Читать книгу Ein MORDs-Team - Der komplette Fall Marietta King - Andreas Suchanek - Страница 53

Ein Dienstag, nach der Schule

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Danielle ließ sich in ihren Lieblingssessel fallen. »Was für eine fürchterliche Woche!«, stöhnte sie. »Erst Masons Unfall, dann der Hackerangriff, jetzt der Einbruch … Mannomann!« Ein Ereignis hatte das nächste gejagt.

Mason fasste sich unwillkürlich an seine Kopfverletzung.

»Stimmt, man kommt gar nicht mehr aus den Aufregungen heraus.«

»Gibt's schon was Neues zu dem Fahrer vom Unfallwagen?«, fragte Olivia mit sorgenvoller Miene. Danielle hatte den Eindruck, dass sie sich Vorwürfe machte, nicht darauf geachtet zu haben, wer hinter dem Steuer saß. Auch die anderen Zeugen hatten nur vage Beschreibungen eines jungen Mannes abgeliefert. Irgendjemand hatte sich um den angeblich geschockten Kerl gekümmert, und als die Polizei ihn vernehmen wollte, war er weg. Getürmt. Es gab wilde Gerüchte von Alkohol hinterm Steuer. Vielleicht war er auch abgehauen, weil der Wagen gestohlen war.

Mason tat mal wieder cool, vielleicht wollte er damit seine eigene Angst überspielen. »Nein, noch nichts Neues. Wahrscheinlich hatte er Angst vor mir und ist deshalb getürmt«, witzelte er mit schiefem Grinsen. Er setzte sich zu Olivia aufs Sofa, zog sich einen Hocker heran und legte seine Füße darauf.

»Was macht dein Knöchel?«, warf Danielle ein und blickte auf seinen Fuß. Immerhin hatte er sich den Basketballstiefel schon wieder zugebunden. »Und Randy hat was von blauen Flecken, Prellungen, Blutergüssen und einer angeknacksten Rippe erzählt.«

»Ach, ihr braucht mich nicht mehr fragen«, wehrte er ab, »alles okay so weit. Tut kaum mehr weh.« Das Gelenk war wirklich fast abgeschwollen, man sah nichts mehr. Auch die sichtbaren Prellungen schwanden und die Fäden an seiner Stirn waren auch schon gezogen, er sah schon viel besser aus. »Meine Grandma sagte auch immer, Unkraut vergeht nicht.« Sein Grinsen verschwand jedoch gleich wieder, als er auf Randy blickte, der mit konzentrierter Miene vor dem Rechner saß und gequält aufstöhnte. »Und? Kannst du die Daten alle retten?«

Randy brummte. »Ja, schon. Ist halt super mühsam. Ich spiegle gerade diese Festplatte hier.«

»Sind die Sachen eigentlich versichert?«, wollte Olivia wissen.

»Yep.« Randy nickte. »Also finanziell ist es nicht das Problem.« Seine sorgenvolle Miene verhieß jedoch nichts Gutes.

»Denkst du, sie werden deine Daten knacken können?« Danielle blickte ihn fragend an. Das wäre ja wirklich fatal!

Randy zuckte die Schultern. »Früher oder später kriegt jeder gute Hacker wohl die Daten gecrackt. Ich habe mir wirklich Mühe gegeben, aber garantieren kann ich nichts.« Dann hob er die Mundwinkel. »Wenigstens habe ich zu Hause auf dem Hauptrechner nicht viele unserer Daten über Marietta King gespeichert, immer nur das, was ich aktuell bearbeitet habe.«

»Und wer steckt jetzt hinter dem Einbruch?«, fragte Olivia. »Hat das was mit Thompkins zu tun? Musstet ihr ihn vor der Schule unbedingt provozieren? Ich hab euch doch gesagt, er ist gefährlich.«

Mason fuhr fort. »Das ist einfach so passiert. Was hätten wir denn tun sollen? Vielleicht war es aber auch ein stinknormaler Überfall.«

Vielleicht machten sie sich einfach zu viele Gedanken und waren schon paranoid. Danielle wickelte eine blonde Strähne um ihren Finger. Doch irgendetwas sagte auch ihr, dass da noch mehr dahintersteckte.

Auch Olivia schien etwas Ähnliches zu denken. »Was ist mit der App oder sonst einer deiner Entwicklungen?«, fragte sie, an Randy gewandt.

Der schüttelte den Kopf. »Davon wisst nur ihr. Und Masons Dad. Das glaube ich nicht.«

»Okay, also wohl doch eher Thompkins«, entschied Olivia und stand auf, um sich eine Dr.-Pepper-Cola aus dem Kühlschrank zu holen. »Möchte sonst noch jemand was?«

»Ist da noch ein Butterfinger drin?«

Danielle grinste. Mason konnte einfach nicht denken, ohne was zu essen.

Er fing den Riegel, den Olivia ihm zuwarf, mit einer Hand auf. Raschelnd öffnete er das Papier, zerknüllte es und biss in den Schokoriegel. »Wir sollten also herausfinden, was bei Thompkins in letzter Zeit so abging. Ob er hinter dem Überfall steckt.«

»Alter! Deine Mutter würde wieder sagen, du sollst zuerst den Mund leer machen, bevor du sprichst«, sagte Randy grinsend, worauf Mason die Papierkugel nach ihm warf und ihn zielsicher am Kopf traf.

Olivia ignorierte das Geplänkel. »Heißt das, du willst zum Crest Point gehen und diese Typen wieder belauschen?« Sie schien von der Idee nicht übermäßig angetan.

Mason schluckte den Bissen hinunter und leckte sich Schokolade vom Daumen. »Siehst du eine bessere Möglichkeit, wie wir an die Kerle rankommen?«

Grübelnd drehte Danielle an ihrer Haarsträhne. Der Gedanke, der schon eine Weile in ihrem Kopf gespukt hatte, nahm Gestalt an. »Was ist denn mit dem Kite-Festival am Samstag?« Das Barrington Cove Kite-Festival war eines der größten in der Umgebung. Von weit her kamen die Leute, um die kunstvoll gefertigten Drachen zu bewundern. Und ganz Barrington Cove war auf den Beinen. »Da treibt sich doch Gott und die Welt rum, und nach ein paar Drinks werden die Zungen lockerer. Immerhin kommt ein Großteil seiner Clique – oder sollte ich sagen Kunden? – auch dorthin, die hängen auch immer mit ihm am Crest Point ab. Wenn wir uns da mal umhören, bringt uns das vielleicht weiter. Der Schwachkopf Thompkins brüstet sich doch auch gerne mal mit seinen Taten.«

Mason warf ihr einen anerkennenden Blick zu. »Gar keine schlechte Idee.«

»Allerdings! Lasst es uns doch mal probieren, ich wollte eh dort vorbeigehen«, stimmte Olivia zu. »Schaden kann es nichts.«

Randy sah nicht besonders glücklich aus. Massenveranstaltungen waren nicht sein Ding. Aber schließlich war er überstimmt.

»Ich kann allerdings erst abends.« Danielle zog eine Grimasse. »Mein Dad hat so dusselige Geschäftsfreunde zu einem Segeltörn auf unsere Yacht eingeladen, weil er findet, dass man vom Meer aus den besten Blick über die Flug-Drachen hat.«

»Hey, so ein Trip mit dem Segelboot ist doch megacool.« Mason bekam einen schwärmerischen Blick.

Danielle grinste gequält. »Nicht immer. Ich darf den Sohn eines Geschäftsfreundes meines Dads bespaßen – so ein typisch-arroganter College-Boy-Schnösel. Seine Eltern sind auch dick mit dem Bürgermeister.« Schon beim Gedanken an den Schleimer gruselte es sie.

»Na, herzlichen Glückwunsch!«, sagte Olivia trocken und warf ihr einen mitleidigen Blick zu.

Danielle richtete sich in ihrem Sessel auf. »Wenigstens kommt Brandon, mein Bruder, auch mal wieder aus Harvard heim. Den kriegt man ja sonst nie zu Gesicht.«

»Ich wusste gar nicht, dass du einen großen Bruder hast«, sagte Randy erstaunt.

Danielle schluckte. »Na ja, ich glaube, er manchmal auch nicht.« In ihren eigenen Ohren klang ihr Lachen etwas schrill.

Mason wechselte das Thema. »Was machen wir denn eigentlich jetzt mit Marietta? Irgendwo sollten wir rausfinden, ob das Kind existiert.«

»Hast du eigentlich über diesen angeblich ermordeten Zirkusjungen Marek noch was rausgekriegt, Randy?«, fragte Danielle. »Immerhin könnte er der Vater sein.«

»Nein, gar nichts. Vom Erdboden verschluckt … zumindest, was ich datentechnisch aktuell rausfinden konnte. Allerdings bin ich mit den Akten auch noch nicht durch.«

»Ich hab auch schon ans Stadtarchiv gedacht«, sagte Olivia. »Und ich dachte mir, ob wir beide da mal vorbeigehen sollten? So als Reporter-Team für die Schülerzeitung.«

Mason nickte. »Das klingt nach einem Plan.«

Randy stimmte begeistert zu.

Auch wenn der Einbruch bei ihm immer noch nicht vergessen war, gab ihnen allen der Gedanke, aktiv etwas unternehmen zu können, neuen Auftrieb.


*

Ein MORDs-Team - Der komplette Fall Marietta King

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