Читать книгу Mein Freund Günther - Alof Steinried - Страница 5

Ein Problem

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Eigentlich möchte ich Sie damit gar nicht belästigen. Dennoch erachte ich es für notwendig, hier eines der Probleme, welche Günther immer wieder wälzte, aufzugreifen, damit Sie erfahren, womit ich mich ständig beschäftigen durfte, und weshalb ich daran mit der Zeit die Lust verlor.

Günthers Probleme waren mannigfach.

Einmal fragte er mich zum Beispiel niedergeschlagen, ob er seine Arbeitsstelle wechseln sollte, da ihm diese nicht mehr gefallen würde. Seine Arbeit wäre ihm zu langweilig.

Ich wunderte mich darüber, weil er bisher immer damit zufrieden war und von der Vielseitigkeit seines Jobs schwärmte.

Er war in einem Reparaturbetrieb für medizinische Geräte tätig.

Auf Nachfrage, weshalb es ihm dort nicht mehr gefiel, teilte er mir mit, dass es dort letztens einen kleinen Vorfall gegeben hätte.

Er hatte den Auftrag erhalten, einen elektrischen Rollstuhl zu reparieren, dessen Bremsen nicht mehr richtig funktionierten und dessen Rad eierte, was er auch prompt ausführte.

Als der Patient den Rollstuhl wieder abholte, führte er eine Probefahrt durch, auf der dann wohl nach Günthers Aussage ein unbedeutendes, kleines Malheur passierte.

Er beteuerte, dass er selbst mehrfach mit dem Rollstuhl Probe gefahren war, und alles tadellos funktionierte.

„Der Rollstuhl ist dann bei der Probefahrt des Kunden nicht ganz so gerollt, wie er eigentlich nach meiner Reparatur hätte sollen. Aber deshalb hätte mein Chef doch nicht gleich ausflippen müssen. Seitdem darf ich nur noch Sandalen kleben, und das schon seit Wochen“, sagte Günther. „Das ist einfach nur noch langweilig. Ich habe schon nachgefragt, aber ich bekomme immer nur zu hören, dass ich demnächst auch mal wieder was anderes machen kann. Immer nur demnächst. Habe das Gefühl, die wollen mir gar nichts anderes mehr geben und haben mich aufs Abstellgleis verfrachtet.“

Meine eigene Interpretation und weiteres Nachfragen bei Günther ergaben dann eher folgendes Bild:

Günthers Reparatur der Bremse und des Rades hatte folgenden Effekt:

Als der Kunde die Probefahrt durchführte, fiel das vordere kleine Stützrad, welches Günther ersetzt hatte, ab, da er vergessen hatte, es fest anzuschrauben.

Der Kunde betätigte daraufhin die Bremse, welche Günther wohl zu stark eingestellt hatte, so dass der Rollstuhl nicht sachte bremste, sondern die Räder komplett blockierten.

Daher bekam der Rollstuhl Übergewicht, kippte wegen des nun fehlenden Stützrades schräg nach vorne weg und katapultierte seinen Insassen in die Schaufensterauslage.

Seitdem durfte er nur noch Sandalen kleben, was ich sogar ein klein wenig nachvollziehen konnte.

Immerhin wird man durch eine nicht richtig verklebte, abfallende Sohle nicht sofort raketengleich durch den Laden katapultiert.

Eigentlich hatte er sogar noch Glück, dass die Haftpflichtversicherung der Werkstatt den Schaden übernahm.

Mein Freund Günther

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