Читать книгу Krisheena - Tor zum Abyss - Andreas Nass - Страница 6

1. Kapitel

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Blitze zuckten unablässig über den fernen Horizont und tauchten die karge Landschaft in ein blauweißes Licht. Von sauren Dämpfen gewürzt war die Luft, begierig sog ich sie ein. Etwas Unbekanntes, Bedrohliches lag darin, aber ich war noch zu unerfahren, mir jetzt schon einen Reim darauf zu machen.

Erst vor wenigen Monaten war ich in die Schule der Para-K’hor aufgenommen worden. Meine geistigen Kräfte schienen ausreichend genug, um sie dort weiter zu schärfen und auf eine Weise formen zu können, die mir Macht über andere gab. Zudem lernte ich das Kriegshandwerk, wohl um meinem aggressiven Herzen ein Ventil zu schaffen.

Dabei wirkte ich eher verletzlich, mit meinen langen, schlanken Beinen, der dunkel gebräunten Haut und den so unschuldig blicken könnenden, violetten Augen. Ich betrachtete meine Hände, die langen, grazilen Finger. Meine manikürten Nägel hatten sehr gelitten. All diese plumpen Waffen, irgendwann, so befürchtete ich, würde mir ein Nagel einreißen. Mein Ansinnen war es, andere zu betören, sie in meinen Bann zu ziehen, denn ich war ein Sukkubus, noch jung, aber schon so hübsch, dass mein Lehrmeister mich noch am ersten Ausbildungstag in sein Bett holte.

Ein Lächeln grub sich in meine Wangen. Amüsiert pustete ich eine lange, rabenschwarze Haarsträhne aus meinem Gesicht. Sein Schweiß roch ebenso würzig wie meine Heimat, auf der ich nun schritt. Der Abyss.

Um genau zu sein, ich befand mich in einem winzig kleinen Teil des Abyss. Kaum ein Dämon kannte alle Ebenen und Gerüchte besagten, es gab an die Tausend davon. Vielleicht waren es mehr, vielleicht viel weniger, es kümmerte mich nicht. Jetzt befand ich mich auf dem Weg zum Ebenenlord, dem Herren über alles, was ich sehen konnte, zumindest, solange kein anderer ihn von seiner Herrschaft ablöste. Gedient wurde nur so lange, wie es sinnig erschien, also zum eigenen Vorteil war. Vielleicht konnte ich etwas über das nähere Umfeld des Lords erfahren. Er war sehr geheimnisvoll, und einige Gerüchte hier und da konnten meine Position zweifellos verbessern.

Säuselnde Stimmen lenkten meine Gedanken ab. In der Luft erklang ein Auf und Ab von Lauten, die ich nicht deuten konnte. Mein Blick verzerrte sich. Wurde der Himmel dunkler, von intensiverem Rot, oder war das nur eine Täuschung? Welcher Streich wurde mir hier gespielt? Ich verfluchte alle unsichtbaren Beobachter und meine Unaufmerksamkeit. Irgendein Detail musste ich übersehen haben. Genervt und von sanfter Furcht erfüllt drehte ich mich langsam um meine Achse und durchdrang mit geschärftem Blick die aufgezogene Dunkelheit.

»Krisheena«

Mein Kopf flog herum, versuchte die Herkunft des Sprechers zu erahnen. Mein Herz erstarrte. Ein leichtes Vibrieren blieb im Nichts hängen, ergriff mich. Ich spürte eine Berührung am Arm, doch niemand war dort. Wie Ungeziefer versuchte ich, das Gefühl wegzuwischen, aber es wurde nur stärker, beständiger.

»Krisheena«

Lauter, näher, fordernder klang mein Name. In meinem Magen drehte sich alles. Ein Wirbel bildete sich über mir, rote und schwarze Schlieren mischten sich, drehten sich. Mein Kopf schmerzte. Immer wieder hörte ich meinen Namen und einen Gesang, der mein Trommelfell betäubte. Mit beiden Händen versuchte ich, die Stimmen abzuhalten. Erfolglos. Sie hatten ihren Weg in meine Gedanken gefunden, ein An- und Abschwellen, dem Rauschen eines gigantischen Ozeans gleich.

Dann erkannte ich einige Worte, beschwörend, fordernd, voller Bestimmung.

Und ich war das Ziel der Beschwörung.

Wer hatte meinen Namen verraten? Hass kam in mir auf, verdrängte den Schmerz, verhinderte aber nicht, dass mich der Strudel einhüllte. Nun konnte ich nur noch die Schlieren sehen. Sie waren überall. Boden und Himmel verschwammen, ich kämpfte gegen eine Ohnmacht, die drohte, von mir Besitz zu ergreifen.

Die Stimmen waren nun zum Greifen nahe. Es wurde kühler. Geruch von Rauch und Wachs, getrocknetem Blut und lieblichem Wein.

Unter meinen Füßen bildeten sich langsam rote Steine heraus, sauber angeordnet und geschliffen. Ich schwankte, benommen von den Wirbeln. Nur langsam klärte sich mein Blick und das Rauschen in den Ohren ebbte ab. Eine Handvoll junger Frauen kniete kreisförmig um mich herum. Sie trugen rötliche, leicht durchscheinende Gewänder. Eine reifere Frau dominierte diesen Kreis, senkte langsam die Arme und lächelte.

»Wo bin ich hier?«, wollte ich wissen, obwohl die Antwort mir schon bekannt war. Ich war wütend und funkelte die Priesterin an.

»Ich habe Euch gerufen«, offenbarte sie mir, »um dem Tempel der Scharlachroten Königin eine Gunst zu erweisen.«

Soweit mir bekannt war, befand sich der Tempel im Osten der Verlorenen Reiche, auf der Welt der Sterblichen, der materiellen Welt. Es hatte mich demnach ins Reich Bregantier verschlagen, wo die Anhänger des Gottes Odimorr, dem Schlächter, herrschten, ein Umstand, der interessant werden könnte.

Hier residierte also die Scharlachrote Königin. Ein Tempel der Lust und Vergnügungen, aber vor mir stand nur eine Hohepriesterin, wo war die Königin selbst? Oder hatte sie es nicht für nötig befunden, die Beschwörung selbst durchzuführen?

»Wer seid Ihr und was ist Euer Wunsch?« Meine Stimme war eisig. »Wem soll ich dienen? Macht schnell, damit wir es hinter uns bringen. Ist es ein reicher Kaufmann, der einige angenehme Stunden der Lust verleben will?«

»Hebt das ungestüme Wesen in Eurem Herzen für die Mission auf, die ich Euch auferlege. Die Herrscher der östlichen Reiche haben sich zu einer dunklen Allianz zusammengeschlossen, um unsere Feinde im Westen auszulöschen. Und der Scharlachrote Tempel wird die Allianz unterstützen.« Sie hob befehligend ihre Stimme. »Ihr werdet den Anweisungen Landrus Folge leisten und ihn auf seine Reise begleiten.« Während sie sprach, machte sie eine Bewegung zur Seite und hob deutend ihren rechten Arm.

Aus der Dunkelheit verborgener Schatten schälte sich eine dunkle Robe, deren Saum über den Boden zu schweben schien. Es war keine besonders sorgfältige Kleidung, sie wirkte alt und verschlissen. Noch bevor ich Einzelheiten erkennen konnte, roch ich Moder und Fäulnis. Tod näherte sich mir. Nicht nur die Robe musste von einem Alter sein, das weit über normal sterbliche Maße hinaus ging, auch ihr Besitzer war kein Lebender mehr. Übelkeit kam in mir hoch. Wütend kniff ich die Augen zusammen. Mich einem untoten, knochigen und übel riechenden Wesen anzuvertrauen, das seit wer weiß wann oder sogar noch nie die Freuden des Lebens genossen hat, war die größte Beleidigung, die ich mir vorstellen konnte.

»Das ist ein Scherz, oder?«

Sowohl meine helle Stimme wie auch die raue, knorrige Stimme des Todes vor mir vermischten sich in diesem Satz. Mein zukünftiger Gebieter hatte wohl ebenso mit etwas anderem gerechnet.

Aus dem rechten Ärmel ragte nun eine Skeletthand, deren schlanker Zeigefingerknochen leicht gekrümmt auf mich deutete. War das ein rotes Glimmen unter der Kapuze, direkt auf die Hohepriesterin gerichtet? Jetzt wurde es wieder amüsanter. Meine Abscheu blieb.

»Als ich hierher kam«, und der Salmagur brachte es sogar fertig, eine all umfassende Geste zu vollbringen, »und um Unterstützung bat in einer wichtigen Angelegenheit, bin ich davon ausgegangen, dass ich mehr geboten bekomme, als einen tändelnden Sukkubus.« Abfällig betonte er meine dämonische Natur.

»Meister Landru«, besänftigte die Hohepriesterin, »sicherlich werdet Ihr verstehen, dass wir entsprechend unseren Möglichkeiten handeln.«

Sie bauschte geschickt ihr weit geschnittenes Gewand auf und machte es sich auf einen gemütlich wirkenden, sehr breiten Stuhl bequem. Ihre schlanken Finger unterstrichen galant ihre Worte, deuteten mal auf mich, nur um danach kaum nachzuvollziehende Muster in die Luft zu ziehen.

»So lange die Scharlachrote Königin nicht im Tempel verweilt, müsst Ihr mit meinen Entscheidungen Vorlieb nehmen. Euer geschulter Blick sollte schon längst das Potential erkannt haben, dass ich Euch an die Hand gebe. Sie wird unserer Sache dienlich sein, darin bin ich mir sicher.«

Irgendetwas an ihren letzten Worten erzeugte ein Klingeln in meinen Gedanken. Ihr Blick verblieb einige Sekunden zu lange auf mich gerichtet. Mir blieb sowieso keine Wahl, ich musste ihr gehorchen, das war der Haken an einer Beschwörung, zumindest, wenn man der Beschworene war.

Mehrere Male ausschnaufend wendete ich mich Landru zu. Feine Silberfäden in dem faserigen Gewand deuteten auf magische Fähigkeiten hin. Die Präsenz, die er ausstrahlte, führte bei mir zu dem Schluss, dass er ein Hexer war. Verbunden mit der Zeitspanne, die er offensichtlich hinter sich hatte, mussten seine Fähigkeiten immens sein. Es war besser, den Anschein zu erwecken, eine gefolgsame Beschworene zu sein. Was natürlich nicht bedeutete, mit bissigen Bemerkungen zurückzuhalten.

Mit gespielter Liebenswürdigkeit fragte ich: »Womit kann ich Euch dienlich sein, Meister Landru?«

»Haltet den Mund und folgt mir!«

Er schickte noch einen verächtlich schnaufenden Laut hinterher und marschierte zum Torbogen hinaus. Mühelos holte ich auf, mied es aber, ihm zu nahe zu sein, um den Würgereiz leichter unterdrücken zu können, den sein süßlicher Fäulnisgeruch bei mir erzeugte. Ich war angewidert.

Mitten im Gang blieb er stehen und richtete seinen Finger erneut auf mich. Sein raues Krächzen fügte mir eine Gänsehaut zu. Ich fröstelte.

»Hör mir gut zu, nutzloses Ding, ich weiß auch nicht, was in die Hohepriesterin gefahren ist, aber ich habe keine Zeit für noch unnützere Worte.«

Da mein Blick nun auf die verfaulten Fleischreste in seinem Gesicht fiel, musste mein Gesichtsausdruck sämtliche auf mich einströmende Gefühle der Abscheu, des Ekels und des Schreckens widerspiegeln. Sein Mund war ein Loch, in dem einige schwarzbraune Zahnreste hingen. Wenn ich es nicht besser wüsste, hätte ich behauptet, er lächelte vor Freude, mir solche Angst einjagen zu können.

»Nimm meine Hand. Na los!«

Galle stieg in mir auf, ich würgte und streckte zittrig meine weichen, geschmeidigen Finger der losen Ansammlung von Knochen und Streifen madigen Fleisches entgegen. Ein widerliches Gefühl, Kälte schüttelte mich durch. Landrus faulig gelbe Fingernägel lagen nun neben meinen rosigen, perfekt geformten langen Nägeln.

Er hatte es nicht nötig, zu erklären. Einige kurze, unverständliche Worte, ein Schnippen mit den Fingern und alles drehte sich erneut. Ich hatte das Gefühl, nach vorne zu kippen. Sein Griff war eisern und schmerzte verstärkt durch den Gedanken, was mich da festhielt. Vor meinen Augen verschwand der Gang des Scharlachroten Tempels. Trockener Staub kitzelte meine Nase, fahles Sonnenlicht warf langgezogene Schatten. Wir standen in einer gewinkelten Gasse. Unzählige Gebäude erstreckten sich vor mir, einzelne Mauern, an die drei Schritt hoch und sehr breit, versperrten den Blick. Gänge verzweigten ohne erkennbaren Sinn. Übler Schweißgeruch füllte die Luft, die Ausdünstungen einer sterblichen Gesellschaft. Hoffnung keimte in mir auf.

Ein Passant rempelte mich an, murmelte ein »wesch« und hinterließ herben Alkoholgeruch. Mühelos erkannte ich die Sprache der Goblinartigen. So wie ich die verschiedenen Rassen um mich herum beobachtete, stierten aus unterschiedlichen Richtungen und Höhen Augenpaare zu mir und den plötzlich aufgetauchten Begleiter herüber. Einige Gesichter senkten sich wieder, um ihrem alltäglichen Treiben nachzugehen. Andere hefteten sich auf meine Brüste und ich spürte die Blicke kleiner, runzeliger Goblins geradewegs auf meinen Po gerichtet.

Etwa fünfzig Schritte weiter baumelte ein Schild mit einer bluttriefenden Axt neben einem Eingang.

»Nimm dir dort ein Zimmer und warte, bis die anderen eintreffen«, wies er mich wie ein kleines Gör an und zauberte aus seinen Lumpen einen kleinen Beutel hervor, der klimpernd vor meinen Füßen zu Boden fiel.

Noch bevor ich meine zahlreichen Fragen äußern konnte, war Landru verschwunden. Nur der Fäulnisgeruch blieb. Ich nahm den Geldbeutel auf und entfernte mich schnellen Schrittes. Zielstrebig hielt ich auf dieses offensichtliche Gasthaus zu. Je näher ich kam, umso deutlicher waren Unterhaltungen zu vernehmen. Es musste noch sehr früh sein, denn der Schankraum war nur gering besucht.

An einem Tisch saßen zwei Minotauren und stemmten schwere Krüge, deren Inhalt gelblichen Schaum auf dem braunen Fell hinterließ. Ihre kräftigen Männerkörper wirkten durch den Schädel eines Stiers noch imposanter. Selbst im Sitzen war ihr hoher Wuchs unverkennbar.

Hinter dem Tresen stand ein bärtiger, gedrungener Mann und putzte akribisch einen Tonkrug. Eine junge, etwas füllige Bedienstete sprach in einer Ecke mit vier Gästen, von denen einer sicherlich Orkblut in sich trug. Seine platte Nase und die vorstehenden Eckzähne erinnerten mich stark an ein Schwein.

Leichtfüßigen Schrittes näherte ich mich dem Tresen.

»Gruß und gute Geschäfte, Herr Wirt. Wenn Euer Met frisch ist, soll es meine Kehle erfreuen.«

»Frisch? Ob mein Met frisch ist?« Aus tiefer Kehle kam sein Brummen, das einen Grizzlybären in die Flucht geschlagen hätte. »Es ist das Beste, was Ihr hier finden könnt, an diesem staubigen Ort! Nehmt einen guten Schluck, um Eurer Zunge den nötigen Respekt zu lehren, junge Frau. Ihr seid neu hier, Gesichter merke ich mir immer gut. Und das Eure werde ich genau beobachten!«

Während er sprach, putze er einen Krug sauber, auch wenn ich meine Zweifel hatte, ob das Tuch nicht ebenso viel Dreck erzeugte wie es mit sich nahm. Dann füllte er ihn randvoll und setzte das schäumende Getränk laut polternd auf den Tresen ab.

»Macht drei Kupfer«, forderte er geschäftig.

»Fünf, wenn Ihr mir noch sagt, ob sich in den letzten Tagen weitere vereinzelte Reisende eingefunden haben.«

Er nahm die Münzen wortlos und blickte aus seinen trüben Augen direkt in mein Gesicht.

»Es gibt viele, die hier durchkommen, und manche sind allein. Seht Euch um, dann werdet Ihr sehen, wer keine Gesellschaft mit sich brachte.«

»Vielen Dank«, endete ich unseren kurzen Wortwechsel, nahm den Krug und drehte mich langsam herum.

Über einen kurzen Zug von dem Met hinweg lugte ich in den Schankraum. An den Tischen fanden sich zahlreiche kleine Gruppen ein. Vielleicht war ich auch eine der ersten.

»Verzeiht die Unterbrechung«, hörte ich eine ruhige, wenngleich auch unterschwellig dominante, weibliche Stimme hinter mir und beendete meine Suche, »aber ich denke, wir sollten uns einander vorstellen.« Ich drehte mich zur Sprecherin um.

Am Tresen hatte sich ebenfalls eine leicht gebräunte Frau eingefunden, die durchaus einen zweiten Blick wert war. Ihr kahl rasierter Schädel und die wenigen Kleidungsstücke, allesamt aus Ketten gefertigt, zeugten von Schlichtheit und dem Verzicht auf Luxus. Ihr schlanker Körper war drahtig, ein Zeugnis für den häufigen Gebrauch ihrer Muskeln bei geringer Nahrungsaufnahme, und maß etwa fünfeinhalb Fuß. Dunkle, rotbraune Augen musterten mich. Neben ihr stand ein kleiner Krug, aus dem sie etwas Met in einen Becher gab und mir zuprostete.

»Ich bin Moi’ra und ebenso schnell an diesem Ort abgesetzt worden wie Ihr, zumindest soweit ich es aus der kurzen Unterhaltung mit dem Wirt entnehmen konnte.«

»Sei gegrüßt, Moi’ra, ich bin Crish und froh, auf jemanden zu treffen, den das gleiche Schicksal traf. Aber lassen wir doch die Förmlichkeiten – wir Frauen müssen an einem solchen Ort zusammenhalten.« Wir stießen an und nahmen einen guten Schluck.

»Es sollen weitere eintreffen?«, erkundigte ich mich neugierig.

»Mir wurde sicher nicht mehr erzählt als dir. Auf jeden Fall sollten wir hier ein Zimmer nehmen, um der weiteren Dinge zu harren. Und die Gelegenheit nutzen, näher Bekanntschaft zu machen.«

Ich lächelte und prasselte mit den Fingernägeln auf das Holz.

»Wirt?«, rief ich fordernd.

Mit leicht schwingendem Oberkörper überwand der Bärtige die wenigen Schritt zu uns und schenkte mir Gehör.

»Ihr habt doch sicherlich noch ein Zimmer frei für zwei müde Gäste«, unterstellte ich.

»Zwei Betten stehen in den Quartieren bereit. Wollt Ihr ein Frühstück am nächsten Morgen?«

»Ja, das wäre angemessen. Und auch noch ein Abendbrot, mit viel Met.«

Wir regelten die Bezahlung und ich drückte ihm noch Trinkgeld in die Hand, damit die Getränke nicht so lange auf sich warten ließen.

»Sucht einen Tisch aus«, sagte er gefälliger, »Merjal wird die Speisen bringen.«

Mit einer einfachen Handbewegung gab ich Moi’ra den Vortritt. Wir nahmen den freien Tisch zur Mitte des Schankraumes. Von dort konnte ich meine Ohren für die umgebenden Gespräche spitzen. Auf einem großen Tablett kamen unsere Speisen und ein Krug frischen Mets. Emsig machte ich mich über das deftige Essen her.

Gestärkt suchte ich, das Gespräch wieder aufzunehmen.

»Wie bist du zu der Ehre gekommen, in diese entlegene Gegend geschickt zu werden?«, fragte ich und spülte einen Bissen mit Met herunter.

»Mein Vater hat mich ausgesandt.« Ihre Stimme veränderte sich, als zitierte sie jemand anderen. »Es ist an der Zeit, Erfahrungen zu sammeln.« Ein langer Atemzug folgte, bevor sie mich fragte: »Woher kommst du?«

»Von einem Tempel in Bregantier, dem Reich des Odimorr, auf Geheiß der Hohepriesterin. Einen Grund nannte man mir nicht, ich sollte nur diesem nach Verwesung stinkenden Kerl folgen.« An ihrer Reaktion erkannte ich, dass sie wusste, von wem ich sprach und nicht minder schlecht von ihm dachte. »Ungewöhnliche Kleidung trägst du, insbesondere für eine Frau. Und das Fehlen der Haare kenne ich nur von Menschen, die Entbehrungen auf sich nehmen, um höhere Weihen zu empfangen.«

»Ich bin ein Mönch, und die Weihen, von denen du sprichst, sind Erkenntnisse über die Kontrolle des Körpers durch seinen Willen.«

Sie sprach voller Überzeugung und Stolz. Meine gespitzten Lippen und langsames Nicken zeugten den Respekt, den ich ihrem Ehrgeiz entgegenbrachte. Gleichzeitig wurde mir klar, dass sie nicht auf der Seite des Chaos stand, von dem eine solche Disziplin nicht zu erwarten war. Ich wollte sichergehen.

»In welchem Herrschaftsbereich liegt denn das Kloster?«, vergewisserte ich mich. »Ich gehe davon aus, so wird ein Ort genannt, an dem Mönche ihren Körper konditionieren.«

»Unsere Gemeinschaft lebt tatsächlich in einem Kloster. Ich gehöre dem Orden des dunklen Mondes an. Der Ort liegt auf einem Hügel in Asuria, dem Reich Ghorrns.«

Das bestätigte meine Annahmen, denn Ghorrn verfolgt ein sehr hierarchisches System. Unterordnung, nur weil ein Tunichtgut eine höhere Stellung innehatte. Ein leichter Schauer lief meinen Rücken hinunter. Meiner Ansicht nach hatte der das Sagen, der mehr Macht in sich vereinte, doch das behielt ich für mich.

»Dann sind wir beide ein gutes Stück von der Heimat entfernt.« Unter einem Lächeln verbarg ich die Doppeldeutigkeit in meiner Aussage.

»Ich bin gespannt«, fügte ich mehr an mich selbst gewandt hinzu, »welche Überraschungen noch auf uns warten.«

Ein Schluck Met spülte meine Kehle, gab mir eine Pause und die Möglichkeit, meinen Blick schweifen zu lassen.

»Auch was wollen trinken!« Krächzend zupften dreckig grüne Finger an den Schnüren meiner Lederhose. Über der spitz zu laufenden Schnauze samt seiner Reihe gelblich angelaufener Zähne gruben sich zwei schwarze Punkte in den von Warzen übersäten Schädel. Auch im Sitzen sah ich auf den jämmerlichen Goblin hinab.

»Verschwinde!«, knurrte ich. Er zuckte kurz zusammen und wirkte noch erbärmlicher. Vor Schreck hatte er von mir abgelassen, sank nun auf seine Knie und rutschte unterwürfig mit erhobenen Händen über den schmierigen Boden.

»Durst«, weinerlich schrill heulte er seine Bitte. »Nur Schluck.«

Ohne großen Schwung knallte ich ihm meine Rückhand gegen sein freches Maul. Das Vieh rollte über den Boden, direkt vor Moi’ra. Über ihre Füße gebeugt hustete das Wesen Blut und Galle.

»Weg!«, schnaufte der Mönch und schleuderte mit einem Tritt die weinerliche Kreatur von sich.

Langsam füllte sich die Taverne mit Gesindel. Ein ganzer Schwarm von Goblins strömte hinein, es wurde sehr laut.

»Lass uns aufs Zimmer gehen, da haben wir mehr Ruhe«, schlug ich vor und erntete ein bestätigendes Nicken. Moi’ra hatte noch weniger dabei als ich. Ausgesprochen geschickt schritt sie die knarrende Treppe hinauf. Unser Zimmer war wie erwartet muffig und sehr spartanisch eingerichtet. Ich vermisste duftende Kissen und einen flauschigen Teppich.

»Ziemlich armselig hier, nicht wahr, Crish?«, fragte Moi’ra, während sie zu den Strohmatten ging. Ich nickte bestätigend und bekam große Augen, als sie die Felldecke vom flachen Bett riss und nach kurzer Prüfung der Unterlage ihre Decke auf dem Fußboden ausbreitete.

»Ich werde auf dem Boden schlafen. So ein Luxus! Weiche Betten.« Sie schüttelte dabei mitleidig den Kopf. »Ein Zeichen dafür, wie verkommen und verwöhnt die Einwohner hier sind.«

»Äh, brauchst du die Felldecke noch?«, deutete ich mit einem Fingerzeig fragend an.

»Nein, nein, bediene dich.«

Sie kommentierte meine Entscheidung, das Bett zusätzlich zu polstern, nicht. Stattdessen widmete sie sich einer etwa anderthalb Schritt langen Kette und prüfte sie anscheinend wie andere ihre Waffen auf Fehler untersuchten.

»Kämpfst du damit?«, wollte ich auf das Metall deutend wissen.

»Wir lernen eine Kampfkunst, die für viele Augen ungewöhnliche Waffen einbezieht. Von Kindesbeinen an habe ich gelernt, mich mit dieser Kette zur Wehr zu setzten. Bislang hat das auch immer gut funktioniert.«

Ihr Grinsen verwischte jeden Zweifel an der Wahrheit. Fast war mir, als würde sie mit den Ketten reden, auf eine ihr eigene Art. Vom Zusehen wurde ich langsam müde. Das Stroh und die Decken reichten bei weitem nicht, um mir als angenehme Unterlage zu dienen. Innerlich rief ich mich zur Besonnenheit, nicht so verwöhnt zu sein, und eiferte in Gedanken den Momenten hinterher, wo weiche Daunen meinen strapazierten Körper einlullten.

»Nanu?« Ihr überraschter Ausruf weckte mich aus den Träumen. Meine Mitbewohnerin hielt ein Ende der Kette in der Hand. Nichts rührte sich. Das andere Ende lag ausgebreitet auf dem Boden. Ich runzelte die Stirn.

»Stimmt was nicht? Ist etwas mit der Kette?«, erkundigte ich mich und unterdrückte ein Lachen.

Mir fielen noch einige witzige, aber unpassende Bemerkungen ein, worauf eine Kette denn gehorchen sollte, und schreckte zurück, als Bewegung in die Kette kam. So überrascht kippte ich beinahe mit dem Kopf gegen die Steinwand, stützte mich aber gerade noch mit einer Hand ab.

»Die lebt! Die Kette hat sich bewegt!«, rief ich erschrocken.

Von dem weiblichen Mönch kam keine Erklärung. Sie wirkte sehr konzentriert. Eine Schweißperle bildete sich auf ihrer Stirn.

»Warum …?«

Ihre Frage stand im Raum, dann wurde sie förmlich von der Kette nach vorne gezogen und musste loslassen, um nicht mit dem Gesicht voran auf dem Boden zu landen. Eine zweite Kette schlängelte der ersten hinterher, riss einige Splitter aus der hölzernen Zimmertüre und verschwand darunter. Mit großen Augen glotzte ich ihnen nach.

Moi’ra drückte sich vom Boden ab und drehte sich mit ihrem Schwung in eine aufrechte Position. Wäre ich nicht so bestürzt, hätte ich bei der artistischen Darbietung geklatscht. Mit zwei Schritten war sie bei der Türe und riss sie auf. Ich kramte mich aus den Decken heraus und ging ihr nach. Vom Flur hörte ich Kettenrasseln und sah gerade noch, wie die beiden Ketten auf ein Geländer zu krochen und dann Anstalten machten, in den darunter liegenden Schankraum zu fallen. Kurz vor dem Rand verknoteten sich beide: eine wickelte sich um einen Pfosten, der Rest verschwand aus meiner Sicht. Hatte ich mich getäuscht, oder waren die Ketten länger, als noch in unserer Unterkunft?

Unter dem Stimmengewirr waren die ärgerlichen, hell krächzenden Laute einer nicht besonders großen Person zu hören, die durch ein Gurgeln abgeschnitten wurden. Kaum einer schien sich darum zu kümmern, als zunächst der Oberkörper und dann die ganze Gestalt eines Goblins von den Ketten über das Geländer gezogen wurde. Er zappelte, zerrte und biss, aber das Eisen war unnachgiebig. Das belebte Metall brachte seine Beute in unser Zimmer.

Interessiert ging ich hinterher und sah zu, wie die Ketten den Gefangenen vor einem Stuhl festhielten und ihre Enden Widerhaken ausbildeten, um sich in der Decke und am Boden zu befestigten. Entlang der Gliedmaße ringelte sich das Eisen und zog den Körper langsam auseinander. Haut spannte sich, Knochen knackten, Sehnen rissen.

Das schrille Kreischen des Goblins übertönte das dumpfe Klatschen seiner zu Boden fallenden Organe und Gedärme, als die Ketten seinen Körper zerteilten, und endete jäh. Gespenstische Stille nahm von dem Raum Besitz. Ich wagte nicht zu atmen und sah gebannt auf die straff gespannte Haut zwischen den eingehakten Ketten.

Langsam, gegen den Widerstand ankämpfend, wuchsen Gesichtszüge aus der grünlich fleckigen Haut – Stirn, Nase, Mund, geschlossene Augen und kantige Wangen. Lippen bewegten sich und muteten der nun hauchdünnen Gewebeschicht den letzten Rest ihrer Zähigkeit zu. Sie rissen ein schmales Loch und bildeten so einen Rachen, der in die Dunkelheit des Zimmers führte.

All meine Haare knisterten, als der Mund zu sprechen begann. Wer auch immer dieser Unbekannte war, seine Stimme vibrierte in meinem Körper, mein Magen verkrampfte. Mir wurde flau. Geschockt von der auf mich einströmenden Macht konnte mein Verstand die ersten Worte nicht verarbeiten. Ich war auch nicht die angesprochene.

»… Tochter. Der Bote darf die Stadt nicht wieder verlassen. Was er bei sich führt, müsst ihr in eure Gewalt bringen. Er wird nicht auf direktem Wege reisen, aber aus Talor starten. Findet ihn!« Dröhnend wallte der Befehl durch das kleine Zimmer.

Meine Blase drohte, sich zu entleeren. Ich drückte meine Beine zusammen, lächelte verkniffen und biss mir dabei auf die Unterlippe.

Langsam zog sich das Gesicht zurück, die Haut erschlaffte. Von ihrer Mitte aus verbreitete sich eine Vibration, dann schleuderten die Ketten in alle Richtungen davon und zerrissen dabei das strapazierte Gewebe.

»Das war mein Vater«, konstatierte Moi’ra und rief auf eine mir unbekannte Weise die Ketten wieder zu sich heran. Wie rasselnde Schlangen schmiegten sie sich über den Boden und um ihre Arme.

Noch ergriffen von der Begegnung nickte ich kurz.

»Wer könnte uns eine Auskunft geben über Boten, die diese Stadt betreten?«, rätselte der Mönch laut vor sich hin.

Ich schluckte mehrmals und versuchte so, den Klumpen im Hals zu verdrängen. Jetzt hatte ich Bauchschmerzen, aber mein Kehlkopf war frei.

»Wirt«, testete ich meine Stimme und schluckte erneut, bevor ich sicherer wieder fortfuhr. »Ein Wirt weiß immer, wer in der Gegend neu ist.«

Voller Tatendrang marschierte meine neue Verbündete zur Türe. Ich raffte mich auf und stiefelte hinter ihr her die Treppe hinab in den belebten Schankraum.

Emsig bewegten sich die breiten Schultern des bärtigen Wirts hinter dem Tresen hin und her.

»Ah, da seid ihr ja«, ein dicker Finger zeigte knapp oberhalb der Holzplatte auf uns. »So geht das nicht, einfach meine Gäste aus einem Gespräch zerren!« Sein Aufruhr diente mehr dazu, seinem Unmut Luft zu machen, als tatsächlich Rechenschaft zu verlangen.

»Wir hatten zu reden«, sagte Moi’ra kühl.

Dem starren Blick der kühlen Kämpferin konnte der aufgebrachte Wirt nicht standhalten. Er widmete sich wieder mit einem benutzten Putzlappen den großen Krügen.

»Aber er war nicht gesprächig. Vielleicht könnt Ihr uns weiterhelfen.« Sie sprach feststellend, nicht fragend.

»Die Blutige Axt ist ein Treffpunkt für viele Reisende.« Ich hatte seine Aufmerksamkeit. »Und wenn einer weiß, ob ein Fremder in die Stadt gekommen ist, dann doch ein Wirt Euren Formats.«

Stolz des Lobes wuchs er ein wenig in die Höhe.

»Kann sein, dass ich etwas weiß«, deutete er grummelnd an.

Mehrere Münzen glänzten, als ich meine Hand wieder vom Tresen zog. Wortlos nahm er sie an sich und biss testend in sie hinein.

»Gut.« Die Münzen verschwanden unter seine Schürze. »Ihr sucht jemanden, aber das ist in so einer großen Stadt nicht einfach. Bei dem ganzen Gesindel hier verliert auch jemand wie ich leicht den Überblick. Aber ich wäre nicht Gombor, wenn ich nicht von dem wachsamen Auge der Stadtwache wüsste. Sie bewachen alle Tore, niemand betritt oder verlässt die Stadt ohne ihr Wissen. Es sind alles Minotauren, groß gewachsene Krieger.«

Hinter uns klirrte ein Krug. Grunzende Laute verrieten den Zank – ich erkannte die Schimpfworte eines Hygulls an seinen kläffenden Lauten.

»Hey! He, das bezahlst du, du Kröte!«, bellte der aufgebrachte Gast einen hutzligen Gnom an. Die Hyänenschnauze beugte sich geifernd über die hoffnungslos unterlegene, kleine, menschenähnliche Gestalt.

Um Schlimmeres zu verhindern, polterte der Wirt den Tresen entlang. Er verschwand aus meiner Sicht und tauchte an der Seite wieder auf. Meine erste Vermutung bestätigte sich. Die gedrungene Gestalt hatte kurze Beine. Ein stämmiger Zwerg. Ich lugte über die Theke. Dort verlief eine erhöhte Fußleiste.

Wutschnaubend hielt der Ladenbesitzer auf die Streitenden zu, doch es war zu spät. Mit beiden Händen hatte der Hygull bereits ein Tablett mit dampfenden Schüsseln von einem anderen Tisch genommen und zum Schlag gegen den Gnom ausgeholt. Das dicke Holz zersplitterte, Suppe, Blut und Gehirn verteilte sich auf Gäste und Möbel.

»Und wer kann jetzt wieder den Dreck beseitigen? Na?«, wollte der Zwerg mit geballter Faust drohend wissen. Um ihn herum warteten mehrere Augenpaare auf einen günstigen Moment, den Erschlagenen zu rächen.

Auch wenn ich gerne der sich entwickelnden Kneipenschlägerei gefrönt hätte, war der Augenblick günstig, ohne Aufsehen die Kaschemme zu verlassen. Im Gehen sandte ich geistige Energien den Streithähnen zu, um ihre aggressive Stimmung weiter anzustacheln.

Noch bevor wir die Straße betraten, vermischten sich die Anschuldigungen mit handgreiflichen Schlägen. Die Stadt fing an, mir zu gefallen.

Es war nicht weiter schwierig, sich zum Hauptquartier der Minotauren durchzufragen. Jeder kannte diesen Ort, und ich nutzte die Gelegenheit, zwei vorbeikommende Wächter anzusprechen. Ihre Augen glitzerten, als sie meine Annäherung bemerkten.

»Entschuldigt, wenn ich so direkt meine Worte an euch richte, aber ich bin völlig verwirrt von diesen ganzen Gassen und verschlungenen Wegen.« Ärgerlich wischte ich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Mir wurde gesagt, wenn ich etwas brauche, sollte ich mich an die Stadtwache richten.«

Um ihren Geist etwas abzulenken und meine folgende Bitte leichter zu befolgen, löste ich mit geneigtem Kopf mein Haarband, schüttelte kräftig meine Haare durch und sammelte die verteilten Strähnen mit beiden Händen ein. Dazu reckte ich die Arme über den Kopf, was meine weiblichen Kurven deutlich zur Geltung brachte. Als wäre es das Natürlichste der Welt, nahm ich mir viel Zeit, den langen Zopf zu bändigen.

Beide Minotauren lehnten sich auf ihre großen Äxte und warteten geduldig. Ihre Augen wanderten von meinem Scheitel bis zu den Sohlen meiner hohen Stiefel.

»Bringt ihr mich zu eurem Quartier?« Ein, zwei Augenblicke verstrichen, damit ihnen die Doppeldeutigkeit zu denken gab. »Es gibt doch ein Hauptquartier, oder?«

»Ja, ja«, räusperte sich der links von mir Stehende.

»Oh, das ist so lieb von euch! Ich bin Crish, das ist Moi’ra. Es ist ja so schön, auf so hilfsbereite …« Mein Wortschwall zog sich bis zum Eingang der Minotaurenhöhlen hin und gab ihnen keine Chance, einen vernünftigen Gedanken zu fassen. Sie kamen nicht einmal auf die Idee, uns zwei hübsche Mädels in eine Ecke zu zerren und zu vergewaltigen. »… und wer führt euch an?«

Gezielte Fragen entlockten ihnen wertvolle Informationen.

»Unser Leutnant, Torvac«, kam die raue Antwort.

»Ist er auch ein Minotaurus, dieser Torvac?«, gab ich mich naiv.

»Er ist der Stärkste von uns allen. Nur ein Minotaurus führt einen Minotaurus an!« Er sprach mit dem stolzen Brustton der Unabhängigkeit.

»Ihn will ich sprechen! Geht das? Ja?« Sie konnten meinen bettelnden Augen nicht widerstehen.

Wir bogen um ein längliches Gebäude und gingen geradewegs auf einen hohen Höhleneingang zu. Beide Minotauren grüßten respektvoll mit geschlossener Faust vor der Brust zwei Wachen am Eingang. Es gab also eine Hackordnung. Ich spürte ihre schmachtenden Blicke in meinem Rücken, was sicherlich noch durch meine schwingenden Hüften verstärkt wurde.

Innen war es deutlich kühler als in den staubigen Gassen. Abzweigungen führten in zahlreiche von Fackeln beleuchtete Gänge. Schnell war mir klar, dass ich mich ohne weitere Hilfe hier völlig verlaufen würde. Ich sah keine Hinweise, auch nicht, als ich mich aufmerksam umsah. Keine Systematik hatte dieses Labyrinth geformt, dennoch wanderten wir, so hatte ich das Gefühl, sehr zielstrebig immer tiefer in den Komplex. Kleinere und größere Gruppen von Minotauren passierten uns. Viele gingen in einen sehr weitläufigen Raum, an dem wir kurz vorbeikamen. Zahlreiche Tische und Bänke füllten den Saal, offenbar der Speisenraum, und dort befand sich, an der gegorenen Würze erkennbar, auch ein Schankraum.

Wände und Boden bestanden aus gestampftem Lehm. An einigen Stellen ragten Felsen heraus. In einem Gang sah ich Reihen von Vorhängen aus Stoff oder Leder, die allem Anschein nach als Sichtschutz für die dahinter befindlichen Räume dienten.

Noch während ich mich interessiert umschaute, hielten wir an. Fast wäre ich in einen unserer Begleiter hinein gelaufen. Wir standen vor einem breiten, mit dickem Leder verdeckten Durchgang.

»Wartet hier!«, gebot der Gesprächigere und schob sich in den Raum.

Gelangweilt spielte ich mit einer Haarsträhne und lugte aus unschuldigen Augen zum verbliebenen Minotaurus hinüber. Ob er schüchtern war? Sein Fell hatte einen rötlichen Stich. Ich legte meinen Kopf schräg und sah ihn unverhohlen mit aufreizenden Augen an. Sein Blick wich meinem aus und wanderte an mir hinab. Seine verstärkte Rottönung schrieb ich einer Einbildung zu.

Leder knarrte und eine große Hand winkte uns heran.

»Ihr sollt eintreten!«

Ich gewährte Moi’ra den Vortritt und schlüpfte hinter ihr her in die geräumige Höhle. Ein hoher, breiter Tisch stand in der Mitte, dahinter ein Stuhl mit mächtiger Rückenlehne. Kleine Verzierungen darin hatten die Form von Äxten und Hörnern. An einer Wandseite war ein Ritterschild mit dem Wappen einer flammenden Faust angebracht, dahinter zwei doppelschneidige Barbarenäxte. Es ging noch ein Raum ab, der jedoch ebenso wie alle anderen von einem Vorhang geschlossen war. Eine große Laterne warf ihr Licht in alle Richtungen und tauchte den Raum in ein Spiel aus zuckenden Schatten.

Aus den dunkelbraunen Wänden schälte sich die riesige Gestalt des Anführers wie ein Hochgebirge aus einer Ebene. Fast neun Fuß ragte er auf seinen stämmigen Hufen vor uns auf und übertraf damit alle anderen Minotauren um mehr als eine Kopflänge. Sein Fell war dicht und von einer Licht verschluckenden Schwärze. Aus rot glimmenden Augen blickte er zu uns herab. Jeder Atemzug spannte seine breiten Brustmuskeln. Dicke Adern zogen sich zu den klauenbewehrten Pranken, die mit Leichtigkeit mein ganzes Gesäß fassen konnten. Seine Hörner schwangen sich im leichten Bogen sanft zu den Seiten hinauf und gaben ihm eine würdevolle Erscheinung. Intensiv männlicher Geruch ging von ihm aus, gewürzt mit einer Schärfe, die ich schnell erkannte. Allein sein Anblick verriet das dämonische Blut in seinen Adern. Sein tiefer Bass erzeugte bei mir ein Kribbeln im Magen. Während er sprach, blitzten große Eckzähne in seinem Maul auf.

»Ihr wolltet mich sprechen, also sprecht! Aber fasst euch kurz, meine Zeit ist kostbar!« Befehlsgewohnt dröhnte seine Stimme durch den ganzen Raum.

Ich blieb einige Schritte von ihm entfernt stehen, um nicht meinen Kopf in den Nacken legen zu müssen. Mit großer Mühe rappelte ich meinen Verstand zusammen und sprach mit klarer Stimme, wenngleich meine Augen sich nach seiner stattlichen Männlichkeit verschlangen und ich innerlich vibrierte. Leider trug er an seiner interessantesten und sicherlich beeindruckendsten Stelle einen Lendenschurz.

»Ich grüße Euch, Torvac, Leutnant der Wache. Ich bin Crish. An meiner Seite ist Moi’ra. Wir haben um ein Gespräch gebeten, weil wir sicher sind, nur hier die richtigen und vertrauenswürdigen Informationen zu bekommen, nach denen wir suchen.« Allmählich wurde ich sicherer. Kleine Gesten unterstützten meine Worte, mit den Augen versprühte ich so viel Charme, wie ich aufbringen konnte. »Wir sind erst seit einigen Stunden in der Stadt und schon nach wenigen Gesprächen war uns klar, dass wir uns an die Stadtwache wenden müssten. Und da hörte ich, welch beeindruckenden Anführer diese Wache haben soll, und fürwahr, man sollte den Sprecher auspeitschen, so untertrieben hat er seine Worte.«

Torvac richtete sich geschmeichelt weiter auf. Zum Glück musste ich nicht lügen, was meine schwärmerischen Worte leicht ins Lächerliche gezogen hätte. Ich atmete durch.

»Wir suchen jemanden, doch sein Name ist uns unbekannt. Wir wissen nur, dass er in den nächsten Tagen erscheinen wird und wo er seine Reise begann. Könnt Ihr uns helfen?«

»Ihr habt recht daran getan, zu mir zu kommen. Niemand betritt die Stadt ohne mein Wissen, daher bin ich sicher, dass meine Minotaurenwachen denjenigen finden, den ihr sucht. Aber das hat seinen Preis …« Er ließ den Satz im Raum stehen und schaute uns abwechselnd an. Mit deutlich entblößten Fangzähnen, was bei ihm einem sehr breiten Lächeln entsprach, und mit zwei hochgehaltenen Krallen unterstützte er seine Forderung: »Zwei Nächte mit mir!«

Zuerst wollte ich ›vier Nächte‹ brüllen, besann mich aber, wer hier um was handelte und stibitzte zu Moi’ra hinüber. Die Kämpferin wog den Preis ab und nickte leicht. Ich sah nun offen zu ihr hin, denn mit ihrem Einverständnis hatte ich nicht so leicht gerechnet, und nickte unterstützend, meine Zustimmung offenbarend.

»Abgemacht«, besiegelte sie das Angebot, »aber zunächst möchte ich den Staub loswerden und mich reinigen. Gibt es hier ein Badehaus, das Ihr empfehlen könnt?«

»Warum so förmlich, kleine Frau? Ich bringe euch gerne zu dem besten Badehaus der Stadt. Geht voran, ich weise euch den Weg.«

Mit beiden Pranken deutete er auf den Durchgang. Im Gang waren viele Augenpaare auf uns gerichtet, aber alle sahen auch, zu wem wir offensichtlich gehörten. Langsamer gehend spürte ich bald die große Hand an meinem Rücken.

»Dort geht es weiter«, brummte Torvac. Ich sah zu ihm auf, spürte das Funkeln in meinen Augen und das verzehrende Brennen in meinem Unterleib. Leicht gegen ihn drückend rieb ich meine Haut, nur durch die Bänder meines Brusthalters unterbrochen, gegen seine Handfläche.

»Danke«, hauchte ich und nahm dann wieder Schritt auf. Er unterstützte meinen Gang und lenkte mich mit sanftem Druck gegen meinen Po. Verführerisch lächelte ich zwei Minotauren zu, die jedoch schnell ihre Mäuler schlossen, als ihr Anführer knurrte.

Auf dem Weg durch die Höhle erzählten wir alles, was wir von dem Boten wussten – was nicht sehr viel war. Dann stach Sonnenlicht in meine Augen und der Staub hatte uns wieder.

Wir nahmen einen sehr ungewöhnlichen Weg zum Badehaus. Torvac stellte sich neben eine der drei Schritt hohen, breiten Mauern und zog uns in eine Umarmung.

»Haltet euch fest!«, gebot er und ging in die Hocke. So fest ich konnte drückte ich meinen Körper an den seinen und krallte mich in die dichten Locken seines Fells.

Dann sprang Torvac.

Ich glaubte, mein Magen rutsche hinab und wurde kräftig durchgeschüttelt, als wir auf der Mauer landeten. Nachdem ich meine Hose gestrafft und meine Brusthalterung wieder in die richtige Position gebracht hatte, sah ich über die Dächer der Stadt. Einzelne Türme ragten noch weiter hinauf, ansonsten war das durch die Mauerwerke gebildete Labyrinth von hier oben deutlich erkennbar. Auf den Wällen patrouillierten Minotauren.

»Wir müssen hier lang«, erklärte unser hünenhafter Führer und drängte uns voran. Anscheinend konnte er es nicht abwarten, uns ohne Kleidung zu sehen, und brachte uns auf schnellem Wege zum Badehaus.

Um dort wieder in die Gasse hinunter zu kommen, packte er uns erneut und sprang hinab. Bevor ich recht wusste, was geschah, erfolgte bereits die harte Landung auf dem Boden. Wir standen im Staub vor einem hellen Gebäude, das eine Kuppel zierte und mehr breit als hoch war.

Kein Eintritt wurde gefordert, als der Leutnant mit uns den Eingang passierte. Zielstrebig suchte er eine Bedienstete und fragte nach einem großen Badezuber für uns drei.

»Wartet einen Augenblick, bis das Wasser die richtige Temperatur hat«, bat uns die junge Frau und deutete auf eine Sitzgelegenheit mit einem niedrigen Tisch, auf dem Gläser und Karaffen mit einladend frisch wirkenden Getränken standen. Augenblicke und einen Schluck später erschien sie wieder.

»Folgt mir bitte.« Sie wandte sich um und wir schritten hinter ihr einen mit Holz vertäfelten Gang entlang. Mit seinen großen Händen schob Torvac uns sanft voran. Ich lächelte ihm zu, er neckte mich und kitzelte mit einer Klaue in meinem Bauchnabel. Verspielt schlug ich sie weg.

»An den Seiten findet Ihr Badezusätze und einen Stoß Handtücher. Läutet nach mir, wenn noch etwas gewünscht wird«, erläuterte die Bedienstete auf die Gegenstände zeigend. »Ich wünsche einen angenehmen Aufenthalt.«

Unser Begleiter verzichtete auf irgendwelche Zusätze, legte mit wenigen Handgriffen seine spärliche Kleidung ab und stieg in den großen Holztrog. Beim Anblick des zwischen seinen Schenkeln baumelnden Fleisches und der großen Hoden leckte ich mir über die Lippen.

Noch während ich langsam das Haarband löste und mit beiden Händen meine rabenschwarze Mähne durchschüttelte, landeten Moi’ras Ketten auf dem Holzboden. Geschmeidig kletterte sie in den Trog. Ich streifte meine Stiefel und die Hose ab. Drei Stufen erleichterten das Einsteigen. Noch während ich sie betrat, löste ich den Knoten meines Brusthalters am Rücken. Grazil streckte ich meinen rechten Fuß aus und testete das Wasser. Es war angenehm warm. Auf der Wasseroberfläche spiegelte sich mein Antlitz, das ich selbstverliebt betrachtete.

Vom Scheitel bis zur Sohle verteilten sich auf fast sechs Fuß betont weibliche, grazile Kurven. Der sanfte Schwung eines Künstlers hätte meinen Körper nicht besser einfassen können. Lange, schlanke Beine führten zu dem ausgeprägten Becken, gingen in eine enge Taille über und fanden in den großen, festen Brüsten ihre Vollendung. Auch im schwachen Licht des Raumes wirkte meine goldbraune Haut makellos, samtweich und frisch. Kein Haar ärgerte den Betrachter. In mir vereinte sich Jugend und Reife. Mädchenhaft verträumt sah mein eigenes Spiegelbild mich an. Weiche, harmonische Gesichtszüge mit etwas stärkeren Wangenknochen sorgten für eine exotische, aufregende Note. Sanft geschwungene Brauen, wie ein feiner Pinselstrich gezogen, betonten gemeinsam mit den langen, gebogenen und tiefschwarzen Wimpern meine großen, mandelförmigen Augen, deren Iris in einem kräftigen Violett leuchteten. Über dem runden Kinn thronte mein zart geschwungener Mund. Zwischen seinen vollen roten Lippen blitzten strahlend weiße Zähne und eine lange, spitz zulaufende, rosa Zunge hervor. Beherrscht wurde mein Gesicht von einer schmalen und weich gerundeten Nase, die leicht angehoben verlief, was mir ein neckisches, spitzbübisches oder mädchenhaft weiches Wesen gab. Umrahmt wurde der Kopf von seidig glänzendem, rabenschwarzem langem Haar, welches glatt mit dem Ansatz von Wellen auf meine zierlichen Schultern fiel und bis zu den beiden kleinen Buchten in Höhe der straffen Pobacken reichte. Ich trug es oft zu einer ausgefallenen Frisur hochgesteckt oder als wilde Mähne, mein aggressiv animalisches Wesen ausdrückend. Nun hob ich es leicht an, bauschte es mit meinen feingliedrigen Händen auf. Es war weich und duftete wie meine Haut nach junger Weiblichkeit mit der Würze des Frühlings, leidenschaftlich und intensiv.

Durch die Ablenkung spürte ich erst den behaarten Arm, als er mich von den Beinen holte und mich platschend ins Wasser beförderte. Prustend tauchte ich wieder auf, wischte Wasser und Haare aus den Augen und lachte mit den beiden anderen. Wir näherten uns einander.

Moi’ra kam sofort zur Sache, als wollte sie es schnell hinter sich bringen. Ich hatte nichts dagegen, ihrem Treiben zuzusehen und meine prickelnde Vorfreude zu genießen. Torvacs Männlichkeit hatte sich schon erhoben, als wir nackt zu ihm ins Wasser stiegen. Jetzt pulsierte sein Blut zwischen unseren Händen, die sein Fleisch härteten, bis es steil aufgerichtet bereit war. Selbst wenn wir beide Handpaare übereinander setzten, hätte es einer dritten Frau bedurft, sein mächtiges Geschlecht ganz zu greifen. Mit dem Zeigefinger kam ich bei weitem nicht an meinen Daumen heran, so groß war sein Umfang. Ich blieb knapp oberhalb der Wasseroberfläche und half meiner Begleiterin, auf den Minotaurus zu steigen. Er hielt sie an den Pobacken fest, sie setzte ihre Füße breit gespreizt auf den Rand ab und hielt sich mit beiden Armen an seinen Schultern fest. Mit einer Hand konnte ich gerade eben den pulsierenden Schwanz festhalten, schleuderte mit der andern etwas Wasser gegen die von dunklen Haaren umrahmten Schamlippen und rieb sie dann mit den Fingerkuppen, bis sie sich erwartungsvoll teilten. Ich spürte Moi’ras Konzentration, ihre Beherrschung. Zunächst drückte die pralle Eichel gegen das rot schimmernde Fleisch, drohte, zur Seite zu rutschen. Eisern hielt ich sie in Position und sah fasziniert zu, wie die dunkle, nahezu schwarze Haut zwischen die feuchten schwarzen Locken und die hervorgetretenen Schamlippen glitt, sie ein Stück weit mitnahm, um dann innezuhalten und langsam wieder hervor zu kommen. Als ich die Unterseite der Eichel wieder sah, endete die Bewegung wieder und kehrte sich um, drängte wieder in sie. Meine Hände brauchten nicht weiter zu unterstützen und wanderten hinauf zum straffen Gesäß. Nach drei weiteren, sanften Stößen, die immer tiefer in den Frauenkörper drangen, löste Torvac seine haltenden Hände, glitt hinauf zu ihren Schulterblättern und vor zu den Brüsten. Moi’ra rutschte entlang meiner Finger ganz auf seinen Schoß. Ihre Konzentration brach, sie stöhnte auf, hatte ihn soweit es ihr möglich war in sich aufgenommen.

Nun drückte Torvac sie hinunter, bis sich ihr Körper parallel zur Wasseroberfläche befand. Ihr Nacken kam auf meiner linken Schulter zum Liegen. An den Hüften festhaltend rammte der Minotaurus sein Geschlecht in den zuckenden Körper und holte sich seine erste Anzahlung auf unsere gewünschten Dienste. Ich testete, wie weit ich bei Moi’ra gehen konnte, streichelte ihren bebenden Bauch, spürte das sich rhythmisch in ihr bewegende Fleisch während meine Finger durch ihr Schamhaar glitten. Sanft drückte ich Küsse gegen ihren langen Hals und achtete auf ihre Reaktion. Sie ging nicht auf meine Einladung ein, drehte mir nicht den Kopf zu, um unsere Lippen eins werden zu lassen. Ich entschied, es dabei zu belassen, sie nicht zu bedrängen. Sie hatte offensichtlich keine Erfahrungen mit Frauen, aber vielleicht kam diese Gelegenheit noch. Sie sollte es selber wollen, aus freien Stücken ihren Weg finden und nicht Opfer meiner eigenen, kaum noch zu beherrschenden Lust werden.

Zumindest jetzt noch nicht.

Aus tiefen Atemzügen schöpfte der weibliche Mönch seine Kraft, prustete, spannte den ganzen Körper an. Ein angenehmes, anregendes Gemisch weiblicher und männlicher Lust erfreute meine Nase. Reine Begierde lag in dem Blick, den ich mit Torvac tauschte.

»Ja«, hauchte ich rasselnd, am Rande meines Verstandes, »nimm sie, sie will es genauso wie ich.« Ich schluckte etwas Wasser, um meinen trockenen Hals zu beruhigen. »Nimm sie, ich spüre, wie es ihr kommt. Und dann nimm mich.« Ein heller Aufschrei kündigte meine Offenbarung an. Ihr rasierter Schädel auf meiner Schulter sackte nach hinten, halb im Wasser liegend. Der Körper bog sich durch, Muskeln zitterten unkontrolliert. Zwei, drei Mal warf sie sich von einer Seite zur anderen, von kräftigen Händen gehalten, und erschlaffte dann.

Sofort zog sich der Hüne aus dem gemarterten Frauenkörper hinaus, legte ihn sanft zur Seite über den Rand, so dass er nicht untertauchte, und kam auf mich zu.

Mein Mund, immer noch knapp über der Wasseroberfläche, begrüßte die feucht schimmernde Eichel. Ich schmeckte beider Lust an der heißen Haut, leckte alles ab. Torvac zog mich hoch. Schwer und kühl legte sich mein langes, nasses Haar an meinen Körper. Mit einer Pranke schob er dicke Haarsträhnen zur Seite und beugte sich zu mir hinab. Auf Zehenspitzen schob ich mich ihm entgegen, berührte mit der Nase seine kühle Schnauze, öffnete leicht den Mund und hauchte ihm entgegen.

»Nimm mich jetzt, Torvac! Ich halte es nicht mehr aus. Fick mich so richtig durch!« Um meine Worte zu verstärken, kneteten meine Hände den dicken Stab, der erwartungsvoll gegen meinen Bauch stieß.

Kurz trafen sich unsere Lippen. Sein Maul war viel größer als mein Mund. Um diesen Unterschied auszugleichen, rieb ich mit meinen Lippen entlang seiner Unterlippe und strich sanft mit der Zunge darüber. Sinnlich hatte ich die Augen geschlossen und spürte seine Zungenspitze an meiner Nase. Sofort hob ich den Kopf ein Stück weiter an und schnappte nach ihr, rieb meine Zungenspitze an der seinen.

Wir konnten nicht mehr voneinander lassen. Ein Grunzen beendete den zärtlichen Kuss. Mühelos hob er mich an der Hüfte hoch, drehte mich herum, packte mich am Nacken und stützte mich mit einer Hand am sanft gerundeten Bauch, kurz unter meinem Bauchnabel. Wenn er gewollt hätte, wäre mein Genick wie ein dünner Ast gebrochen. Ich war ihm völlig ausgeliefert. Voller aufgestauter Wollust stöhnte ich auf.

Zuerst prallte sein Schwanz gegen mein Gesäß, rutschte ab und zwischen meinen Pobacken hinauf. Ein Zittern lief durch meinen Körper. War ich schon so nahe an einem Orgasmus? »Ja!«, seufzte ich. »Steck deinen heißen Schwanz endlich in mich rein!« Meine Worte spornten ihn an.

Wie eine Feder hob er mich in einen leichten Bogen an und setzte mich von oben auf sein aufgerichtetes Geschlecht hinab. Nur kurz drückte seine Spitze knapp oberhalb meiner harten Klitoris gegen den haarlosen Schamhügel und wanderte dann zielstrebig zum Scheideneingang. Ich fröstelte, so sehr zitterte mein Körper. Lust. Aufregung. Freude. Meine Gedanken konzentrierten sich vollkommen auf diese eine Berührung seines Körpers, das Verlangen, ihn aufzunehmen, zu umschließen. Mein Herzschlag stockte, ich hielt den Atem an. Nichts sollte das Gefühl, geweitet zu werden, stören. Auch meine Augen hatte ich geschlossen. Dennoch sah ich ganz deutlich, wie sich meine Schamlippen weiteten, die gebräunte Haut und das dunkel geschwollene Fleisch zur Seite geschoben wurden, sich mächtig und unaufhaltsam ein breiter, schwarzer Schaft seinen Weg in mich hinein bahnte, um feucht glänzend wieder aus mir zu gleiten.

An meinen konzentrierten Zuckungen musste Torvac erkannt haben, wie sehr ich die Penetration genoss. Er zog sich ganz aus mir heraus und wiederholte sein Eindringen von Anfang an. Ich kannte nur noch meinen Schoß und die hinein drängenden Bewegungen, jauchzte dabei innerlich auf und merkte erst später, wie inbrünstig ich bereits stöhnte und um mehr bettelte.

Und er gab mir mehr.

Kraftvoll kamen seine Stöße. Meine Schläfen pochten schmerzhaft. Schnell verstand ich, was Moi’ra den Atem genommen hatte. Er war einfach gewaltig, unbeschreiblich, einzigartig, seiner enormen Körpergröße angemessen. Noch während mein Körper vom ersten durch ihn bereiteten Orgasmus geschüttelt wurde, beschloss mein noch verbliebener Verstand, ihn zu meinem persönlichen Beschützer zu machen und mich niemals seiner schier unstillbaren Lust zu entsagen.

Meine Hüften drückten gegen Holz. Stoßend hatte mich der Minotaurus durch das ganze Becken getrieben. Wimmernd lehnte ich mich an ihn zurück, denn er brauchte mich nicht mehr festhalten, das besorgte unser vereintes Fleisch. Seine Stöße sorgten für ein Auf und Ab meines Körpers, dabei massierten beide Pranken meine üppigen Brüste und rieben die Brustwarzen bis ich glaubte, sie würden jeden Moment zerplatzen. Auch Torvac schien meine körperliche Reaktion sehr zu gefallen.

»Willst du mich spüren?« Sein tiefer Bass vibrierte durch meinen Körper, mischte sich in dem Beben seiner Stöße.

»Ja! Jah!«, raunte ich heiser. »Füll mich!«

Grunzend packte er meine Brüste fester. Mir war, als drängte er noch vehementer in mich. Ich schrie. Meine Lungen füllten sich mehr und mehr mit seinem intensiv nach Moschus riechenden Körpergeruch. Ein roter Schleier nahm mir die Sicht. In meinen Ohren rauschte ein Ozean im Sturm der Gezeiten. Eine glühende Stange in mir schwoll weiter an, presste mich auseinander, zerriss mich genau zwischen den Beinen. Blutgeschmack füllte meinen Mund. Ich hatte auf meine Lippe gebissen. Kein Schmerz drang noch an mich heran, nur noch Lust. Soll er mich doch zerreißen.

Entrückt jeglicher Realität geriet mein Bewusstsein in einen Sturm. Ein Gewitter tobte direkt über meinem Kopf. Geblendet von einem Blitz waberten rote Punkte vor meinen Augen. Der folgende Donnerschlag betäubte mich. Ein zweiter Blitz traf mich direkt am Schädel, drang in die rechte Schläfe ein und zog sich mein Rückgrat entlang, entlud seine Spannungen in wilden Zuckungen, durchtrennte mich, verzehrte mich und entfachte eine Feuersbrunst zwischen meinen Lenden, die sich beständig im ganzen Körper ausbreitete. Ich war verloren, brannte lichterloh. Der nächste Donnerschlag raubte meine letzten Sinne. Ich fiel in die Dunkelheit.

Wärme hüllte mich ein, barg mich im Schoß der Natur. Schwebend trieb ich durch die Dunkelheit, sah die ersten Sterne am Firmament aufblühen. Ruhe und Geborgenheit beruhigten meinen schnellen Puls. Langsam färbte sich der Himmel violett, verdrängte das silberne Sternenlicht. Über die ganze Breite des Horizonts dämmerte rot glühend das Feuer der Sonne, Bote eines neuen Tages. Ich blinzelte, wollte schützend eine Hand vor die Augen nehmen, doch meine Muskeln versagten den Dienst, fühlten sich müde und taub an. Mit der Dämmerung kam die Flut, ein sanftes Plätschern, Wasser an seichte Buchten gespült. Tiefe Atemzüge halfen mir, das Bewusstsein zu befreien, die Betäubung abzuschütteln.

Ich riss die Augen auf.

Kein Morgen dämmerte, im Gegenteil, die Nacht musste hereingebrochen sein. Fackellicht hatte mir eine nicht aufgehende Sonne vorgegaukelt. Ich lag im abgekühlten Wasser an eine heiße, muskulöse und stark behaarte Brust gelehnt. Ein großer, kräftiger Arm hielt mich um die Hüften fest. Zu meiner Linken lag Moi’ra, ihr Kopf ruhte an eine der breiten Schultern. Torvac döste und hatte seine Bezahlung fest im Griff. In mir brannte immer noch das Feuer seiner frisch gepflanzten Lebenskraft. Ich drückte seine Hand.

»Das Wasser ist kühl geworden, wir sollten einen wärmeren Ort aufsuchen. Du hast doch sicher ein Bett, das für uns drei reicht, oder?« Meine Stimme kam schnurrend, den letzten Satz unterstützte ich, indem meine Nase an seinem dichten Fell rieb.

Seine riesige Hand streichelte meine feuchten Haare. Er brummte zustimmend.

»Wir sollten gehen. Kommt mit.«

»Hebst du mich aus dem Wasser?« Ich wollte seine Nähe, brauchte sie wie die Luft zum Atmen.

Als wäre ich eine Feder, fasste er mich sanft an der Taille und ich stand außerhalb des Beckens. Wasser tropfte an mir hinab. Ich nahm ein bereit liegendes Handtuch und trocknete mich ab. Unsere Kleidung lag gesäubert auf einer breiten Holzbank. Schnell schlüpfte ich in die Lederhose, zog die Stiefel an und band mir den Brusthalter um. Im Gehen nutzte ich mein Haarband und flocht es in die Haare zu einem dicken Zopf, der mit leichtem Schwung meinen Rücken hinab fiel.

Erfrischt verließen wir das Badehaus. An vereinzelten Stellen erhellten Laternen die Gassen, der überwiegende Bereich blieb jedoch in Dunkelheit gehüllt. Meine dämonischen Augen durchdrangen die Schwärze. Graue Schatten und helle Konturen zeigten mir das rege Treiben jener, die im Dunkeln wandelten. Von allen Seiten drangen Gesprächsfetzen sowie Laute der Musik und des Frohsinns an mein Ohr, alles vermischt mit Zank und Streit. Das geschäftige Nachtleben machte mich munter. Nur die Vorfreude auf die Nacht mit Torvac hielt mich davon ab, mich ins Getümmel zu stürzen und das Stadtleben auszukosten. So viele Sterbliche. So viele Empfindungen.

Niemand wagte sich an uns heran oder rief eine schmutzige Bemerkung. Von unserem Wächter überragt verbarg jeder seine interessierten Blicke. Ich wollte gesehen werden und empfand es als angenehm, unbehelligt durch die Gassen zu wandern. Meist waren es dreckige, zerlumpte oder stinkende Männer, die einer Frau ohne ihre Zustimmung zu nahe kamen. Sie hatten nichts mehr zu verlieren oder waren so verblendet und eingebildet, dass sie die wahre Kunst der Verführung nicht kannten. Für ihre Lebensenergie hatte selbst ich nichts übrig, außer meinen Krallen, um sie aufzuschlitzen. Bei diesen Gedanken ging ein Frösteln durch meinen Rücken. Ich besaß meinen Stolz und hatte es nicht nötig, mich unter Wert zu verkaufen. Zugegeben, vielleicht war mein Stolz etwas größer als bei anderen, aber im Moment fühlte ich mich sehr wertvoll an der Seite des riesigen Anführers der Stadtwache.

»Alles ruhig heute Nacht?« Die Frage unterbrach meine Gedankengänge und ich sah zu einem von zwei Wächtern am Höhleneingang des Quartiers der Stadtwachen auf.

»Alles ruhig, Leutnant. Selec und Tabahac mussten einen kleinen Streit schlichten, der drohte, sich auf die ganze Straße auszubreiten. Sie räumen gerade die vier Erschlagenen auf.«

»Vielleicht kommt ja heute ein wenig Stimmung in die Stadt. Aber das werdet ihr sicherlich auch ohne mich schaffen. Stört mich nur, wenn es absolut notwendig ist, verstanden?«

Ein süffisantes Lächeln begleitete seinen Befehl und wurde mit einem breiten Grinsen und dem Blick an uns Frauen hinab beantwortet.

»Ja, natürlich, eine angenehme Nacht, Leutnant.« Sie nahmen Haltung an und wir schritten vorbei.

Ohne einen mir ersichtlichen Umweg gingen wir direkt zu seiner Unterkunft. Wie ich schon gedacht hatte, führte der Durchgang im ersten Raum zu einer Schlafstätte, die von einem sehr breiten, niedrigen Bett nahezu ausgefüllt wurde. Sechs Menschen nebeneinander hätten Platz darin gefunden, ohne sich in der Nacht zu stören. Mehrere Lagen Felldecken und von Fell überzogene gepolsterte Kissen verteilten sich auf der Fläche. Zwei Truhen standen an jeder Seite, ein sechsarmiger Kerzenhalter spendete bald warmes Licht. In einem Regal lagen verschiedene Gegenstände, die mir als Trophäen oder Erinnerungsstücke anmuteten.

»Macht es euch bequem.« Torvac deutete auf das Bett und ich wollte mich schon vor Freude quiekend hinein werfen, als er mich zurückzog. »Wartet, das braucht ihr hier nicht«, und mit geschickten Fingern löste er unsere Brusthalterungen, zog uns zu sich heran und knetete mit jeder Hand eine unserer Brüste. Seufzend lehnte ich mich an seine Hüfte, streichelte mit einer Hand längs seiner Schenkelinnenseiten, mit der anderen mich selbst. Zwischen seinen Fingerspitzen schwoll meine Brustwarze an.

»So ist es gut«, flüsterte er.

Auch Moi’ra seufzte ergeben von seiner Kraft. Während er ihr den aus Ketten gewobenen Slip auszog, schleuderte ich meine Stiefel in verschiedene Richtungen, öffnete die Kordeln meiner Hose, beugte mich vor und streifte sie langsam nach unten ab. Mein Zopf fiel auf eine Felldecke. Bevor ich mich wieder aufrichten konnte, gab er uns beiden einen Stoß und wir purzelten auf die weiche Unterlage.

Auf den Knien rutschte er zu uns heran und hatte seinen Lendenschurz zurückgelassen. Ich gab meiner Bettgefährtin mit dem Kopf einen Wink in Richtung des baumelnden Geschlechts. Sie hatte nun keine Eile, gestattete mir den Vortritt und sah nun zu, wie ich meine Küsse auf seinem Bauch verteilte, dabei das schwarze Fleisch mit den Händen knetete. Er legte sich auf die Seite und zog Moi’ra zu sich heran. Mit einer Hand hielt ich seinen anschwellenden Schwanz aufrecht, wanderte mit der Zunge schlagend über den knotigen Schaft und lutschte an der Eichel. Mein lodernder Blick wanderte zu seinem Gesicht und erntete die Begierde in seinen Augen. Bevor ich mich ausgiebig um sein bestes Stück kümmerte, sah ich noch, wie er die Hüften meiner Gefährtin packte, sie über seinen Mund schob und mit der Zunge ihren Schoß leckte.

Immer drängender wurde das Pochen zwischen meinen Schenkeln. Seine Spitze schmeckte bitter. Herber, männlicher Geruch von Lust strömte mir von seinen Hoden entgegen. Mit der Zungenspitze arbeitete ich mich an dem nun aufrecht stehenden Geschlecht entlang und leckte die sämigen Tropfen ab, die aus dem Spalt seiner Eichel quollen. Ich schmeckte seine Triebhaftigkeit heraus, wurde selbst immer verlangender, fordernder. Ich wollte ihn. Jetzt.

Nur kurz löste ich meine Hände von ihm, stütze mich auf seinem Unterleib und setzte meine Füße zu seinen Seiten ab, um mit meinen feuchten Schamlippen der Länge nach seinen dicken Schaft zu reiben und ihn so mit meiner austretenden Lust zu benetzen. Ich richtete mich auf, knetete meine Brüste und stöhnte sanft.

Ohne von Moi’ra abzulassen, schob er meine Knie weiter auseinander, hob mich mit einer Hand an und hielt mit der anderen sein Organ aufrecht, drückte es gegen meinen Kitzler. Ich bewegte meine Hüfte ein wenig vor, platzierte mich direkt über ihn und sank hinab. Einen kurzen Moment lang stieß seine Eichel gegen meine Leiste, wurde von den hervorgetretenen Schamlippen eingefangen und fand meine Scheidenöffnung. Voller Hingabe öffnete ich mich für ihn, stöhnte langgezogen und begleitete so seinen Weg tief in mein Innerstes hinein. Hinter meiner Stirn entstand ein Ziehen, das sich über meinen Rücken bis zum Gesäß zog, angespannt wurde und meinen Rücken durchbog. Ich warf den Kopf nach hinten, ließ meinen Zopf baumeln und stütze mich mit einer Hand auf seinem Oberschenkel ab. Die andere griff in meinen Schritt, fühlte die Feuchtigkeit und Hitze. Mehr als die Hälfte seiner Manneskraft hatte ich bereits aufgenommen. Auf seinen Weg hatte er meine feuchten Lippen mitgenommen. Langsam bewegte ich meine Hüfte vor, hob mich etwas an. Er glitt ein Stück weit aus mir hinaus, zog mein eigenes Fleisch mit sich. In mir aufgestaute Lustsäfte fanden ihren Weg und flossen an ihm hinab, sammelten sich zu Rinnsalen entlang seiner Hoden. Mit gespreizten Fingern hielt ich meine weichen, feuchten Schamlippen fest, seufzte und senkte mein Becken wieder. Immer mehr Feuchtigkeit drang aus mir hinaus, ergoss sich über unsere Körper. Alles war glitschig, was unsere Haut intensiv miteinander verband, die Reibung noch deutlicher, angenehmer und erregender machte. Ich roch meine eigene Lust. In einer flüssigen Bewegung setzte ich mich ganz auf ihn, nutzte das Gewicht meines eigenen Körpers und drückte meine harte Klitoris in sein dichtes Fell, spürte, wie sich seine Hoden gegen meinen Po pressten. Meine Hand brauchte ihn nicht mehr führen, alles war feucht genug für den nun anstehenden Ritt. Ich leckte meine Lust von den Fingern. Seine Hände streichelten abwechselnd meine Beine, meine Brüste oder Moi’ras Körper. Meine ganze Konzentration war auf sein Körperteil in mir gerichtet. Ich massierte ihn mit meinen Scheidenmuskeln, pumpte noch mehr Blut in das schon mächtige Stück Männlichkeit. Mein ganzer Körper zitterte, die Spannung in meinem Rücken wuchs unerbittlich an.

Dann stieß er zu. Ich schrie.

Sein erster Stoß hob mich nur ein Stück an. Das gab ihm aber mehr Bewegungsfreiheit. Noch bevor die Schwerkraft mein Becken wieder senkte, kam der nächste, kraftvolle Stoß. Ich schrie noch lauter. Er trieb mich in den Wahnsinn. Meine Schläfen drohten zu explodieren. Mein Rücken zog sich immer weiter zusammen, bis meine Schultern auf seinen Knien lagen. Dadurch änderte sich sein Winkel in mir, drückte die Eichel gegen die vordere Scheidenwand und rieb seine Haut mit stärkerem Druck entlang meines G-Punktes. Mit den Händen griff ich hinaus, suchte Halt, krampfte die Finger vor schmerzhafter Lust zusammen. Dann explodierte ich, warf wild meinen Kopf hin und her und sank dann befriedigt in die Felldecken. Eine Schwere umfing mich. Ich rollte zur Seite und sah zu, wie Torvac das Becken seiner zweiten Verlockung in die richtige Position brachte, ihren Oberkörper in die Kissen drückte und seine tropfende Eichel zwischen die von dunklen Haaren umrahmten rot schimmernden Schamlippen führte.

Er nahm Moi’ra wie mich zuvor, kraftvoll, triebhaft und mitreißend. Sie biss in die Felldecken und hielt sich mit beiden Händen daran fest. Ihr Körper erschauerte periodisch. Nach ungezählten Stößen legte Torvac seinen Stierkopf zurück und brüllte. Sein Gesäß half mit pumpenden Bewegungen, sich in den athletischen Körper zu entleeren.

Ermattet warf sich der Minotaurus auf den Rücken, zog uns an seine Seiten und hielt uns in seinen starken Armen fest an sich gedrückt. Ich schmiegte mich wie ein zufriedenes Kätzchen in seine Umarmung.

Lange Zeit lagen wir nur da, atmeten zufrieden und innerlich ausgeglichen. Mein Interesse an Torvac war geweckt, nur wusste ich nicht viel über ihn. Verspielt widmete ich mich seinen Locken und säuselte verträumt seinen Namen.

»Du bist nicht aus dieser Stadt, nicht wahr?«, flüsterte ich.

Er sah zu mir hinab. Ich warf meinen Zopf auf den Rücken, hob mein Kinn etwas an und drehte mich seitlich auf ihn. Er streichelte meine Wange.

»Nein, ich wurde in den Hügeln von Niveney geboren. Mein Volk lebt dort.«

»Was hat dich dann in die Labyrinthstadt verschlagen?«, wunderte ich mich.

»Hier wachen weitere meiner Art, und ich konnte Erfahrungen sammeln, mir einen Namen machen. Es ist eine ehrenvolle Aufgabe.«

»Du bist der geborene Anführer. Alle gehorchen deinen Befehlen. Was willst du mehr?«

»Eines Tages werde ich der Anführer meiner Rasse sein!« Ein Glitzern stahl sich in seine Augen. »Und jetzt lass mich ruhen, meine Leute werden den finden, den ihr sucht, und ihr bleibt bei mir.«

»Es kann sein«, erwähnte ich noch, »dass noch ein Gefährte zu uns gebracht wird, von dem, der auch uns beide brachte.«

Er schnaufte. »Den kenne ich. Der schleicht sich immer in die Stadt, hat es nicht nötig, sich anzukündigen und hinterlässt nur seinen verfaulten Geruch. Wir werden wissen, wenn er wieder da war.«

Ich sah zu Moi’ra hinüber, die unserem Gespräch lauschte. Sie nickte, als ich weitersprach.

»Ich denke, wir brauchen nicht zur Unterkunft zurück und bleiben einige Tage länger, wenn du möchtest. Wenn uns jemand informiert, sobald ein weiterer Gefährte bei der 'blutigen Axt' einkehrt, brauchen wir uns darüber keine Gedanken machen. Es war richtig, zu dir zu gehen.« Er brummte zustimmend, schloss die Augen und nickte ein. Lächelnd folgte ich ihm in den Schlaf.

Noch in dieser Nacht ging unser Treiben weiter. Mit seiner großen Ausdauer rang er uns alles ab und forderte mein ganzes Können heraus. Meine Begleiterin war völlig erschöpft, und so vereinigte ich mich über eine Stunde allein mit ihm, bis wir fast in unserem Schweiß ertranken. Es war wundervoll. Vorsichtig kostete ich während eines Höhepunktes seine Lebensenergie, den wahren Geschmack seiner Lust. Reine Kraft und Männlichkeit, süffig, animalisch. Ich hatte meinen ausdauernden Liebhaber für die Zukunft gefunden, einer der fähig war, meinen nahezu unstillbaren Durst der Lust zu löschen. Und er hatte Gefallen an mir gefunden, zeigte es mit seinen Berührungen, dem Glanz in seinen Augen. Mit jedem Akt wurden wir vertrauter, brauchten keine Worte, nahmen und gaben alles, was unsere Körper vermochten.

Mit der zweiten Nacht wurde unser Preis eingelöst. Ich hatte kein Verlangen, in unsere spärliche Unterkunft zurückzugehen und blieb bei Torvac. Meine Begleiterin wollte auch nicht gehen. Torvac grinste nur bei unserer Entscheidung.

Am folgenden Tag berichteten die Wächter, ein Reiter sei vom Norden in die Stadt gekommen. Ob Zufall oder nicht, er befand sich im Gasthaus zur blutigen Axt. Ich reckte meine von den vergangenen Nächten angespannten Muskeln, griff zur Hose und kroch unter den Felldecken hervor.

»Dann wollen wir uns diesen Boten mal ansehen.« Moi’ra nickte zustimmend und legte sich den Brusthalter aus Ketten an. Ich prüfte meinen Dolch und steckte ihn in eine kleine Gürtelscheide. Die Hose lag auf meinen Hüften an und ermöglichte mir so, meine Waffe schnell zu ziehen. Mit einem prüfenden Blick auf meine langen Fingernägel vergewisserte ich mich, dass sie perfekt geformt waren. Wir konnten gehen.

»Soll ich mitkommen?«, brummte Torvac.

»Ich wäre sehr beruhigt, wenn ich weiß, dass du in der Nähe bist.« Mein unschuldiger, hilfsbedürftiger Blick verstärkte seine Beschützerinstinkte.

Eine leichte Aufregung sammelte sich in meinem Bauch, je näher wir der Taverne kamen. Außen neben dem Eingang war eine hohe Apfelschimmelstute festgemacht. Sie trug noch den Sattel, an ihren Flanken glänzte deutlich das verschwitzte Fell. Ein anstrengender Ritt lag hinter ihr.

Nur wenige Gäste hatten am frühen Nachmittag den Weg ins Gasthaus gefunden. Allein an einem der Tische saß der schmächtige Mann. Er trug einen weiten Umhang, seine Arme und Hände waren von dunklen Tuchbandagen eingewickelt. Ein Kopftuch verbarg seine Haare. Er widmete sich einem Glas Wasser, eine Karaffe stand bereit, seinen Durst zu stillen.

Ohne Umschweife traten wir ein und schritten zielstrebig auf ihn zu. Er hob seinen Kopf. Ich sah seine Schultern sich lockern, bereit, Schwung zu holen und den Tisch zwischen uns und seinem Körper zu bringen.

»Ihr kommt aus Talorn und habt etwas für uns.« In solchen Momenten schätzte ich meine Begleiterin für ihre direkte Art. Viele Worte waren hier nur Verschwendung.

»Für euch?« Er zog seine Nase hoch und wischte mit seinem Ärmel darüber. Seine abfällige Geste missfiel mir. Ich beugte mich vor, trommelte mit den Fingernägeln auf das Holz und ignorierte die Blicke der anderen Gäste.

»Ja, wir wollen es haben. Gebt es uns, dann passiert Euch nichts.« Ich wusste, er würde meine Drohung ignorieren, aber ich liebte dieses Spiel.

»Mir wird nichts passieren, wenn ich meine Lieferung zum richtigen Bestimmungsort bringe.« Er redete zu viel.

»Aha«, knüpfte ich mit hochgezogener Augenbraue an, »dann habt Ihr tatsächlich etwas dabei. Wem sollt Ihr es geben?«

»Das möchtest du jetzt wirklich gerne wissen, was?« Er lachte dreckig. Mein zorniger Blick belustigte ihn. »Verschwindet wieder!« Seine Hände unterstützten die Forderung. »Kümmert euch wieder um den Abwasch, macht die Wäsche oder wofür ihr sonst zu gebrauchen seid. Ich will nicht länger gestört werden.« Ein Blick zur Seite bestätigte das Ende der Unterhaltung.

»Pack ihn, dann können wir ihn durchsuchen«, erklärte ich an Moi’ra gewandt.

Aus den verschlungenen Falten seines Umhanges blitzten zwei Dolche auf. Kampflos wollte sich der Bote nicht ergeben. Noch während ich einen Schritt zurück ging, griff Moi’ra mit ihren Ketten an.

Ein Stuhl kippte zur Seite, die Klingen wirbelten herum und leiteten Kettenglieder ab. Metall traf auf Metall, Funken sprühten und schnell wurde mir klar, dass meine Begleiterin trotz ihrer Vertrautheit mit den Ketten nicht lange den surrenden Dolchen standhielt. Schon bohrte sich ein Dolch in die Schulter meiner Gefährtin, Blut spritzte in einem weiten Bogen und benetzte meine Hose. Wütend sah ich auf den Fleck.

Moi’ra ignorierte die offensichtlich schmerzende Wunde und kontrollierte die Kettenenden, als wären sie nichts anderes als ihre verlängerten Fäuste.

Tastend wagte sich mein Geist vor, verband sich unsichtbar mit dem Willen des Boten. Wie ein Stromschlag sandte ich eine kleine Energiewelle durch sein Gehirn und verwirrte ihn für eine kurze Zeit. Es war nur eine kleine Hilfe, denn schon stach er wieder zu und ritzte entlang der trainierten Hüfte des weiblichen Mönchs die Haut auf. Sie schwankte kurz, drosch dann weiter mit den Ketten auf den hin und her tänzelnden Boten ein.

Aus den Augenwinkeln beobachtete ich, wie sich ihre Wunde langsam wieder regenerierte. Mein Geist arbeitete weiter, knüpfte an der nächsten Handlung unseres Gegners an und zerstreute sie in die Ewigkeit der Gedankengänge. Wütend musste ich dennoch zusehen, wie die Schneiden sich erneut in Moi’ras Körper bohrten. Sie heilte nicht schnell genug, war zu sehr angeschlagen und taumelte.

Es war noch nicht an der Zeit, meine wahre Gestalt zu zeigen. Und wir hatten Zuschauer. Mit einer Handdrehung verbarg ich, wie mein Geist eine kleine Flamme formte, sie über meinen Zeigefinger züngelte und durch ein Schnippen auf den Boten schleuderte.

Hinter mir donnerten die Hufe des Minotauren heran. Bis er zu Hilfe eilte, nahm ich zwei Stiche des Boten in meine Beine hin und schrie schmerzhaft auf. Zu meinem Glück waren die Klingen nicht stark genug verzaubert, um meine außerweltlichen Heilungskräfte zu umgehen. Von dem Treffer blieb nur das Loch in meiner Hose, umrahmt von getrocknetem Blut. Jetzt war ich wirklich wütend.

Von einem Axthieb getroffen stolperte mein Peiniger einige Schritte zurück. Blut tropfte aus einer langen, klaffenden Wunde an seiner Seite auf den Holzboden. Die geschundene Zeit reichte, damit sich Moi’ra erholte, geschickt in den Stand sprang und einen wahren Sturm von Schlägen mit den Ketten ausführte. Benommen ging der Mann zu Boden. Seine beiden Klingen klapperten auf den steinigen Grund. Ich nahm sie an mich und stach, aus Zorn und um sicherzugehen, damit in seinen Hals, durchtrennte die Schlagader. Freudig beobachtete ich die Blutfontäne und das letzte Zucken der Nerven.

Beide Dolche lagen gut in der Hand und glitten in die Haut wie Butter. Es waren eindeutig Meisterarbeiten, leicht verzaubert, um ihre Wirkung zu erhöhen und gegen Witterungseinflüsse zu schützen. Grund genug für mich, sie zu behalten.

Gemeinsam durchsuchten wir seine Ausrüstung. Er hatte eine Ledermappe bei sich, dort fanden sich aber keine nützlichen Dinge und es gab keinen Hinweis, wem er seine Aufwartung machen wollte, noch etwas Wertvolles. Einige Silbermünzen und vier Goldmünzen fanden ihren Weg in unsere Beutel.

Wütend angesichts der geringen Ausbeute schlitze ich dem drahtigen Mann den Bauch mitsamt Kehle auf. Eine große Blutlache bedeckte jetzt den Boden.

»Hey, jetzt ist mal gut, wer soll das alles wieder saubermachen?«, schrie der kleinwüchsige Wirt erbost. Mit meiner erhobenen Hand gebot ich ihm zu schweigen.

Im Magen erkannte ich etwas kleines, metallisches, das wie ein kleines Ei geformt war. Verwundert beförderte ich es mit den Dolchspitzen heraus und wischte die Schneiden am Umhang der Leiche ab. Eine feine Naht trennte den Gegenstand in zwei Teile. Vorsichtig zog ich die Hälften auseinander und fand ein zusammengefaltetes Stück Papier. Darauf befand sich eine Skizze. Ich reichte meinen Fund den beiden anderen. Torvac rümpfte seine Nase und stampfte aus dem Gasthaus, um die Zeichnung bei Tageslicht zu begutachten. Wir folgten ihm neugierig.

»Könnte eine Wegbeschreibung in den Süden sein, wenn das hier«, er deutete auf eine Stelle der Skizze, »die Labyrinthstadt ist und hier«, er zeigte zum Ende der Skizze, »die Gebirgsausläufer der Schattenzinnen angedeutet sind, dann führt dieser Weg in die Narbenlande.«

»Narbenlande?«, erwähnte ich. »Davon habe ich gehört. Es ist eine Wüste, nicht wahr?«

»Ja«, grummelte er, »schon seit vielen Jahrhunderten. Ein großer Krieg fand dort statt. Eine unwirtliche Gegend.« Verkniffen sah der Minotaurus zum angebundenen Pferd.

»Wartet«, brummte er, wirbelte seine Axt und verkürzte mit wenigen Schritten seinen Abstand zu dem Tier. Drei mächtige Hiebe reichten und Torvac wühlte in dem Kadaver.

»Da ist eine Prägung auf den Hufeisen«, sagte Moi’ra und beugte sich über ein Vorderbein. »Die geflügelte Sonne von Ustan, wenn ich mich recht entsinne. Die Hauptstadt von Talor. Mein Vater erwähnte, der Bote würde aus Talor anreisen.«

»Aber was hat er mit sich geführt? Torvac?«

Die blutverschmierten Hände des Minotauren hatten den Leib ausgeweidet, ohne fündig zu werden. Torvac stand nun hinter der Apfelschimmelstute. Widerwillig rümpfte er seine Schnauze, hob den Schweif an und griff in den After hinein. Seine Ahnung wurde bald belohnt und brachte einen pyramidenförmigen Kristall zu Tage. Erste Lichtstrahlen brachen sich in dem noch verdreckten Prisma. Am Umhang des Getöteten wischte er seinen Fund sauber und hielt ihn hoch.

Fasziniert sahen wir dem Farbenspiel zu und rätselten, um was es sich bei dem Gegenstand handeln könnte. Wir äußerten zahlreiche Vermutungen, doch da sie keiner bestätigen oder ihnen widersprechen konnte, zuckte ich nur die Achseln. »So etwas habe ich noch nie gesehen.«

»So etwas wurde auch lange nicht mehr gesehen!«, erweiterte eine weiche, helle Stimme mein Unwissen. Unsere Köpfe ruckten in die Richtung der Sprecherin.

Von einem dunklen Umhang weitgehend verborgen lugte helles, im Licht der Sonne goldgelb strahlendes Haar unter einer Kapuze hervor. Einen Kopf kürzer als ich deuteten schon ihre wenigen Schritte auf uns zu anmutige, geschmeidige Bewegungen an. Von junger, blühender Weiblichkeit geprägt lächelte ihre Schönheit uns entgegen. Strahlend helle, von sattem Blau getränkte Augen blitzten raubtierhaft unter fein geschwungenen Augenbrauen hervor und bedachten uns mit amüsierter Freude.

»Verzeiht, dass ich eurem Gespräch gelauscht habe, aber es war ja auch nicht zu überhören. Ich bin Laana, eine Kundige dieser Stadt, und habe Informationen, die euch weiterhelfen können. Darf ich …?« Ihre nach oben geöffnete Hand war in Richtung des Kristalls gerichtet. Ihre helle, weiche Haut und die langen, schlanken Finger fesselten meinen Blick und verbanden sich mit Gedanken, welch Zärtlichkeit sie wohl schenken konnten.

Torvac legte den pyramidenförmigen Kristall in ihre Hand, bereit, sie bei den ersten Anzeichen eines Diebstahls abzuschlagen. Sie drehte das Prisma leicht, wog es und gab es zurück.

»Ich bin mir sicher, dass es sich bei dem Kristall um einen Energiestein handelt, der die Kontrolle über gigantische Golemkonstruktionen ermöglicht. Demzufolge ist die Vermutung, die Skizze zeige einen Weg in die Narbenlande, richtig, wenn es nicht sogar eine Wegbeschreibung zu dem Ort ist, wo der Kristall Verwendung finden könnte.« Sie sah uns nacheinander an. »Ich war schon einmal dort, in den Narbenlanden.« Gewichtig stellte sie die Bemerkung in den Raum.

»Eine Reise steht nicht an.« Moi’ra analysierte die Situation nüchtern. »Und ich sehe auch nicht ein, jemanden mitzunehmen, der sich geradezu aufdrängt.«

Laana fing meinen sie musternden Blick auf. Ein verschwörerisches Lächeln huschte über ihre Lippen, brannte in meinem Kopf, erzeugte Fragen. Sie schob eine Strähne unter die Kapuze. Dabei kam ihr Arm weit genug aus den Ärmeln hervor, um ihre von silbernen, verschlungenen Verzierungen überzogenen Armschienen zu erkennen. Sie setzte zur Antwort an, wurde aber vom fauligen Gestank und den knorrigen Lauten des Salmagur unterbrochen. Mein verabscheuter Auftraggeber war also wieder zurückgekehrt.

»Gemeinsam sollt ihr reisen!« Deutlicher Unmut mischte sich in seine Worte. »Das Prisma!«, verlangte er und steckte den Kristall wortlos weg. »Es nützt mir nichts, wenn ihr umherirrt, also nehmt die Kundige mit! Um sicher zu gehen, habe ich noch einen Frischling mitgebracht. Bleibt zusammen und sorgt dafür, dass ihr den richtigen Ort findet. Hier!« Er warf aus dem Nichts dem weiblichen Mönch einen armlangen Stab zu. »Komm her, ich zeige dir, was du am Bestimmungsort damit machst.« Herrisch winkte er sie zu sich hin und schob gleichzeitig den mitgebrachten Streiter vor.

»Hallo, ich bin Crish«, stellte ich mich vor und musterte den Neuling dabei.

»Ich bin Wogar, vom Stamm der Durak!« Dunkel und rau war seine Stimme, das Bergvolk der Orks, eindeutig und unverwechselbar in ihrem Klang.

An seiner hoch aufragenden Gestalt war das vor mir stehende Halbblut deutlich erkennbar. Wogar war ein stattlicher Halbork. In seinen gelbroten Augen brannte ein Feuer, das Grund genug für mich war, ihm einen zweiten Blick zu schenken. Sein Fell ähnelte dunklem, fast schwarzem Rost. Angesichts der rötlichen Tönung stutze ich erneut. Ein letzter Hinweis waren einzelne, feine Schuppen, die seine Haarlosen Körperstellen bedeckten. Rote Schuppen und Muskeln, deren dicke Stränge über das Maß selbst eines Orkchampions hinausgingen. Ein Drache musste das Blut veredelt haben, ein roter Drache, um genau zu sein. Lüstern klopfte ich mit meiner Zunge gegen meine Zähne, ohne nach außen hin mein eindeutiges Interesse zu zeigen. Wenn seine Statur überall harmonisch war, kam mir der Gedanke, entwickelte sich das Abenteuer zu einem rauschenden Fest meiner Sinne. Meine Stimmung hob sich. Landrus Gestank hatte ich vergessen.

Während ich ihn betrachtete, stellten sich die anderen vor. Landru hatte Moi’ra einige arkane Schriftzüge lernen lassen. Seine letzten Worte richteten sich mit gehobener Stimme wieder an uns alle.

»… sobald die Markierung gesetzt ist, werde ich wieder zu euch stoßen. Ihr sollt bald aufbrechen. Rüstet euch hier noch mit allem Notwendigen aus.«

Trockene Augäpfel stierten uns an, abfällig, der Mühe nicht wert. Angewidert zog er einen kleinen Beutel aus seiner zerschlissenen Robe und warf ihn vor uns in den Dreck.

»Da, eine kleine Investition in die Mission. Verschwendet sie nicht!«

Noch bevor ich wieder zu ihm aufsah, wehte Staub an der Stelle hoch, wo er stand. Er war fort.

»Wird er uns nicht begleiten?« Meine hoffnungsvolle Frage war an alle gerichtet.

»Ich denke nicht«, antwortete Moi’ra. »Wenn wir am Zielort sind, wird er sich dorthin teleportieren. Dafür hat er mir gezeigt, wie ich die Markierung setzen soll. Irgendwie ist das arkane Gefüge in den Narbenlanden gestört, sonst bräuchte er uns wohl nicht, um den Ort zu erreichen.«

»So ist es. Jetzt lasst uns sehen, was er für euch dagelassen hat, damit wir richtig ausgestattet sind.« Laana hatte nicht vor, noch länger vor der Taverne herumzustehen.

Für einen Nahkampf war ich so gut wie gar nicht ausgerüstet, abgesehen von meiner Möglichkeit, mit Klauen zu kämpfen. Von dem verfügbaren Geld bekam ich eine dunkle, stark taillierte Lederrüstung und suchte mir selbst eine Streitaxt aus. Decken, Seile, Wasserflaschen und Proviant waren unbedingt notwendig. Es reichte noch für drei Zelte.

Zusammen mit Moi’ra verbrachte ich dann die vorerst letzte Nacht in den Unterkünften der Minotaurenwachen.

Krisheena - Tor zum Abyss

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