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Kapitel 2

Grundlagen

Bewusstsein

Das Alpha und das Omega für eine hoffnungsvolle Zukunft ist nicht primär der Auf- und Ausbau von Öko-Habitaten, sondern die Entwicklung des Bewusstseins. Öko-Habitate sind vielmehr die Folge von Bewusstseinswachstum. Und damit ist nicht ein Anwachsen des Verstandes, von Wissen oder Bildung gemeint, obwohl eine Zunahme mentaler Fähigkeiten eine Folge des Bewusstseinswachstums sein kann. Jeder Mensch hat in irgendeiner Form Bewusstsein, und dieses kann in einem gänzlich ungebildeten Menschen stärker sein als bei allen Staatsoberhäuptern zusammen.

Was ist also Bewusstsein, und warum ist es so wichtig?

Zur Klärung dieser Fragen stelle man sich einmal das Universum vor. Es erscheint uns als immense schwarze Leere, in der sich in riesigen Abständen Milliarden Galaxien tummeln, die erfüllt sind von unzählbaren Myriaden von Sonnen und Planeten und Monden und Kometen und Gesteinsbrocken, die sich nach halbwegs bekannten Gesetzen umeinander drehen und wie ein gewaltiger Organismus erscheinen, der einem unbekannten Taktstock folgt. Was sich da im Einzelnen alles tut, übersteigt bei weitem unsere Wahrnehmungsfähigkeiten. Ja, wir überblicken noch nicht einmal unser eigenes Sonnensystem zur Gänze. Und jetzt stellen wir uns vor, es gäbe uns nicht, und nirgends in den unerforschten Weiten gäbe es irgendein lebendiges Wesen. Würde das Universum trotzdem existieren, schließlich gibt es niemanden, der es beobachten und eine Aussage darüber machen könnte? Es könnte sein, dass es da ist, es könnte sein, dass es nicht da ist, es könnte sein, dass die Zeit mal schneller, mal langsamer vergeht, es könnte sein, dass es überhaupt keine Zeit gibt...

Damit etwas existieren kann, muss es ein Bewusstsein geben, das dieses Etwas wahrnimmt. Ohne Bewusstsein gibt es kein Universum, kein Sein, weil es nichts gibt, das eine Feststellung treffen könnte, das etwas, oder das Fehlen von etwas bezeugen könnte. Das ist wie ein verpacktes Geschenk, das wir in die Hand gedrückt bekommen. Solange wir die Schachtel nicht aufmachen, wissen wir nicht, was sich darin befindet. Wir können uns alles Mögliche vorstellen. Und solange wir die Schachtel nicht öffnen, kann sie alles Mögliche enthalten. Selbst wenn uns jemand sagt, was darin ist, wissen wir es nicht wirklich, solange wir nicht hineingesehen haben. Und solange wir die Schachtel nicht öffnen, haben wir auch nichts davon.

Ohne Bewusstsein ist die Frage von Sein oder Existenz illusorisch, und ohne etwas, das existiert, ist auch das Bewusstsein illusorisch. Sein und Bewusstsein hängen also voneinander ab. Das bedeutet, dass mit dem Urknall auch gleichzeitig das Bewusstsein oder die Möglichkeit des Bewusstseins entstand, oder dass der Urknall die erste Form, der erste Ausdruck oder die erste Ausfaltung des Bewusstseins war. Die daraus entstehende Materie, die Charms und Strings, die Neutronen- und Protonencluster mit den umgebenden Elektronenwolken und die sich gleichzeitig bildenden Naturgesetze und die Anordnung und das Spiel des Makrokosmos, sind die zweite Form des Bewusstseins, die zweite Ausfaltung. Mit der Bildung des Lebens nahm das Bewusstsein in einem dritten Schritt an Intensität und Komplexität zu.

Mit dem Menschen entfaltete sich eine neue Form des Bewusstseins und überschritt dabei eine Art kritische Masse, einen Wendepunkt in der Bewusstseinsentwicklung. Das menschliche Bewusstsein ist nicht mehr nur zur bloßen Wahrnehmung und zu mechanischen Reaktionen fähig, wie beim tierischen und pflanzlichen Bewusstsein, sondern ist seiner Natur nach aktiv. Seine Wahrnehmungen werden gespeichert und verknüpft und zueinander in Relation gesetzt, woraus ein wachsendes Bild der Welt entsteht. Und der Beobachter nimmt sich dabei selbst als Beobachter und Akteur wahr. Er hat ein Bewusstsein seiner selbst entwickelt, was es bisher noch nicht gab.

Aber diese Grenzüberschreitung findet bisher nur partiell statt, das heißt, dass einzelne Bewusstseinsbereiche weiter entwickelt sind als andere. Die Bewusstseinsfelder, die dazu nötigen, Kriege zu führen, Reichtümer anzuhäufeln, nur an sich selbst zu denken oder auch nur den Menschen dazu bringen, sich apathisch dem täglichen Alltagstrott zu ergeben, ohne den aktiven Wunsch nach wirklichem Fortschritt, sind über das Bewusstsein der Tierebene noch nicht hinausgewachsen. Der Mensch hat ein Mentalwesen, das ihn dem Tier in vielen Bereichen überlegen macht, aber ein Bewusstsein, das noch teilweise im Tier verwurzelt ist. Der Verstand des Menschen ist ein Werkzeug des Bewusstseins. Die Ergebnisse der Verstandestätigkeit sind darum abhängig vom Bewusstsein, das hinter ihm steht. Wäre der Verstand für sich alleine ausreichend, gäbe es die heutigen Probleme nicht, denn der Verstand kennt letztlich die Problematik. Aber der Verstand entscheidet nicht. Er ist unvollkommen und beschäftigt sich mit dem, was das Bewusstsein, das größer ist als er, ihm vorgibt. Der Verstand ist ein Organisator und kann Krieg wie Frieden gleichermaßen organisieren. Aber es ist das Bewusstsein, das den Ausschlag dazu gibt und Entscheidungen trifft.

Ein Bewusstsein, das die kritische Grenze überschritten hat, wird nicht mehr nur über Äonen hinweg von der Natur weiter entfaltet, sondern strebt selbst nach Entwicklung, zuerst nur ganz langsam und zögerlich, aber mit zunehmender Komplexität, mit zunehmender Individualisierung und Weite immer zügiger und begeisterter.

Allerdings gibt es dabei Stolpersteine. Es gibt im Bewusstsein zwar verschiedene Bereiche, die unterschiedlich entwickelt sind, aber letztlich ist das Bewusstsein eine Einheit. Und so kommt es, dass die leuchtenderen Teile begeistert voranstürmen und versuchen, die unentwickelten, unter- und unbewussten Teile, die sich womöglich sogar dagegen sträuben, mitzuziehen. Das führt zu einem Ungleichgewicht, zu einem Hin und Her, zu Unentschlossenheit, inkongruentem Verhalten, Zerrissenheit, Schizophrenie, Selbsttäuschung... Aber die Zukunft braucht entschlossene, ganze Menschen. Also ist eine umfassende Bewusstseinsentwicklung unabdingbar. Die entwickelteren Bewusstseinsteile müssen sich mit den weniger entwickelten Elementen befassen und deren Entwicklung fördern; und die weniger progressiven Teile sollten diese Hilfe annehmen. Sicher wird es nicht immer möglich sein, jegliche Unbewusstheit sofort und umfassend auszumerzen, und bei jedem Menschen werden die Schwerpunkte des Bewusstwerdungsprozesses naturgegeben anders ausgeprägt sein, aber es ist wichtig, sich seiner Schwächen bewusst zu werden, damit man auftauchende Gelegenheiten bemerken und nutzen, und damit das Bewusstsein stetig wachsen kann.

Ein gut entwickeltes Bewusstsein umfasst alle Teile des Wesens und des Lebens. Es ist integral und lässt nichts aus. Die Gärtnerhöfe sind letztlich an ihrem Gärtnerhofbewusstsein gescheitert, das nur sich selbst als zentral betrachtet und das Konfliktpotenzial der übrigen Bewusstseinsteile ignoriert hat. Eine neue Welt kann nicht auf einem Bein stehen. Je mehr (Bewusstseins-) Beine sie zur Verfügung hat, desto sicherer steht sie. Und so geht es in den Öko-Habitaten jeder Größe letztlich nicht nur, und vor allem nicht ausschließlich, um Ökologie und Energieeinsparung, sondern auch um alle Fragen des Zusammenlebens, um Fragen der Kultur, der Wirtschaft, der Politik, des geistigen und seelischen Lebens, der Sexualität... Man sollte sich darüber klar sein, dass ökologisches Denken ein Ausdruck des Bewusstseins ist und erst durch dieses ermöglicht wird. Die Kraft und Tiefe des ökologischen Gedankens und seine Umsetzung gewinnen somit erst durch die Ausweitung und Vertiefung des Bewusstseins an Schwungkraft und Substanz. Und wir sollten auch nicht vergessen, dass die Erde das größte Öko-Habitat darstellt. Als Bewohner dieses Habitats benötigen wir auch ein entsprechend weites Bewusstsein, das uns auch bei den kleineren Öko-Habitaten zugutekommt.

Die Bewusstseinsentwicklung, –forschung und –konsolidierung ist darum für jeden Menschen eine vordringliche Angelegenheit. Und erst wenn man ein einheitliches Bewusstsein hat, kann man die kritische Grenze komplett und klar überschreiten, und dem bewussteinsimmanenten Streben nach Fortschritt ungehindert folgen. Erst dann kann das menschliche Bewusstsein sein Potenzial entfalten und sich ausweiten und der Mensch zu einem wahren Menschen, zu einem Zukunftsmenschen werden, der das Werkzeug Verstand optimal einsetzt.

Das geht natürlich nicht von einem Tag auf den anderen. Das ist eine lange Entwicklung, und es gibt keine Instanz, welche die Bewusstseinsentwicklung auf eine straffe Tagesordnung setzt und durchdrückt, und auch keine Autorität, die sie für alle verbindlich lehren könnte. Die Entwicklung und Ausformung des Bewusstseins ist eine individuelle Aufgabe und Herausforderung, deren Notwendigkeit man selbst erkennen muss. Die Bemühung darum wird in absehbarer Zeit sicherlich nicht zu einem Massenphänomen werden.

Und darum ist es die vornehmste und vordringlichste Aufgabe der ersten Öko-Habitanten, an ihrer Bewusstseinsentwicklung zu arbeiten, denn das Bewusstsein verbreitet sich nicht durch Werbung, sondern durch Überzeugung. Und Überzeugung ist am wirkungsvollsten durch das gelebte Beispiel. Die Öko-Habitanten sind sozusagen die Speerspitze des neuen Bewusstseins. Sie machen das neue Bewusstein sozusagen sicht- und greifbar. Außerdem sorgen viele und vor allem engagierte Bewusstseinsforscher dafür, dass die Entwicklung zum einen nicht wieder rückläufig wird, und zum anderen, dass sich das Streben nach innerer Vervollkommnung – auch ohne direkten Kontakt und persönliches Beispiel – langsam und vielleicht sogar unmerklich, aber global ausbreitet. Dies geschieht durch die Morphogenetischen Felder, welche gemachte und etablierte Fortschritte festigen und der ganzen Welt zugänglich machen. Die Morphogenetischen Felder wurden entdeckt, als man feststellte, dass verschiedene Primatengruppen eine Sache umso schneller lernten, je mehr andere Gruppen diese Sache vorher schon gemeistert hatten. Und man kann ihr Wirken auch beobachten, wenn neue Ideen oder Erfindungen plötzlich fast gleichzeitig und anscheinend voneinander unabhängig überall auf der Welt auftauchen. Die ersten Öko-Habitanten, die ersten Bewohner dieser Inseln des Lichtes in der Dunkelheit des Unbewussten, bringen somit den ersten Stein ins Rollen, der gemächlich einen weiteren Stein zum Mitrollen anregt, langsam an Schwung gewinnt und irgendwann eine Lawine lostritt. Der Öko-Gedanke alleine hat diese Kraft nicht, das integrale Bewusstsein, das sich in dem Öko-Gedanken ausdrückt, schon. Das Bewusstsein, nicht der Gedanke, stößt das globale Wachstum an.

Bewusstsein bedeutet Gewahrsein, umfassend bewusst sein, BEWUSST sein, bewusst SEIN. Über den Erfolg des ökologischen Gedankens und der Öko-Habitate entscheidet in erster Linie die Ganzheitlichkeit und Intensität des Bewusstseins. Ein entwickeltes und im Einklang befindliches Bewusstsein ist wie ein Laser, bei dem alle Lichtteilchen im Einklang schwingen: Es ist stark, zielgerichtet und unüberwindlich.

Wer immer tut, was er schon kann, bleibt immer das, was er schon ist.

Henry Ford

Öko-Habitate – Eine Zukunft für die Zukunft

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