Читать книгу Mein Freund Günther - Alof Steinried - Страница 3

Einleitung

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Eigentlich habe ich nie den Hang dazu verspürt, ein Buch zu schreiben. Dennoch kam in mir mit einem Male das Bedürfnis auf, meiner schriftstellerischen Ader freien Lauf zu lassen und darüber zu berichten, was mir Unglaubliches geschehen war.

Nämlich mit meinem Freund Günther.

Sicherlich, lieber Leser, werden Sie sich jetzt fragen, „wer war Günther“?

Die Antwort ist doch ganz simpel, Sie haben es doch schon gelesen, zwei Zeilen weiter oben!

Wer war Günther?

Eben, Günther war mein Freund.

Genau genommen, mein bester Freund!

Ach, diese Antwort befriedigt Sie nicht wirklich?

Ok, werfen wir mal einen genaueren Blick auf Günther.

Vom äußeren Erscheinungsbild her sah Günther eigentlich ganz normal aus, abgesehen davon, dass er sehr groß war. Die Einmetervierundneunzig wirkten sich dahingehend aus, dass er immer etwas gebückt stand, da er sich zum reden immer zu allen, die kleiner als er waren, was auch bei mir der Fall war, herunterbeugte.

Er war stets ordentlich gekleidet und wirkte immer gepflegt.

Das einzige Auffällige an ihm, wenn man ihn einfach nur so sah und nicht näher kannte, war sein Gang.

Es ist schwierig zu beschreiben, wie er ging. Es sah irgendwie komisch aus, zwar nicht so, dass man lachen musste, aber eben doch belustigend.

Wegen der langen Beine machte er immer sehr große Schritte, weit ausladend, dabei in den Knien leicht federnd. Dieses Federn verstärkte sich seltsamer Weise auf seinen Oberkörper, so dass dieser bei jedem Schritt auf- und abwippte, wie ein Flummi beim springen, wobei er den Kopf immer stark nach vorne und zurück bewegte, was durch die leicht gebückte Haltung verstärkt auffiel. Alles in allem marschierte er, um einen guten Vergleich zu finden, wie ein Huhn auf Stelzen aus Gummi.

Meine Mutter hätte Günther wohl wie folgt beschrieben:

„Du hast ja so einen netten Freund. Immer pünktlich, hilfsbereit und zuvorkommend. Ach, einen besseren Schwiegersohn könnte man sich gar nicht wünschen.“

Sorry liebe Mami, aber ich kann leider nur eine Schwiegertochter liefern und meine Schwester hatte kein Interesse an Günther.

Meine Tante hätte gesagt:

„Nein, was für ein liebenswerter Mensch, und so gut erzogen. Und er ist doch immer so höflich, wenn er mit einem spricht. Ich könnte mich den ganzen Tag mit ihm unterhalten.“

Genau, liebes Tantchen, wenn ich sonst nur den Fernseher hätte, würde ich auch so denken.

Seine Mutter hätte gesagt:

„Er ist der verlässlichste Mensch auf Erden.“

Genau, auf Günther konnte man sich verlassen, man konnte mit ihm Pferde stehlen.

Obwohl - vielleicht hätte man mit ihm Pferde stehlen können.

Aber, wenn ich es mir genau überlege, man hätte mit ihm Pferde nur stehlen sollen, wenn man erwischt werden und im Knast landen wollte.

Nein, Pferde hätte man mit ihm besser nicht stehlen können, aber dafür hätte man mit ihm Bäume ausreißen können.

Also, zumindest Kleinere.

Wenn ich es mir genau überlege, am besten gar keine, es sei denn, man hatte den Hang dazu, auf der Intensivstation mit gebrochenen Knochen wieder aufzuwachen. Doch wer will das schon?

Stattdessen konnte man mit Günther … also man konnte … ja was konnte man eigentlich mit Günther?

Genau, man konnte mit ihm befreundet sein, und damit sind wir wieder beim Thema: Mein Freund Günther!

Und ich muss zugeben, er war ein wirklich treuer Freund.

Doch die wichtigere Frage ist nicht „wer war Günther“, sondern „wie war Günther“.

Sicher war er nicht schon immer so, wie er war, als ich ihn kennenlernte.

Aber persönliche Schicksalsschläge hatten ihm wohl zugesetzt, so dass er wurde, wie er war.

Am besten machen Sie sich selbst ein Bild davon, wie Günther war und ich wünsche Ihnen viel Spaß und gute Unterhaltung mit den folgenden Kapiteln.

Mein Freund Günther

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