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Holz
Оглавление»Bäume sind Heiligtümer. Wer mit ihnen zu sprechen, wer ihnen zuzuhören weiß, der erfährt die Wahrheit. Sie predigen nicht Lehren und Rezepte, sie predigen, um das Einzelne unbekümmert, das Urgesetz des Lebens.«
Hermann Hesse
Landartkünstler verwenden Holz zum Stützen, Rahmen, Konstruieren, Flechten und Schichten. Bäume dienen zudem als vertikaler Hintergrund für Landartwerke. Umgestürzte Bäume und Äste geben Landartwerken eine Richtung, bilden Übergänge und tragen ein Landartwerk. Verflochtene und geschichtete Äste schaffen wirkungsvolle dreidimensionale Werke, wenn auf klare Abschlusslinien geachtet wird. Wurzeln bilden Ausgangsgerüste für Waldgnome oder abstrakte, interessant geformte Werke. Auf abgelöste Birkenrinde schreiben Landartkünstler ihre Postkarten (siehe Seite 110). Besonders faszinierend verschnörkelte Formen finden sich bei Treibholz und Olivenbäumen. Mit Weidenstecklingen können gar lebende Landartwerke gebaut werden (siehe Seite 112, Lebende Weidentipis).
Treibholz, nach Farben sortiert in den Sand gesteckt.
Holz – ein Produkt aus Wasser, Luft und Licht
Im Wesentlichen ist Holz, wie alle Pflanzenzellen, ein indirektes Produkt der Photosynthese, mit der grüne Pflanzen aus Wasser und Kohlendioxid mit Hilfe von Sonnenlicht Zucker (und daraus Cellulose) und Sauerstoff bilden. Wenn Pflanzen verrotten, verbrennen oder als lebende Pflanzen Energie benötigen, entstehen wieder die Ausgangsstoffe Wasser und Kohlendioxid. Dieser biologische Kreislauf läuft natürlich wesentlich schneller ab als der Kreislauf der Gesteine.
Damit Pflanzen überhaupt die Höhe von Büschen und Bäumen erreichen, ohne vom Wind geknickt zu werden, musste die Natur aus Halmen stabile Stämme entwickeln. Holz besteht zu etwa einem Drittel des Trockengewichts aus Lignin. Lignin ist chemisch gesehen ein komplexer, vielfach verzweigter und langkettiger Stoff, der fest mit der Cellulose der Zellwände verbunden ist und für Stabilität sorgt. Jede Baumart hat einen charakteristischen Holzaufbau, der letztlich die Eigenschaften der einzelnen Holzarten bedingt. Jahresringe entstehen, wenn zu Beginn der Wuchsperiode im Frühjahr großvolumige Zellen, später im Jahr engere Zellen produziert werden.
Holz hat im Verhältnis zu seinem geringen Gewicht eine beeindruckende Festigkeit. Äste wirken dadurch stark und filigran zugleich. Ein vier Zentimeter großer Würfel aus Tannenholz kann vier Tonnen tragen, ohne zu zerbrechen. Damit ist Holz kräftiger als Beton. Frisches Holz, besonders Weichholz, ist zudem sehr elastisch, was die Bäume gegen Stürme oder Hochwässer widerstandsfähig macht. Landartkünstler verwenden verschiedene besonders elastische Holzarten (v. a. Weiden, Hasel, Esche) zum Flechten.