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Unerwartete Unterstützung

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In der Hälfte der Zeit, die Pennyflax für den Hinweg ins Druntertal gebraucht hatte, war er heim nach Garstingen geflitzt und erreichte das Kobolddorf am Nachmittag. Fauch erwartete ihn schon ungeduldig an der Steinbrücke, die kurz vor dem Ortseingang über den Rauschebach führte. Der rotgeschuppte Drachling mit den gelben Augen begrüßte ihn, flatterte an ihm hoch und blies ihm vor Freude eine Flammenzunge um die Ohren, die dem Kobold ein paar Haarbüschel ansengte.

Pennyflax streichelte Fauch nur kurz, da er sich nicht mit Begrüßungen aufhalten wollte. Er marschierte geradewegs auf das erste Haus des Dorfes zu und erblickte auch schon Meister Snagglemint im Vorgarten, der in seinem Schaukelstuhl saß, ein Pfeifchen rauchte und in einem dicken Buch blätterte. Auch Shirah, das Koboldmädchen vom Nachbarhaus, hielt sich in ihrem Garten auf und pflanzte Unkraut, doch Pennyflax ignorierte sie wie immer, damit sie nicht auf den Gedanken kam, er würde sich für sie interessieren. Insgeheim aber hätte er sich schon ganz gerne mal mit ihr unterhalten, doch auch heute würde sich keine Gelegenheit ergeben, weil er in Eile war.

»Meister Snagglemint! … Meister Snagglemint!«, rief Pennyflax außer Puste und kam beim Zauntor des Magikers an. »Geht um eine … Rettungswichtigkeit! Brauche eintausend Knallfrösche und alles andere, womit man Goblins Angst einjagen kann!«

Der Alte blickte von seinem Buch auf und rückte gemächlich seine Brille zurecht. »Immer langsam, Jungchen«, krächzte er. »Garstigen Tag erst mal und hübsch der Reihe nach. Um welche Goblins geht es, und warum willste ihnen Angst einjagen?«

Pennyflax holte Luft und erzählte Snagglemint die ganze Geschichte von A bis Z, wie er die Flausen im Druntertal gesammelt, das Edelsteinluftschiff entdeckt und den verletzten Mondmann namens Luno…si…dingsbums vor den Goblinräubern gerettet hatte. Anschließend beschrieb er, wie Gurag, der Anführer der Bande, mit dem Melodiekristall in den Brunnen gesprungen war. »Und deshalb«, schnaufte Pennyflax und trank einen Schluck Himbeersaft aus der Flasche in seiner Hutkrempe, »deshalb muss ich in die Brennenden Lande und Lunos Kristall zurückholen, damit er wieder nach Hause fliegen kann. Alles klar, verdingst nochmal?!«

Der alte Snagglemint hatte aufmerksam zugehört und strich durch seinen langen, grauen Bart. Dann schwang er sich aus seinem Schaukelstuhl, ging auf Pennyflax zu und hob den Finger. »Kann dich nur warnen! Ernste Sache, in die du da reingewuselt bist. Weißt wohl, dass wir uns nicht mit den Goblins anlegen, schon gar nicht, wenn Sulferion der Hexenmeister seine Finger im Spiel hat. Er beherrscht die Schwarze Magie und nimmt Rache an jedem, der seine Pläne durchkreuzt. Manche sagen, er sei ein Feuerteufel, der Flammen bis zum Himmel schleudern kann. Andere sagen, er sei ein mächtiger Dunkelelf, der die Toten auferstehen lässt. Vielleicht ist er sogar beides. Auf alle Gefälle, Pennyflax, könntest du ganz Garstingen in Gefahr bringen!«

Snagglemint klopfte seine Pfeife am Zaunpfosten aus, stopfte sich eine neue und begann zu lächeln. »Anderseitlich geht’s um eine Rettungswichtigkeit … selbstverfreilich werden wir dem Mondmann helfen. Doch du musst dich geschickt anstellen, rein- und wieder rausschleichen, ohne Aufsehen zu erregen … nur dann kann dir der Streich gelingen. Deshalb wirst du etwas von meinem Unsichtbarkeitstrank mitnehmen.«

Pennyflax nickte wie wild. »Abgedingst! Was brauche ich noch?«

Snagglemint überlegte. »Hm … komm mal mit.«

Die beiden stapften durchs Moos um Snagglemints Haus herum zum Schuppen, wo der Alte in den wunderlichen Souvenirs zu kramen begann, die er von seinen Reisen mitgebracht hatte. Als erste Kuriosität präsentierte er Pennyflax ein längliches, ausgestopftes Insekt, das an beiden Enden eine Linse besaß. »Werde dir meinen Glubschaugenkäfer mitgeben, damit du die Dinge in der Ferne ganz nah sehen kannst.« Dann fischte Snagglemint einen Kieselstein in einer Dose sowie ein Fläschchen aus dem Stapel heraus. »Außerdem kriegste meinen Magnetkiesel, damit du immer weißt, wo Norden ist und du deinen Weg findest. Plus ein Fläschchen Balla-Balla-Wasser, um Verwirrung unter deinen Feinden zu stiften, falls du entdeckt wirst. Musst es nur auf den Boden werfen, aber darfst die Dämpfe nicht einatmen, sonst wirste auch wirr in der Birne.«

»Alles klarifari«, gluckste Pennyflax. »Nehme mir die Ausrüstung nachher mit, wenn ich meinen Rucksack geholt habe. Und die Knallfrösche? Kriege ich tausend Stück?«

Der Alte schüttelte voller Bedauern sein weißhaariges Haupt. »Leider nicht möglich … habe keine mehr.« Er grübelte einen Moment. »Kann aber deine Zwille verzaubern, so dass sich jeder Stein, den du verschießt, in eine fiese Hornisse verwandelt.«

Vor Freude machte Pennyflax einen Luftsprung, und Meister Snagglemint wirkte einen Zauberspruch auf seine Zwille, die sofort geheimnisvoll zu glühen begann.

Daraufhin hielt ihm der Alte eine Phiole vor die Nase, in der eine Flüssigkeit glitzerte. »In diesem Fläschchen ist der Unsichtbarkeitstrank. Er wirkt aber nur drei Minuten, keine Sekunde länger! Also überlege dir gut, wann du ihn einsetzt. So, und bevor du jetzt loswuselst, stelle mit Sorgfalt deine restliche Ausrüstung zusammen. Und denke ebenso an Fauchs Feuersteine, damit dein Drachling unterwegs nicht kohldampfen muss.«

Pennyflax schlug sich vor die Stirn. »Verzwurbeldingst! Richtig! Wo steckt der Bursche überhaupt?« Er schaute sich in Snagglemints Garten um, konnte Fauch nirgendwo entdecken und rannte nach draußen auf den Weg. Aber auch hier war von seinem rotgeschuppten Freund keine Spur zu sehen. Also beschloss Pennyflax, bei sich zu Hause vorbeizuschauen, nicht nur um Fauchs Feuersteine zu holen, sondern um seinen Rucksack mit Proviant, einer Glühwürmchenlaterne und einem Seil zu packen.

Als er jedoch loslaufen wollte, erblickte er Fauch nebenan im Garten von Shirah sitzen. Das Koboldmädchen streichelte den Drachling, der sich genüsslich von oben bis unten kraulen ließ und Rauchwölkchen aus seinen Nüstern blies. Pennyflax wurde ein wenig eifersüchtig, weil Fauch sich mit Shirah so gut verstand, doch vielleicht war dies die Gelegenheit, sie mal anzusprechen. Bestimmt konnte er sie mit seiner Heldengeschichte beeindrucken.

Er nahm seinen ganzen Mut zusammen, klopfte an ihr Gartentor und hob zur Begrüßung seinen Hut. »Hallo … äh … miesepetrigen Tag, wünsch ich«, stotterte Pennyflax und bemerkte, dass Shirah ein äußerst hübsches Kleid mit aufgestickten Blumen trug. »Kann ich meinen Drachling wiederhaben? Wir müssen nämlich gleich los, weißt du? Gibt da sehr wichtige Dingse im Druntertal zu erledigen.«

Das Koboldmädchen gab Fauch einen freundschaftlichen Klaps, erhob sich von ihrem Unkrautbeet und kam auf Pennyflax zu, wobei ihre Zöpfe keck auf und ab wippten. »Weiß ich schon … hab euch zugehört«, rief sie, blieb am Gartentor stehen und grinste frech. »Kann ich mit dir kommen?«

Pennyflax starrte sie an – damit hatte er nicht gerechnet. Entsetzt hob er die Hände und platzte heraus: »Geht nicht! Ist so ’ne Abenteuerangelegenheit … ist nix für Mädchen!«

»Wieso soll das nix für Mädchen sein?«, wunderte sich Shirah.

»Ähm, na weil … Jungs halt besser im Entdecken von Geheimnissen sind.«

Shirah kicherte. »Wer hat dir denn den Quatschling aufgebunden?« Sie öffnete ihr Gartentor, stand nun direkt vor Pennyflax und funkelte ihn mit ihren hellbraunen Augen an. »Mädchen sind sehr schlau, klarifari? Wir können Rätsel viel schneller lösen als Jungs!«

Pennyflax geriet ins Schwitzen. Da hatte sie nicht ganz unrecht. Doch wie sollte er Shirah begreiflich machen, dass er sie nett fand und es nicht ertragen hätte, wenn ihr durch sein Verschulden etwas zustieß? »Wird ’ne gefährliche Sache«, versuchte er sie deshalb abzuschrecken und plusterte sich auf. »Muss eine weite Reise machen und gegen Goblins und Hexenmeister kämpfen!«

Shirah runzelte die Stirn. »Dachte, du sollst nicht kämpfen, sondern dich nur reinschleichen und diesen Melodiekristall holen.«

Pennyflax kratzte sich am Kopf. »Äh, ja richtig, aber …«

»Mädchen sind perfekte Schleicherinnen«, unterbrach sie ihn. »Und außerdem ist es immer gut, Hilfe von anderen anzunehmen, denn in der Gruppe geht alles viel leichter.«

»Ja, ja … nur …«

»Und außerdem-außerdem«, unterbrach sie ihn ein zweites Mal, »kann ich Medizin herstellen und Verletzungen oder Krankheiten heilen. Falls du dir also einen Schnupfen holst oder ’nen Knochen brichst, kriege ich das schwuppidiwuppi wieder hin!«

Pennyflax grübelte. Das war ein überzeugendes Argument. Zumindest konnte es nicht schaden, wenn Shirah ihn ein Stück des Weges begleitete und sich Lunos Verletzung mal ansah. Vielleicht hatte sie ja sogar eine Idee, wie der Mondmann eine Arznei für seine Frau finden konnte, weswegen er schließlich nach Eraluvia gekommen war. »Also schön«, seufzte Pennyflax. »Kannst mit nach Druntertal kommen. Luno bräuchte tatsächlich deine Hilfe. Aber unterwegs gibt’s keine Fragerei, wann wir da sind. Abgedingst?«

Shirah stieß einen Freudenschrei aus, rannte zum Haus und rief: »Bin in zehn Riesenschnaufern zurück! Muss nur ein paar Sachen zusammensuchen.«

Pennyflax blickte ihr wie verzaubert nach. Dann flitzte er mit Fauch im Schlepptau durch das Dorf und am Rauschebach entlang, bis er seinen Wohnbaum erreichte. In Windeseile kletterte er die Leiter an der alten Eiche hoch, riss seine Eingangstür auf und stürzte zur Holztruhe, in der er seine Habseligkeiten aufbewahrte. Den Rucksack hatte er sofort gefunden, zerrte ihn heraus und lief damit zum Küchenschrank, aus dem er einen Beutel mit Feuersteinen für Fauch holte. Anschließend steckte er noch einen Laib Brot und ein Stück Wollmauskäse in den Rucksack, hängte eine zusammengerollte Decke daran und kletterte wieder von seinem Wohnbaum herunter, um sich im Schuppen das Seil aus Spinnenseide sowie die Glühwürmchenlaterne zu schnappen. Nun war Pennyflax bestens gerüstet und lief zurück Richtung Ortseingang.

Unterwegs kam ihm Murksipfusch der Bäcker entgegen und wollte natürlich wissen, wo die Flausen für den Pustekuchen blieben. Doch Pennyflax rief ihm im Vorbeirennen zu: »Keine Zeit für Flausen! Kriegst sie in ein paar Tagen!« Dann war er schon weiter und erreichte kurz darauf das Haus von Shirah, die bereits am Zauntor auf ihn wartete. Das Koboldmädchen trug nun ebenfalls Jacke und Hose, hatte auch eine Deckenrolle dabei und sich einen Lederbeutel umgehängt, der gewiss ihre Heilkräuter enthielt.

Zu guter Letzt nahm Pennyflax von Meister Snagglemint die Ausrüstung entgegen, die der Magiker ihm versprochen hatte, und verließ Garstingen gemeinsam mit Shirah und Fauch, um sich heute das zweite Mal ins Druntertal zu begeben.

Und dort sollte das größte Abenteuer seines Lebens beginnen.

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