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2. Sektempfang

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Auch ich habe schon bei der Automobilindustrie gearbeitet. Ich war zwar nur Angestellter in der Kantine und für den Konferenz-Service zustän- dig, aber das war bei der Automobilindustrie.

Es war östlich von München. Das Betriebsgelände umfasste 32 Häuser und drei weitere große Gebäude waren zusätzlich am anderen Ende des

Ortes.

Manchmal hatte ich für das Servieren 17 Termine am Tag. Also es muss- ten 17 Konferenzräume mit Kaffee, Tee und Kuchen, mit belegten

Brötchen, mit Säften und weiteren Kaltgetränken eingedeckt werden. Mit einem weißen Transitwagen war ich dafür auf dem Gelände und im

Ort unterwegs.

Das hieß, die Tabletts mit den Speisen, sowie Kaffee und die Getränke- kästen ins Auto packen. Das Besteck, den Zucker, die Kaffeesahne und

die Servietten mitnehmen. Den Service-Wagen hinzuladen und seine

Bremse zu befestigen, damit er nicht über die Wurstsemmeln rollt.

Den Motor anwerfen und Gas geben, damit man die Termine an einem

Tag auch alle schafft.

Dann den Service-Wagen aus dem Lieferwagen raus. Die Tabletts mit den Delikatessen darauf tun. Die Kaffeekannen und alles rauf auf den

Wagen, auch die Getränkekästen. Alles schnell, schnell, schnell. Auch bei

Matsch und Schnee und bei Glatteis. Manchmal war ich gleich mit zwei

Service-Wägen unterwegs, wenn es so viel zu liefern gab, dass es auf einen nicht mehr drauf gepasst hat.

Dann die Haustüre aufschließen und den Wagen rein schieben. Die

Gänge entlang eilen, durch die Türen hindurch, um die Ecken bis zum

Fahrstuhl, den Schlüssel reinstecken, auf den Knopf drücken, auf ihn warten, auf die Uhr schauen, alles in den Fahrstuhl rein schieben, hinauf

fahren, alles wieder raus schieben, um die Ecken fahren, die Gänge

entlang, durch die Türen hindurch, manchmal sie nochmal aufschließen, um endlich irgendwann nach dem fünften Flur und der siebten Ecke

zum Konferenzraum zu gelangen.

Da stand dann noch das benutzte Zeug von der gestrigen Konferenz, das ich erst wegräumen musste und auf den Wagen zu schichten hatte. Also

die benutzten Kaffeetassen und die Gläser und alles übrige, wie der Müll,

die vollgeschmierten Servietten und was es noch alles gab. Den Tisch abwischen und dann ganz schön für die Herren, ab und an auch mit ein

paar Damen, eindecken.

Den gleichen Weg zurück nehmen. Das schmutzige Geschirr ins Auto räumen, den Servicewagen natürlich auch. Bei der Kantine alles wieder ausladen und die Sachen für den nächsten Termin einladen. Jeden Tag das gleiche Programm.

Mittags haben sie mich dann noch in der Kantine an die Kasse gesetzt, für zwei Stunden, wo die Herren und Damen dann zum Mittagessen kamen. Und wenn ich mal weniger als 17 Termine für die Konferenzen an einem Tag hatte, dann musste ich in allen Häusern auch noch die Kaffeeautomaten nachfüllen und reinigen.

Abgesehen davon, dass ich einen Job für zwei Personen zu bewältigen hatte, also wirklich einen totalen Stress-Job, wo man manchmal kurz vor

dem Herzinfarkt stand und ich heute nicht mehr weiß wie ich das

überhaupt damals schaffen konnte, hatte dieser Job aber auch etwas sehr

Gutes, das mir gefiel. Ja, kaum zu glauben, aber die Herren und auch die

Damen waren im allgemeinen sehr nett. Ein paar versnobte Ausnahmen waren dabei, aber im Großen und Ganzen waren die Angestellten der

Automobilindustrie, sowie auch die Chefs, sehr freundlich zu mir.

Die Herren hatten studiert, sie waren also Doktoren, Diplom-Inge- nieure, Informatiker, Designer und Techniker in ihren jeweiligen Sach-

gebieten. Man hat es ihnen angemerkt, dass sie ein gewisses Niveau

besaßen. Ich kann mich über sie nicht beklagen.

Im Gegenteil, wenn sie mich sahen, haben sie mich freundlich gegrüßt und mir zugelächelt. Sie haben mir auch meist sehr bereitwillig die

Türen aufgehalten. Wenn ich die Tische eingedeckt hatte, haben sie sich

herzlich bei mir für alles bedankt. Ich war ihr Liebling, weil ich ihnen immer so viel Gutes zum Essen und zum Trinken gebracht habe. Im

allgemeinen haben die Männer auch noch gut ausgeschaut. Ich bin schwul. Und so hatte ich auch manche Freude daran, diesen netten

Herren zu begegnen und mit ihnen so liebenswürdige, wenn auch nur oberflächliche, Kontakte zu pflegen. Auch die beruflich bodenständigen

und zuvorkommenden Damen, also meist Sekretärinnen, waren sehr höflich und gutsituiert mir gegenüber. Kurz gesagt, ich habe mich in

diesen Häusern wohl gefüllt und war sehr gerne darin unterwegs.

Mittags an die Kasse kamen sie alle, auch die Automechaniker, die

Hausmeister, Elektriker, Chauffeure und was es eben sonst noch alles für

Angestellte in so einem Unternehmen gibt. Da kam ein freundliches und nettes Gesicht nach dem anderen auf mich zu. Es waren Bayern, Deut-

sche allgemein und Migranten sämtlicher Nationalitäten, die mir ihr

nettes Wesen entgegen gebracht haben und womit ich auch in irgend einer Weise glücklich und zufrieden war. Also so gesehen war ich in

diesem großen Unternehmen voll und ganz etabliert, was die Automo- bilindustrie betraf.

Wir hatten es ja hier mit den Abteilungen Forschung und Entwicklung zu tun, also nicht mit der Produktion. Die Herren und Damen hatten

ein besseres Leben und waren in allem gut versorgt. Wahrscheinlich haben sie auch sehr gut verdient. Man kann nichts dagegen sagen, weil

sie so freundlich waren.

Ganz anders war es aber leider mit den Angestellten der Kantine selbst. Die waren so muffig, so trocken und so lustlos. Sowie sie eine ganz

angespannte und äußerst hochnäsige, unfreundliche Art hatten. Da war

immer ein furchtbarer geistiger Mief in der Luft, in dieser Kantinenkü- che, dass man es kaum noch beschreiben kann. Der Chef, Herr Schlech-

ter, hat zwar immer so auf eine merkwürdige Art kollegial getan. Aber in

Wirklichkeit war er ein ganz falscher Hund, der immer mit seiner Stell- vertreterin, Frau Bereit, unter einer Decke stand und bei jeder Gelegen-

heit herabwürdigend über die anderen Mitarbeiter redete. Ständig haben

sie hinter unserem Rücken getuschelt. Beide kamen sie aus Ostdeutsch- land.

Wenn wir Mittagspause hatten und dann alle zusammen in der Kantine saßen, dann haben sie sich ganz furchtbar schrecklich benommen. Sie

haben nicht mit allen geredet. Und wenn, dann wurde jedes Wort vorher dreimal überlegt. Sie hatten eine für sie ganz passable Arbeitsstelle im

neuen Gesamtdeutschland gefunden und sie kamen sich damit nun ganz besonders wichtig vor. Jedoch die beiden hatten ein recht perfides

gemeinsames Hobby. Das lies sie an den Tag kommen, so wie sie tatsäch- lich waren. Zu ihrem ganz persönlichen Unterhaltungsprogramm

gehörte es jeden Tag in der Mittagspause, dass sie miteinander ganz schlecht über Ausländer geredet haben.

Und dies in Gegenwart eines Türken.

Jeden Tag wurde aufs Neue über Ausländer hergezogen. Dabei haben sie sogar so getan, als ob ich, also ein in diesem Leben ursprünglicher

Niederbayer, für sie ein Ausländer im Münchner Osten bin. Denn ganz

Deutschland gehörte nun den Ostdeutschen. Der nette Türke Alkan, sowie die scharmante Österreicherin Frau Schöner und ich, wir waren

die Fremden. Wir waren auch die Schuldigen, dass Herr Schlechter und

Frau Bereit wegen uns in ihrer Heimat in der Fremde waren. Wir sollten eigentlich froh sein, dass sie nun Gesamtdeutschland übernommen

hatten.

So hatte es wirklich den Anschein.

Manchmal hätte ich beinahe platzen können, wenn sie wieder in Hin- wendung auf Alkan über Ausländer schlecht geredet haben. Dabei waren

Herr Schlechter und Frau Bereit in vollster Übereinstimmung im Zy- nismus vereint. Das war immer so ein böse durchdachtes und ausgetüf- teltes, sadistisches Spielchen der beiden. Ich wusste mir fast nicht mehr zu helfen. Sollte ich ihnen so richtig meine Meinung über sie sagen und gleichzeitig meine Arbeitsstelle schon wieder verlieren, so hatte ich mich gefragt.

Jedoch nach ein paar Überlegungen übte ich mich in Geduld, weil ich mir dachte, dass die beiden mit ihrer Borniertheit ja schon selber am meisten gestraft seien. Sie merkten es nicht, wie geistig beschränkt und behindert sie in Wirklichkeit sind. Lass sie doch in ihrem Sumpf verwei- len, so dachte ich mir, und blieb ruhig, wenn ich mir diese Hetze gegen Ausländer mittags tagtäglich mitanhören musste.

Dass Alkan dabei immer so gelacht hat und dass er seine Witze hinzu gegeben hat, das konnte ich erst auch gar nicht verstehen. Deshalb habe ich ihn dann bei der nächsten Gelegenheit, als wir für einen Moment, irgendwo beim Räumen von was, alleine hinter irgendwelchen Türen waren, gefragt, wie es möglich ist, dass er sich so was gefallen lässt, wenn sie in seiner Gegenwart immer über Ausländer herziehen und er auch noch dabei lacht. Da hat er dann aus Verzweiflung wieder

gelacht. Und er meinte, dass er es schon richtig mache. Er habe da seine eigene Methode, gab er mir an. Er wisse schon wie er das mache. Er

wolle sie auflaufen lassen. Er will sie eigentlich veralbern, ohne dass sie es

merken. Eines Tages würden sie es schon begreifen, was sie für einen

Unsinn reden, meinte er. Und wenn nicht, so sei es doch ihre Sache. Kann uns eigentlich egal sein, so hatte er mir gesagt. Ich fand diese

Situation jedoch unerträglich. Es war unmenschlich und so furchtbar

Gott erbärmlich.

Deshalb kam es mir den ganzen Tag über immer so vor als würde ich zwischen Himmel und Hölle hin und her fahren, also zwischen Automo-

bilindustrie und Kantine.

Frau Schöner und Alkan waren ja die Ausnahmen.

Die ältere, sehr gutaussehende Dame aus Österreich war meine nette

Kollegin an den Kassen.

Sie hat auch in der Kantine aufgeräumt und die Regale mit den Waren, also Süßwaren, wie Bonbons und Kaugummi, aufgefüllt. Sie war schon

über fünfzehn Jahre in diesem Job. Nicht mal der Chef hatte ihr im

Grunde was zu sagen. Sie hat mir anfangs so hilfsbereit und liebevoll alles gezeigt und erklärt. Diese Umgangsform hatte sie auch beibehalten

und ich bin immer sehr gut mit ihr ausgekommen. Ja, ich mochte sie ehrlich. Und sie mich auch. Wenn es ging, so haben wir uns schnell mal

raus gestellt in die Kälte und eine Zigarette geraucht bei einem netten

Schwätzchen.

Wenn es mal ganz heiß herging und meine Termine zeitlich sehr knapp hintereinander waren, dann musste mir Alkan helfen. Er musste mich

also auf meinen Fahrten begleiten.

Er war sehr liebenswürdig. Er war ein fester und stämmiger Typ und er sah ganz gut aus. Er hatte eine gemütliche und herzliche Art. Ihn mochte

ich sehr gerne. Normalerweise war er für das Belegen der Brötchen in

der Küche zuständig.

Waren wir dann zusammen unterwegs, da haben wir zwar echten Spaß gehabt, doch dabei eine etwas umständliche Hektik veranstaltet. Wir

haben nebenbei einfach zu viel gequatscht. So dass wir dann letzten

Endes fast länger gebraucht haben. Aber er kannte alle Tricks und Kniffe, wie wir es dann doch wieder so organisieren konnten, um es rationell gut

zu schaffen. Jedenfalls hat es mit ihm viel mehr Spaß gemacht. Es war dann echt lustig. Wir kamen immer noch rechtzeitig bei der Küche an.

Unser Zeitgefühl war ohnehin ein anderes als das Zeitgefühl von Frau

Bereit und Herrn Schlechter.

Den Kaffee musste ich ja während meiner kurzen Aufenthalte in der

Kantine, also zwischen den Lieferungen des Services für die Konferenzen auch immer wieder selber zubereiten, sprich die Kaffeemaschinen

befüllen und einschalten. Denn Herr Schlechter und Frau Bereit hatten

sich den ganzen Tag nur ein schönes Leben machen wollen. Sie hielten sich für was Besseres und waren sich zum Kaffee machen zu schade.

Doch hat mir gerade das, was den Stress betrifft, oft noch den letzten

Rest gegeben. Der Kaffee lief zwar durch während ich unterwegs war. Doch wenn ich schon zurück kam und der Kaffee noch nicht ganz fertig

war, so musste ich auf den Kaffee warten und kam dadurch in Zeitnot.

Ich musste den ganzen Tag schuften wie ein Tier, während sich Herr

Schlechter und Frau Bereit einen vergnügten Tag gemacht haben und ihre Intrigen über die Mitarbeiter gesponnen haben. Dabei wurden die

beiden aber weitaus besser bezahlt als ich. Es ist nicht auszuschließen,

dass sie den doppelten Verdienst hatten.

Was jedoch meine Qualifikationen anbelangt hatte, so bin ich ihnen in keinster Weise hinten nachgestanden. Ich hatte schon ein Jahr lang in

einem weltweit bekannten Fünf-Sterne-Hotel gearbeitet. Nicht nur das.

Auch auf den Schiffen war ich schon. Sowie in weiteren angesehenen

Vier-Sterne-Hotels. Meine Zeugnisse haben es bewiesen. Tatsächlich war es so, dass sie mir das Wasser nicht reichen konnten. Und ich habe mir

auch wirklich alle Mühe gegeben, mit diesen beiden Banausen klar zu

kommen. Als Trost hatte ich ja ständig immer wieder die netten Herren

der Automobilindustrie, die mir gegenüber so freundlich und zuvor- kommend waren. Da habe ich es letztendlich sogar gerne in Kauf ge- nommen, dass ich jeden Tag früh morgens von der Münchener Innen- stadt mit der S-Bahn bis zu diesem Betriebsgelände gefahren bin.

Doch eines Tages kam die Wende auch für mich. Deutschland wäre nichts, aber auch wirklich gar nichts, ohne die Automobilindustrie. Heutzutage kommt wieder die Rüstungsindustrie dazu, so wie es früher schon mal war. Zur Freude der Verteidigungsministerin und der deut- schen Wirtschaft.

Nun werden mit deutschen Waffen wieder Menschen im Ausland getö- tet. Jedenfalls braucht man für die Rüstungsindustrie und für die Waffe-

nexporte auch Produktionsgüter aus der Automobilindustrie. Es hängt

alles zusammen.

Tatsächlich wurden an besagtem Tag, als für mich dem Arbeitsplatz gemäß die Wende eingeläutet wurde, sehr, sehr hohe Herren im Gebäude

der Abteilung Wirtschaft erwartet, zu einem Sektempfang mit Lachsbröt-

chen und Russischen Eiern mit Kaviar. Alle in der Kantinen-Küche waren ganz nervös. Denn Frau Mondena aus dem Wirtschaftsgebäude,

die zwar nur eine billige Sekretärin der dortigen Verwaltungsangestellten und Wirtschaftsfachleute war, zu denen jedoch auch Diplom-Betriebs-

wirte gehörten, sie hatte diesen Sektempfang zu organisieren und mit den erwarteten höheren Herren abzuhalten.

Also, es ist auch zu sagen, dass nicht in allen Häusern die Damen und

Herren so nett waren, wie ich es oben geschildert hatte. Ausgerechnet im

Gebäude der Abteilung Wirtschaft da waren sie sehr snobistisch, sehr arrogant, sehr unfreundlich, muffig und mies. Die haben immer danach

gesucht, irgend etwas zu beanstanden und sich auf irgend eine noch so dämliche Art und Weise wichtig zu machen. Diese Typen von dort

konnte ich nicht ausstehen. Und Frau Mondena habe ich an diesem Tag auch noch so richtig kennen gelernt.

Nun, Frau Bereit sagte ständig zu mir: „Beeilen Sie sich! Beeilen Sie sich! Frau Mondena hat mindestens schon fünfmal angerufen wegen dem

Sektempfang, dass ja alles gut klappt. Bereiten Sie schon mal alles vor was Sie brauchen! Wir sind auch schon voll im Stress mit den Wurst-

und Käseplatten. Der Lachs und der frische Kaviar muss gleich kommen. Der Lieferant ist schon unterwegs. Holen Sie schon mal sechs Flaschen

von dem teuren Sekt aus dem Wein- und Sektkühllager! Der Termin ist um 14:00 Uhr. Spätestens um 13:45 Uhr muss alles dort sein, so hat es

Frau Mondena bestellt. Sie ruft immer wieder an und fragt uns wie weit wir schon sind.“

Also tat ich mein Bestes und habe alles hergerichtet, wobei ich aber nicht die Ruhe verlieren wollte, denn es war ja gerade erst kurz nach 11:00

Uhr. Ich dachte mir, warum diese Weiber wohl so hysterisch herum spinnen müssen und fragte mich, ob sie gerade wieder ihre Tage haben.

Alles klappte wie am Schnürchen. Alles wurde in der Küche schön auf die blitzblank polierten Tabletts gerichtet und mit ein bisschen Petersilie

auf dem einen und etwas Schnittlauch auf dem anderen bestreut. Auch die Kaffeekannen standen voll und zur Mitnahme bereit da. Die Kaltge-

tränke hatte ich bereits aus der Kühlung geholt, so wie es auf der Bestel- lung stand, während die Uhr doch schon etwas vorgerückt war und die

Zeit schön langsam etwas knapper wurde. Jedoch ich machte mir keine

Sorgen. Ich fing schon mal mit dem Einladen in meinen Lieferwagen an. Denn ich wartete ja nur noch auf die Tabletts mit den Lachsbrötchen

und den Russischen Eiern mit dem Kaviar, welche gerade noch herge-

richtet wurden, als Frau Mondena wieder anrief. Da sagte doch dann

Frau Bereit glatt am Telefon zu ihr, dass ich schon mit allem unterwegs zum Wirtschaftsgebäude bin und gleich dort sein müsse.

Die Sektflaschen in den Eis-Kühlern hatte ich ja zum Glück schon in das

Auto gepackt. Aber nun sagte Frau Bereit zu mir: „Machen Sie jetzt ganz schnell! Nehmen Sie alles mit was fertig ist! Sausen Sie schnell los! Frau

Mondena erwartet Sie schon. Dann kommen Sie ganz schnell nochmal wieder und holen die Lachsbrötchen und die Russischen Eier mit dem

Kaviar. Wir haben sie noch nicht ganz fertig. Herr Schlechter will sie noch dekorieren. Dann haben Sie ja das Meiste schon mal dort. Dann

kommen Sie schnell nochmal her und um 14:00 Uhr haben Sie dann alles dort.

Das klappt schon.“

Also husch husch husch packe ich alles in das Auto. Zack bumm. Alles tue ich in Windeseile in den Lieferwagen und fahre los, so schnell ich nur

kann. Es ist bereits 13:40 Uhr. Aber trotzdem muss ich mit angemessener

Geschwindigkeit fahren. Nicht dass hinten im Auto auch noch was wegrutscht und durcheinander fliegt. Eigentlich will ich Vollgas geben.

Aber erstens bin ich auf dem Betriebsgelände an eine vorgeschriebene

Geschwindigkeit gebunden und zweitens habe ich ja doch den Inhalt meines Wagens vor meinem geistigen inneren Auge. Also, ich will rennen

wie ein Auto-Rennfahrer, muss aber mit einem sonderbaren Gefühl im

Nacken gleichzeitig auch immer etwas abbremsen.

Dann kommt mir in der Tat gerade ein großer LKW entgegen. Ich muss stehen bleiben und ihn erst vorbeilassen. Dann komme ich am Gebäude

der Wirtschaftsleute an. Die Tür steht schon offen.

Ich mache auch gleich hinten die Wagentüren auf, stelle den Service- Wagen raus und gehe dann in das Wirtschaftsgebäude hinein.

Da kommt Frau Mondena in einem wiesen-grünen Kostüm und mit

Stöckelschuhen wie eine total hysterische Furie über eine Wendeltreppe herunter stampfend gepoltert als ob gleich die Welt untergeht.

Sie schreit mich an als ob wir beim Militär wären: „Wo bleiben Sie denn?

Wo bleiben Sie denn so lange? Sind Sie denn ganz und gar verrückt? Was bilden Sie sich überhaupt ein? Mit Ihnen hat man doch wirklich nur

Ärger. Ich verstehe nicht, wie Sie hier arbeiten können. Wir sind ein wichtiges Unternehmen. Gerade habe ich angerufen und gefragt wo Sie

sind.“

Dann schreit sie plötzlich nicht mehr, sondern brüllt mich mit vollster

Lautstärke an, als wäre sie Hitler: „Da hat mir Frau Bereit gesagt, dass Sie die Lachsbrötchen und die Russischen Eier mit dem Kaviar vergessen

haben!!!!!! Jetzt müssen Sie nochmal zurückfahren und sie schnell holen!!!!!! Wie wollen Sie das noch schaffen? Die Herren sind gleich da.

Los!!!!!! Es muss alles da die Treppe hinauf. Stellen Sie die Tabletts auf den Tisch und die Getränke auf den Boden!!!!!! Ich stell dann alles auf

den Tisch. Ich weiß auch nicht mehr, wie ich das noch schaffen soll! Jetzt habe ich wegen Ihnen auch noch so einen Stress!!!! Die Herren sind

gleich da. Hauen Sie ab!!!! Ich kann Sie nicht mehr sehen!“

Beinahe hätte ich gesagt, dass sie in der Küche die Lachsbrötchen und die Russischen Eier mit dem Kaviar noch gar nicht fertig hatten als ich

los fuhr. Und dass ich sie auch überhaupt nicht mehr sehen kann, weil

sie ein Riesenrindvieh ist. Dann habe ich es mir aber gerade noch recht- zeitig verkniffen, weil ich meine Arbeitsstelle nicht auf einen Schlag

verlieren wollte. Und weil ich mich innerlich fragte, was dieser ganze

Zinnober mit diesen lackierten Affen überhaupt soll.

Hingegen gab ich mein Bestes und machte diesen ganzen Stress mit, so gut ich nur konnte. Ich fuhr also so schnell wie möglich zurück und

wollte wie im Flug die Lachsbrötchen und die Russischen Eier mit dem

Kaviar unbedingt noch vor 14:00 Uhr auch dort haben wo sie ja schon längst hin sollten. Das sah ich ja alles ein.

Doch als ich bei der Kantinenküche eintraf, sagte Frau Bereit sofort zu

mir: „Das ist heute eine richtige Katastrophe mit Ihnen. Gerade hat Frau

Mondena schon wieder angerufen und sich über Sie beschwert. Sie sagte, dass Sie es auch an die Chefabteilung weitergeben will. Das ist sehr

schlecht für uns, weil wir, die Kantine hier, ein eigenes Subunternehmen

sind. Wir können uns einen solchen Ärger einfach nicht leisten. Fahren

Sie jetzt schnell mit den Lachsbrötchen und den Russischen Eiern mit dem Kaviar hin und seien Sie so freundlich wie möglich zu ihr!!

Schmieren Sie ihr Seife um den Bart!“

Da dachte ich mir nur noch „Um Gottes willen. Was ist das für eine blöde, falsche, verlogene, bescheuerte Kuh, diese Frau Bereit mit ihren

Hasenzähnen und mit ihrer Periode.“ Ich fühlte nur noch Ekel und

Abscheu. Sagen konnte ich dann in diesem Augenblick nichts mehr. Ich hätte einen Streit mit ihr anfangen können, doch war ich mir dann

schließlich in diesem Moment dafür auch zu schade. So habe ich sie aus

Hilflosigkeit und Verzweiflung heraus nicht einmal zur Rede gestellt. Ich hatte einfach Angst um meinen Arbeitsplatz.

Ich nahm die Tabletts mit den Lachsbrötchen und mit den Russischen

Eiern mit dem Kaviar und brachte sie hin. Eile konnte ich nach diesem

Schock nicht mehr so richtig erbringen.

Irgendwie war mir alles egal. Als ich beim Gebäude der Wirtschaftsabtei- lung ankam, waren die wichtigen Herren schon alle oben und hielten

bereits die vollen Sektgläser in den Händen.

Als ich mit den dekorierten, silberfarbenen Tabletts mit den Lachsbröt- chen und den Russischen Eiern mit dem Kaviar die Treppe hinaufkam,

schauten mich die Herren staunend lächelnd, begrüßend und freundlich

an: „Ach, da kommt ja noch was Gutes. Das ist nochmal eine schöne

Überraschung. Was bringen Sie uns denn da noch Schönes? Sie haben aber leckere Sachen.“ sagte einer.

„Ja, das richtig Gute kommt erst jetzt. Lachsbrötchen und Russische Eier

mit Kaviar. Den Sekt hat Ihnen ja freundlicherweise Frau Mondena schon eingeschenkt.“ sagte ich.

Die alte Giftspritze hat dann ganz schaas-freundlich getan und mich vor den Herren auch sogar angelächelt. „Dankeschön. Danke. Vielen Dank.“

bekam ich dann noch zu hören und verabschiedete mich winkend und lächelnd bei den Herren.

„Auf Wiedersehen.“ sagte ich und ging die Treppe wieder runter. Ganz langsam fuhr ich dann zur Kantine zurück, damit ich ja nicht zu früh

dort ankam, denn ich wollte heute eigentlich mit diesen Vogelscheuchen gar nichts mehr zu tun haben. Froh war ich an diesem Tag als der Feier-

abend kam.

Auf dem Nachhauseweg habe ich in der S-Bahn überlegt, warum so eine bayrische Mist-Gurke Mondena heißt und dachte, dass sie wohl mit

einem Italiener oder Spanier verheiratet sein wird, oder dass sie den

Namen schon von früher her so hat. Mir tut dieser Italiener oder Spani- er, der mit so einer Deutschen verheiratet ist, jedenfalls sehr leid, weil

was hat er denn da für eine hysterische Furie, für eine ´tedesca furiosa` in seinem Bett, die wegen ein paar Lachsbrötchen und ein paar Russischen

Eiern mit Kaviar so ein Affen-Theater macht und sich für Hitler hält.

Na ja, aber in den nächsten Tagen war in der Kantine die Luft sehr dick. Die Frau Bereit wusste nicht mehr so recht, wie sie sich mir gegenüber noch verhalten soll. Und bald darauf traf mich dort schon das nächste Unglück. Ein Kaffeeautomat funktionierte überhaupt nicht mehr. Ich hatte alles mit ihm versucht aber er wollte einfach nicht mehr. Also musste ich zur Frau Bereit gehen und es ihr sagen, dass dieser Kaffeeau- tomat nicht mehr ging. Dann ging sie theoretisch mit mir sämtliche Möglichkeiten durch, die in Frage kommen könnten, warum der Kaffee- automat nicht mehr anspringen wollte. Jedoch keine einzige war zutref- fend. Ich hatte alles mit ihm versucht, aber er ging nicht mehr. Dann sagte die Frau Bereit, dass sie selber zu dem Gebäude geht und sich diesen Kaffeeautomaten ansieht.

Als sie dann zurückkam, ging sie auf mich zu mit ihren Hasenzähnen, so als wolle sie mich nun für komplett blöd hinstellen. Ihre ganze Körper- haltung war arrogant bis dort hinaus und in ebensolchem Ton sagte sie:

„Der Automat läuft jetzt wieder. Da ist ein Hebel drinnen, der immer umgeschaltet sein muss. Ich weiß auch nicht, wer den ausgeschaltet hat.

Aber das hatte ich Ihnen doch am Anfang alles gezeigt. Wissen Sie das

nicht mehr? Jetzt musste ich extra wegen Ihnen da rüber gehen.“ Ich wusste nur, dass ich so einen Hebel noch nie gesehen hatte und dass sie

mir einen solchen Hebel auch noch nie gezeigt hatte.

Diese Frau Bereit war ein typischer Fall von Inzucht. Sie kam aus einem

Dorf von einer deutschen Insel in der Ostsee. So hatte sie es mir selber erzählt. Und alles weitere was sie erzählt hatte, machte es einem deutlich

klar, dass man sich seit Jahrhunderten auf dieser Insel nur mit Inselmit- bewohnern gepaart hatte, die schon ebenso lange dort wohnten. Kam

mal ein Seeräuber vorbei, dann konnte man sich doch nicht mit ihm einlassen, wenn man eine saubere und anständige Dearn bleiben wollte.

Auch wenn gerade dieser schöne männliche Seeräuber sämtliche eroti- schen Gefühle in Wallung gebracht hat.

Schon die Bewohner des anderen Dorfes waren Fremde. Das war gerade noch auszuhalten, denn immerhin wohnten sie ja auf der selben Insel

und man sah sich ziemlich häufig. Doch die anderen Deutschen vom

Festland, das waren genauso Fremde als ob sie Ausländer sind. Noch dazu, wenn sie aus Süd-Deutschland kamen. Von solchen anderen

Menschen will man eigentlich gar nichts wissen, geschweige denn, sich

auch noch mit ihnen verpaaren.

Nein, man blieb immer gerne unter sich. Die Mädels und die Jungs vom selben Dorfe konnten gut miteinander feiern. Und sie konnten sich auch

gut wieder vermehren, damit das Dorf nicht ausgestorben ist. Aber dafür

hat man keinen Sex gebraucht. In so einem Dorf braucht man doch

keinen Sex. Noch nie. Sex ist unanständig. Für die Fortpflanzung braucht man keinen Sex.

Der Pfarrer predigt jeden Sonntag in der Kirche, dass Sex eine Sünde ist. Und recht hat er. So sagt man es im ganzen Dorf. Das Zeugen von

Kindern ist nur ein Akt der Besamung. Er wird hinein gesteckt und der

Samen wird hinein gespritzt. Das war´s dann auch schon. Der Stier macht es eben genau so, wenn er auf die Kuh hinauf getrieben wird. Der

Zucht-Unternehmer liefert den Stier in einem Wagen an, der dann auf

die Kuh hinauf getrieben wird, wenn man ein Kalb bekommen will. Das geht dann alles ganz schnell und reibungslos. Das hat doch nichts mit

Sex zu tun. Und bei den Menschen geht es genauso harmlos vor sich. Da braucht man doch keinen Sex für so was.

Man kann sich natürlich ohne Sex lieben. Ja, vielleicht eben gerade ohne

Sex.

Das ist wahre Liebe. Das verstehen Fremde nicht. Deshalb lässt man sich mit ihnen besser nicht ein. Sie sollen dort bleiben wo sie herkommen.

Wir, wir bleiben gerne unter uns. Wir brauchen keine Fremden. Und vor allem brauchen wir keinen Sex.

So waren die Gespräche von Frau Bereit und Herrn Schlechter mittags in der Kantine, wo mir dann immer ganz schlecht geworden ist.

Jetzt, als mich Frau Bereit endlich so zur Schnecke machen konnte, wo sie mich Ausländer so richtig runter putzen konnte, sich gleichzeitig so

sehr über mich erheben konnte, weil ich diesen Hebel da im Kaffeeau- tomat nicht kannte, den sie mir noch nie gezeigt hatte, da wurde mir

schon wieder so schlecht wegen ihrem bösen Blick und wegen ihren

Hasenzähnen. „Ich bin deutscher Ausländer in Deutschland, aber sie hat

Hasenzähne. Sie sieht aus wie ein Tier.“ denke ich.

„Am liebsten will ich sie nicht mehr sehen.“

Da kam Herr Schlechter heran und hat spöttisch mit dem Kinn so nach mir hin gebissen, als ob mich ein Hund anbellen will. In diesem Augen-

blick war mir nur noch alles Wurst, denn ich kam mir vor wie eine

Wurst die gleich von einem Hund gefressen werden will. Und dann habe ich zu diesen beiden Nachtgestalten gesagt: „Ihr seid ja wirklich nicht

ganz koscher.“

Herr Schlechter sagte dann: „Und Sie sind jetzt zum 30. April gekündigt. So ist es mit der Frist. Weil vorher haben Sie ja noch Urlaub. Das be-

kommen Sie gleich schriftlich. Sie brauchen also morgen schon nicht mehr kommen.“

„Oh, Dankeschön. Da freue ich mich.“ habe ich darauf geantwortet.

Und schon war ich wieder arbeitslos. Doch ich war gerettet. Ich wäre heute schon tot, wenn ich dort noch länger geblieben wäre. Schon längst

hätte ich einen Herzinfarkt gehabt. Es waren eindeutig zwei Arbeitsstel- len, die ich alleine bedient hatte. Einen Arbeiter haben sie sich gespart, damit mehr Gewinn in den Chefetagen abfällt, bei den Chefs, die gar nicht arbeiten, sondern nur Chefs sind.

Es war eine Zumutung, wo man nur froh sein kann, wenn es vorbei ist. Ich war nur ein halbes Jahr dort. Derjenige, der mich anfangs eingewie- sen hatte, mir also alles gezeigt hatte, war ein großer, schlanker, junger Mann aus Pakistan, der sehr freundlich und liebevoll hilfsbereit zu mir war. Er war seit vier Jahren dort gewesen. Ich hatte es sogar gleich ge- merkt, dass ich ihm leid getan hatte, als ich anfing. Ich kann es mir nicht erklären und vorstellen, wie er diese Arbeitsstelle vier Jahr lang aushalten konnte. Er hatte eine neue und bessere Stelle gefunden. Und er war sichtlich darüber froh als er endlich gehen konnte.

Als wir die beiden Tage meiner Einweisung zusammen gearbeitet hatten, da hat er gesagt, dass es zu zweit so schön war. So wäre es eine normale

Arbeitsstelle gewesen, wenn es immer so sein hätte können. Aber für

einen alleine war dieses Arbeitspensum nur immer mit absoluten Stress zu bewältigen. Hinzukommend dieser geistige Mief in der Kantine.

Ideal wäre es gewesen, wenn sie noch einen zweiten Service-Angestellten und einen zweiten Lieferwagen gehabt hätten. Dann hätte ich einen

Kollegen gehabt und statt 17 Terminen am Tag hätte jeder von uns 8 bis

9 Termine gemacht. Das wäre anständig zu bewältigen gewesen.

Der Arbeitsplatz wäre in Ordnung gewesen. Die Blondine mit den

Hasenzähnen hätte einen dann auch nicht so leicht mobben können und ich wäre vielleicht sogar heute noch dort.

So ist das mit der Deutschen Wirtschaft und mit der Deutschen Arbeits-

welt. Es ist einfach absolut krank, wenn zwei Arbeitsplätze an eine

Person vergeben werden, die sich dann zu Tode rennen kann und einen gesundheitlichen Schaden abbekommt. Nur damit die oberen Herr-

schaften für sich etwas einsparen können, was ihnen gar nicht zusteht.

Sie fressen ohnehin schon so viel Lachsbrötchen und Russische Eier mit

Kaviar bei ihren Sektempfängen.

Da sagt man lieber „Dankeschön“ und geht. Da ist man lieber arbeitslos, wenn man noch nicht lebensmüde ist.

„Dankeschön und auf Nimmerwiedersehen“ habe ich auch zu Herrn

Schlechter und zur Frau Bereit gesagt, als sie gerade wieder tuschelnd zusammen standen und ich ging. Das war mein Abschied vom Team

´Schlechter-Bereit für eine gute Zusammenarbeit` aus Ostdeutschland.

Es war mir damals noch nicht ganz klar, dass jetzt Westdeutschland durch die Ostdeutschen erobert worden war.

Und der Frau Mondena habe ich gewünscht, dass sie der Blitz erschlagen soll, wenn sie auf dem Klo sitzt. Und ich hoffe, dass es schon so einge- troffen ist, dass er sie schon erschlagen hat.

Obwohl ich alleine zwei Arbeitsstellen zum halben Lohn für eine Arbeits- stelle betätigt habe, hat man mir es nicht einmal gedankt. Man hat sich

drei Monatslöhne eingespart. Bei den Gewinnen, oben in den Bilanzen

der Betriebsinhaber, bleibt ja das Geld dann übrig. Das ist das berühmte

Mehrwertprinzip, das schon Karl Marx ausführlich festgestellt und beschrieben hatte.

Das ist das Grundprinzip der Ausbeutung.

Ich finde, das ist mitunter etwas vom Traurigsten auf der ganzen Welt.

Psychose Deutschland

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