Читать книгу Das Herz eines Rebellen - Amalia Zeichnerin - Страница 10
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Einige Zeit verging, die sie stehend in der Halle warten mussten. Noch immer brannte seine Haut wie die dämonischen Feuer der Unterwelt. Was für eine Demütigung dieses Brandmal doch war! Bis an sein Lebensende würde er damit herumlaufen, auf ewig gezeichnet sein. Aber immerhin war das noch besser, als hingerichtet zu werden … Der Gedanke ließ ihn schaudern und er presste die Lippen aufeinander.
Lucius stand mit verquollenen Augen neben ihm, Spuren aus Staub und Tränen auf den Wangen.
Bei Bellena, wenn ich hier jemals herauskomme, dann … Severin wusste nicht, wohin mit seinem Zorn. Er wollte Rache schwören, doch wem? Dem Tyrannen persönlich? Dem würde er vermutlich niemals gegenüberstehen. Dem Soldaten, der ihm die Gefangenschaft eingebrockt hatte? Er hatte dessen Gesicht gar nicht richtig gesehen, verborgen unter dem Helm.
Dann dieses verdammte Brandmal – am liebsten hätte er sich die verbrannte Haut vom Arm heruntergekratzt, damit dieser elende, rasende Schmerz endlich aufhörte!
Mehrere Männer und Frauen betraten die Halle, die einen deutlichen Kontrast zu den Gefangenen bildeten; ihre Gewänder waren mit prächtigen Stickereien oder farbigen Borten an den Säumen verziert, einige von ihnen trugen silbernes Geschmeide und ihre ordentlich frisierten Haare glänzten wie frisch gewaschen. Trieben diese Leute Sklavenhandel? Oder wollte sie welche kaufen? Zwei Männer folgten ihnen, die etwas bescheidener gekleidet waren, in hellblauen Tuniken, die ihnen bis zu den Knöcheln reichten.
Plötzlich griff Lucius nach seiner unversehrten Hand und drückte fest zu. Severin wechselte einen Blick mit ihm. Der Halbelf sah so elend aus, wie er sich selbst fühlte. Er erwiderte dessen Berührung – vielleicht bot sie seinem Leidensgenossen wenigstens einen Augenblick lang ein wenig Trost. Dann ließ er Lucius’ Hand los und konzentrierte sich wieder auf die Leute, die hereingekommen waren.
Diese nahmen nun die Gefangenen in Augenschein, mit hochmütigen Mienen wanderten sie die Reihen entlang. Einer von ihnen, ein beleibter Mann mit einem graumelierten Bart, verlangte von einer Frau, dass sie den Mund öffnen solle. „Lass mich deine Zähne sehen.”
Sie kam der Aufforderung nach und als ob das noch nicht reichte, fuhr er ihr mit einer Hand prüfend über die Lippen und die oberen Zähne. Danach musterte er sie von Kopf bis Fuß, als ob er sie in Gedanken ausziehen wolle.
Severin presste die Lippen aufeinander, um das anzügliche Starren des Mannes nicht zu kommentieren.
„Diesen hier werde ich kaufen”, wandte sich der Mann mit dem Bart an einen der beiden in den hellblauen Tuniken. „Und diesen.” Er deutete auf einen recht kräftig gebauten Jüngling. „Gewiss werden sie mir gute Dienste leisten.”
„Eine gute Wahl, mein Lieber”, flötete die Frau an seiner Seite, deren Ausschnitt größtenteils von protzigem Schmuck bedeckt war.
Sie beide feilschten mit dem Mann in der hellblauen Tunika um den Preis. Severin lauschte dem Gespräch. Die schließlich vereinbarte Summe war nicht so hoch, wie er erwartet hätte. Andererseits kannte er sich mit den Preisen des Sklavenhandels nicht aus.
Nun wechselte ein schwerer Beutel mit Münzen den Besitzer. Die versklavte Frau und der Jüngling wurden von einem Wächter aus den Reihen der anderen Gefangenen weggeführt, während das Paar ihnen nach draußen folgte und sich dabei weiter unterhielt, mit einer Selbstverständlichkeit, als hätten sie gerade einen Sack Weizen erworben.
Kurz darauf wurde er selbst von einem Mann gemustert, der wohl um die fünfundvierzig war, etwa zehn Jahre älter als er selbst. Den Bauchansatz verbarg er unter einem breiten Gürtel und das Gewand war von sichtlich feiner Qualität, an den Säumen verziert mit fortlaufenden, wellenförmigen Ornamenten.
„Dreh dich mal um”, sagte der Mann mit einer auffordernden Geste. Severin hatte keine Ahnung, was das sollte. Wollte der Kerl nachprüfen, ob er einen Buckel oder andere Verwachsungen hatte? Die Ketten an seinen Fußgelenken schepperten, als er der Aufforderung folgte.
„Gut, du kannst dich wieder umdrehen”, sagte der Mann. „Hast du handwerkliches Geschick?”
Severin zögerte. Er wollte nicht von diesem Mann gekauft werden, und von keinem anderen. Andererseits – wenn der hier jemanden mit solchen Fähigkeiten suchte, war das sicherlich besser als andere Tätigkeiten, zu denen manche Sklaven gezwungen wurden.
„Ich habe das Tischlerhandwerk gelernt”, behauptete er schließlich. Das war nicht einmal ganz gelogen, denn als Jüngling war er tatsächlich eine Weile bei einem Tischlermeister in die Lehre gegangen und hatte einiges von diesem gelernt. Damals, bevor seinem Volk die Bürgerrechte entzogen worden waren. Danach hatte er die Lehre aufgeben müssen, denn nur vollberechtigte Bürger durfte eine solche Ausbildung absolvieren.
„Hmm …” Der Mann mit dem breiten Gürtel wandte sich nun Lucius zu. Überrascht strich er über eines von dessen spitz zulaufenden Ohren.
„Du trägst wohl Elfenblut in dir … Interessant. Kennst du dich mit Pflanzen aus?”
Ein wohl im ganzen Land verbreitetes Vorurteil über die Elfen besagte, dass sie alle eine starke Affinität zu Pflanzen und Bäumen hatten. Kein Wunder, dass Lucius die Stirn runzelte. „Ein bisschen”, antwortete er nach kurzem Zögern.
„Sehr gut.” Ein erfreutes Lächeln glitt über die Züge des Mannes. Er ließ sie beide stehen und wandte sich an den Sklavenhändler in der hellblauen Tunika, der in der Nähe mit einigen der wohlhabenden Leute sprach. Der Ältere mit dem breiten Gürtel deutete in ihre Richtung.
Severin beobachtete das mit Sorge. Würde es Lucius treffen? Oder ihn selbst?
Nach einem längeren Gespräch wechselte erneut Geld den Besitzer. Der Mann mittleren Alters kam zu ihnen zurück, begleitet von einem Wächter. „Ihr beide kommt mit mir, ich habe euch gekauft. Wie heißt ihr?”
Severin schwankte zwischen ohnmächtiger Wut und einer seltsamen Erleichterung, weil Lucius und er nun immerhin weiter ein Schicksal teilten. Er biss sich auf die Lippen und nannte seinen Vornamen, nachdem Lucius den seinen gesagt hatte.
„Ich bin Agripius der Jüngere”, erklärte der Mann. „Aber ihr werdet mich mit Herr anreden. Lucius, du wirst meinem Gärtner zur Hand gehen. Und Severin, du wirst bei den anstehenden Bauarbeiten auf meinem Anwesen dienen. Und danach wirst du dich bei allen anstehenden Arbeiten im und um das Haus nützlich machen. Kommt, wir brechen auf.”
Severin deutete auf seine Fußfesseln. „Sollen wir diese weiter tragen?”
Agripius musterte ihn scharf.
Severin wartete schweigend und sah dem Mann direkt in die Augen.
„Ich sagte, ihr werdet mich mit Herr anreden. Und hör auf, mich so anzustarren.”
Severins erster Impuls war ein Augenrollen, doch er schlug stattdessen die Augen nieder. Was für eine Demütigung. Zugleich kam er sich vor wie ein gemaßregelter Junge.
„Sollen wir diese Fußfesseln weiter tragen, Herr?”
Agripius ließ sich endlich zu einer Antwort herab. „Nun, die sind wohl tatsächlich etwas hinderlich.” Er wandte sich an den Wächter. „Nehmt sie den beiden ab. Meine Leibwache wird dafür sorgen, dass sie keine Dummheiten versuchen.”
Der Angesprochene nickte ihm zu und nahm ihnen beiden die schweren Fesseln ab.
Die Leibwache von Agripius war ein hochgewachsener Mann mit sehniger Figur, der auf der einen Seite seines Gürtels ein Kurzschwert und auf der anderen einen Dolch trug. Er wartete am Wagen seines Herrn, zusammen mit einem Mann, der sich um die Pferde kümmerte, die davor gespannt waren. Letzterer kletterte nach vorn auf den Kutschbock, als Agripius ihm ein Zeichen gab.
Severin blickte sich unauffällig um. Verdammt, auch vor der Halle standen noch immer mehrere Wächter. Offenbar waren sie dazu abkommandiert worden, die Versklavten zu bewachen, bis der Handel beendet war.
In der Nähe herrschte geschäftiges Markttreiben, rings um die Stände, aber auch weiter verteilt standen vereinzelt Wächter. Das Risiko, sich einen Schwertstreich in Bauch oder Rücken einzuhandeln, war ihm zu hoch. Lucius und er würden einen anderen Weg finden müssen, um zu fliehen.
„Hinein mit euch”, verlangte Agripius und deutete auf den Wagen, dessen Tür bereits von dem Leibwächter geöffnet worden war. Kurz darauf saßen sie zu viert in dem Gefährt. Die Hand des Bewaffneten lag auf dem Schwertknauf. Mit stoischer Miene betrachtete er abwechselnd ihn und Lucius, während Agripius gegen die Wand der Kutsche klopfte, die sich kurz darauf holpernd in Bewegung setzte, dann aber bald schneller wurde.
„Was hat euch ins Gefängnis gebracht?”, fragte Agripius. „Der Sklavenhändler sagte mir, dass ihr dort herkommt. Ich frage mich, warum man euch die Bürgerrechte entzogen und versklavt hat.”
Severin wechselte einen raschen Blick mit Lucius. „Ich bin Vetrusier”, begann er danach, um etwas Zeit zu gewinnen. Er konnte diesem Mann schließlich nicht verraten, dass er zu den Rebellen zählte, denn das würde seine ohnehin schwierige Position nur noch verschlechtern. Und womöglich würde der Kerl versuchen, Informationen über den Widerstand aus ihm herauszupressen, so wie die Gefängnisschergen mit ihrer Folter.
Allerdings wunderte es ihn, dass der Sklavenhändler Agripius nicht verraten hatte, dass Lucius und er zum Widerstand gehörten. Oder hatte der Händler es selbst nicht gewusst? Severin hatte keinen blassen Schimmer, was hinter den Kulissen des Kerkers wohl vor sich gegangen war. Vielleicht wusste der Händler sogar, dass sie Rebellen waren, hatte es dem Käufer aber nicht verraten? Denn welcher Sklavenhaltende wollte schon Rebellen unter seinen Untergebenen wissen? Die Leute vom Widerstand nahmen schließlich auch Gewalt in Kauf, um ihre Ziele zu erreichen.
„Oh, dann hast du ja ohnehin keine Bürgerrechte”, riss Agripius ihn aus seinen Überlegungen. „Aber warum haben sie dich zum Sklaven gemacht?”
„Ich hatte ein Problem mit einem meiner Auftraggeber”, behauptete er. Seine Gedanken rasten, er musste sich etwas aus den Fingern saugen, und zwar schnell.
Ihm fiel eine Geschichte ein, die er vor einigen Monaten von einem Dachdecker in einer Taverne gehört hatte. „Es … ging um ein Dach, dass ich zusammen mit zwei anderen Handwerkern gedeckt hatte, das dann aber in einem Sturm schwer beschädigt wurde. Unser Auftraggeber beschuldigte uns, dass wir nicht sauber gearbeitet hätten. Das stimmte nicht, aber die Sache ging vor Gericht und der Richter gab ihm Recht. Meine Kollegen und ich sollten die Schäden bezahlen, doch dazu waren wir nicht in der Lage. Wir hatten ja nicht mal einen Lohn für unsere Arbeit bekommen und unsereiner lebt von Auftrag zu Auftrag. Einer der anderen Handwerker hat sich kurz darauf aus dem Staub gemacht und nun sollten wir zu zweit für den Schaden aufkommen. Das war uns nicht möglich und so bin ich in den Kerker gekommen. Warum ich dann zu einem Sklaven gemacht wurde, hat mir allerdings niemand erklärt.”
„Ah, ich verstehe.” Agripius nickte. „Nun, ich erwarte von dir, dass du dich bei den handwerklichen Arbeiten auf meinem Anwesen gründlich ins Zeug legst.”
„Wie Ihr wünscht”, sagte Severin, auch wenn ihm diese Worte schwerfielen.
„Ich erinnere dich jetzt nur noch ein weiteres Mal. Du wirst mich mit Herr anreden”, sagte Agripius mit einem Stirnrunzeln.
„Wie Ihr wünscht, Herr.” Verdammt, er war zu einem elenden Sklaven degradiert … konnte man in Ithyrios überhaupt noch tiefer sinken? Er würde alles daransetzen, dass sie beide so bald wie möglich fliehen konnten.
Agripius erkundigte sich nun bei Lucius, was zu dessen Versklavung geführt hatte und dieser erzählte eine Geschichte über Schulden, die er beim Glücksspiel gemacht hätte. Er behauptete, dass er süchtig nach solchen Spielen sei und dabei viel Geld verloren hatte.
„Ja, am Geld hängt doch vieles”, erwiderte Agripius versonnen. „Vermutlich ist es dir nicht bekannt, aber unser geliebter Kaiser hat eine ganze Reihe an Gesetzen erlassen, wie Verbrecher – und Schuldner – bestraft werden sollen. Du musst dich recht stark verschuldet haben, um als Sklave zu enden.” Er lächelte mit gönnerhafter Miene. „Aber um Geld musst du dir nun keine Sorgen mehr machen, denn du wirst es kaum mehr in die Hand bekommen.”
„Ja … Herr”, erwiderte Lucius, dessen Miene wie versteinert war.
Severin hätte sich gern mit ihm unterhalten, doch nicht vor Agripius. Der sprach nun mit seinem Leibwächter, als ob sie beide sich in Luft aufgelöst hätten. Severin lauschte dem Gespräch, doch sein neuer Herr sprach lediglich über eine Abendgesellschaft, die er bald geben wollte und für die er noch einiges vorzubereiten gedachte. Der Leibwächter sagte nicht viel dazu, er schien Agripius eher als Zuhörer zu dienen, damit dieser sich laut Gedanken machen konnte.
Severin schweifte in eigene Überlegungen ab. Wie groß war das Anwesen dieses Mannes? Wie gesichert? Sicherlich hatte Agripius noch andere Sklaven ... Und wie standen ihre Chancen auf eine Flucht? All das wollte er so schnell wie möglich herausfinden. Je schneller er sich wieder den Rebellen anschließen konnte, desto besser.
Das Anwesen von Agripius erreichten sie nur wenig später. In der unmittelbaren Umgebung befanden sich Felder und eingezäuntes Weideland, auf dem Kühe und Schafe grasten.
Zu Severins Missfallen war das weitläufige Grundstück von einer hohen Mauer umgeben. Verdammt… Das würde eine Flucht deutlich erschweren.
Das Gefährt hielt, der Kutscher öffnete das Tor und fuhr anschließend mit dem Wagen bis direkt vor das stattliche Wohngebäude. Seitlich daneben gab es weitere Bauwerke – eine Scheune und einen Stall. Vor der Scheune befanden sich mehrere Leute, die dort offenbar an etwas arbeiteten – ein Mann schleppte Bretter, ein zweiter sägte etwas zurecht.
Ein anderer Mann in einer schlichten Tunika empfing sie alle an der Eingangstür, vermutlich ein Diener.
„Zeige den neuen Sklaven ihr Quartier und das Haus”, verlangte Agripius. „Und dann bringst du Lucius”, er deutete auf diesen, „zum Gärtner. Er soll ihm zur Hand gehen. Und Severin wird den Handwerkern bei den Arbeiten an der Scheune helfen.”
„Sehr wohl, Herr”, sagte der Diener eilfertig. „Kommt mit mir”, forderte er sie auf.
Severin und Lucius wechselten einen raschen Blick und folgten ihm schweigend. Agripius’ Haus war groß und das Innere zeigte deutlich, wie wohlhabend er war; an den Wänden im Eingangsbereich hingen kunstvolle Gemälde, außerdem fein gewebte Wandteppiche in leuchtenden Farben. Der hölzerne Boden war blankgescheuert und verfügte an einigen Stellen über prächtige Intarsien, die geometrische Muster bildeten.
Der Diener zeigte ihnen die Küche, in der mehrere Bedienstete – oder Sklaven – beschäftigt waren. Einer von ihnen knetete einen Teig, während ein anderer Gemüse kleinschnitt. Eine junge Frau rührte in einem Topf, dessen Inhalt brodelte. Ein Schwall aus unterschiedlichen Gerüchen erfüllte die Küche, in der es sehr warm war.
Der Diener führte sie in einen Raum dahinter, mit mehreren Tischen und einfachen Bänken. „Hier essen die Bediensteten, die Sklavinnen und Sklaven.”
Als nächstes führte er sie in einen großen Schlafsaal am anderen Ende des Gebäudes, in dem mehrere Feldbetten standen. Severin betrachtete die wenigen Fenster. Sie alle waren mit Metallgittern versehen.
„Hier werdet ihr schlafen. Da vorne sind noch zwei Betten frei”, erklärte der Diener. „Nachts wird der Saal abgeschlossen.”
Etwas in der Art hatte Severin bereits vermutet, und wahrscheinlich gab es auch noch andere Sicherheitsmaßnahmen, um die Sklavinnen und Sklaven in ihre Schranken zu weisen.
„Bis zum Abendessen ist noch Zeit, ihr könnt euch also noch eine Weile nützlich machen.” Mit diesen Worten wies er ihnen den Weg nach draußen. Auch am Hinterausgang bemerkte Severin ein Schloss. Natürlich, wie hätte es auch anders sein sollen?
In dem weitläufigen Garten machte der Diener Lucius mit dem Gärtner bekannt.
„Ah, ein neuer Sklave?”, fragte dieser, ein sonnengebräunter Mann, der einen Strohhut trug. „Du kommst mir wie gerufen, wir brauchen hier hinten Hilfe beim Unkrautjäten. Es ist einfach viel zu viel dieses Jahr, das wächst und wächst …”
„Bis später”, sagte Severin zu Lucius und versuchte sich an einem aufmunternden Lächeln, das ihm allerdings nicht ganz gelang.
Lucius nickte ihm zu und folgte dann dem Gärtner.
Kurz darauf fand sich Severin vor der Scheune wieder. Der Diener stellte ihn dem Baumeister vor, der dort mit zwei Lehrlingen arbeitete.
„Sei gegrüßt, ich bin Demotius”, erklärte der breitschultrige Mann, dessen Bart bereits grau wurde. „Die Scheune ist vor kurzem halb abgebrannt. Da ist der Blitz eingeschlagen, als es ein Gewitter gab. Wir reparieren sie nun.” Er deutete auf mehrere halb verbrannte Bretter in der Wand der Scheune. „Kennst du dich aus mit unserem Handwerk?”, fragte er.
„Ja, ich hatte die Gelegenheit, einiges von einem Tischler zu lernen.”
Demotius nickt erfreut. „Sehr gut. Dann kannst du gleich mit anpacken.”
Und das tat Severin nun auch. Was blieb ihm anderes übrig? Während er sich daran machte, frische Bretter auf die richtige Länge zurechtzusägen, damit sie die verbrannten ersetzen konnten, ließ er seinen Gedanken freien Lauf.
Agripius hatte dafür gesorgt, dass seine Sklavinnen und Sklaven das Anwesen nicht verlassen konnten. Aber vielleicht gab es irgendeine Möglichkeit, ihn auszutricksen? Nachdenklich betrachtete Severin die hohe Mauer, die das Anwesen umgab. Hinüberzuklettern war vermutlich unmöglich. Dafür war sie zu glatt, hatte weder Vorsprünge, noch kleine Löcher oder ähnliches. Außerdem waren auf dem oberen Rand Stacheln aus Metall angebracht, die sicherlich nicht nur Tiere davon abhalten sollten, auf das Gelände zu gelangen.
Es half nichts; er musste sich erst mit dem Leben hier genauer vertraut machen – mit den Angewohnheiten ihres Herrn, den Räumlichkeiten und den täglichen Abläufen. Hoffentlich würden Lucius und er dann eine Möglichkeit finden zu fliehen.