Читать книгу Hörnchen & Bär. Haufenweise echt waldige Abenteuer - Andreas H. Schmachtl - Страница 7
Kapitel zwei
Оглавление… in dem Hörnchen einen Knopf drückt
Hörnchen sagte zwar immer, dass sein Baum eben sein Baum wäre. Und irgendwie stimmte das natürlich auch. Trotzdem wohnten, wie bereits erwähnt, auch noch ein paar andere Leute zwischen all den Ästen, Zweigen, Blättern, in der Rinde oder in irgendwelchen Höhlen im Stamm. Zum Beispiel die Schlafmäuse. Die so hießen, weil sie scheinbar immer schliefen. Tatsächlich verschliefen sie jedoch nur die Tage und kamen dafür nachts heraus, um zu tun, was Schlafmäuse üblicherweise taten. Aber weil Hörnchen dann meistens selbst schlief, hatte er die drei noch kein einziges Mal gesehen. Darum konnte er auch nur vermuten, dass es tatsächlich drei von ihnen in der kleinen Höhle weiter unten gab. Andererseits schickten die drei jedes Jahr eine Weihnachtskarte, auf der sie alle unterschrieben. Hörnchen konnte sich ihre Namen zwar nicht merken, aber es waren auf jeden Fall drei. Und wenn er die Post für sie entgegennahm, weil er ja wach war und sie nicht, dann waren diese Briefe und Pakete stets an alle drei adressiert. So wie heute.
Als Hörnchen seine urgemütliche Schlafhöhle verließ, lag nämlich ein Paket unter dem Baum. Bestimmt war es für die drei Schlafmäuse. Sie bekamen enorm viel Post. Nachdem Hörnchen sich also einen Tee gekocht hatte, holte er das Paket und platzierte es oben zwischen den Ästen. Und da entdeckte er, dass es für ihn war! Hörnchen überlegte angestrengt, wer ihm so ein großes Paket schicken mochte.
»Habe ich womöglich schon wieder meinen eigenen Geburtstag vergessen?«, fragte sich Hörnchen. Das war ihm schon einmal passiert. Jedenfalls fast. Zum Glück hatte Bär ihn mit einem Nusskuchen daran erinnert. Aber das ist eine andere Geschichte. Darum zurück zu diesem Tag und zum Paket, natürlich.
Hörnchen tupfte vorsichtig mit dem Finger gegen den Karton und horchte sogar daran. Womöglich hatte sich der Absender schlichtweg vertan und ihm versehentlich das Paket geschickt. Klarer Fall, das Paket war gar nicht für ihn. Darum beschloss Hörnchen, erst einmal in aller Ruhe seinen Tee zu trinken. Das war eigentlich immer eine gute Idee. Denn schon nach dem ersten Schluck fiel Hörnchen ein: »Uiii, das ist mein Toaster!«
Mit einem Satz waren Hörnchen und sein Teebecher wieder bei dem Paket. Und höchstens zwei Sekunden später hatte Hörnchen den Karton geöffnet. Gespannt reckte er die Ohren pfeilgerade in die Luft.
»Was hast du denn da?«, fragte eine Stimme. Hörnchen fuhr vor Schreck zusammen und hätte am liebsten geschimpft: »Man klebt doch nicht einfach so an anderer Leute Paketen herum, Hopp!«
Andererseits freute sich Hörnchen viel zu sehr, um sich mit dem Schimpfen noch länger aufzuhalten. Darum antwortete er: »Das ist mein neuer Toaster!«
Stolz deutete er auf das glänzende, herrlich rote Gerät.
»Was willst du denn mit einem Toaster?«, staunte Hopp.
»Toasten. Was denn sonst?«, antwortete Hörnchen verwundert. Andererseits wusste Hopp womöglich nicht, dass jedes Hörnchen einen Toaster haben sollte. Und so erklärte Hörnchen: »Jedes Hörnchen sollte einen Toaster haben. Möglichst einen roten.«
»Aha!«, sagte Hopp stirnrunzelnd.
Hörnchen nahm seine Neuerwerbung gründlich unter die Lupe. Also, der Toaster war wunschgemäß rot. So hatte Hörnchen ihn ja auch bestellt. Dann gab es oben zwei Schlitze. Dort kamen natürlich die Toastscheiben hinein. Drückte man den Schiebegriff hinunter, verschwand das Brot im Gerät. Mit einem kleinen Rad konnte man die Temperatur einstellen. Je nachdem, ob man seinen Toast heller oder dunkler mochte. Schließlich gab es noch den Notfallschalter. Falls mal etwas schiefging und statt köstlichem Duft dunkler Qualm aus dem Toaster stieg. Aber dann entdeckte Hörnchen das Beste überhaupt und sagte begeistert: »Uiii – der Turboknopf!«
Das war übrigens der Moment, in dem Hopp lieber woanders kleben wollte. Nämlich ein gutes Stück von Hörnchen und seinem Turboknopf entfernt. Mit einem Hopp war Hopp verschwunden.
Hörnchen störte das nicht weiter. Ja, er bemerkte es nicht einmal. Immerhin hatte er jetzt Wichtigeres zu tun. Der Toaster musste getestet werden. Glücklicherweise hatte Hörnchen schon eine Tüte Toastbrot gekauft, gleich nachdem der Toaster bestellt war. Ein paar Scheiben fehlten zwar schon, weil das Paket so furchtbar lange auf sich hatte warten lassen …
»Los geht’s!«, entschied Hörnchen jetzt. Er nahm den Toaster mit auf seinen Frühstücksast, kramte das Toastbrot hervor und begann hochvergnügt mit seinem Toastertest. Und weil er so vergnügt war, stimmte er nebenbei ein kleines Liedchen an. Nämlich dieses:
»Ich sitze hier und fühl mich wohl,
römm, pömm, tingel-di-dömm,
wie der Weißling auf dem Kohl,
römm, pömm, tingel-di-dömm.
Und kommt es mir dann in den Kopf,
römm, pömm, tingel-di-dömm,
drücke ich den Turboknopf,
römm, pömm, tingel-di-dömm!«
Tja, und das tat Hörnchen dann auch. Sobald die Brotscheiben im Toaster verschwunden waren, drückte Hörnchen den Turboknopf. Jedes Mal! Wie es sich für so einen Turboknopf gehörte, leuchtete er signalgelb auf. Es war herrlich. Aus dem Innern des Toasters ertönte ein verheißungsvolles Summen. Außerdem glommen die Glühdrähte auf. Das war vermutlich das Turbomäßige an dem Knopf. Jedenfalls waren die Toastscheiben in null Komma nichts fertig und schossen in hohem Bogen aus dem Toaster heraus. Sie flogen rasant in die Luft und segelten weiter, um schließlich irgendwo im Grün des Waldes zu verschwinden.
»Klasse!«, rief Hörnchen verdutzt und begeistert zugleich. »Das mache ich gleich noch mal.«
Schon wanderten die nächsten Toastscheiben in den Toaster, der Turboknopf wurde gedrückt und leuchtete signalgelb, die Glühdrähte glommen, es summte, dann schossen die Toastscheiben hinaus und verschwanden im Wald. Hörnchen war hin und weg. Er hatte sich natürlich schon früher haufenweise tolle Sachen ausgedacht, die man mit so einem Turboknopf anstellen konnte. Aber das hier war, ehrlich gesagt, noch besser. Darum mussten die nächsten Toastscheiben auf der Stelle turbogetoastet werden. Es leuchtete, glühte, summte, dann schossen die Toastscheiben in den Wald, und weg waren sie.
»Das ist echt spitzenmäßig«, entschied Hörnchen. Und das meinte er auch so. Nur sein Bauch schien anderer Meinung zu sein. Der knurrte nämlich unüberhörbar. Vor allem, als köstlicher Toastduft von den Baumwurzeln heraufzog. Dort unten freuten sich ein paar Waldmäuse über eine der Toastscheiben mit Butter und Heidelbeermarmelade. Junge, das duftet aber wirklich gut, dachte Hörnchen.
Ein Stück weiter freute sich Dachs über den frischen Toast, der ihm im hohen Bogen direkt vor den Bau gesegelt war. Soweit Hörnchen erkennen konnte, genoss Dachs sein unverhofftes Frühstück mit Erdbeermarmelade.
»Das schmeckt bestimmt auch gut«, überlegte Hörnchen. Und sein Bauch stimmte lautstark zu. Na ja, zwei Scheiben Toast waren ja noch im Beutel. Die wollte Hörnchen furchtbar gern selbst verdrücken. Er musste eben genau den richtigen Moment abpassen, wenn sie aus dem Toaster schießen würden, und sie dann einfangen. Springen, hopsen oder etwas aus der Luft zu grapschen, war für Hörnchen schließlich eine Kleinigkeit.
So drückte er den Schieber nach unten, betätigte den Turboknopf und wartete. Gespannt wie ein Flitzebogen. Die Zeit schien sich hinzuziehen wie Gummi. Doch dann geschah alles gleichzeitig. Es klickte leise, die Glühdrä hte erloschen, der Schieber flitzte nach oben und mit ihm die Toastscheiben. Aber bevor Hörnchen springen, hopsen, in die Luft grapschen oder überhaupt irgendetwas tun konnte, waren die letzten Toastscheiben wie alle anderen zuvor im Wald verschwunden. Und das war weder klasse noch spitzenmäßig. Denn Hörnchen hatte jetzt wirklich Hunger. Geknickt hockte er auf seinem Frühstücksast. Mit seinem Teebecher, seinem roten Toaster, aber eben ganz und gar ohne Toast. Für einen kurzen Moment sah es so aus, als würde dies trotz des tollen neuen Toasters und sogar trotz des spitzenmäßigen Turboknopfs ein ziemlich trauriger Morgen werden.
Hörnchen seufzte über seinen Teebecher hinweg. Da erschien Bär, um ihn zum Angeln abzuholen.
»Alles gut?«, fragte Bär.
»Geht so«, antwortete Hörnchen und erklärte: »Ich habe einen neuen Toaster. Einen roten. Er hat sogar einen Turboknopf. Das ist alles klasse. Nur kriege ich irgendwie keinen Toast ab. Denn der fliegt im hohen Bogen davon.«
»Ich weiß«, antwortete Bär und hielt Hörnchen zwei Toastscheiben entgegen. Sie dufteten herrlich und waren mit goldgelbem Honig bestrichen.
»Sind die bis in deine Höhle gesegelt?«, staunte Hörnchen.
»Japp«, antwortete Bär. »Möchtest du?«
»Und wie!«, freute sich Hörnchen und griff zu. »Ich wusste doch, dass mein Toaster toll ist.«
»Das ist er«, sagte Bär. »Womöglich fliegt der Toast ohne Turboknopf nicht bis zu mir. Vielleicht könntest du den Turboknopf einfach mal nicht drücken.«
»Nein, das glaube ich eher nicht«, gestand Hörnchen. »Aber ich könnte uns frischen Toast machen, und den essen wir dann zusammen in deiner Höhle.«
»Auch eine Lösung«, schmunzelte Bär.
Hörnchen schnappte sich seine Angel, biss genüsslich in den Toast mit Honig und fand ihn köstlich. Turbomäßig köstlich, sozusagen.
Nervennahrung für zwei