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Hochmut kommt vor dem Elektromotor

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«Fahrräder mögen sich ändern, aber Radfahren ist zeitlos.»

Zapata Espinoza, US-amerikanischer Journalist (*1960)


Ich werde den Flyer bloss im Modus «Eco» fahren, also mit der tiefsten Unterstützungsstufe, dachte ich mir als passionierte Rennradfahrerin und Mountainbikerin vor der Abreise. Schliesslich habe ich gute Beine und einen starken Willen. Aber eben: Das war mal.

Hochmut kommt vor dem Elektromotor: Mit dem Flunkern habe ich schon bei meinen Testfahrten rund um Zürich begonnen. Bei diesen Ausflügen begleitete mich mein Freund auf seinem Cross-Bike. Darum fuhr ich doch meistens mit der höchsten Unterstützungsstufe «High», dem Turbo. Um mithalten zu können, musste ich im Flachen trotzdem tüchtig in die Pedale treten, denn ab 25 Kilometer pro Stunde gibts bei meinem Modell keinen Support mehr. Dafür konnte ich mich mit der höchsten Unterstützungsstufe am Berg gut erholen. Und zugegeben: Es machte mir auch Spass, locker an meinem Liebsten vorbeizuziehen und ihm dabei etwas Mut zuzusprechen.

Mit einem zweiten Akku und der Küche im Gepäck, so merkte ich schnell, würde ich wahrscheinlich konventionell reisenden Tourenfahrern im Modus «Eco» nicht wirklich nachkommen. Das Bike alleine ist mit einem Akku 29 Kilogramm schwer, dazu kommen rund 20 Kilogramm Gepäck, wovon 3.7 Kilogramm alleine der zweite Akku ausmacht. Kurz: Es ist verdammt schwer.

Okay, sagte ich mir: Du fährst nicht «Eco», sondern «Standard». Das ergibt dann bei 100 Prozent Akku immer noch eine Reichweite von 133 Kilometern. Diese Zahl gilt zwar nur in der Fläche, aber die Berge brauchen dir trotzdem keine Angst zu machen, weil du schliesslich eine zweite Batterie im Gepäck hast.

Mit dem vierten möglichen Modus «Auto» beschäftigte ich mich schon gar nicht erst: Automatik fahren doch nur Amerikaner und andere Flachfahrer, dachte ich.

Inzwischen bin ich dem Elektromotor verfallen und nutze alle vier Unterstützungsstufen. Mit der «Automatik» kann ich mich am Berg am besten auf gleicher Höhe mit meinem Reisepartner Beat halten. «Standard» kommt vor allem in der Fläche gut. Und «High» eignet sich für Anstiege über 12 Prozent oder aber wenn ich am Berg vorfahren möchte, um Zeit für Fotos zu gewinnen.

Die Angst, ungenügend Reichweite zu haben, war zumindest in den Alpen schon mal unbegründet: Am zweiten Reisetag absolvierte ich 1400 Hö­henmeter mit einem Akku, gefahren bin ich meistens «Standard» und bei knackigen Anstiegen kurz «High». Am dritten haben wir den Flüela (2383) und den Ofenpass (2149) bezwungen und dabei insgesamt 1772 Höhenmeter und 88 Kilometer zurückgelegt. Am fünften folgte die Königsetappe über den Karerpass (1745) und den Passo San Pellegrino (1918), insgesamt 102 Kilometer und 2680 Höhenmeter. Ich liess den Flyer mehrheitlich im Modus «Auto» schnurren und bin ein paar Mal im Turbo für Fotos vorgefahren – am Ende des Tages zeigte der zweite Akku immer noch 40 Prozent an.

Mit dem E-Bike auf der Seidenstrasse

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