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Kapitel 3

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Unverhofft kommt oft

Amy Rowell, 17

Auf dem Kaminsims standen mehrere Bilder. Wie Shawn Baseball spielte, angelte, zeltete. Und Shawn mit einer anderen Frau.

„Ist das deine Schwester?“

„Nein. Das ist... meine Freundin. Ex-Freundin.“ Er räusperte sich.

Ihm war scheinbar nicht wohl dabei, über sie zu sprechen und ich akzeptierte sein Verhalten. Immerhin kannte er mich ja quasi nicht. Vielleicht würde er mir das ja irgendwann einmal erzählen, wenn er sich dazu bereit fühlte. Drängen wollte ich ihn aber auf keinen Fall.

„Wer war eigentlich der Kerl draußen?“, fragte er.

Ich löste mich von den Bildern und sah mich weiter um. „Das war Cole. Er hängt an mir wie eine Klette, aber mach dir keine Sorgen. Er ist zwar anstrengend, aber harmlos.“ Das Zimmer war in sanften, unaufdringlichen Farben gestrichen. Die Möbel waren eher kräftig und auffällig. Ich setzte mich auf sein Sofa. Man hatte, wenn man darauf saß, den perfekten Ausblick auf die Straße. Wenn man sich anstrengte, konnte man mein Haus ganz am Horizont sehen.

„Also ist er nicht dein Freund?“

„Um Gottes willen, nein.“ Ich lachte gequält. Shawn setzte sich neben mich. „Machst du das eigentlich bei jedem Mädchen? Du weißt schon. Das mit der Zettelnummer. Ich frage mich nämlich: Wann hättest du das denn schreiben sollen?“, wagte ich, nach einer langen, peinlichen Schweigeminute, zu fragen. Das hatte mich schon seit heute Morgen interessiert.

„Berufsgeheimnis“, antwortete er kurz und knapp.

Irgendwie war dieses Gespräch seltsam. Um das Schweigen zu brechen, fragte ich: „Hast du etwas zum Trinken? Ich habe schrecklichen Durst.“

„Na klar. Warte hier.“

Shawn verschwand in einem anderen Raum und kam wenig später mit einem Glas Wasser zurück. Er reichte es mir.

„Willst du einen Film anschauen?“

„Ich glaube, dafür bin ich nicht gekommen.“

Shawn nickte. „Gut, dann führe ich dich wohl erst einmal etwas durch meine Wohnung.“ Er stand auf und reichte mir seine Hand. Nachdem ich sie ergriffen hatte, zog er mich hoch. Ich spürte seinen Atem auf meiner Haut. Mein Herz schlug schneller. Räuspernd trat ich einen Schritt zur Seite und zog meine Hand weg. Auch er schien verlegen.

Ich ging hinter ihm her, als er mir seine ganze Wohnung zeigte. Sie war schlicht, aber sehr schön eingerichtet. Sie passte zu ihm und spiegelte den Charakter wieder, den ich bisher kennenlernen durfte. Ich fand, dass er auch gut eine Ausbildung zum Innenarchitekten hätte machen können anstelle von Hotelfachmann.

„Ähm... Das ist der Flur und das da die Küche.“

Er zeigte auf ein Zimmer neben dem Wohnzimmer. Die Tür war verschlossen, deshalb konnte ich die Küche auch nicht sehen.

„Das ist das Bad und das mein Zimmer.“

Die Tür stand einen Spalt offen und so konnte ich sehen, dass in der Ecke eine Gitarre stand. Anscheinend interessierte er sich sehr für Musik, denn auch in seinem Wohnzimmer war eine ganze Sammlung von alten Musikplatten.

Neben dem Bett auf seinem Nachtkästchen standen wieder ein paar Bilder. Wieder von dieser Frau. Er musste sie wirklich geliebt haben. Ich wusste zwar nicht, wie lange sie schon auseinander waren, doch wenn er sie noch immer nicht loslassen konnte, war es bestimmt die wahre Liebe gewesen.

Shawn erkannte meinen Blick und zog die Tür hinter sich zu.

„Aber das ist auch nicht wirklich interessant. Du hattest gesagt, du hast Hunger. Warte kurz. Ich mache Pizza. Warte im Wohnzimmer.“ Ich gehorchte und ging zurück, wartete, bis Shawn wiederkam.

Als er wenig später wieder in das Zimmer eintrat, hielt er eine dampfende Pizza in der Hand.

„Hier. Bedien‘ dich.“ Er reichte mir ein Stück. Ich setzte mich auf den Boden neben ihm.

„Ich habe heute Morgen wirklich Hilfe gebraucht. Du hast mir echt mein Leben gerettet“, meinte ich.

„Du musst jetzt ja nicht gleich übertreiben, aber gern geschehen. Mach ich gerne wieder.“ Er sah mich an. Und wie er mich ansah. Seine graublauen Augen nahmen mich ein, zogen mich in den Bann, beraubten mich meiner Sinne. Mein Körper bebte, meine Hände zitterten. Was passierte hier?

„Wie lang hast du vor zu bleiben?“

„Meine Mom hat gesagt, ich darf nicht vor acht nach Hause kommen“, grinste ich.

„Aha. Ach so ist das. Deine Mutter zwingt dich, rauszugehen.“

„Ja. Genau das macht sie“, sagte ich.

Wir aßen unsere Pizza auf.

„Willst du irgendetwas anschauen?“

„Ja... Ne. Ich will... Na gut. Meinetwegen.“ Ich schlief zwar immer beim Fernsehen ein und war auch bereits sehr müde - der Spaziergang war anstrengender, als ich gedacht hatte-, aber das war mir jetzt auch egal.

Shawn lächelte, stand auf und schob einen Film ein. Als er wieder zurückkam, setzte er sich ganz nah neben mich. Ich rückte nicht ab.

Verfolgt von der Vergangenheit

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