Читать книгу Die Zukunft ist menschlich - Andera Gadeib - Страница 16

Mensch und Maschine Stärken entfalten

Оглавление

Die »Halb voll«-Haltung kann uns helfen, in jeder Situation auf die Stärken und Potenziale zu blicken statt auf die Schwächen. Der Neurobiologe und Bestsellerautor Gerald Hüther nennt es Potenzialentfaltung und beschreibt, dass wir mit Kreativität und Begeisterung statt Stress und Leistungsdruck das entfalten, was in uns steckt.9 Die Neuroplastizität, also Weiterentwicklung unseres Gehirnnetzwerks, geschieht nur, wenn wir etwas mit Begeisterung tun. So liegt es mir am Herzen, Begeisterungsfähigkeit für diese neue digitale Welt zu schaffen. Wer in Zeiten des digitalen Wandels zum Gestalter wird und die eigenen Stärken entfaltet, kann vom Wandel nicht überrollt werden.

Der Beginn dazu ist Neugier. Beeindruckende Beispiele für Neugier begegneten mir in den USA, wo ich zwei Mal gelebt habe. Das erste Mal flog ich gleich nach dem Abitur rüber, um für einige Wochen bei einer Familie zu leben. Schon im Auto vom Flughafen nach Hause wurde klar, dass ich in einer mir noch sehr fremden Kultur gelandet war. Ich wurde auf lockere Art und Weise über dies und jenes befragt und empfand das als echte Neugier auf die Person, die nun bei ihnen einzog. Jetzt kann man sagen, wer einige Wochen oder Monate den Haushalt teilt, interessiert sich wohl besser für seine neue Mitbewohnerin. Sicher stelle ich die amerikanische Kultur hier sehr vereinfacht dar, aber belassen wir es an dieser Stelle bei diesem für mich bleibenden Eindruck: Während meiner mehrmonatigen Aufenthalte in Familien gewann ich das Gefühl, dass die Kultur Neugier ausstrahlte. Neugier auf das, was da kommen mag. Wissen, dass man etwas selbst entdecken kann und muss. Eine Art Christoph-Kolumbus-Mentalität, die Welt (neu) zu entdecken. Und diese Neugier steckte mich an.

Einfach mal herausfinden, was hinter einer Haltung oder Handlung steckt, was den anderen antreibt und bewegt – ein Grund, warum ich mich im weiteren Verlauf meiner Laufbahn für die Marktforschung entschied und somit dafür, den Dingen auf den Grund zu gehen, den Menschen wirklich zu verstehen und dann in seinem Sinne zu handeln.

Wie wäre es also, wenn wir dem Menschen zugewandt grundsätzlich auf die Potenziale schauen statt auf die Defizite? Wenn wir betrachten, was den Menschen wirklich ausmacht, und ihn darin fördern, worin er stark ist? Denn wenn wir weiter alle gleich behandeln, betrachten wir den Menschen wie eine Maschine. Die macht alles gleich, kann aber auch nur Bekanntes verarbeiten. Nur das, was sie gelernt hat. Von »Natur« aus, eben weil sie keine Natur ist, sondern programmiert wird mit dem, was sie tun soll. Nicht umsonst gibt es ganze Forschungsfelder, wie etwa die Bionik, bei der die Maschine von der Natur lernen soll. Aber auch dies bedeutet lediglich nachzuahmen, was die Natur selbstständig hinbekommt. Während die Natur sich selbst weiterentwickelt, bleibt die Maschine in ihrem Imitationsmodus stecken. Allein die neurobiologische Erkenntnis, dass Kreativität und Begeisterungsfähigkeit neue Verbindungen im Gehirn des Menschen herstellen, lässt erahnen, dass dies maschinell unmöglich ist.

Bionik: Wissenschaft, die technische, besonders elektronische Probleme nach dem Vorbild biologischer Funktionen zu lösen versucht. (Duden online)

Wir verkennen den großen Unterschied zwischen Mensch und Maschine, wenn wir nicht endlich umdenken, beide grundlegend anders behandeln und deutlich machen, dass uns der Unterschied sehr wohl bewusst ist. Das kommt mir oftmals zu kurz.

Dabei will ich Sie ermuntern, nach Lösungen zu suchen, wie Mensch und Maschine nicht gegeneinander, sondern miteinander arbeiten. Eine Lieblingsserie meiner Kinder ist »Miraculous«.10 SuperheldenFilme wie »Superman« u. Ä. erlangen seit Jahrzehnten zuverlässig Weltruhm. Sie handeln davon, wie der Mensch Superkräfte erhält und so die Welt rettet. So ähnlich, mit weniger Fiktion, stelle ich mir die Zukunft vor, wie wir sie prägen. Auch in der Digitalisierung gewinnt der Mensch, mit digitalen Superkräften, die uns nicht schwächen, sondern die wir als Stärke zu nutzen wissen.

Die Zukunft ist menschlich

Подняться наверх