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3.6Effekt-Vocals

3.6.1Telefonstimme

Der typische Telefonsound entsteht durch einen Bandpass und eine gewollte allgemeine Signalverschlechterung. Mit dem Bandpass beschneidest du die Signalanteile auf ein Frequenzband zwischen 800 und 2000 Hz. Den Bereich der Telefonmitten um die 1,400 kHz kannst du sogar zusätzlich breitbandig etwas anheben. Die Signalverschlechterung erledigst du dann mit einem LoFi-Effekt wie einem Bitcrusher.

Am besten ist aber immer noch das Original: Wenn du den Klang einer Telefonmuschel in einem ruhigen Raum mit einem Kondensatormikrofon aufnimmst, erreichst du immer die besten Resultate!

3.6.2Verzerrte Stimme

Um eine Stimme zu verzerren, ist der einfachste Weg, sie durch einen Gitarrenamp mit dementsprechender Drive-Einstellung zu schicken. Dies kann mittels Softwareamps, aber auch per Reamping durch einen echten Amp erfolgen.

Willst du eine dynamische Verzerrung haben, schickst du die Stimme direkt in den Amp. Soll die Zerre permanent und deutlich sein, musst du die Stimme vor dem Amp stark komprimieren. In jedem Fall musst du die Stimme nach der Verzerrung per Equalizer anpassen, damit sie sich sauber in den Mix einfügt.

Eine besondere Form der angezerrten Stimme ist der Megafonsound. Um den zu erreichen, machst du vor der Verzerrung einen Bandpass (ca. 800 bis 2000 Hz) auf die Stimme, sodass ein telefonartiger Sound entsteht. Dem finalen Signal fügst du dann noch ein leises und kurzes Delay mit ca. 100 ms Verzögerung und einer Wiederholung bei.

3.6.3Narrativ präsente Stimmen

Eine sehr präsente, aber dennoch lebendige Stimme erhältst du durch Parallelkompression. Hierdurch schaffst du ein dichtes Fundament der Stimme, wodurch sich eine angenehme Sattheit einstellt. Das parallele, nicht komprimierte Signal liefert dabei weiterhin die Transienten, die für die Sprachverständlichkeit wichtig sind.

Mehr über diese Technik kannst du im Kapitel zu den Kompressionstechniken lesen.

3.6.4Vokoder-Stimme

Mit einem Vokodereffekt kannst du ein Instrument oder eine Klangfarbe „sprechen“ lassen. Um den Vokoder mit einem idealen Signal zu speisen, solltest du die Urstimme etwas vorbereiten:

 Low-Cut hoch bis ca. 200 Hz

 Starke Kompression mit mittellanger Attack, um die Konsonanten nicht zu unterdrücken

 Noisegate, damit der Vokoder nicht durch Rauschen und Nebengeräusche getriggert wird

Mit dem so vorbereiteten Signal gehst du nun in deinen Hardwarevokoder oder in die entsprechende Software.

3.6.5Atmo-Stimmen

Um einen Song abwechslungsreich zu halten, ist das zeitweise Einwerfen von Atmo-Stimmen ein sehr gutes Mittel. Besonders interessant sind dabei Stimmen, die stark verfremdet bzw. aus dem Hintergrund kommen, etwa Shouts oder Flüsterstimmen.

Hier sind deiner Phantasie wie immer keine Grenzen gesetzt. Allen Atmos gemein ist aber die Notwendigkeit des starken Komprimierens, da sie sonst im Klangkontext verschwinden und nicht wahrgenommen werden könnten.

Als zusätzliche Klangvariante kannst du die Atmo-Stimmen auch mit einem Stereo-Expander verbreitern. Hier können auch irrwitzige Maximalparameter eingesetzt werden, da eine starke Verfremdung für besondere Spannung sorgen kann und das Resultat nicht monokompatibel sein muss.

3.6.6Intime Vocals

Willst du eine sehr intime Stimme erzeugen, nimmst du eine Dopplung der Spur nur mit Flüstern des Gesangs auf und mischst diese Dopplung leise bei. Auch hier ist es sinnvoll, das Flüstern stark zu komprimieren.

3.6.7Geisterstimmen

Effekte dieser Art kennt man aus vielen Filmen. Sie können durch ein verhalltes Rückwärtsecho realisiert werden, durch welches Teile einer Phrase schon vorher zu hören sind. Die Phrase klingt dann so als käme sie aus der Ferne auf den Hörer zu.

Besonders im Digitalstudio ist dies sehr einfach zu gestalten. Du drehst den betreffenden Gesangspart zunächst um, sodass er rückwärts läuft. Auf das umgekehrte Signal legst du nun ein einfaches Delay, das du zusätzlich verhallst.

Das entstehende Effektsignal nimmst du nun auf. Wichtig hierbei ist, dass du im Prefader-Modus bei vollständig geschlossenem Kanalfader arbeitest, damit das Ursignal nicht auf dem Effekt zu hören ist!

Das Effektsignal wird abschließend wiederum umgedreht und synchron zum Ursignal eingefügt.

Natürlich kannst du auch mit der Technik spielen:

 Delay vor Hall

 Hall vor Delay

 Hall und Delay parallel

 Hall mit dickem Chorus verwaschen

Achtung: Willst du das Einsetzen des Effekts automatisieren, solltest du dies schon bei der Arbeit mit der Rückwärtsspur tun! Den entstehenden Rückwärtshall einfach an und aus zu machen, sorgt nur für vermehrte Editierarbeit durch das Setzen vieler Fades. Zudem sind in der Hallspur vielleicht auch Phrasen enthalten, die du nicht verhallt haben willst, die aber in das erwünschte Nutzsignal anderer Phrasen übersprechen.

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