Читать книгу Die Bibel - ein menschliches Buch - Angela Madaus - Страница 11

4. Bibelrhetorik

Оглавление

Zugang zum Christentum fanden in der Spätantike zunächst eher einfachere Leute und Frauen. So nennt die Apostelgeschichte neben Barnabas und Timotheus einige Frauen, wie Priscilla, Aquila und Lydia, als Mitarbeiterinnen von Paulus. Vor allem Gebildete taten sich jedoch oft schwerer. Die Ablehnung hatte mehrere Gründe. Ein nicht unbedeutender Grund war literarischer Art. Man kann sich vorstellen, dass die Psalmen aufgrund ihrer sprachlich gebundenen Form noch am ehesten auf Wohlwollen stießen. Anders stand es jedoch mit den Evangelien. Deren Sprache wurde als simpel und kunstlos empfunden, ihr Sujet war zudem abstoßend, handelten sie doch ausschließlich von gewöhnlichen Menschen, ja sogar von Minderwertigen und Geächteten, wie Fischern, Zöllnern und Huren, die – gesellschaftlich provokant – auch noch erhöht und als Maßstab vorgestellt wurden.

Die Verbreitung der christlichen Lehre konnte deshalb nur über die Aneignung und Nutzung bekannter Regeln der Textbehandlung und der Stilistik, die dann eben auch für die Vermittlung biblischer Inhalte genutzt wurden, geschehen, also über die Nutzbarmachung der antiken Rhetorik für die christliche Verkündigung. Dafür setzten im 4. Jahrhundert die hochgebildeten Theologen und Rhetoriker Ambrosius von Mailand und Augustinus von Hippo (Letzterer in: De doctrina christiana) Maßstäbe. In einer Doppelstrategie mussten zum einen die Verkünder der göttlichen Wahrheit, also die Kleriker, rhetorisch geschult werden (so Ambrosius in: De officiis ministrorum), zum andern musste sich die christliche Rhetorik von der paganen Rhetorik abgrenzen und ihre Überlegenheit beweisen. Predigt und Rhetorik gingen so eine Verbindung ein, die sich durch gegenseitige Abhängigkeit auszeichnete, ja geradezu zu einer Symbiose von Homiletik/ Predigtkunst und Rhetorik/Redekunst führte, wobei die Rhetorik rein funktional verstanden wird. Sie ist Instrument der Verkündigung, allerdings nach Auffassung der beiden Kirchenväter ein unverzichtbares.

Rhetorik ist … ein basales Verfahren, um das Wort Gottes…zu erklären, zu verbreiten und zu schützen.

(Sophia Vallbracht, S.182)

Die Bibel - ein menschliches Buch

Подняться наверх