Читать книгу Überzeugend und sicher präsentieren. Praktische Rhetorik für Schule und Studium - Almut Schnerring - Страница 9
2.3 Du selbst
ОглавлениеSobald jemand spricht, spricht diese Person zugleich auch über sich selbst und verrät dem Gegenüber etwas über ihre Persönlichkeit und ihr Denken, sehr viel mehr, als im Manuskript der Rede und in den Stichwortzetteln der Präsentation steht. Deine Wortwahl lässt durchklingen, wie geläufig dir die Begriffe des Fachgebietes sind, die Gestik verrät, ob du schon oft anderen etwas dazu erklärt hast, ob du sowieso viel erklärst oder jetzt ausnahmsweise die Stimme erhebst, was du sonst eher vermeidest. Deine Gedankenführung, Körperhaltung und Argumentation geben dem Publikum Informationen über deine Persönlichkeit und dein Denken. Also lerne beide vor deinem Auftritt auch selbst kennen. Konfrontiere dein Publikum nicht mit etwas, das du selbst nicht kennst. Wer wenig Erfahrung hat im Sprechen vor Publikum, denkt sich vielleicht: »Vor so einer großen Gruppe zu stehen, das liegt mir nicht«, »Ich bin dafür nicht so begabt«, »Ich bin nicht so extrovertiert, das passt nicht zu mir« … und findet jede Menge anderer Gründe, um sich vor dem nächsten Referat oder der nächsten Präsentation zu drücken und stattdessen die schriftliche Arbeit zu wählen. Lebendige Rhetorik ist zwar auch eine Frage des Temperaments, aber eine größere Rolle spielt dabei die Technik, und die lässt sich lernen.
Fange an, indem du herausfindest, wo der Schwerpunkt bei deiner Vorbereitung liegen soll: Was kannst du schon, was sogar ganz gut, und was fällt dir schwer? Wenn du das noch vom letzten Referat weißt, wenn du bereits Feedback zu einem Vortrag bekommen hast, dann pack dieses Wissen noch einmal aus und schreibe es auf in zwei Spalten: ›Haben‹ und ›Soll‹.
Kennst du dich mit Argumentationstechniken schon aus, dann überfliege das entsprechende Kapitel in diesem Buch nur und nimm dir mehr Zeit für die anderen. Machst du dir z. B. mehr Sorgen über deine Körpersprache als über die Anschaulichkeit deines Themas, dann lies Kapitel 7.1 »Körpersprache – die sichtbaren Kriterien« schon einmal durch und fange mit den Übungen nicht erst zwei Tage vor Termin an. Nutze die Zeit bis dahin, um dich auch mit den Vorträgen anderer zu beschäftigen: Höre dir Reden und Gespräche im Radio und im Fernsehen an. Höre Podcasts und mache dir bewusst, warum du manchen Redner*innen gut zuhören kannst, und woran es liegt, dass du bei anderen abschalten willst. Was macht dir persönlich eine Rednerin, einen Moderator, einen Diskussionsteilnehmer sympathisch? Oft meinen wir, es läge am Thema, und täuschen uns dabei gewaltig, denn die Art, wie ein Thema vorgetragen wird, seine Verpackung, hat viel mehr Einfluss, als uns bewusst ist. Finde für dich heraus und notiere dir, was dir an Präsentationen und Reden anderer gefällt und was dir negativ auffällt. Das Publikum legt unterschiedliche Schwerpunkte, aber dein Ziel ist ja nicht, es allen recht zu machen. Dein Ziel ist, dich selbst und deine Art, deine Stärken und Schwächen kennenzulernen und herauszufinden, worauf du persönlich den Fokus legst. Fällt dir als Erstes die Gestik bei Sprecher*innen ins Auge, dann wirst du dir über deine eigene mehr Gedanken machen. Kannst du einer Präsentation besonders gut folgen, weil du eine klare Gliederung erkennst und durch die einzelnen Kapitel geführt wirst, dann darf eine Vorausschau auf den Inhalt bei deiner eigenen Rede nicht fehlen.