Читать книгу Überzeugend und sicher präsentieren. Praktische Rhetorik für Schule und Studium - Almut Schnerring - Страница 8

2.2 Das Publikum

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Manches Publikum hat keine Wahl. Wer mitten im Vortrag einfach den Raum verlässt, bekommt vielleicht keinen Schein für sein Studium, einen Eintrag ins Klassenbuch, nichts zu essen oder sein Geld nicht zurück. Manches Publikum ist also gezwungen zu bleiben, aber kein Mensch kann gezwungen werden, wirklich zuzuhören. Das Interesse an dem, was auf der Bühne passiert, muss sich der*die Vortragende mit dem Einstieg erarbeiten und es im Lauf des Vortrags immer wieder neu gewinnen. Das geht nur, wenn man sein Publikum schon bei der Vorbereitung mit im Blick hat. Es hilft, sich dafür einmal die Bausteine des folgenden Satzes vor Augen zu führen:

Ich (1) spreche mit dir (2) über etwas (3) in einer bestimmten Absicht (4).

Die (1) ist klar. Sie beherrscht am Anfang alles: »Ich bin so aufgeregt!«. Dicht gefolgt von der (3) »Was soll ich sagen? Womit soll ich anfangen?«. Darüber werden die (2) »Wer sitzt denn da überhaupt im Saal?« und die (4) »Was möchte ich bei denen eigentlich erreichen?« oft vergessen oder zumindest so vernachlässigt, dass das Publikum das Gefühl bekommt, beliebig und austauschbar zu sein. Der Vortrag wirkt dann, als sei er letzte Woche schon einmal in exakt derselben Form vor einem anderen Publikum ›abgeliefert‹ worden – ohne Bezug zum Ort, ohne Bezug zu den Interessen, Wünschen und Besonderheiten, die jede neue Situation mit sich bringt. Um also flexibel reagieren und dich auch schon in der Vorbereitung auf dein Publikum einlassen zu können, kläre vorher folgende Fragen:

Infobox: Sich auf das Publikum einstellen

 Wie viele Personen werden dir zuhören? Eine Schulklasse von rund 30 Schülerinnen und Schülern? Ein Kurs mit 50 Studierenden? Ein Saal mit über 100 Leuten?

 Aus welchen Fachrichtungen kommen sie? Wie gut kennen sie sich mit dem aus, worüber du sprechen wirst?

 Gibt es Punkte, die du voraussetzen kannst? Oder andere, die zu Beginn geklärt werden müssen, damit der Rest verständlich wird?

 Gibt es Fragen zu deinem Thema, die so verbreitet, so häufig sind, dass auch dein Publikum die Antwort interessieren wird?

 Gibt es Fachbegriffe, die zum Thema gehören, die erläutert werden müssen?

 Was verbindet die Gruppe? Wo gibt es einen Ansatz, mit dem alle etwas anfangen können? – Das könnte dann der Einstieg in deinen Vortrag sein.

Überzeugend und sicher präsentieren. Praktische Rhetorik für Schule und Studium

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