur noch ein Stück jünger, aber wenn ihr die 30 mal überschritten habt, werdet ihr dieselben Gedanken bekommen!"
"Nie im Leben!"
"Da wette ich sogar mit dir drauf!"
"1000 $", lachte Dave und hielt ihm die Hand hin.
Darauf schlug Bran gern ein, denn er war sich sicher, dass sie irgendwann alle das Gleiche wollten.
"Und jetzt komm, wir gehen zur Show!"
Nickend erhob er sich, warf einen letzten Blick auf die Frau, die er nicht haben konnte, und ging dann zusammen mit seinen Freunden zum Marktplatz.
Sie benötigten wie gewöhnlich knappe zehn Minuten, um zu dem für sie reservierten Tisch zu gelangen. Er war groß und rund, trotzdem mussten sie in diesem Jahr ein wenig zusammenrücken, damit beide Gruppen daran Platz fanden.
Dann begaben sie sich auch schon zur Bühne, um ihren Auftritt zu absolvieren.
Alles lief glatt und sie hatten weder Probleme mit ihrem Neuzugang noch mit den Samen, die sie seit Chris schrecklichem Unfall anstatt des Pyrofluids benutzten. Anschließend stießen sie gemeinsam auf die erfolgreiche Vorführung an.
"Warum kommt ihr nicht mit, Ryan?", fragte Jason gewohnt neugierig, als die Gruppe sich über Mikes Geburtstagsparty unterhielt.
"Er ist nicht gerade mein Freund", antwortete Ryan brummig und drückte seine Verlobte enger an sich.
"Warum?", hakte Jason nach.
Sky seufzte. "Weil er mein Ex ist, Jason. Wann lernst du endlich, nicht immer in den falschen Wunden zu bohren?"
"Wenn ihr anfangt, vollständige Informationen zu verteilen", gab Jason, jetzt selbst brummig, zurück. Er rieb sich über seinen Kiefer, als würde er Tys Schlag vom vergangenen Herbst immer noch spüren.
Eine weitere Stunde Gefrotzel und Kabbeleien später entschieden sie, sich auf den Weg zu machen.
Sie gratulieren dem Geburtstagskind und begaben sich dann geschlossen zur Bar, um sich mit Getränken zu versorgen. Nur Maya und Shane blieben zurück und unterhielten sich mit Mike.
"Mhmmm, was ist das denn feines?", fragte Jason einige Zeit später.
Bran sah sich suchend um, um zu erspähen, was Jason so interessant fand. Dabei entdeckte er Jack, der in ziemlich eindeutiger Pose vor einer kleinen Brünetten stand. Sie lehnte mit dem Rücken an einem Baum und hatte einen Fuß daran abgestützt. Jack stand sehr nah vor ihr und lehnte mit einem Unterarm über ihrem Kopf am Baum.
Sie kicherte, wie Frauen eben kicherten, wenn sie flirteten. Und diese beiden taten es eindeutig. An manchen Stellen hätte Bran kein Blatt Papier mehr zwischen ihre Körper gebracht.
Wie konnte dieses Arschloch das nur tun? Die perfekte Frau lag in seinem Zelt und er flirtete hier mit einer, die nicht einmal einen Bruchteil so viel Klasse hatte wie Alexa.
Bran kochte vor Wut. Er würde diesem Wichser beibringen, was er von solchen Aktionen hielt!
Er kippte den Rest seines Rums auf Ex und knallte das Glas auf die Bar.
"Was ...?", setzte Tom an, verstummte dann jedoch, als er Brans Blick folgte.
"Lass es lieber!", rief er ihm noch hinterher, aber Bran hatte nicht vor, auf ihn zu hören. Wütend krachten seine Füße bei jedem Schritt auf den Boden.
"Hast du denn überhaupt kein Gewissen, du Arschloch!", schrie er, als er noch ungefähr drei Meter von Jack entfernt war.
Jack wandte ihm seinen Blick über die Schulter zu. Verwirrt zogen sich seine Augenbrauen zusammen. Dann löste er sich von der Frau.
"Was meinst du?", erdreistete er sich zu fragen.
"Tu nicht so scheinheilig! Deine Freundin liegt in deinem Zelt und du machst hier mit einer anderen rum?", schrie Bran und stieß ihn hart vor die Brust.
"Was soll das?", fluchte Jack und schlug Brans Hände zur Seite.
"Wichser wie du haben solche Frauen nicht verdient", knurrte Bran, holte aus, platzierte seine Faust auf Jacks Kinn und Mund. Der leichte Schmerz in seiner Faust befeuerte seine Wut nur noch weiter.
Der wesentlich schmalere Mann flog nach hinten und landete hart auf seinem Rücken. Seine Lippe war aufgeplatzt und das Blut lief sein Kinn hinab. Aber Bran hatte kein Mitleid. Im Gegenteil. Am liebsten würde er ihm sofort noch eine auf seine verlogene Fresse geben. Bis er sie endlich hielt!
"Sag mal, hast du sie nicht mehr alle?", stöhnte Jack und rollte sich zur Seite.
Daraufhin hätte er dem Idioten gern noch eine nachgesetzt, aber Dave und Logan hielten ihn in Schach. Sie sprachen auf ihn ein, aber Bran blendete ihre Worte einfach aus. Zu groß war seine Wut. Zu unkontrolliert brodelte und kochte es in ihm.
Er riss sich los und verließ die Party. Er musste sich ein wenig beruhigen, sonst würde er sich noch mit jemandem anlegen, der überhaupt nichts dafür konnte.
Tief sog er die kühle Abendluft in seine Lungen. Die Ruhe abseits des Lagerlebens tat ihm gut. Beruhigte seine Nerven. Alles was zu hören war, war das leise Gemurmel aus den Zelten und das Knistern der Feuerstellen.
Es war ungefähr neun Uhr am Abend und die Sonne war noch nicht ganz untergegangen. Als er zum Lager kam, saß Alexa zusammen mit Sky und Ryan am Lagerfeuer. Sie unterhielten sich angeregt und lachten.
Sie hatte ein schönes Lachen. Warm, voll. Ein Lachen, das ihm sofort ein Lächeln aufs Gesicht zauberte.
Er wollte zu ihr gehen, sie in den Arm nehmen. Sie halten und dafür sorgen, dass dieses Arschloch Jack ihr nicht wehtat.
Utopisch, das war ihm klar, wo Jack doch schon getan hatte, was sie verletzen würde. Sie musste davon erfahren. Langsam ging er zum Feuer und ließ sich neben ihr auf dem Strohballen nieder.
"Hey", warf er in die Runde und lächelte Alexa warm zu. Sie sah ihn ein wenig verwirrt an, lächelte dann aber jenes unvergleichliche Lächeln.
"Schon zurück?", fragte Sky verblüfft.
Bran nickte und warf einen der Holzscheite, die neben jedem Strohballen lagen, in die Feuerstelle. Die Funken stoben auf in das dämmrigen Abendlicht.
"Was ist mit deiner Hand?", fragte Ryan. Sky saß zwischen seinen Beinen. Den Rücken an seine Brust gelehnt. Seine Hände waren vor ihrem Bauch verschränkt.
Genau das wünschte Bran sich auch. Genau so eine Zweisamkeit.
"Bran?", hakte Ryan nach und Brandon schüttelte den Kopf, um seine Gedanken zu sortieren.
"Nichts. Irgendwo aufgeschürft", murmelte er, weil er die angenehme Stimmung noch nicht zerstören wollte. Allein neben ihr zu sitzen, fühlte sich unglaublich gut an. Wie wunderbar es wäre, sie im Arm zu halten, konnte er sich kaum ausmalen.
Sky und Alexa redeten über irgendwelche Leute aus ihrer Heimatstadt, die Bran nicht kannte. Er lauschte einfach nur dem Klang ihrer Stimmen und genoss ihre Gesellschaft.
Ryan schien es ähnlich zu gehen, denn auch dieser strebte keine Unterhaltung an, sondern hatte einfach seine Wange auf Skys Scheitel gebettet und streichelte ihren Bauch.
"Halt lieber ein bisschen Abstand von dem Kerl, Al. Der ist verrückt geworden", hallte Jacks Stimme einige Zeit später über ihren Lagerplatz.
"Hey Jack, schon zurück?", fragte sie freundlich und klang ein wenig verwirrt.
"Ja, brauch ein Steri, hört nicht auf zu bluten", brummte Jack und funkelte Bran böse an.
"Mein Gott, was ist denn mit dir passiert?", rief Alexa aufgebracht und war schon aufgesprungen, um sich die Verletzung anzusehen.
"Scheiße! Warte, ich hol den Erste-Hilfe-Kasten", sagte sie, raffte den langen Rock ihres Kleides nach oben und trabte zum Versorgungzelt.
"Willst du ihr nicht lieber sagen, was du getan hast, anstatt dich auch noch von ihr verarzten zu lassen?", knurrte Bran.
Er öffnete und schloss seine Faust immerzu, um die Spannung aus seinem Körper zu bekommen.
"Mach ich beides gleichzeitig, du Volltrottel!", keifte Jack zurück.
"Was ist denn los?", fragte Sky und sah zwischen Brans Hand und Jacks Lippe hin und her.
Sie schien es bereits zu ahnen, wollte aber eine konkrete Antwort.
Das ist Jacks Part!
In diesem Moment kam Alexa schon mit dem Verbandsmaterial zurück. Sie setzte sich auf den Strohballen. Den Verbandskasten auf ihrem Schoß, zog sie an Jacks Hand, damit dieser zu ihr hinunter kam.
"Scheiße, Jack, hast du das Kinn nicht gekühlt?", fragte sie besorgt und betastete das Gesicht des Idioten.
So viel Fürsorge hatte er bei Gott nicht verdient.
"Doch, hab's versucht", antwortete Jack vor ihr kniend.
"Wem bist du in die Quere gekommen?", fragte sie weiter und träufelte Desinfektionsmittel auf ein Stückchen Watte.
"Brandon, anscheinend", knurrte Jack.
Mit einer erhobenen Augenbraue drehte Alexa sich zu Bran um.
"Nun sag ihr schon die ganze Wahrheit, du Arschloch", schrie er Jack an.
"Woher soll ich wissen, was dein Problem ist? Du hast es mir ja nicht gesagt. Stattdessen hast du diesen Haken in meinem Gesicht platziert!", schrie Jack zurück.
"Du hast sie betrogen!", schrie Bran aufgebracht und sprang auf.
"Wen?", fragte Alexa und schien ehrlich verwirrt. Sie schien keinerlei Misstrauen gegenüber ihm zu haben.
"Ja, wen denn bitte, Brandon?", fragte Jack und funkelte ihn wütend an.
"Alexa, wen sonst?", schrie Bran zurück. Vier Augenpaare sahen ihn stirnrunzelnd an, während Bran schwer atmend versuchte, seine Wut unter Kontrolle zu bringen.
"Und wie bitte sollte er das tun?", fragte Alexa skeptisch.
"Er hat eine andere Frau geküsst!", schrie Bran außer sich, darüber, dass es niemanden zu interessieren schien, was dieses Arschloch getan hatte.
Ein kleines Lächeln zuckte um ihre schönen Lippen, ehe sie sich wieder dem Verbandskasten zuwandte.
"Oh Jack! Du hast mir das Herz gebrochen!", quiekte sie übertrieben theatralisch und ihr Oberkörper zuckte vor unterdrücktem Lachen.
"Das ist nicht witzig, Al. Mein Kiefer tut scheiß weh und mit der Lippe kann ich niemanden küssen!", sagte Jack und zuckte unter dem Wattebausch weg.
"Was soll das alles?", fragte Bran, ruhiger jetzt und dafür zunehmend verwirrt.
"Wir sind kein Paar, Brandon", sagte Alexa, ohne zu ihm aufzusehen.
"Was denn sonst bitte?", fragte Bran skeptisch.
"Jack ist mein bester Freund. Er kann küssen, wen er will", setzte sie erklärend hinzu, ehe sie einen kleinen Steristrip an Jacks Lippenrand platzierte.
"Entweder du bist vorsichtig oder du gehst noch schnell zu den Sanitätern und lässt dir zwei Stiche setzen, damit die Lippe ordentlich heilen kann", sagte Alexa sanft und streichelte Jacks Wange.
"Ja, Mama", grinste dieser frech, zuckte aber sogleich zusammen, als Spannung auf die Platzwunde kam.
"Das wäre theoretisch lieb von dir gewesen, Bran, aber so solltest du dich glaube ich entschuldigen", sagte Alexa und sah mit diesem atemberaubenden Lächeln zu ihm auf. Ihm blieb gar nichts anderes übrig, als ihr Lächeln zu erwidern. In diesem Lächeln, in diesen Augen könnte er sich verlieren.
"Bran?", fragte sie und riss ihn damit aus seinen Tagträumen.
"Hmpf ... sorry", brummte er schließlich und verfluchte sich selbst.
Hätte er diesen Idioten nicht geschlagen, wäre dieser jetzt bei einer anderen Frau und er hätte Alexa für sich ... anderseits würde er dann immer noch davon ausgehen, dass er sie niemals würde haben können. Und dem war nicht so!
Er hatte eine Chance und er würde sie nutzen!
Betont gleichgültig ließ er sich wieder neben seine Traumfrau auf den Strohballen nieder. Jacks wütendes Funkeln ignorierte er einfach.
Fieberhaft suchte er nach einem Gesprächsthema, mit dem er Alexa wieder auf sich selbst aufmerksam machen konnte. Vor allem ein Thema, mit dem er sie davon ablenken konnte, dass er ihrem besten Freund eins auf die Fresse gegeben hatte.
Als er sich ihr zuwandte, sah er, dass sie und Jack ein stummes Gespräch mit ihren Augen führten.
Schnell, schnell, denk nach!, drängte er sich selbst.
Zu spät. Seine Traumfrau erhob sich bereits.
"Wir hauen uns dann mal aufs Ohr", sagte sie in die Runde und lächelte Bran entschuldigend an.
"Gute Nacht!", sagte sie und wandte sich dann ab, um zusammen mit Jack in das Schlafzelt der Setarips zu gehen.
Bran folgte ihnen mit seinem Blick. Es war das erste Mal, dass er sich wünschte, ebenfalls im Gemeinschaftszelt zu schlafen, anstatt sein eigenes kleines Zelt zu haben.
"Das größte Fettnäpfchen hast du dir also ausgesucht?", kicherte Ryan auf der anderen Seite des Lagerfeuers.
"Ja, ja, du hast gut lachen", grummelte er und versuchte zu vermeiden, dass sein Freund bemerkte, wie sehr er ihn beneidete.
"Ich glaube nicht, dass sie dir das wirklich übelnimmt. Aber ich glaube auch nicht, dass sie das ist, was du suchst, Brandon", sagte Sky leise und irgendetwas in ihren Augen beunruhigte ihn.
"Warum?", hakte er nach.
"Sie ist nicht das Hausmütterchen, das du dir wünschst, Bran. Bevor du dir also allzu sehr den Kopf verdrehen lässt, solltest du dir genau überlegen, was du willst", antwortete Sky. Ihr Blick war ein wenig mitleidig.
Bran schnaubte.
Alexa war genau das, was er sich wünschte! Und wenn die Sache mit Jack ihm nicht im Weg stand, würde er sie sich schnappen und nach Hause schleppen!
Ein Lächeln stahl sich auf sein Gesicht. Oh ja, Alexa war definitiv seine Traumfrau.
Schnell verabschiedete er sich und legte sich schlafen. Morgen früh würde er anfangen, sie für sich zu gewinnen!
ALEXA
Jack tat ihr furchtbar leid! Und eigentlich sollte sie unglaublich wütend auf Bran sein ... aber irgendwie fand sie es sehr süß, dass er ihre Ehre verteidigen wollte.
Den Abend mit ihm am Lagerfeuer hatte sie sehr genossen. Er war ein stiller Zeitgenosse. Wenn er sprach, sprach er ruhig und ohne erst kilometerweit auszuholen. Alexa genoss seine Gesellschaft wirklich.
Jack eher weniger. Da er so leidend dreinschaute, wie nur Jack es konnte, verabschiedete sie sich von den anderen und ging Seite an Seite mit Jack in das große Schlafzelt der Setarips.
Sie hatten schon immer dieses Gruppenschlafzelt gehabt. Anders als die Mitglieder von Fire&Ice, die alle Einzel- oder Zwei-Mann-Zelte hatten.
Ob Bran wohl ein Einzelzelt hat...
Schnell schüttelte sie den Gedanken ab. Heute würde sie es sowieso nicht mehr herausfinden, da sie erst einmal Jacks Ego kraulen musste. Solche Niederlagen steckte er für gewöhnlich nicht allzu gut weg. Sie musste sich ein Grinsen verkneifen. Manchmal war er noch wie ein kleiner Junge und im nächsten Moment hatte er schon die Reife eines alten Mannes.
Schnell zogen sie sich um. Alexa trug wie immer Hotpants und ein Top. Jack schlief immer nur in seinen Boxershorts.
Sie lag noch nicht ganz, da zog Jack sie schon mit ihrem Rücken an seine Brust.
"Der ist verrückt, Al, sag ich dir!", murmelte Jack in ihre Haare.
"Ach komm schon, Jack, was hättest du gemacht?", fragte sie und spürte gleich darauf sein Lächeln an ihrem Kopf.
"Schon gut. Verstanden! Schlaf jetzt, Süße. Dank Brans Schwinger brummt mein Schädel gewaltig!", sagte er.
"Oh ... seinen Schwinger würde ich aber auch gern mal sehen", kicherte Alexa.
Klatschend fuhr Jacks Hand auf ihren nackten Oberschenkel nieder und Alexa quiekte auf.
"Ruhe, du verdorbenes Biest! Ich will nichts von deinen versauten Fantasien hören!", sagte Jack lachend und schmiegte sich dann enger an sie.
"Gute Nacht, Jack", sagte Alexa leise, nachdem sie sich beruhigt hatte.
"Gute Nacht, Al", flüsterte er, bereits auf dem Weg ins Reich der Träume.