Читать книгу Wer ist Miss X? - Andrea Schütze - Страница 7

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Video Time

»Als Erstes zeige ich euch das Windrad.

Bestreicht das Quadrat aus Teig dünn mit Schokocreme und schneidet den Teig dann an den Ecken ein. Jetzt klappt ihr die Ecken in die Mitte und drückt sie etwas fest.


Mit der nächsten Technik werden aus langweiligen Schnecken feine Cinnamon-Flowers.

Bestreut ein rechteckiges Stück mit reichlich Zimtzucker und rollt es dann zu einer Schnur zusammen. Daraus wird eine Schnecke gedreht. Legt zwei davon aneinander und drückt sie an den Seiten richtig kräftig zusammen. Noch mal die losen Enden befestigen, fertig.


Mein liebstes Muster ist der Strohstern.

Ich nenne es so, weil es mich an Weihnachtssterne erinnert. Es geht total einfach und sieht hinterher sensationell aus. Legt ein Stück Schokolade in die Mitte und schneidet von dort aus den Teig bis zum Rand ein, klappt die Seiten über die Schokolade und presst sie gut fest. Nun drückt ihr einfach die Ecken jedes Dreiecks für den Strohsterneffekt zusammen, wow, so speziell!


Und dann sieht man, hops, hops, hops die fertigen Blätterteigteile aufs Backblech wandern, wo sie noch ein paarmal um sich selbst kreiseln, bevor sie still liegen.

»Hab ich echt saugut hingekriegt«, lobe ich mich selbst. Hat zwar Stunden gedauert, aber das hat sich gelohnt.

Da geht es auch schon mit der nächsten Szene weiter:

»Als Nächstes zeige ich euch meinen Swiss-Cheese-Wrap, ihr werdet gleich sehen, warum er so heißt. Drückt mit einem Zahnpastatubendeckel oder einem Fingerhut aus der einen Hälfte von der quadratischen Teigplatte kleine Löcher heraus. Die andere Seite belegt ihr mit Käse, Schinkenstreifen oder Gemüse nach Wahl oder alles zusammen. Klappt den Wrap zu und versiegelt den Rand mit einer Gabel.


Als Letztes gibt es meine Candy-Roll, ein Bonbon aus Blätterteig.

Ihr könnt euer Candy mit Marmelade oder Apfelmus füllen. Oder einem Zettel mit einer kleinen Botschaft. Den Teig darüber einfach zusammenrollen und die Enden verzwirbeln. Fertig. Und ab damit in den Ofen.«


Die Szene zeigt, wie meine Hand das Backblech in den Ofen schiebt. Und jetzt kommt meine liebste Stelle: Die Ofentür schließt sich und man guckt von innen heraus und sieht, wie ich in den Ofen hineinschaue! Das war ganz schön knifflig, mein Handy für diesen Abschnitt richtig im Ofen zu arrangieren.

Im Zeitraffer geht der Blätterteig nun auf und Puderzucker stäubt in einer süßen Wolke über die Teilchen.

In der letzten Szene isst sich, knusper, knusper, haps, eins der Schokostrohsternchen von allein auf, bis nur noch Krümel an seiner Stelle auf dem Backblech liegen.

Dann rieselt Sternenstaub und Ende des Videos.

»Wow!«, sagt eine Stimme hinter mir.

»Mama!« Ich wirble mit dem Schreibtischstuhl herum. »Du hast mich total erschreckt!«

»Sorry«, sagt sie und deutet auf mein Handy. »Hammer, dein Video. Wie du das machst, ist mir ein Rätsel. Du schneidest das richtig zusammen, ja? Aber wie?«

Ich rolle mit den Augen. Ich glaube, ich habe Mama schon hundert Mal von meiner Video-App erzählt und ebenso oft, dass ich aus genau diesem Grund, eben weil ich so aufwendige Videos drehe, dringend ein neues Handy mit mehr Speicherplatz brauche.

»Ach so, ja richtig, da hast du ja so eine App«, sagt Mama und zwinkert mir zu. »Aber ganz im Ernst, ich bin wirklich beeindruckt.«

Sie sammelt ein paar Klamotten vom Boden auf und will gerade nach draußen gehen, als mich ein schier übermächtiger Zwang befällt. Ich werde jetzt etwas sagen, ich kann nicht anders, auch wenn ich weiß, dass das nur dazu führt, dass wir uns hinterher gegenseitig doof finden. Aber ich kann es mir auch nicht verkneifen.

Deshalb räuspere ich mich und gebe Folgendes von mir:

»Warum darf ich das nicht ins Netz stellen?« Und zwar im Tonfall einer trotzigen Fünfjährigen.

Korrekt, es gibt geschicktere Möglichkeiten, in ein solches Gespräch einzusteigen, aber im Grunde spielt es keine Rolle, wie ich die Frage formuliere, weil ich die Antwort sowieso längst kenne und im Grunde ja tatsächlich trotzig bin. Da macht das Alter dann auch keinen Unterschied mehr.

»Och Mathilda«, erwidert Mama prompt und klingt genervt. Und gleich wird sie sagen, dass wir dieses Gespräch doch schon hundert Mal geführt haben.

»Wir haben darüber schon tausend Mal geredet«, sagt sie.

Okay, fast getroffen.

»Aber trotzdem«, erwidere ich. Puh, schwache Retoure, aber ich merke jetzt schon, wie ich sauer werde. »Dann sprechen wir halt noch mal darüber!« Ich verschränke die Arme und sehe Mama herausfordernd an.

Seufzend lässt sie sich auf mein Bett sinken.

»Ih, könntest du mal wieder frisch beziehen. Wenn ich dir schon erlaube, im Bett zu essen, solltest du wenigstens dafür sorgen, dass keine Nutella-Flecken …«

»Die anderen dürfen das doch auch«, unterbreche ich ihr Ablenkungsmanöver mit dem dümmsten, wirkungslosesten und dennoch weltweit am häufigsten benutzten Kinder-Argument. Ehrlich, ich frage mich wirklich, warum wir Kinder das tun? Jedes Mal?! Obwohl man schon VOR dem Aussprechen weiß, dass die Erwachsenen quasi nur darauf gewartet haben, dass es einem wieder rausrutscht …

Achtung, in 3, 2, 1 …

»Die anderen sind mir egal«, sagt Mama, was ja klar war. ›Aber du bist nicht die anderen‹, wäre auch noch eine mögliche Antwortalternative gewesen. Was sollte sie auch sonst erwidern: Echt, wirklich? Okay, also wenn das so ist, kein Problem, dann darfst du das selbstverständlich auch?!

»Das ist total gemein«, erwidere ich und kann nur den Kopf über mich schütteln. Das hier ist echt Kindergartenniveau, liebe Tildy. Du hast es voll versaut.

»Nee«, sagt Mama nur ganz lässig. »Das ist nicht gemein, sondern das Gegenteil.«

»Von gemein gibt’s kein Gegenteil«, ruft Liv hilfsbereit herüber.

»Doch!«, antwortet Mama. »So was wie vernünftig, klug, wohlgesonnen.«

»Pf«, sage ich und rolle mit den Augen.

Wer ist Miss X?

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