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Schule Schluss – na endlich!
ОглавлениеWenn man vor dem letzten Schultag totalen Stuss träumt, werden die Ferien dann langweilig oder klasse?
Im Traum schlenderte ich über die Wiese hinterm Haus und wunderte mich, dass die Fußballtore so verrostet waren. Plötzlich erschien ein Wesen auf einer der Torstangen. Ein Fellknäuel war es, mit dem Schnabel einer Taube. Unter seinem Gewicht knackte die Stange bedenklich und wippte vor meiner Nase auf und nieder. Dabei blähte sich das Fellwesen wie ein Luftballon auf, und die Stange bog sich immer tiefer. Trotzdem blieb das Ding sitzen, klappte ein Auge zu und wieder auf. Dann verwandelte es sich von grau zu gelb und plumpste auf den Boden wie ein übergroßer Pfirsich. Daran dachte ich, weil es tatsächlich zwei rote Bäckchen bekommen hatte. Aber die verschwanden sehr schnell, denn das Knäuel rollte gegen meine Fußspitze und sogleich erklang ein pfeifendes Geräusch. So wie die Luft verschwand auch alle Farbe aus ihm. Das Fell fiel ab, als wäre es ein Lappen, und übrig blieb ein weißer, eingedellter Fußball. Der blinzelte mich nochmal an, riss den Schnabel auf und lachte mich schallend aus. Dabei wuchsen ihm zwei Taubenflügel, auf denen er in die Luft sprang und davon flog.
Kopfschüttelnd wachte ich auf. Was für ein Quatsch!
Im Ahornbaum vor meinem Fenster krächzte eine Elster. Vielleicht hatte ihr lauter Gesang mich aufgeweckt, doch so müde wie ich war, fand ich ihr Lied einfach schrecklich. Eine glatte Sechs in Musik gab ich ihr dafür, doppelt so viel, wie ich heute selbst auf dem Zeugnis haben würde.
Naja, eine Drei konnte ich verkraften. Der Rest würde besser aussehen. Vor allem in Deutsch war ich gut, das kannst du dir sicher vorstellen. Schließlich habe ich schon zwei große Geschichten geschrieben: Zum einen, wie wir die Enkelsteingespenster auf der Apfelwiese trafen und sie von ihrem Fluch erlösten. Und zum Zweiten, wie wir dort einen Fußballplatz bauten, um auch selbst in der Liga zu spielen.
Apropos Fußball und Sport! In Sport hatte ich natürlich eine glatte Eins. Frau Schnett hätte mir sogar eine Eins Plus gegeben, wenn das gegangen wäre.
„Buh!“ rief ich zur Elster hinüber, da nahm sie Reißaus. Jetzt konnte ich frühstücken und mir mein Zeugnis abholen gehen.
„Ich hab doch ‘ne Eins in Mathe?“, staunte ich meine Klassenlehrerin an.
„Aber ganz knapp!“, meinte Frau Brandok. „Und wohin geht’s bei dir in den Urlaub?“
Bei so viel Glück erzählte ich das gern.
„Wir fahren an die Ostsee. Meine Mama hat Karten für die Störtebeker-Festspiele gekauft.“
Frau Brandoks Augen glänzten. „Warst du schon mal dort? Die Bühne ist riesig, mit echten Segelschiffen und Feuerwerk zum Schluss!“
„Krass! Das sehe ich mir schon mal im Internet an.“
Lachend klopfte mir Frau Brandok auf die Schulter. „Lass dich ruhig überraschen! Und fahrt mal nach Stralsund, ins Ozeaneum, wenn es sich ergibt!“ Dann stutzte sie plötzlich. „Ihr verpasst doch nicht die Weltmeisterschaft, oder?“
Gute Frage, dachte ich und zuckte die Achseln. Unsere deutschen Frauen hatten gerade angefangen, um die Fußballkrone zu kämpfen, auch in Berlin und in Dresden, also quasi um die Ecke. Eigentlich ein Riesending, aber im Augenblick schoben Leo und ich nur Frust über Fußball.
„Ich war zum Eröffnungsspiel im Stadion“, erklärte Frau Brandok stolz. „Hast du es dir angesehen?“
Ja, hatte ich, aber nur weil Deutschland spielte. Der knappe Sieg gegen Kanada hatte mich nicht fröhlicher gestimmt. Und dass wir Nigeria nochmal acht zu null vom Platz fegen würden wie im letzten Testspiel, glaubte ich sowieso nicht. Trotzdem erzählte ich Leo auf dem Heimweg, was Frau Brandok erlebt hatte.
„Willst du zufällig ein bisschen kicken?“, fragte ich. Aber Leo mochte nicht, und es war auch nicht so wichtig.
„Ich hab‘ jetzt frei“, sagte sie, verzog sich in ihr Zimmer und ließ sich nicht mehr blicken. Ich setzte mich an den Schreibtisch, um meinen Notendurchschnitt auszurechnen. Bald würde Mama heim kommen und stolz auf mich sein.