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Jugendliebe

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Mit Schrecken dachte Pauline daran, dass sie sich bis jetzt immer noch nicht um das Fitness-Studio gekümmert hatte. Aber ehe sich Kummer breit machen konnte, entschloss sie sich gegen das Studio und für Spaziergänge mit Karlchen. Da sparte sie auch jede Menge Geld.

Da im Fernseher nichts Gescheites lief, entschloss sie sich, auf den Dachboden zu klettern. Dort war sie seit Phils Tod nicht mehr gewesen, denn dorthin hatten Freunde alle Sachen von Phil gebracht, die sie nicht hergeben mochte. Auch die rote Schachtel mit alten Fotos, Briefen, ihrem Tagebuch und kleinen Geheimnissen aus ihrer Kindheit lag dort oben und verstaubte mit den Jahren.

Mit einem mulmigen Gefühl stieg sie die ausziehbare Treppe zum Boden hoch und tastete sich zum Lichtschalter. Ein heller Lichtstrahl traf alle ihre in Dunkelheit gehüteten Erinnerungen. Auch die kleine rote Box. Vorsichtig näherte sie sich der Schachtel, wischte mit einem Tuch den Staub vom Deckel und öffnete sie.

Phils Briefe legte sie erst einmal zur Seite. Die Fotos ebenfalls, denn gleich das erste zeigte sie Arm in Arm mit ihrem Mann.

Darunter schlummerte ihr Tagebuch. Als sie es öffnen wollte, fiel ein Brief heraus, ein kleiner roter Umschlag mit einer krickeligen Handschrift. Auf dem Umschlag stand

Für Pauline

in Liebe

Manfred“, schmunzelte sie, „Manfred de Buhr“. Sie erinnerte sich genau an ihre erste Liebe. Die de Buhrs lebten damals wie Pauline in Herne und Manfreds Eltern hatten eine Bäckerei. Pauline spielte gerne mit Manfred und seinen Geschwistern.

Christa, das einzige Mädchen, war schon zwölf. Peter war sieben, Uwe fünf und Wolfgang neun. Manfred war wie Pauline sechs und beide waren gerade eingeschult worden.

Besonders im Winter spielten alle Kinder gerne in der Bäckerei, denn dort war es kuschelig warm, duftete fantastisch und es gab immer etwas Leckeres zum Naschen.

Pauline hatte ein komisches Gefühl im Bauch, als sie den roten Umschlag öffnete und ein vergilbtes Zettelchen herausfischte.

Ich liebe dich

für immer

stand darauf. Damals hatte Manfred hinter ihr gestanden, als sie den Brief öffnete und als sie sich umdrehte, gab er ihr einen kleinen, verschämten Kuss. Dann drehte er sich abrupt um und stürzte davon. Drei Tage hatte sie ihn danach nicht mehr gesehen, bis er sich von seinem mutigen Schritt erholt hatte.

Sie und Manfred hatten die Grundschule, damals Volksschule genannt, gemeinsam vier Jahre besucht. In den Ferien zog Pauline mit ihren Eltern nach Lübeck zu Oma und Opa. Opa ging es damals schlecht, aber es war Oma, die dann sehr plötzlich starb.

***

Die folgende Nacht war für Pauline ein Albtraum gewesen. Männer mit Armen wie Presslufthämmer stürzten sich auf sie und schlugen auf sie und Karlchen ein. Eine tätowierte Faust traf sie mitten ins Gesicht. Mit einem Schrei wachte Pauline um 04:27 Uhr auf und konnte nicht mehr einschlafen. Ob der neue Nachbar so auf seine Frau einschlug? Pauline fröstelte es bei dem Gedanken.

Gegen sechs Uhr stand sie schon unter der Dusche und wusste nun genau, dass sie zur Polizei gehen würde. Ganz vorsichtig mal erkundigen.

Bei der Polizeiinspektion Süd – Bezirksdienststelle Kupferdreh öffnete ihr ein Summer die Türe und ein Polizist fragte sie, zu wem sie wolle. Dann antwortete er knapp: „Häusliche Gewalt, dritter Stock, Zimmer 315.“

Pauline nahm die Treppe. In Zimmer 315 erwarteten sie ein Mann und eine Frau. Beide klärten Pauline darüber auf, dass die Polizei erst drastische Maßnahmen ergreifen könne, wenn etwas passiert sei. Trotzdem solle man, wenn es zu eskalieren drohe, die Polizei alarmieren. Ansonsten könne man aufmerksam sein und auch mal nachfragen, wenn der Gewalttäter aus dem Haus sei.

Die Polizistin brachte Pauline noch zum Fahrstuhl und drückte ihr bei der Gelegenheit ihre Visitenkarte in die Hand. „Falls mal Not am Mann ist, hier bin ich immer zu erreichen“, lachte sie Pauline an.

Hauptkommissarin Nicole Schuster stand auf der Karte. Darunter befanden sich die Festnetznummer und ihre Handy-Nummer. Pauline fand das eine nette Geste, winkte Nicole Schuster zum Abschied zu und machte sich zufrieden auf den Heimweg.

In den nächsten Tagen würde sie ihre neue Nachbarin besuchen. Ganz bestimmt.

Pauline ermittelt...

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