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Tanzende Nebel

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Das „Nebeldrehen“ wie im „Lili-Marleen“-Lied beobachtete ich eines Nachts, als ich auf einer Allee zu Fuß über Land unterwegs war. Es handelte sich um eine einsame Gegend. Die Straße wurde von hohen Pappeln gesäumt, die in regelmäßigen Abständen standen. Ein Auto raste vorbei, und sein Scheinwerferlicht tanzte im Laubdach der Bäume und bildete einen hellen Rand ähnlich wie bei einer Kerze.

Bald darauf kam ich an eine graue Mauer, die ein Gehöft umgab, vor dem eine einzige Straßenlaterne ihr milchiges Licht spendete. Der Bau war aus dunkelroten Backsteinen gemauert, und die Fenster waren noch dunkel. Neben dem Gebäude befand sich eine Einfahrt, die ein großes Tor verschloss. Davor stand einsam ein Traktor.

Den großen asphaltierten Hof vor dem Haus umgaben Büsche und Hecken, und der wurde von der Laterne in diffuses Licht getaucht. Der Nebel waberte um Laternenmast und Hecken, und Wassertropfen glänzten auf den Blättern. Spinnweben glitzerten zwischen den Zweigen. Ich trat näher, und der Nebel schien im Kreis zu tanzen.

Nach einer Weile des Schweigens ging im Haus das Licht an, und der Bauer trat durch die Haustür. Ich sprach ihn an und wies ihn auf das Schauspiel hin. Er antwortete, dass dies hier öfter vorkäme. Dann wandte er sich ab, schwang sich auf seinen Traktor und fuhr davon.

Veilchen im Oktober 2006, Ausgabe 15

Karl Farr

Veilchen-Anthologie Band 1

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