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Sechs Jahre zuvor

Elly schob die Tür zu Sams Büro auf. Er sah kritisch von seinem Schreibtisch zu ihr auf. Sie baute sich in ihrem knappen grünen Tanzoutfit vor seinem Tisch auf und stemmte die Hände in die Hüften. Ihr Atem ging schnell, ihr letzter Auftritt war anstrengend gewesen.

»Du wolltest mich sprechen?«, fragte sie.

Sam presste die Lippen aufeinander. Sie registrierte befriedigt, wie er ihren erhitzten Körper anstarrte.

»Kleine, wie lange bist du nun bei uns?«

»Zwölf Wochen.« Als sie Sams Miene bemerkte, zuckte Elly zusammen. Wollte er sie feuern? Sie grübelte, ob sie gegen eine der Klubregeln verstoßen hatte. Die Kunden durften sie beim Tanzen nicht berühren. Sie hatte einige Male Probleme deswegen gehabt, aber die Türsteher waren konsequent gewesen und hatten die Kerle hinausgeworfen.

»Ich hätte niemals geglaubt, was du hier für eine Nummer abziehst, als ich dich zum ersten Mal sah.« Er lächelte, doch Elly vermochte nicht einzuordnen, was er wirklich über sie dachte.

Sie schaute ihn verunsichert an. »Hab ich etwas falsch gemacht?«

Sam lächelte und schüttelte den Kopf. »Wohl kaum, wenn es Gäste gibt, die nur deinetwegen kommen.«

Sie atmete beruhigt auf. Der Job brachte gutes Geld und ermöglichte Elly ihr Studium. Wenn es auch nicht das Tanzstipendium war. Ihr Dad hatte nach ihrem Verschwinden einen solchen Wirbel veranstaltet, dass man ihr die finanzielle Unterstützung entzogen hatte. Ellys Traum war zerstört. Nun studierte sie Literaturwissenschaften und konnte an einer soliden Zukunft feilen.

»Warum wolltest du mich sprechen?«

Sam stand auf und trat dicht vor sie. Sein wohliger Duft stieg ihr in die Nase und machte sie aufs Neue nervös.

»Ich verstehe nicht, warum du das machst.« Sam fixierte sie mit seinen dunklen Augen.

»Ich studiere und verdiene meine Dollars hier.« Elly schlug kurz den Blick nieder, bevor sie ihn wieder ansah.

»Das meine ich nicht.«

»Was willst du dann wissen?« Elly trat von einem Bein auf das andere, wagte jedoch nicht, den Abstand zwischen sich und Sam zu vergrößern.

Sam kniff ein Auge zu und ließ seinen Zeigefinger über ihre Wange fahren. »Kyle, John, Richard, Simon, Keith, Jude, Carlos, Dylan, Timothy …«

»Was sind das für Namen?« Elly war verwirrt.

»Das ist der Anfang einer langen Liste von Kerlen, mit denen du gefickt hast, seit du hier arbeitest.«

»Was für ein hässliches Wort für eine so schöne Sache.« Elly schüttelte den Kopf. Sam nahm ihr Kinn in seine Hand und zwang sie, ihm in die Augen zu sehen.

»Wie würdest du das denn nennen?« Er neigte den Kopf und lächelte sie an. Die Geste wirkte verspielt, und Elly wurde es warm ums Herz. Diese Ungezwungenheit gehörte zu den Dingen, die sie so sehr an ihm mochte.

»Ich hab sie verführt.« Sie grinste ihn breit an.

»Deine Wortwahl ist herrlich. Sie passt überhaupt nicht in unser Milieu.« Sam schüttelte den Kopf.

Sie zog behutsam seine Hand von ihrem Kinn.

»Was willst du? Willst du dich in die Liste einreihen?« Elly legte ihren Finger auf seine Lippen. Er zog ihre Hand von seinem Mund und hielt sie eisern fest.

»Ich begreife nicht, warum du es tust. Es so wahllos mit jedem treibst.« Wie ein Tier auf der Lauer beobachtete er ihre Reaktion.

»Das ist ganz einfach. Es macht mir Spaß.« Mit einem Lächeln entzog sie ihm ihre Hand und trat einen winzigen Schritt von ihm zurück.

»Du weißt, was im hinteren Teil dieses Klubs abläuft?«

Elly stöhnte auf. Sie hatte gehofft, dass er Interesse an ihr zeigte, und nun das.

»Dein Bordell kannst du für dich behalten. Da mach ich nicht mit«, sagte sie in scharfem Tonfall.

»Wo läge der Unterschied?« Sam schloss zu ihr auf und neigte erneut den Kopf. Diesmal lächelte er nicht.

»Ich suche mir die Kerle selbst aus. Darin liegt der Unterschied.« Elly unterdrückte nur mühsam ihren inneren Drang, ihn zu berühren. Sie war ihm so nah, dass seine Atmung sich beschleunigte. Sam schluckte hörbar. Der Wunsch, ihn berühren zu wollen, gewann die Oberhand, und Elly machte Anstalten, sich gegen ihn zu lehnen. Doch Sam wich ihr aus und schüttelte den Kopf.

»Ich begreife es nicht. Es ist gefährlich, was du da tust.«

»Ach. Aber deine Mädels da hinten leben nicht gefährlich?« Elly deutete in die Richtung, in der sich die Zimmer des Bordells befanden.

»Ich kenne die Kunden, und wir haben einen Sicherheitsdienst«, erwiderte Sam.

»Ich werde es nicht tun.« Sie verschränkte die Arme vor ihrer Brust.

»Warum nicht?« Wieder starrte er sie an. Einerseits schien es ihm Freude zu bereiten, dass sie ablehnte, andererseits merkte sie ihm an, dass er es absolut nicht verstand.

»Ich sagte doch: Ich wähle selbst. Und ich nehme kein Geld. Das würde mich zu einer Hure machen.«

Sam kam einen Schritt auf sie zu. »Ich habe ein Angebot für dich.«

»Ich dachte, du fängst nichts mit dem Personal an?« Sie legte aufreizend ihre Hand in seinen Schritt und fühlte sich bestätigt. Wie sehr er sie begehrte! Sanft strich sie über seine Erektion. Sam stieß den Atem aus.

»Es geht nicht um mich. Es geht um eine Kundenanfrage. Etwas Exklusives.«

Elly legte ihre Wange an seine. Ihre Fingerkuppen strichen weiter über die pulsierende Ausbuchtung seiner Jeans. »Lass hören, Chef.« Sie drückte ihr Dekolleté gegen seine Brust und spürte sein Herz hämmern.

»Jemand möchte dich für den hinteren Bereich buchen.«

»Kommt nicht infrage.« Sie ließ ihre Lippen über seine Ohrmuschel streifen. Sam stand da wie in Stein gemeißelt.

»1.000 Dollar springen dabei heraus, pro Besuch«, presste er hervor.

»Mit dir würde ich es umsonst machen.« Ellys Hand lag nach wie vor in seinem Schritt. Mit der anderen packte sie seinen Hintern.

»Elly. Hör zu.« Sam fasste sie am Kinn und sah ihr in die Augen. »Es geht um einen Kunden, der bereit ist, für ein paar Spielchen viel zu investieren, aber nur, wenn du mitmachst.« Sein heißer Atem strich über ihren Hals.

»Was für Spielchen?«, flüsterte Elly.

»Er wird dich nicht berühren. Du wirst ihn nicht sehen. Du sollst nur seine Anweisungen befolgen.« Sam legte den Kopf in den Nacken. Elly streichelte ihn weiter.

»Irgendein kranker Scheiß?«, fragte sie missmutig.

Sam nickte. »Gut bezahlter kranker Scheiß. Aber du bist dabei sicher.«

»Ich mag so was nicht.«

Elly schmiegte sich gegen Sam und verstärkte den Griff in seinem Schritt.

»Morgen Abend. 20 Uhr«, flüsterte Sam.

»Na gut. Aber dich hol ich mir auch noch«, flüsterte Elly zurück. Dann drehte sie sich um und ging zur Tür.

»Ich mache es. Dieses eine Mal tu ich dir den Gefallen. Danach sehen wir weiter.«

Auf ihrem Weg zurück in die Umkleide kreisten die Gedanken in Ellys Kopf. Sie schlief gern mit Männern. Diese wilden One-Night-Stands waren nach ihrer Flucht von zu Hause zunächst eine reine Trotzreaktion gewesen. Irgendwann hatten ihr diese Begegnungen einfach Spaß gemacht. Sie war nicht an etwas Festem interessiert. Der einzige Mann, der sie wirklich reizte, war Sam. Er turnte sie an, aber ging nicht auf sie ein. Ihr Chef war wirklich eine Herausforderung. Auf einmal bemerkte Elly, dass jemand auf sie zukam. Sie hob den Kopf.

»Pater Miles!«, sagte Elly erschrocken. »Was machen Sie denn hier?« Sie kannte den Priester von den sonntäglichen Kirchgängen mit ihren Eltern. Er unterhielt sich oft lange mit ihrem Dad. Vor einigen Monaten war er sogar einmal bei ihren Eltern zum Abendessen eingeladen gewesen. Elly war das sonderbar vorgekommen. Vielleicht hatte ihr Dad gehofft, der Pater könne einen heilenden Einfluss auf seine Tochter ausüben, nachdem er sie mit einem Jungen erwischt hatte. Hatte er den Priester hierhergeschickt? Aber woher wusste ihr Dad, wo man sie suchen musste?

»Elly!« Der Pater sah sich verwirrt um und kam einen Schritt auf sie zu. »Dein Dad macht sich Sorgen. Komm nach Hause, Elly.«

»Hat er Sie geschickt?« Elly musterte den Pater.

»Ja, wer sonst.« Der Pater tupfte sich mit einem Papiertaschentuch den Schweiß von der Stirn. Die Umgebung schien ihn nervös zu machen.

»Da er nun weiß, wo ich mich aufhalte, können Sie ihm ja ausrichten, dass es mir gut geht. Ich studiere jetzt Literaturwissenschaften und verdiene mein Geld.« Mit diesen Worten lief Elly weiter und ließ den Pater im Flur stehen.

Elly - Unbeständig

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