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Kapitel eins

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… in dem Hörnchen zum allerersten Mal zum Nicht-Angeln geht

Neulich im Wald war ein gewisses Gebrumm zu hören. Damit lässt es sich beginnen. Und dann kann man noch sagen, dass es ein sehr guter Wald war. Womöglich sogar der beste. Es gab nämlich einen See, unzählige Bäche, bemooste Felsen, Blaubeerbüsche, dichtes Unterholz und natürlich Bäume. Viele, viele Bäume. Haufenweise Bäume sozusagen. Sie wuchsen in allen Größen und Arten kreuz und quer durcheinander. Da waren solche mit Nadeln, wie Kiefern, Tannen oder Eiben. Außerdem solche mit Laub, wie Buchen, Kastanien, Ahorn und Eichen.

In einem dieser Bäume wohnte Hörnchen. Hoch oben im Stamm hatte er seine urgemütliche Schlafhöhle. Auf einem Ast trank er Tee, auf dem nächsten, übernächsten, dem darüber und einem weiter unten las er. Zwischen der großen Astgabel wiederum hängte er seine Wäsche auf, und irgendwo links stand sein Lexikon. Dann gab es auch eine Vorratskammer, Flöte gespielt wurde ganz oben im Blätterdach und so weiter.

Natürlich hatte Hörnchen den Baum nicht für sich allein. Denn Hettie, die winzige Zaunkönigin, wohnte ebenfalls im Geäst. Auch Hopp, der Laubfrosch, klebte immer irgendwo herum. Meistens dort, wo man ihn gerade überhaupt nicht erwartete. Und in einer Höhle weiter unten wohnten drei Schlafmäuse. Aber jetzt zurück zum Gebrumm!

Hörnchen hatte es schon oft gehört. Nur hatte es bisher immer schrecklich früh gebrummt. Und da war er noch eindeutig zu müde, um sich darum zu kümmern. Ehrlich gesagt, hatte ihn das Gebrumm bisher auch nicht besonders interessiert. Es war eben da und gehörte einfach zu … ja, zu wem denn eigentlich? Ganz plötzlich fand Hörnchen dieses Gebrumm doch enorm interessant.

Er lugte aus seiner urgemütlichen Schlafhöhle hervor und sah, dass Bär direkt unter seinem Baum vorbeischlenderte.

»Hey, Bär!«, rief Hörnchen den ganzen Baum hinunter.

»Hallo, Hörnchen!«, grüßte Bär den ganzen Baum wieder hinauf.

»Könnte es wohl sein«, begann Hörnchen, »dass dieses Gebrumm vielleicht zu dir gehört?«

»Ja, das könnte angehen«, nickte Bär.

»Vielleicht gehörst du aber auch zu dem Gebrumm«, meinte Hörnchen. Was natürlich enorm klug überlegt war. Das fand Bär auch und erklärte: »Das lässt sich schwer sagen.«


»Eben. Immerhin seid ihr zusammen unterwegs. Und wo wollt ihr jetzt gerade hin?«, fragte Hörnchen weiter.

»Zum See«, antwortete Bär.

»Uiii – zum See!«, rief Hörnchen begeistert und reckte seine Ohren pfeilgerade in die Höhe. Wie der Blitz sauste er am Stamm hinab und fragte: »Was wollt ihr denn am See?«

»Das Gebrumm biegt meistens schon vorher ab. Aber ich gehe zum Angeln«, erklärte Bär und zeigte mit seiner einen Pranke auf die Angel in seiner anderen Pranke.

Hörnchen hatte so ein Ding noch nie gesehen. Überhaupt hatte er vom Angeln noch nichts gehört. Normalerweise hätte er jetzt in seinem Lexikon nachgeschaut. Aber weil das gerade nicht ging, wollte er wissen: »Was macht man so beim … Angeln?«

»Tja, mal überlegen …«, sagte Bär, »… man sitzt im Boot und hält die Leine ins Wasser, bis man einen Fisch fängt.«

»Ganz allein?«, staunte Hörnchen.

»Ja meistens«, antwortete Bär. »Ich mag das Alleinsein.«


»Ich auch. Darf ich mit?«, fragte Hörnchen.

»Klar«, nickte Bär. »Hast du denn eine Angel?«

»Eher nicht«, gestand Hörnchen.

»Na dann«, antwortete Bär, hob einen Stock auf, knotete ein Stück Schnur daran und sagte: »Nimm die.«

Hörnchen blickte seine erste ganz und gar eigene Angel ziemlich ratlos an und gestand: »Hörnchen gehen eigentlich gar nicht zum Angeln.«

»Gehen sie denn zum Nicht-Angeln?«, fragte Bär.

Hörnchen dachte eine angemessene Weile gründlich nach und entschied: »Ja, ich glaube, das tun sie.«

»Na, dann mach doch einfach das«, schlug Bär vor.

»Okidoki«, sagte Hörnchen. »Aber …«

»Aber … was?«, seufzte Bär.

»Aber eigentlich wollen Hörnchen auch keinen Fisch fangen. Hörnchen mögen nämlich keinen Fisch. Sie mögen Eicheln«, erklärte Hörnchen ein bisschen unglücklich und fragte weiter: »Glaubst du, dass ich am See eine Eichel angeln könnte?«

»Nein«, antwortete Bär.

»Ich würde aber enorm gerne eine Eichel an der Angel haben, wenn wir am See sind«, gestand Hörnchen.

»Dann bindest du am besten jetzt schon eine dran«, schlug Bär vor.

Hörnchen fand, dass das eine spitzenmäßige Idee war. Er knotete eine besonders schöne Eichel an seine Angelschnur. Und dann konnten sie endlich zum ersten Mal zusammen zum See gehen.

Übrigens bog das Gebrumm wirklich vorher ab. Aber Hörnchen und Bär ruderten gemeinsam mit ihrem Boot auf den See hinaus. Das würden sie von nun an fast jeden Tag so machen. Hörnchen brachte vom Nicht-Angeln stets eine Eichel mit nach Hause. Und Bär hatte beim Alleinsein Gesellschaft.


Zweisamkeit

Hörnchen & Bär. Haufenweise echt waldige Abenteuer

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