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Das Schreiben während der Reise

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Dokumentation und Notizen unterwegs

Im 16. und 17. Jahrhundert kommt hier vorrangig dem Stammbuch (album amicorum) eine besondere Bedeutung zu: der stets mitgeführte, zu Beginn noch unbeschriebene Buchblock füllt sich während der Reise mit Angaben über die zurückgelegten Wege oder mit eigenen Zeichnungen, vor allem aber mit Stellungnahmen (Gedichte) der unterwegs kontaktierten Personen – bei der Rückkehr also insgesamt ein wertvolles Reisedokument, das vor allem über die Qualität der gesellschaftlichen Vernetzung Auskunft gibt. Das eigene Schreiben in der unmittelbaren Gegenwart ist natürlich eine bedeutende Quelle: der Reisende steht im direkten Erlebniszusammenhang mit seiner Unternehmung und vollzieht hier situativ bzw. im Moment eine registrative Aktion der Memorierung, möglicherweise auch bereits der Bewertung oder Bewältigung des Gesehenen. Somit kommen dem Reisetage- oder Logbuch, dem Brief oder dem Reiseblog, aber auch den diplomatischen Berichten die größtmögliche Authentizität zu: eine direkte, ja spontane Primärstufe, die den Augeneindruck oder eine Erlebnisform zeitnah fixiert, wenngleich Spuren der späteren Verwertungsabsicht (tatsächliches oder imaginiertes Publikum) durchaus schon erkennbar sein können. Die Niederschrift erfolgt meist ohne Hilfsmittel (etwa Bibliotheksnutzung) – also ohne das kollektive Gedächtnis – und die Herausforderung durch eine feststehende „Topik“ von Aspekten bleibt sekundär. Zu fragen wäre ferner, ob der Reisende unterwegs Informationen einholt oder erhält (Bote, Telegramm, Smartphone), die seinen Reiseverlauf modifizieren.

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