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Das Herz eines Rebellen,

das schlägt nicht für den Kaiser,

nicht für Adel oder Ehr‘,

es schlägt allein für Freiheit,

denn Freiheit brauchen wir.


Erste Strophe aus einem

ithyrischen Bardenlied

I



Staub wirbelte auf, vernebelte die Luft. Die stampfenden Töne der Kriegstrommeln dröhnten in Lucius‘ Ohren, vermischt mit gellenden Schreien und dem Klirren der Waffen. Den metallischen Geruch nach Blut hatte er schon viel zu lang in der Nase und von dem allgegenwärtigen Staub musste er husten. Die Schlacht in der Nähe von Ovilaeum tobte schon seit Stunden; die Soldaten des Kaisers Salvicius kämpften gegen die Rebellen und Rebellinnen, die den Herrscher stürzen wollten.

Ruckartig riss Lucius sein Schwert hoch, um den Hieb eines kaiserlichen Soldaten abzuwehren. Die Waffe seines Gegners prallte auf die blutverschmierte Klinge, vibrierte bis hinauf in den Arm. Lucius drehte sich, aus der Seitwärtsbewegung heraus griff er an, fand eine ungeschützte Stelle, stach zu. Der Soldat öffnete den Mund, doch was er von sich gab, ging im Lärm unter. Lucius’ Gegner fiel, doch darauf achtete er nicht mehr, denn der nächste Soldat war schon direkt vor ihm. Dieser trug einen dreckverschmierten, nicht allzu großen Schild mit den Insignien des Kaisers. Die beiden Wappentiere, Löwe und Adler, waren unter den Blutspritzern kaum noch zu erkennen.

Der gewölbte Schild bot seinem Gegner eine gute Deckung, während er Lucius attackierte. Die Klinge streifte ihn nur, sie glitt mit einem hässlichen Kreischen über die metallene Armschiene.

Lucius duckte sich nach unten weg und hieb dem Mann sein Schwert gegen das in diesem Moment ungeschützte rechte Knie. Blut spritzte aus der Wunde. Einen Moment lang setzte sich der Soldat noch zur Wehr, doch dann ließ er den Schild fallen und sackte in sich zusammen, mit weit aufgerissenen Augen.

Schon seit dem Beginn der Kämpfe zählten für Lucius nur noch Bewegung, Instinkt und der eiserne Wille, dieses Schlachtfeld lebend zu verlassen. Ein weiterer Angreifer erwischte den Rücken seiner Lederrüstung, doch die Klinge ging nicht hindurch. In Lucius‘ Adern kochte das Blut. Er duckte und drehte sich zugleich, mit Schwung parierte er einen weiteren Schlag.

Der Soldat vor ihm trug einen Helm, der den oberen Teil seines Gesichts bis auf die Augen verbarg. Doch es war offensichtlich, wie jung er noch war. Bedauerlich, aber dieser Kerl kämpfte auf der falschen Seite.

Lucius gelang es, ihm das Schwert aus der Hand zu schlagen. Instinktiv wollte der Jüngling nach der am Boden liegenden Waffe greifen. Lucius’ nächster Schlag galt dem Hals des Gegners, dort wo weder Helm noch Rüstung ihn schützten. Mit einem Schrei stürzte der Soldat zu Boden, fiel auf die nutzlos gewordene Klinge.

Andere Angreifer kamen und fielen, einer nach dem anderen. Diese Kämpfe dauerten nur wenige Sekunden, rasch entschied ein einzelner Hieb über Leben und Tod. Immer wieder schlug Lucius einfach um sich, hielt sich die Gegner ringsum vom Leib, ehe sie selbst zuschlagen konnten.

Die Wut in seinem Inneren hielt ihn aufrecht, aber seine Kräfte ließen nach. Verdammt, die Schlacht hatte ihm alles abverlangt. Ein Ende war nicht in Sicht. Er sprang zur Seite, als ein weiterer Gegner nach seinem Schwertarm zielte. Lucius riss den Arm hoch, drehte sich halb um die eigene Achse. Ein weiterer Ausfallschritt, das Schwert eine Verlängerung seines Armes. Er schlug zu, der Aufprall des Hiebes strahlte aus bis hinauf in den Oberarm. Er traf den Mann an der Schulter, doch die Klinge rutschte mit einem metallischen Kreischen von dessen Rüstung ab. In letzter Sekunde konnte er den darauffolgenden Schlag parieren, ehe dieser seinen Oberkörper erreichte. Lucius schrie auf und versetzte dem kaiserlichen Soldaten einen tödlichen Hieb, der dessen Kehle durchstieß.

Während dieser zu Boden stürzte, wirbelte Lucius schon herum, um den nächsten Angreifer abzuwehren – einen muskulösen Mann, der ihn um fast anderthalb Köpfe überragte. Lucius wollte ihn angreifen, doch er fand keine Lücke in dessen Deckung. Klirrend prallten ihre Klingen aufeinander, einmal, zweimal. Der Mann sprang auf ihn zu, mit erhobenem Schwert.

Lucius machte einen Schritt rückwärts, stolperte, als er gegen einen Körper stieß, der reglos am Boden lag. Er konnte sich nicht mehr halten! Einen Moment lang drehte sich die Welt taumelnd um ihn. Er stürzte zu Boden, umklammerte dabei sein Schwert. Bei den Göttern, er wollte nicht sterben! Nicht hier, im blutigen Staub. Er wollte sich aufrappeln, aber sein Gegner war direkt über ihm, hob schon das Schwert für den letzten Schlag, der sein Leben auslöschen würde.

„Gefangene hier rüber!”, brüllte jemand hinter ihnen. „Nur die Unverletzten!”

Der hochgewachsene Soldat trat ihm mit Wucht auf die Hand – ein jäher Schmerz, der ihm Tränen in die Augen trieb. Lucius ließ das Schwert los. Im nächsten Moment packte ihn der Mann am Arm und zog ihn auf die Beine. Lucius wollte sich aus dessen Griff winden, aber sein Gegner war stärker, zog ihn zwischen den Kämpfenden hindurch und hielt ihm dabei das Schwert an die Kehle.

Lucius gab die Gegenwehr auf, nicht nur die Klinge an seiner Kehle bedrohte ihn, er musste einem weiteren Schwert ausweichen, dann einer Streitaxt und immer wieder den durch die Luft wirbelnden Armen von Kämpfern auf beiden Seiten.

Weiter vorn, etwas abseits von den Kämpfenden, hinter einem schwankenden Banner des Kaisers ein Wagen, dessen Wände aus Holzgittern bestanden. Mehrere Rebellen und zwei Rebellinnen befanden sich darin, die Gesichter blut- und dreckverschmiert. Sie schrien, zerrten an den hölzernen Stäben des Wagens.

Der Soldat schleifte ihn dorthin und noch immer spürte Lucius das kalte Metall an seiner Kehle, von dem dieser grässliche Geruch nach Blut ausging. Sich losreißen? Nein – eine falsche Bewegung und der Soldat würde ihm den Hals aufschlitzen.

Mehrere Soldaten bewachten den Wagen, einer von ihnen musterte Lucius von Kopf bis Fuß. Dann nickte er knapp. Zu dritt öffneten diese Bastarde die Gittertür des Gefährts und stießen ihn hinein, ehe sie die Tür erneut schlossen und mit einer Kette sicherten.

Der Soldat, der ihn hergeschleift hatte, drehte sich um und verschwand zwischen den Kämpfenden. An den Wächtern des Wagens war mit Sicherheit kein Vorbeikommen. Am liebsten hätte Lucius vor Wut geschrien, doch aus seiner Kehle kam nur ein heiserer Laut. Einer der Rebellen im Wagen ließ sich an der Gitterwand herabgleiten und verbarg das Gesicht in den Händen. Die ältere der beiden Frauen machte es ihm nach, sie beugte sich über ihn, legte eine Hand tröstend um seine Schultern.

Was für ein Mist! Hier drinnen waren sie zwar vor den Kämpfen sicher, aber gefangen. Was hätte er dafür gegeben, weiter kämpfen zu können – auch wenn er damit sein Leben aufs Neue riskiert hätte. Immer wieder wurden weitere Gefangene herangeschleppt, Männer und Frauen, die allesamt entwaffnet worden waren. Schon bald war der Wagen so überfüllt, dass sich niemand mehr setzen konnte. Der Geruch nach Schweiß, Staub und Blut wurde übermächtig; in der Enge wurde es noch wärmer, als der Tag ohnehin schon war. Lucius stand mitten in dem Gedränge, ratschte sich die Haut am Arm an den Metallschuppen der Rüstung eines der Gefangenen auf. Ein flaues Gefühl erfüllte seinen Magen. Wo würden die Soldaten ihn und die anderen Gefangenen hinbringen?

Das Herz eines Rebellen

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