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3.

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Das Geräusch schlich sich in den dünnen Traum hinein, nistete sich dort ein und lief für eine unbestimmte Zeit mit. Dann war abrupt Schluss.

Lars wurde wach. Das Telefon. Es klang so anders als Zuhause oder im Büro. Das Telefon zuhause hatte diese angenehm aufsteigende und abnehmende Melodie: Hallohooo, ist jemand dahaaa? Das Klingeln im Büro war ein penetrantes Schrillen: Nimm! Sofort! Ab! Dieses Klingeln hingegen war ein dezentes Schnarren, das zu sagen schien: Tut mir ehrlich leid, dass ich störe, aber es ist nun mal mein Job.

Lars musste sich kurz orientieren, dann wusste er wieder, dass er in diesem privat geführten Hotel am Stadtrand von Düsseldorf war. Wie lange klingelte das Telefon bereits? Und wo stand es noch gleich? Nach kurzem Tasten hatte er den Hörer in der Hand.

»Ja?« Eine Stimme wie aus der Gruft.

»Guten Morgen, Herr Benthien. Hier spricht Karla von der Rezeption. Es ist sieben Uhr. Sie wollten um diese Uhrzeit geweckt werden.«

Lars grummelte. »Sagten Sie, Ihr Name ist Karla?«

»Ja, richtig.«

»Karla, welches Jahr haben wir?«

»2013.«

»Okay. Und ist heute der erste April?«

»Nein, der fünfzehnte Dezember.«

»Hm. Also ist Ihr Anruf kein übler Aprilscherz und es ist wirklich an der Zeit, aufzustehen und die Welt zu erobern?«

»Für die ganze Welt könnte es möglicherweise nicht ganz reichen, aber Sie werden sicherlich einen erfolgreichen Tag haben.«

»Erfolg kann ich heute tatsächlich gut gebrauchen. Danke für den Weckruf, Karla.«

»Sehr gerne.«

Ein kurzes Knacken, gefolgt von einem durchgehenden Summen. Karla von der Rezeption hatte aufgelegt.

Lars schlug die Augen auf, doch in dem Zimmer war es stockdunkel. Was das Tageslicht betrifft, war sieben Uhr am fünfzehnten Dezember mitten in der Nacht, zudem lag das Zimmer zum Hinterhof raus. In einem geschlossenen Sarg war es kaum dunkler.

Lars spielte kurz mit dem Gedanken, zu Hause anzurufen, doch er verwarf die Überlegung. Es war zu früh, Melanie sollte endlich mal länger schlafen. Die vergangenen zwei Monate waren für sie anstrengend genug gewesen, sie hatte sich alleine um alles kümmern müssen.

Während der zurückliegenden sieben Wochen hatte Lars sich zwei freie Sonntage gegönnt, ansonsten hatte er jeden Tag gearbeitet, mitunter bis in den späten Abend hinein. Er war Inhaber eines Planungsbüros für Erneuerbare Energien mit dem Schwerpunkt Photovoltaik. Mit mehreren festen und einigen freien Mitarbeitern projektierte er mittlere bis große Anlagen zur direkten Umwandlung der Sonnenenergie in elektrischen Strom. Das Projekt, für das er nun hier in Düsseldorf war, war die Photovoltaik-Lösung für eine Unternehmensgruppe mit Standorten in Deutschland und im benachbarten Ausland. Heute musste er in der Düsseldorfer Unternehmenszentrale das Projekt präsentieren. Wenn alles glatt lief, dürfte er seinen bislang größten Auftrag so gut wie in der Tasche haben.

Als Lars sich vor rund drei Monaten dem Vorstand der Unternehmensgruppe vorgestellt hatte, hatte er zuvor einen Fragebogen ausfüllen müssen, in dem es auch um einige persönliche Angaben ging, die jedoch freiwillig waren. Lars hatte auch diese Fragen wahrheitsgetreu beantwortet, denn erstens hielt er es in Anbetracht des lockenden Auftrags für schlauer, und zweitens hatte er nichts zu verheimlichen. Also gab er wahrheitsgemäß an, dass er vierundvierzig Jahre alt und mit Melanie verheiratet war, die neun Jahre jünger war und mit der er seine knapp fünfjährige Tochter Juliana hatte. Zu dritt lebten sie in einer kleinen Gemeinde in Schleswig-Holstein im Hamburger Speckgürtel.

Als Lars Melanie das erste Mal getroffen hatte, war er bereits seit einigen Jahren von Sonja geschieden gewesen. Sonja und er hatten damals überstürzt geheiratet, keine drei Monate, nachdem sie sich kennengelernt hatten. Doch sie hatten nicht zusammengepasst. Nach dem Scheidungstermin hörten sie nichts mehr voneinander. Mit Melanie hatte Lars es dann langsamer angehen lassen. Erst nachdem sie länger als zwei Jahre zu-sammen waren, hatte er ihr einen Heiratsantrag gemacht. Sie hatte sofort angenommen.

Am Abend vor der Eheschließung starb Lars' Vater. Er saß mit seiner Frau Helga bei einem Glas Rotwein, als sein Herz plötzlich den Dienst quittierte. Lars und Melanie wollten die Hochzeit verschieben, doch seine Mutter bestand darauf, dass alles wie geplant über die Bühne ging.

Nach einer Nacht ohne Schlaf heirateten sie standesamtlich im engsten Kreis. Für den Abend hatten sie die Angehörigen und einige Freunde in ein Restaurant geladen, doch kaum jemandem war zum Feiern zumute. Melanies und Lars' schönster Tag wurde zu einer traurigen Veranstaltung. Die meisten Gäste gingen früh, und Lars betrank sich dermaßen, dass er sich bereits vor Mitternacht nicht mehr auf den Beinen halten konnte.

Knapp ein Jahr später kam Juliana auf die Welt, gesund und hübsch. Melanies und Lars' Welt war perfekt und alles, was sie sich wünschten, war, dass sich daran nichts änderte.

Das erneute Schnarren des Telefons riss Lars aus seinen Gedanken heraus. Er nahm den Anruf entgegen.

»Hier spricht noch mal Karla von der Rezeption. Bitte entschuldigen Sie die Störung, Herr Benthien, ich wollte nur sichergehen, dass Sie nicht wieder einschlafen. Sie klangen vorhin so, als könne das durchaus passieren.«

»Das ist nett von Ihnen, Karla, Ihr Anruf rettet mich tatsächlich.«

Es war geflunkert, doch Lars verspürte das Verlangen, Karla etwas Nettes zu sagen.

Karla wünschte ihm erneut einen schönen Tag und legte auf.

Lars schaltete das Licht ein. Zur Orientierung ließ er den Blick einmal durch den Raum schweifen, dann blickte er auf seine auf dem Nachtschrank liegende Armbanduhr. Er war gut in der Zeit. Mit Schwung stand er auf und ging in das Badezimmer.

Er warf nur einen kurzen Blick in den Spiegel. Lars wusste auch so, was ihn erwartete, nur mit dem Unterschied, dass die bittere Wahrheit jeden Tag eine Nuance härter wurde. Die Fältchen um Augen und Mund wurden länger und tiefer und die Anzahl der grauen Haare nahm zu. Auch wenn Lars' Äußeres sich insgesamt gut gehalten hatte, lagen seine besten Jahre nun mal hinter ihm, selbst wenn Melanie nicht locker ließ zu behaupten, er sehe zunehmend interessanter aus – was in Lars' Ohren ein drittklassiges Synonym für alt war.

Er zog das T-Shirt über den Kopf und ließ es achtlos zu Boden fallen. Dann trat er dicht an den Waschtisch und nahm die Dose Rasierschaum und das Rasiermesser aus der Kulturtasche. Er ließ das Wasser laufen und regulierte die Temperatur, dann wässerte er das Gesicht und den Hals. Anschließend sprühte er Rasierschaum in die rechte Handfläche, stellte die Dose ab und blickte in den Spiegel, um mit der Rasur zu beginnen – als ihn ein plötzlicher Hieb aus Verwunderung und Schrecken traf und fast von den Beinen riss.

Lars blieb die Luft weg.

Was zum Henker ... .

Eine Zeichnung. Sie prangte mitten auf Lars' linkem Oberarm und er sah sie zum ersten Mal – denn bisher war sie nicht da gewesen. Lars riss sich von dem Spiegel los und starrte auf seinen Arm. Türkis. Blau. Rot. Schwarz. Die Farben schienen zu tanzen, sich übereinander zu legen und ständig neue Formen zu bilden. Es war, als blickte Lars direkt in ein Kaleidoskop.

Was – in – aller – Namen – war – das?

Reflexartig strich er mit der rechten Hand über die Farben und schmierte dabei Rasierschaum auf den Arm. Er riss das Handtuch vom Haken und wischte den Schaum ab. Die Farben hörten auf zu tanzen, und nach und nach bildete sich ein Motiv. Mit zusammengekniffenen Augen starrte Lars drauf. Nach mehreren Sekunden begriff er endlich, was er sah.

Es war ein Liebesherz. Ein fingerdicker blutroter Rand, um-schlungen von einem schwarzen Strang spitzer Dornen. In der Mitte des nicht mit Farbe ausgefüllten Herzens standen drei violette einzelne senkrechte Balken.

»Wo kommt das denn her?«, murmelte Lars ungläubig. Er strich über die Farben und betrachtete seine Fingerkuppen, doch die Farben hatten nicht abgefärbt. Hektisch drückte Lars den Handseifenspender, und ein dünnes Band gelbliche, nach Limette riechende Masse fiel auf seine Handfläche. Er verrieb die Seife auf dem Arm, gab Wasser dazu und rieb noch kräftiger. Nichts. Die Zeichnung verwischte nicht und die Farben blieben unverändert kräftig. Lars nahm das Handtuch und rieb damit über den Arm bis die Haut schmerzte, doch außer, dass sie durch die Reibung leicht rot wurde, passierte nichts.

Lars wurde schwindelig. Er setzte sich auf den WC-Sitz, schloss die Augen und mahnte sich zur Ruhe. Es musste der innere Stress sein, vermutlich setzte ihm der Druck der anstehenden Präsentation zu. Er zählte stumm bis Zehn, dann öffnete er die Augen und blickte auf seinen Arm – und sah die Zeichnung. Ohne darüber nachzudenken, spuckte er drauf und rieb über die Farben. Nichts.

»Es geht nicht ab«, sagte er verwundert. »Wieso geht es nicht ab?«

Warum wohl nicht, warum wohl nicht?, fragte eine helle Knabenstimme in Lars' Kopf. Er hatte sie nie zuvor gehört.

»Ich habe keine Ahnung«, murmelte Lars, während sich ein aberwitziger Gedanke durch seinen Kopf schob. Sein Herz schlug bis in den Hals hinein.

Und, Larsi, und? Die Knabenstimme lachte hysterisch.

»Weil ...« – Lars musste kräftig schlucken – »es vielleicht eine Tätowierung ist.« Staunend hörte er seinen Worten hinterher.

Schlaukopf, Schlaukopf!

»Aber wie kann das sein?« Er schüttelte fassungslos den Kopf. »Wie kommt ... eine Tätowierung auf meinen Arm?«

Keine Antwort. Die helle Knabenstimme schwieg.

Etwas war anders. Stimmte nicht. Es war nur ein Gefühl, doch dieses Gefühl war so stark, dass es zur Gewissheit wurde.

Sie trat noch näher an den Spiegel heran und betrachtete ihr Gesicht. Die grünblauen Augen waren wie immer, mit der Ausnahme, dass sie nervös flackerten. Der Mund war wie immer, die Nase auch, und auch darüber hinaus entdeckte sie nichts Ungewöhnliches. Alles schien so zu sein wie immer, doch sie war fest davon überzeugt – nein, sie wusste – dass genau das nicht der Fall war.

Es war nicht wie immer.

Es war komplett anders.

Sie schloss die Augen, hielt den Atem an und horchte in sich hinein. Nichts drückte oder pochte, nichts schmerzte, doch das war nichts weiter als eine falsche Fährte. Irgendwo in ihrem Körper steckte etwas und fraß sich gierig schmatzend voran. Es hatte einen Vorsprung herausgeholt, und möglicherweise war dieser Vorsprung bereits so groß, dass er sich nicht mehr aufholen ließ.

Mit einem Mal verspürte sie blanke Angst. Ohne einen weiteren Gedanken riss sie ihre Pyjama-Bluse auf. Zwei Knöpfe flogen durch das Badezimmer, um gleich darauf mit hellem Pling! Pling! Pling! auf den Fliesen zu tanzen. Sie tastete ihre Brüste ab, doch sie fühlte weder einen Knoten noch etwas anderes, das ungewöhnlich war. Aber das war keine Entwarnung. Wenn dieses tückische Etwas nicht in ihrer Brust steckte, hatte es sich woanders verschanzt.

Feige und hinterhältig.

Die Lymphknoten – was war mit den Lymphknoten? Mit un-ruhigen Händen tastete sie erst hinter, dann unterhalb der Ohren. Nichts. Dann den Nacken und den Hals. Sie strich sich über den Unterkiefer und das Kinn, tastete die Achselhöhlen und die Leistengegend ab, doch sie fühlte nichts, was dort nicht hingehörte. Alles war wie immer – und zugleich war es das nicht. Etwas steckte in ihrem Körper und hatte den Plan geschmiedet, sie zu töten. Schnell oder langsam, gütig oder quälend. Der Tod kannte viele Wege des Näherkommens, doch am Ende hatte seine Fratze immer dieselbe kalte Endgültigkeit.

»Freu' dich nicht zu früh«, zischte sie ihrem Spiegelbild entgegen und zog die Pyjama-Bluse resolut zusammen, ganz so, als stünde jemand vor ihr, der ihren blanken Busen nicht anzustarren habe. Sie spuckte gegen den Spiegel. Trotzig wie ein kleines Kind, dem kein besseres Mittel des Protestes einfiel. Und während sie nur in Slip und Pyjama-Bluse bekleidet dastand und der Speichel das Glas herablief, ratterte in ihrem Kopf das Vaterunser herunter. Ohne ihr Zutun, ohne ihr Wollen. Es geschah einfach so, und sie fragte sich staunend, weshalb. Sie erinnerte sich nicht, jemals aus tiefer Überzeugung gebetet zu haben, und nun betete sie das am meisten verbreitete Gebet des Christentums – oder vielmehr: Es betete in ihr.

Wie ein natürlicher Reflex, dachte sie schaudernd.

Lars stand im Badezimmer und in seinem Kopf herrschte ein heilloses Durcheinander. Wann war das hier endlich vorbei, wann rief Karla an und befreite ihn aus diesem irrsinnigen Traum? Doch er wusste nur allzu genau, dass dies die Wirklich-keit war, auch wenn sie ihm nie unwirklicher vorgekommen war als in diesem Moment.

Die Präsentation, fuhr es ihm durch den Kopf, er musste sich fertigmachen.

Irgendwie gelang es Lars, sich halbwegs aus der Starre zu befreien. Während er sich rasierte, fiel sein Blick immer wieder auf die Zeichnung auf dem Arm, und jedes Mal traute er seinen Augen kaum.

Auch unter der Dusche konnten Wasser und Seife den Farben nichts anhaben. Minutenlang stand Lars unter dem Wasserstrahl, den Kopf gedankenleer gesenkt und die Hände gegen die Wand gedrückt. Als er schließlich aus der Dusche heraustrat, hing die Feuchtigkeit wie ein Schleier in der Luft und der Spiegel war beschlagen. Lars öffnete die Badezimmertür und sah zu dem Bett.

War es möglich, dass ...? Nein, dachte Lars, vollkommen unmöglich. Niemand war während der vergangenen Nacht herein spaziert und hatte ihn seelenruhig tätowiert, während er tief und fest geschlafen hatte. Auf der anderen Seite wusste Lars mit absoluter Sicherheit, dass er die Tätowierung gestern Abend noch nicht gehabt hatte – also musste sie ihm während des Schlafens gestochen worden sein. Und dann war da noch etwas, das nicht passte, und zwar etwas ganz Entscheidendes. Denn obgleich Lars nicht wusste, wie es sich anfühlte, tätowiert zu werden, wusste er eines sehr wohl: Es dauerte einige Tage, bis die von der Tätowiernadel verletzte Haut wieder verheilt war.

Und genau das war der Knackpunkt. Denn die Haut auf Lars' Arm war unversehrt.

Fünfzehn Minuten später saß Lars im Frühstücksraum und starrte vor sich hin. Auf dem Tisch vor ihm stand ein Becher Kaffee. Um ihn herum herrschte gemäßigtes Treiben. Lars hörte das Klappern von Geschirr und Besteck, er vernahm Stimmen und sogar das Umschlagen von Zeitungsseiten, doch das alles schien weit entfernt zu sein.

Ein Mann mit vollbeladenem Frühstücksteller in der Hand stieß ihn beim Vorbeigehen leicht an. Es riss Lars aus den kreisenden Gedanken heraus. Der Mann entschuldigte sich knapp und Lars akzeptierte mit einem kurzen Nicken. Er blickte auf die Uhr. Es wurde Zeit.

Er stand auf und kehrte in das Hotelzimmer zurück. Mit schnellen Griffen stopfte er seine Sachen in die Reisetasche, zog den Mantel über und schnappte sich den Pilotenkoffer mit Trolly, in dem er den Laptop und die Unterlagen für die Präsentation verstaut hatte. Dann atmete er tief durch und sagte vor sich hin: »Lars Benthien, du hast eine wichtige Präsentation vor der Brust und willst diesen Auftrag unbedingt haben. Du und deine Mannschaft, ihr habt dafür geackert wie die Wahnsinnigen, und es geht um eine Menge Kohle. Du fährst da jetzt hin und tütest den Auftrag ein. Keine Gedanken an andere Dinge, du konzentrierst dich nur auf deinen Job, nichts anderes zählt.«

Lars verließ das Zimmer und marschierte zur Rezeption. Er checkte aus, unterschrieb die Kreditkartenabrechnung und bat Karla, ihm ein Taxi zu rufen. Dann setzte er sich auf einen der Sessel im Foyer und wartete.

Während der gesamten Präsentation war Lars vollkommen fokussiert. Es war, als würden ihm alle Antworten auf die gestellten Fragen der sechs Unternehmensvertreter ins Ohr geflüstert. Er war getragen von absoluter Sicherheit, spürte, dass nichts schief gehen, ihn nichts in Verlegenheit oder aus dem Gleichgewicht bringen konnte.

Obgleich für die Präsentation ein ganzer Tag angesetzt worden war, war bereits am späten Mittag Schluss. Lars wusste, dass er auf der ganzen Linie überzeugt hatte, doch er vermied es, es sich anmerken zu lassen. Er überreichte ein detailliertes Leistungs- und Kostenangebot, und ihm wurde gesagt, dass man sich innerhalb der kommenden Woche bei ihm melden würde. Dan verabschiedeten sich die Unternehmensvertreter von Lars und ließen ihn alleine, damit er in Ruhe seine Sachen zusammen-packen konnte.

Kaum war Lars alleine im Raum, setzte er sich auf einen der Konferenzstühle, lockerte die Krawatte und öffnete den obersten Hemdknopf, atmete tief durch. Erst jetzt bemerkte er die Anspannung, die nun von ihm abfiel wie ein schwerer Mantel. Kurz darauf rief er die Website der Fluggesellschaft auf, mit der er fliegen würde. Er buchte seinen Rückflug auf einen früheren Flug um, der in etwas mehr als zwei Stunden abheben sollte.

Anschließend packte er rasch seine Sachen zusammen und bat die Teamassistentin im Empfangssekretariat, ihm ein Taxi zu rufen. Dann ging er zu den Sanitärräumen und schloss sich in einer der WC-Kabinen ein. Er zog das Jackett aus und drückte den Ärmel des weißen Hemdes auf seinen Oberarm.

Die Zeichnung. Sie schimmerte durch den Stoff.

Lars schüttelte den Kopf. Er verstand das alles nicht. Doch er brauchte Antworten – und sein Bauchgefühl sagte ihm, dass er sich damit nicht zu viel Zeit lassen sollte.

Tattoo

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