Читать книгу Helden, ihre Frauen und Troja - Angelika Dierichs - Страница 13

Schriftliche Quellen, lesefreundlich aufgearbeitet

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Populärwissenschaftliche Behandlungen des griechischen Mythos sind durchaus legitim, aber sie erfordern Grundinformationen, die ich gekürzt nach Udo Reinhardt wiedergebe: Im 8. Jh. v. Chr. entstand neben der weiterwirkenden Sängertradition – also den mündlichen Vorträgen mythischen Geschehens – die Möglichkeit, durch das übernommene phoinikische Konsonantenalphabet, einzelne Mythen aufzuschreiben und zu fixieren. Dadurch ergab sich ein Grundsystem des Mythos. Dieses galt im gesamten griechischsprachigen Kulturraum vom kleinasiatischen Ionien bis nach Westgriechenland (Unteritalien und Sizilien). Somit entwickelte sich aus der anfangs improvisierenden Gestaltung von Dichtung eine reproduzierende bzw. reproduzierbare Tradition.

Zwei vollständig erhaltene Großepen, die „Ilias“ und die „Odyssee“, gehen auf Homer zurück oder sind unter Homers Namen tradiert. Sie berichten vom Geschehen rund um Troia, das außerdem in fünf kürzeren frühgriechische Epen thematisiert wird, die zwischen 700 und 650 v. Chr. im Rahmen des so genannten „Epischen Kyklos“ entstehen, aber in späteren Zeiten verloren gehen. In Ihren Grundzügen lassen sie sich rekonstruieren durch eine spätantike Inhaltsangabe (s. die „Chrestomathie“ des Proklos, 3./4. Jh. n. Chr.?) und durch Texte der Mythographen Apollodor und Hygin (1./2. Jh. n. Chr.). Mythographen sichten Schriftzeugnisse, filtern Bestandteile älterer Mythen heraus, ordnen und deuten sie.

Obgleich die fünf partiell erschließbaren Epen (Kyprien, Aithipois, Ilioupersis, Kleine Ilias, Nostoi) nur durch Experten – nach nicht hoch genug einzuschätzenden Studien – auswertbar sind, müssen sie hier einbezogen werden, weil mehrere recht bekannte Episoden, die mit den Troianischen Helden zu tun haben, aus eben diesen verlorenen Epen stammen. Zwingend für das Verständnis all der griechisch-troianischen bzw. troianisch-griechischen Geschichten sind m. E. somit Informationen und Überblicke zu allen oben erwähnten Schriftquellen.

Durch die zunächst kurzen Erwähnungen von Ereignissen in den hier folgenden Zusammenfassungen und durch die daraufhin längeren Erzählungen in den Kapiteln zu den einzelnen Helden entstehen zwar Wiederholungen, aber sie sind intendiert, weil dem Gros der Leserschaft eine den Einzelpassagen vorangehende systematische Aufbereitung der unterschiedlichen Quellentexte hilfreich ist, um sich im Heldenwald zurechtzufinden, dessen Protagonisten diffizil untereinander vernetzt sind über familiäre Herkunft, persönliches Interesse und göttliche Manipulation, d.h. nur bedingt geradlinig nachvollziehbare Lebensläufe und zudem unterschiedlich überlieferte Lebensläufe aufweisen.

Helden, ihre Frauen und Troja

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