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Die Clique

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Piet Demel versuchte zum hundertsten Male, seine große Liebe Emily Pedersson zu erreichen. Aber ihr Handy war tot. Wo war sie bloß? Piet machte sich große Sorgen. Seit Samstag, als er sie das letzte Mal im Milliöh gesehen hatte, war sie verschwunden.

Piet war an diesem Samstag mit der Clique unterwegs gewesen, wie jedes Wochenende. Emily war immer dabei, aber sie hatte später am Abend irgendwie Stress mit Martje und Eva gehabt. Deshalb wollte sie gegen Mitternacht noch kurz in den Fêtenkeller, zum Abchillen. Seitdem war sie wie vom Erdboden verschwunden. Und ihr Handy tot.

Gegen drei Uhr nachmittags hielt Piet es nicht mehr aus. Seit Emiliys Vater kurz vor Weihnachten von einem LKW überfahren worden war, schien sie nicht mehr sie selbst. Piet machte sich große Sorgen und wünschte sich, Emily würde ihn näher an sich ranlassen. Aber nein. Das Gegenteil war der Fall. Sie wurde immer verschlossener und trank auch härtete Sachen. Vielleicht hatte sie sich was angetan. Nein, er musste Hilfe suchen. Er würde sie als vermisst melden, auch wenn sie später sauer auf ihn war.

Piet wohnte in Kiel und fuhr deshalb mit seinem Rad zur dortigen Polizeidienststelle. Mit einem flauen Gefühl im Magen schaute er auf eine Tür im Gebäude. Hauptkommissar Joost Christianssen stand auf einem Schildchen. Piet klopfte und betrat nach einem fröhlichen „Herein“ das Büro des Beamten. Etwas nervös und unsicher schilderte Piet seine Befürchtungen. HK Christianssen führte ihn zu Okka Madsen, die solche Fälle bearbeitete.

Moin, Herr ...

Piet Demel. Ich vermisse meine Freundin. Nein, eher gute Freundin.

Moin, Herr Demel. Nehmen Sie doch bitte Platz. Ich heiße Okka Madsen und bearbeite Vermisstenfälle. Was ist passiert?

Ja, ich war mit meiner Clique in Kiel im Milliöh und da haben wir bisschen gequatscht und gefeiert. Martje hatte Geburtstag.

Ja, und dann?

Dann haben sich Martje und Emily gezofft, weil Martje zum Geburtstag von ihrem Vater ein iPhone geschenkt bekommen hatte und Emily zu Weihnachten ein Samsung.

Und warum haben sie sich gestritten?

Martje sagte, dass ein iPhone viel was Besseres ist als ein Samsung.

Aha.

Ja, und das Samsung war das letzte Geschenk ihres Vaters. Also Emilys Vater. Der wurde nämlich gleich darauf tot gefahren. Auf seinem Fahrrad. Von einem LKW.

Der Postbote?

Ja, genau der. Er hatte das Handy im Netz bestellt und es kam erst nach seinem Tod an. Zum 24.12. eben. Und deshalb fand Emily ihr Samsung viel wertvoller.

Ah, das verstehe ich. Das war von Marje ja auch blöd.

Martje. Sie heißt Martje und ist eigentlich Emilys Freundin. Wie Eva auch.

Was passierte dann?

Emily ist dann weg. Zum Fêtenkeller. Danach haben wir nichts mehr von ihr gehört. Kein Handy an, nichts. Ich war auch mal da und hab nach ihr gefragt. Aber da wusste auch keiner was.

Und WER ist nun verschwunden? Diese Emily?

Ja, Emily, meine Freundin. Am Samstag, 4. Januar. In der Nacht. Also sie ging ja erst um Mitternacht zum Fêtenkeller.

Ja, und heute ist Montag. Gut. Beschreiben Sie Emily mal. Was hatte sie an? Oder haben Sie ein Foto?

Na klar, ich finde Emily super schön. Hier.

Aha. Dunkelblonde lange Haare, streng zurückgekämmt, Pferdeschwanz. Große Brille.

Ja, sie trug diese NERD Retro Brille, ganz schwarz. Dabei konnte sie super sehen. War nur son Geck.

Und trug sie die Haare immer so zurück?

Meistens. Manchmal auch offen, mit Seitenscheitel rechts.

Was hatte sie an dem besagten Tag an?

Schwarze enge Jeans Röhre, schwarze Sneakers, T-Shirt, darüber eine beige Jacke mit Zopfmuster und vorne geknöpft. Darüber einen schwarzen Parka mit Teddyfell.

Donnerwetter. 1A Beschreibung.

Ja, Emily ist eben mein Traum.

Und Sie ihrer?

Nein, leider nicht. Noch nicht. Aber ich arbeite daran.

Gut. Haben Sie sich schon mal im Fêtenkeller umgehört?

Ja, sagte ich doch. Aber da wusste keiner was. Die wollten mir auch nichts sagen. Gestern schon. Ich meine, ich war gestern schon da. Und heute machen die erst um 21:00 Uhr auf.

OK. Dann übernehmen wir das. Nun brauche ich noch die Namen und Adressen ihrer ganzen Clique. Hier, schreiben Sie eben alles auf den Block.

Alles klar?

...

Fertig? Danke.

OK. Rieka Schuster, Emily Pedersson, Ole Bartell, Hanno Wölke, Sie selbst, Jens Waaber. Der wird Krokus genannt? Warum?

Sein Hobby. Er züchtet Krokusse. Er arbeitet in einer Gärtnerei. Mit Leidenschaft.

OK. Mike Andreesen, genannt Delle. Warum?

Ach, der fährt dauernd Beulen in sein Auto.

OK. Martje Becker, die hatte an dem Abend Geburtstag. Die mit dem IPhone?

Genau.

Und Eva März. Gut, vielen Dank. Warum hat Emilys Mutter ihre Tochter nicht als vermisst gemeldet?

Emilys Mutter ist seit 13 Jahren verschwunden.

Ach, die auch? Und? Wurde nie gefunden?

Nein, aber sie ist wohl aus Kummer weg. Ihre Tochter Jella, also Emilys Schwester, war drei, als sie in der Nordsee ertrank. St. Peter-Ording.

Oje. Und der Vater? Ach, richtig, der wurde ja kurz vor Weihnachten überfahren. OK. Wir hören von einander.

MOMENT, Herr Demel...... Ich vergaß.... Die Adresse. Ich brauche noch die Adresse von der Vermissten. Der Emily Pedersson....

Emily Pedersson. Sie wohnt in Süderfelde. Klinkerweg 7.

Süderfelde? Ist das nicht am Selenter See?

Nicht ganz. In der Nähe von Raisdorf. Mehr nach Kiel hin. Emily hatte gerade ihren Lappen abgeben müssen, deshalb geht sie immer zu Fuß nach Hause. Rad fahren findet sie uncool. Sie hat auch gar keins.

Aber Raisdorf, das ist ja auch ne Ecke weg von Kiel. Zu Fuß.

Geht so. Vom Fêtenkeller gut drei Kilometer. Sie geht gerne zu Fuß. Das macht den Kopf frei, sagt sie immer.

Danke, Piet. Wir kümmern uns drum.

Du weisst, warum...

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