Читать книгу Sternstunden - Andreas Wojak - Страница 7

Osterbotschaft aus Shanghai

Оглавление

Als ich – gemeinsam mit meinem Mann – 2019/2020 für ungefähr ein Jahr in Shanghai lebte, habe ich ein Whatsapp-Tagebuch für meine Familie und meine Freunde zu Hause in Deutschland geschrieben. Eintrag vom Abend des Ostersonntags 2020:

„Er ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden!“ lautet die Osterbotschaft und sie erreicht mich heute als Grußnachricht aller deutschen Christengemeinden in Asien, die wegen Corona keinen persönlichen Gottesdienst halten können und dies deshalb via Internet tun. Wir hier in der Anshun Road 389, im 25. Stock von Building 1, richten das Osterfest für unsere chinesischen Freunde aus, die dies zum allerersten Mal erleben.

Und wir machen es so, als täten wir es für unsere liebsten Menschen. Schon Tage vorher habe ich Osterkörbchen und Süßigkeiten zum Verstecken für die Kinder gekauft, Eierfarben im Internet bestellt, 30 handverlesene, fast weiße Eier hartgekocht und eingekauft wie ein Weltmeister. Lamm mit Ratatouille und Rosmarinkartoffeln als Hauptgericht, Salat mit Baguette vorweg und zum Nachtisch selbstgemachten Joghurt mit Erdbeeren in Vanillezucker – das ist mein Plan, weil ich weiß, das hätte ich auch für die Meinen in Deutschland gemacht. Wenn ich dort wäre, bei meiner Familie.

Hätte, könnte, wäre – der Flug nach Deutschland ist ins Wasser gefallen, und ich fange gleich nach dem Frühstück mit den Vorbereitungen für unseren Ostersonntag an. Wie sonst auch.

Ich erlaube es meinem Herzen nicht, schwer zu werden, denn allen, die mir wichtig sind, geht es gut, auch wenn sie nicht bei uns sind und wir ein Osterfest vorbereiten für Menschen, die unsere Sprache nicht sprechen und unseren Glauben nicht teilen.

Diese lieben Menschen, die wir heute an unseren Tisch geladen haben, malen mit viel Freude die Ostereier an und suchen vergnügt die versteckte Schokolade. Dann essen sie tapfer ein bisschen Salat – schmeckt sehr sauer, finden sie. Und das Ratatouille? Na ja … Das Lammfleisch ist okay und die Ofenkartoffeln auch. Erdbeerquark, hmmmm, good!, davon isst jeder zwei bis drei Portionen, und sie lachen, als ich ihnen erzähle, dass meine Söhne jetzt bestimmt neidisch auf sie wären, weil das ihr liebster Nachtisch ist: „Erdbeerjoghurt, so wie du ihn machst, Mama, ist einfach das Beste überhaupt!“

Auf einmal verstehe ich, was anders werden muss auf dieser unserer einen Welt. Hier in Shanghai sitzen jetzt die „Meinen“ an diesem Tisch, auch wenn ich die „anderen Meinen“ zu Hause in Europa sehr vermisse. ‚Wir müssen einander lieben oder untergehen!‘ geht es mir durch den Kopf und ich klatsche mit der kleinen Kerry vor Freude in die Hände.

Ich winke unseren Freunden nach, als sie mit ihren Oster-Schätzen in den Fahrstuhl steigen, und schicke einen Gruß nach Hause: „Ich wünsche Euch frohe Ostern, wo immer Ihr gerade seid. Ich habe heute sehr gut für Euch gekocht! Bleibt gesund, bleibt behütet!“

Steffi Kujadt

Das Glück ist das einzige,

das sich verdoppelt,

wenn man es teilt.

Albert Schweitzer

Sternstunden

Подняться наверх