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Kapitel 3

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„Wir müssen bis zur Dunkelheit warten“, sagte Tiara, als sie aus dem Fenster sah, denn sie wollte Guys wütender Enttäuschung und Zacharys Autorität über sie nicht ins Auge sehen. Sie war ohnehin schon nervös genug.

„Wieso warten?“, fragte Jason, dem die Idee nicht gefiel, nachts auf die Jagd nach Dämonen oder Geistern, oder was auch immer es war, was das Mädchen haben wollte, zu gehen.

„Gute Frage“, sagte Trevor. „Ich bin schon dafür, diese Dinger zu jagen, aber in der Dunkelheit hinauszugehen, ist fast wie mit einer Leuchtreklame mit der Aufschrift ‚Gratis Abendessen‘ herumzulaufen.“

„Weil die Toten dann aufwachen“, antwortete Tiara. „Sie sind nun am schwächsten, weil das Sonnenlicht gegen ihre Dunkelheit wirkt. Es ist ein wenig so wie die Schwäche, die du fühlst, wenn du morgens aufwachst. Für sie ist es dasselbe, nur dass sie nachtaktiv sind.“

Trevor grinste, als er an seine Morgenstunden mit Envy dachte. „Ich bin am Morgen nicht schwach. Wer auch immer das behauptet hat, der hat da etwas verwechselt.“

„Was ist los, setzen deine Ex-Freundinnen wieder Gerüchte in die Welt?“, fragte Zachary mit erhobener Augenbraue, sodass einige der Leute im Raum grinsten und Trevor ihn böse anstarrte.

Es war gut zu hören, dass die meisten der TEP-Mitglieder ihren Sinn für Humor noch behalten hatte. „Was die anderen Teams betrifft“, fuhr Storm fort, während er auf den riesigen Stadtplan schielte, „bin ich sicher, dass ihr etwas zu tun findet.“

Alle sahen einander an, jeder und jede wusste, was ihre Aufgaben waren. Die Tür ging auf und Kamui war der erste, der die Versammlung verließ, wobei er sich nicht die Mühe machte, die Tür hinter sich zu schließen.

Es war das Zeichen, auf das die neugierigeren TEP-Mitglieder gewartet hatten, und sie eilten hinaus, um herauszufinden, wie der Neuling in den dritten Stock gelangte. Bald wurden Wetten darüber abgeschlossen, welche Mächte Kamui wirklich hatte.

Storm kicherte, als er jemand knurren hörte, als der neue Junge sich einfach in Luft auflöste und Geld den Besitzer wechselte. Dem Knurren folgte wenig später ein lautes, gedämpftes Krachen von oben und Schreie, sodass alle TEP-Teams Richtung Decke schielten, als der Kronleuchter in der Eingangshalle zu schwanken begann.

„KAMUI, DU KLEINES MISTSTÜCK!“ Die wütende Stimme schallte laut durch das Schloss.

Die Aufmerksamkeit von allen war fest in Beschlag genommen, als Licht plötzlich durch das Fenster an der Vorderseite fiel, das dem Sonnenlicht, schwere Konkurrenz machte. Die TEP-Leute rannten hinaus, gerade rechtzeitig, um zwei Lichtblitze zu sehen, die wirbelnd über ihnen flogen und sich dann Richtung Meer entfernten, ehe sie so langsam wurden, dass die Zuseher sie wirklich erkennen konnten.

Sie waren so schnell geflogen, dass ein lauter Donnerknall ertönte, als sie die Schallmauer durchbrachen. Der junge Mann von der Versammlung flog tatsächlich rückwärts, seine Augen groß, wie vor Furcht, als er den nassen, wütenden Mann mit silbernen Flügeln anstarrte, der ihn verfolgte.

„Ich schwöre Toya, ich wollte nicht in die Dusche platzen, während du drinnen warst!“, versuchte Kamui die Wut seines Bruders zu dämpfen.

Toyas langes, schwarzes Haar mit silbernen Strähnen flatterte um ihn, als er Kamuis Bewegungen genau verfolgte und Kamui alle Mühe hatte, außerhalb seiner Reichweite zu bleiben

„Ja klar, du wolltest es nicht!“, schrie Toya, als er bemerkte, wie die Lippe seines Bruders schelmisch zuckte.

Trevor beobachtete, wie die beiden schwindelerregende Kurven über ihm flogen, und bemerkte dann eine dritte Person in seinem Augenwinkel. Als er zur Terrasse des dritten Stockwerks blickte, sah er einen Mann mit langem, silbernen Haar, der mit verschränkten Armen die beiden anderen böse anstarrte.

„Wer ist das?“, fragte Trevor neugierig.

„Der momentane Patriarch… sein Name ist Kyou“, antwortete Storm, der ebenfalls nach draußen gekommen war, um sich das Kaspertheater anzusehen. „Und die beiden, die das Theater aufführen, sind Toya, der zweitälteste und Kamui, der jüngste.“ Er hatte erwartet, dass die Brüder unter sich bleiben würden… aber die Beschützer waren nie sehr berechenbar gewesen.

„Sie sind verwandt?“, fragte Ren, der erkannte, dass die beruhigende Macht, die er in sich aufgesaugt hatte, von Kyou kam. Seine rechte Augenbraue hob sich, als er bemerkte, dass die Ruhe einen Moment lang schwächer wurde, aber sich zum Glück schnell wieder stabilisierte.

„Sie sind Brüder, fünf um genau zu sein“, antwortete Storm.

Der silberhaarige Mann, von dem Storm gesagt hatte, dass er der älteste Bruder war, der Kyou hieß, sah mir tief gerunzelter Stirn hinunter auf die Menschen unter ihm, als wären die Leute, die sich am Gras versammelt hatten, verantwortlich für den Vorfall.

„UAHH!“, schrie jemand, als Toya Kamui in den Magen boxte, sodass der jüngere Bruder rückwärts durch die Luft flog… genau auf Kyou zu.

Kichern war zu hören, als Kamui geradewegs in Kyou krachte, sodass sie beide hinein ins Gebäude und außer Sichtweite verschwanden.

„JA!“, rief Toya und boxte seine Faust in die Luft, während er vor dem Balkon schwebte. „Zwei Fliegen auf einen Schlag.“ Mit einem Grinsen flog er durch die Balkontüren hinein und alles wurde still.

„Ich schätze, es ist vorbei“, sagte Zachary schulterzuckend.

Storm grinste. „Wart‘s ab…“ Plötzlich explodierten zwei Fenster im dritten Stock, je eines auf jeder Seite des Schlosses, Toya schoss aus der einen Öffnung und Kamui aus der anderen. Storm konnte nicht anders als laut zu lachen, denn er wusste, dass sie vor Kyous Zorn flohen.

„Okay“, sagte Jason nach einem Moment. „Wieso, zur Hölle, bin ich noch einmal an euch geraten?“

Trevor legte seine Hand schwer auf Jasons Schulter. „Du würdest ohne uns noch immer ein Dämonen-Köder mit einem hübschen Tattoo auf deinem Knöchel sein.“

„Wenn ich heute Nacht auf einen Friedhof gehe, bedeutet das nicht, dass ich noch immer ein Dämonen-Köder bin?“, fragte Jason, wobei es mehr eine Feststellung war, als eine Frage.

„Ja, ich schätze, das tut es“, gab Trevor zu und lächelte dann, als hätte er gerade einen Wunsch erfüllt bekommen. „Und denk nur darüber nach… ich bin einer derjenigen, die dich beschützen.“

„Oh, Hilfe!“, rief Jason mit großen Augen, dann runzelte er die Stirn. „Du bist nicht noch immer sauer, weil du Envy verloren hast, oder?“

Trevors Lächeln verblasste und er machte einen Schritt auf Jason zu, aber Storm trat zwischen die beiden. Trevor zuckte zusammen, als er plötzlich am Parkplatz der Polizeistation stand.

„Chad braucht ein wenig Hilfe, um diese Bude unter Kontrolle zu bringen“, wies Storm Trevor an. „Sei lieb zu den anderen Kindern.“

Storm ließ ihn dort und erschien wieder beim Schloss, wo Jason noch immer gerade dabei war, einen Schritt zurückzuweichen.

Jason blinzelte, als Trevor einfach verschwand und Storm ihn angrinste.

„Wo ist Trevor hin?“, fragte Jason und sah sich um.

„Er hat vorerst Hausverbot“, antwortete Storm zwinkernd.

Zachary richtete seinen Blick wieder hoch zu der Terrasse, dann auf das Fenster direkt darunter. Er konnte sehen, wie Angelica hinter dem Fenster stand und durch den Vorhang schielte. Sie grinste und Zachary wusste, dass sie mitbekommen hatte, was vorgefallen war. Sie sah zu ihm hinunter und winkte, ehe sie den Vorhang wieder zumachte.

Alle gingen wieder zurück ins Schloss, jetzt, wo die Vorstellung vorbei war. Tiara blieb stehen und folgte Zacharys Blick zu der hübschen Frau am Fenster. Als sie eine merkwürdige Enttäuschung fühlte, versuchte sie sie abzuschütteln, indem sie dafür dankbar war, dass er nicht so gemein war, wie sie befürchtet hatte… das konnte er nicht sein, wenn er so eine liebenswürdig aussehende Freundin hatte. Nachdem sie noch nicht wieder hineingehen wollte, sah sie hinaus aufs Meer und folgte dann dem langen Weg, der zum Strand führte.

Guys Blick heftete sich auf Tiara, denn er wollte mit ihr reden. Sie hatte ihm noch keine Möglichkeit gegeben, ihr von seiner Idee zu erzählen. Als er sah, wie sie sich von den anderen entfernte, witterte er seine Chance und folgte ihr mit etwas Abstand.

„Ich habe eine Frage“, sagte Zachary, als er seinen Blick von Angelicas Fenster auf Storm senkte.

„Du willst wissen, was mit Angelica ist“, erwiderte Storm, der gesehen hatte, wie er sie angestarrt hatte.

Zachary nickte. „Wir haben sehr lange zusammengearbeitet und ich glaube, dass ich das Recht habe, zu erfahren, wieso wir hier nicht zusammenarbeiten werden. Können wir Angelica nicht in Tiaras Team aufnehmen?“

„Angelicas Mächte werden anderswo gebraucht und sie hat einen neuen Partner… ganz einfach“, erklärte Storm ernst.

Zacharys Augen wurden schmal. „Wen, Syn? Der Typ macht mir Angst und Angelica ist auch nicht so begeistert von ihm.“

„Es ist so, wie es sein soll.“ Storm sah direkt in Zacharys Augen. „Wir haben für ihn auf sie aufgepasst… jetzt ist er hier.“

„Sie ist meine beste Freundin“, stellte Zachary fest, für den Fall, dass Storm diese Tatsache entgangen war.

„Und du wirst wahrscheinlich für immer ihr bester Freund sein.“ Storm lächelte beruhigend. „Aber Syn ist ihr Schicksal und dagegen kann man sich nicht wehren. Genau genommen würde ich dir empfehlen, es nicht einmal zu versuchen. Es könnte das Letzte sein, was du je machst.“

„Bist du sicher?“, fragte Zachary nachdenklich.

„Natürlich, das weißt du doch“, antwortete Storm und legte eine Hand auf Zacharys Schulter. „Würde es dir helfen, wenn ich dir sage, dass sie glücklicher sein wird, als sie sich je erträumt hätte?“

Zachary atmete tief ein und langsam wieder aus, als sich ein schweres Gewicht auf seiner Brust breitmachte. Es von Storm zu hören klang so endgültig… wahrscheinlich weil es das war. Er presste seine Lippen aufeinander, als er versuchte, seine Gefühle abzuschütteln und Angelica loszulassen.

Indem er auf Tiara zeigte, die schon fast die Klippen erreicht hatte, wechselte Storm das Thema. „Weil du Angelica so gut beschützt hast, weiß ich, dass ich dir genug vertrauen kann, um Tiara nun deiner Obhut zu überlassen.“

„Was meinst du damit?“, fragte Zachary mit gerunzelter Stirn, als er seinen Blick von Tiara losriss und ihn wieder auf Storm richtete. „Das ist nur für heute Nacht… nicht wahr?“

Storm schüttelte mitleidslos seinen Kopf. „Nein, es ist nicht nur für heute Nacht.“

„Habe ich dabei gar nichts zu sagen?“ Zachary hob eine Augenbraue. Er hatte schon vor langer Zeit Geisterbeschwörer von seiner Liste potentieller Partner gestrichen.

„Tiara wird dich mehr brauchen, als Angelica es je getan hat“, erklärte Storm. „Myra hat sie gelehrt, Mächte zu verwenden, die das Mädchen noch nicht einmal hatte. Sie hat vielleicht die Zaubersprüche und Rituale gelernt, aber sie hat noch nicht gelernt, sie zu kontrollieren.“

„Wie ein Menschenkind, das Zauberer spielt?“, fragte Zachary.

Storm nickte und hob gleichzeitig die Schultern. „Und jetzt hat sie diese Macht erst seit ein paar Wochen. Soweit ich weiß, hat sie die Geisterbeschwörung bisher noch nicht versucht. Erinnerst du dich noch, wie viele Feuer du unabsichtlich entzündet hast, als du lernen musstest, deine Macht zu kontrollieren? Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass du deine Mutter dazu gebracht hast, zu vergessen, wer du bist.“

„Erinnere mich nicht daran.“ Zachary fuhr mit einer Hand durch sein Haar und schielte zurück dorthin, wo Tiara gerade über die Treppen verschwand, die zum Strand hinunterführten.

„Heute Nacht wird ihr erstes Mal sein und die Aufgabe, vor der sie steht, ist nicht nur ein Zombie… es ist eine Stadt voller Monster, die versuchen werden, die Toten zu erwecken, und zwar schneller als sie sie wieder zur Ruhe bringen kann“, sagte Storm nachdrücklich. „Alles, was sie von jetzt an machen wird, wird für sie das erste Mal sein.“

„Bei ihrer Mutter sah das alles so einfach aus.“ Zacharys Stimme war ein wenig grober, als er beabsichtigt hatte. Er versuchte, seinen Ärger zu überspielen, indem er schnell fragte: „Wo ist ihr Vater?“

„Er starb bevor Tiara geboren wurde“, wiederholte Storm, was Myra immer gesagt hatte.

„Was du meinst ist, dass du keine Ahnung hast, wer Tiaras Vater ist, weil ihre Mutter mit so vielen Männern geschlafen hat“, meinte Zachary nachdenklich, während er versuchte, die verstörenden Erinnerungen abzublocken, die in seine Gedanken schossen.

„Das ist eine Nebenwirkung der Geisterbeschwörung“, bestätigte Storm.

Zachary runzelte verwirrt die Stirn. „Was meinst du… Nebenwirkung?“

„Je mehr ein Geisterbeschwörer seine Macht nutzt, um die Toten zu kontrollieren, umso mehr sehnt sich seine Seele nach Leben, um zu verhindern, dass er von den Toten hinunter in die nächste Dimension gezogen wird“, erklärte Storm. „Es war nie Myras Schuld, dass sie sich nach Sex sehnte, nachdem sie ihre Macht benutzte… es ist eine unkontrollierbare Sehnsucht, die gestillt werden muss.“

„Also darum hat Myra es getan?“, flüsterte Zachary. Wenn er ehrlich zu sich selbst war… war er über all diese Jahre in Myra verliebt gewesen. Aber zu sehen, wie sie mit dem Feind geschlafen hatte, hatte seine Verliebtheit in etwas verwandelt, was eher Abscheu glich.

„Ich dachte, dass du das weißt“, gab Storm zu, sein Gesichtsausdruck etwas erschrocken. „Geisterbeschwörer sind mit gutem Grund sehr sexuelle Kreaturen… sie wollen leben.“

Zachary verzog das Gesicht. „Und weil Myra nie einen Partner gewählt hat, hat sie stattdessen versucht, am Leben zu bleiben, indem sie mit jedem einen One-Night-Stand hatte.“

„Sie hat erst versucht, gegen den Hunger zu kämpfen, aber je länger sie sich zurückhielt… umso schwächer wurde ihr Körper. Geisterbeschwörer haben sich immer von der Lebensenergie von Sex genährt… obwohl die meisten einen Partner gewählt haben“, bestätigte Storm.

„Wieso hat Myra sich nicht einfach einen Liebhaber genommen?“, fragte Zachary, aber seine Aufmerksamkeit wurde von Guy abgelenkt, der über denselben Weg verschwand, den Tiara nur wenige Minuten zuvor genommen hatte. Der Mann hätte ebenso gut ein T-Shirt mit der Aufschrift ‚Stalker‘ tragen können.

„Lass gut sein, wir sehen uns später“, rief Zachary über seine Schulter, während er Richtung Meer lief.

Storm lächelte zufrieden… Zachary war nie wirklich glücklich, außer wenn er dafür kämpfte, jemand anders vor sich selbst zu schützen. Wenn Tiara ihrer Mutter auch nur halbwegs ähnelte, dann würde sie Zachary eine ganze Zeit lang Kopfschmerzen besorgen. Er drehte sich um, um wieder ins Schloss zu gehen, aber hielt inne, als er Ren durch die Doppeltür wieder herauskommen sah.

Ren zog sein Handy heraus und las die SMS. Er grinste, ehe er um das Schloss herum zu der Seite ging, wo die riesige Garage war, doch hielt dann inne, als er etwas unter seinem Schuh knirschen hörte. Den Blick auf den Boden gerichtet, erkannte Ren das einst schöne Milchglas, das die oberen Fenster des Schlosses geziert hatte, das nun zerbrochen im Gras lag.

Er runzelte die Stirn… sie konnten doch kein Schloss mit zerbrochenen Fensterscheiben haben. Er hob seine Hand etwas und das Glas, das durch Kamuis und Toyas Flucht zerbrochen war, hob sich aus dem Gras und fügte sich wie ein Puzzle aus tausend Teilen zusammen. Während er seine Hand nach oben schob, beobachtete Ren, wie das glitzernde Glas durch die Luft flog und zurück an seinen Platz im dritten Stock glitt.

Während er Ren folgte, hob Storm eine Augenbraue, als er einen Abschleppwagen aus der Einfahrt wegfahren sah, und fragte sich, ob der Fahrer die Flugshow vor wenigen Minuten gesehen hatte. Er lächelte, als er erkannte, dass es Hunter war, der am Fahrersitz saß und hob eine Hand, als Hunter winkte.

Als er die Garage betrat, wurde Storms Lächeln noch breiter. Ren spazierte um Trevors Auto herum und betrachtete es mit kritischem Blick. Er bemerkte auch die high-tech Leiterplatte in Rens Hand.

Ren schielte hoch, als sich Storm näherte und stellte fest, dass dieser lächelte, ehe er seine Aufmerksamkeit wieder auf das Auto richtete.

„Worüber grinst du?“, fragte Ren.

„Manchmal ist es schön, nicht in die Zukunft sehen zu können“, sagte Storm wahrheitsgemäß.

„Was heißt das?“, fragte Ren kritisch.

„Es bedeutet, dass, zumindest für den Moment… ich auf meiner eigenen Zeitachse gehe“, erklärte Storm.

Ren nickte und beschloss, dass er nicht versuchen wollte, die Denksportaufgabe zu verarbeiten, während er mit seiner Hand über das Auto fuhr, als wollte er eine Verbindung mit ihm herstellen.

„Was hast du hiermit vor?“, fragte Storm mit Blick auf den Computer.

„Ich werde Trevors Auto verbessern“, antwortete Ren.

Storm lehnte sich an eines der anderen Autos. „Ich werde anbeißen: wieso wirst du Trevors Auto verbessern?“

„Weil ich mich langweile.“ Ren zuckte die Schultern, aber der Ausdruck auf seinem Gesicht zeigte, dass er seinen Spaß haben würde. „Und weil ich ein Ventil für einige dieser Mächte brauche, ehe ich darin ertrinke.“

„Das muss ich sehen“, sagte Storm lachend.

Ren grinste, als er die Leiterplatte auf die Windschutzscheibe legte und zwei Schritte zurück machte, sodass er der Motorhaube zugewandt stand. Er hob seine Hände in Richtung des Autos und atmete tief ein. Die Scheinwerfer gingen plötzlich an und Drähte krochen unter der verbeulten Motorhaube hervor, hefteten sich an die Schaltplatte und zogen sie hinein.

Der Körper begann zu knirschen und stöhnen, nahm eine andere Form an und eine andere Farbe erschien ausgehend von kleinen Flecken. Dellen verschwanden, als das Blech sich stromlinienförmig ausdehnte. Die Reifen reparierten sich selbst und füllten sich mit Luft, während die Felgen sich einrichteten. Die Motorhaube klappte auf und Storm beobachtete, wie der Motor sich selbst wieder aufbaute… das alte Öl langsam verschwand und die ursprüngliche Chrom-Farbe wieder erschien.

Die schwarzen Farbflecken dehnten sich aus und bald überzog ein hübscher schwarzer Glanz das gesamte Auto. Die Fenster verdunkelten sich, sodass es fast unmöglich wurde, hineinzusehen und Storm pfiff leise, als er einmal darum herum ging. Es sah genauso aus, wie ein klassischer Mustang. Storm konnte ein Grinsen nicht unterdrücken, als er Rens Namen in kleinen Chrom-Buchstaben am Heck sah, dort wo normal das Symbol einer bekannten Autofirma prangte.

„Wenigstens bist du nicht eingebildet“, lachte Storm.

Ren senkte schließlich seine Hände und lächelte stolz über das neue, verbesserte Auto. „Hier hast du… Evy.“

Storm sah Ren mit gehobener Augenbraue an. „Evy?“

Ren zuckte die Schultern. „Stephen King hat Christine, dann kann ich Evy haben. Außerdem ist das der Name, der Envy am ähnlichsten ist, aber eben nicht derselbe.“

Storm konnte nur lachen. „Du bist so böse.“

„Das hoffe ich“, sagte eine sexy, weibliche Stimme.

Storm sah auf das Auto hinunter. „Es spricht?“

„Natürlich“, sagte Evy und die Autotür ging langsam auf. „Willst du mich fahren?“

Storm schüttelte seinen Kopf, denn er vertraute nur seiner eigenen Fortbewegungsweise. „Es tut mir leid, so schön du auch bist… ich fürchte, das kann ich nicht tun.“

Evy seufzte. „In Ordnung, aber eines Tages wirst du auf meinem Rücksitz landen.“

Storm starrte Ren an. „Sie ist ziemlich… kokett.“

Ren schob seine Hände in seine Hosentaschen. „Sprechende Autos sind sexy.“

„Danke, Ren“, schnurrte Evy.

„Was es so perfekt macht“, fuhr Ren fort, „ist, dass Evys Stimme exakt so klingt wie Envys.“

Storm presste seine Lippen aufeinander, um nicht laut zu lachen, und nickte energisch. Ren zeigte diese Seite seiner Persönlichkeit nicht sehr oft, aber wenn er es tat, war es immer das Warten wert.

„Evy“, sagte Ren.

„Ja, Ren“, antwortete Evy.

„Du gehörst Trevor, er ist dein Besitzer.“

Evy summte: „Trevor hat sich immer gut um mich gekümmert… jetzt werde ich mich um ihn kümmern.“

Storm öffnete seinen Mund, um etwas zu sagen… irgendetwas, aber seine Augen begannen zu tränen und seine Wangen schmerzten. Er schritt schnell zur nächsten Tür, die zufällig die Tür zu einem begehbaren Schrank war, und lachte laut, nachdem er sie hinter sich zugezogen hatte.

„Geht es dir gut, Storm?“, hörte er Evy durch die geschlossene Tür.

„Alles bestens“, brachte Storm heraus. „Ich komme gleich zurück.“

Rens Lippen zuckten, während er und Evy darauf warteten, dass sein Chef seinen Verstand wiederfand.

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